Secret Destiny - Teil 7

Autor: Noa
veröffentlicht am: 02.11.2012


Hallo ihr Lieben ((:
Ich bin endlich aus dem erholsam zurück und kann euch den nächsten Teil einschicken! Ich glaaube ich habe hier einiges verpasst...
Naja, ich wünsche euch mefa viel spaß beim lesen ;)

vlg Noa

Kapitel 7 - Arbeit

Am nächsten Morgen musste ich schon früh aus dem Bett und reckte mich erst einmal. Das Ausschlafen konnte ich mir für die nächsten fünf Woche abschminken. Heute war Donnerstag und hoffentlich durfte ich am Wochenende ausschlafen. Ob Janis auch zur Arbeit kam? Wenn Liv die Vertretung vom Chef war, dann musste sie wohl die meiste Zeit im Café verbringen. Die anderen beiden Mädchen schienen ein wenig komisch zu sein. Wenn ihr Lächeln sich über ihr komplettes Gesicht breitete, kam es mir so vor, als ob ihre Wangen gleich einrissen. Aber wenigstens würde nur einer der Personen mich stören. Janis.
Auf dem Weg zum Café erhob sich die Sonne mit ihren hellen Strahlen über den Dächern der Häuser. Ein angenehmes, erfrischendes Feeling überkam mich, als ich merkte dass dieser Tag ebenfalls hellblau und warm werden würde.
Vor dem Café griff ich nach der Stange zum Öffnen, aber ich hatte keinen Schlüssel für hinein und es öffnete erst in einer knappen halben Stunde. Mit meinen Händen und meinem Gesicht drückte ich mich gegen die Scheibe, um jemanden drinnen erkennen zu können. Jedoch war alles leer, kein Licht, sowie keine Menschenseele. Aber der Chef meinte doch, ich sollte um sieben Uhr antreten.
Da tippte jemand auf meine Schulter und erschrocken zuckte ich zusammen. Mit einer langsamen Umdrehung, wer mich da wohl entdeckte, wandte ich mich nach hinten. Janis warf mir ein Lächeln zu.
„Guten Morgen! Hat dir der Chef nicht gesagt, dass wir durch die Hintertür hinein und hinausgehen?“, fragte er und streckte seinen Daumen um das Gebäude herum.
„Morgen. Nein, hat er nicht.“, antwortete ich und seufzte.
„Dann folg mir.“, bat er. Janis war ganz normal angezogen. Ich hingegen bemühte mich etwas Feineres anzuziehen, da ich davon ausging an der Theke zu arbeiten. Aber nach Janis Blick zu urteilen, wie er meinen Blazer und die Seidenhose betrachtete, war es für ihn etwas lachhaft. Ständig schaute er zu mir zurück. Dafür gab es zwei Bedeutungen, etwa er kontrollierte, ob ich noch hinter ihm her spazierte oder er fand meinen Aufzug tatsächlich hemmungslos übertrieben. In einer engen kleinen Gasse, die gleich neben der Hintertür endete, stand ein großer Container, zugestopft mit Müllsäcken.
„Vielleicht sollte ich dir noch etwas sagen.“, meinte Janis, bevor er mit mir hinein ging. „Sei mir nicht böse, aber leider wirst du ... tja ...“, stammelte er zum Schluss und kam nicht wirklich weiter mit seinem Satz. „...du wirst eher für die Dreckarbeit eingeteilt.“
Ich schnippte ahnend mit den Fingern, da ich nicht wollte, dass er sich daran erfreute, wenn ich ein schockiertes Gesicht gemacht hätte. Mein freundliches Lächeln ließ ihn die Fassung verlieren.
„Hatte ich mir schon gedacht. Ich hoffe, dass ich meine Sachen nicht dreckig mache. Das wäre wirklich zu schade.“
„Ich kann dir leider auch nichts anderes zu teilen. Nicht einmal Liv kann das. Aber ich hätte andere Kleidung für dich. Die Kundschaft bekommt dich sowieso nicht zu sehen.“, meinte er und zum Schluss setzte er ein gequetschtes Lächeln auf.
„Du kannst sie mir ja zeigen.“
Janis öffnete massive Stahltür, ohne einen Schlüssel zu benutzen und wir standen in einem, circa ein Meter breiten, Flur mit Holzboden und weißer Wandfarbe. Vom Ende des Ganges drang Licht hindurch und als ich an einer Gablung stand, konnte ich mich orientieren. Wenn man rechts den Flur weiterlief kam man zum Chef und links war der Ausgang zur Küche und der Theke. Aber Janis hielt noch vor dem Ende an einer weiteren Tür und öffnete sie. Dort war eine noch ziemlich große Abstellkammer in die man sich ohne Ducken und Quetschen hineinstellen konnte. Er packte meinen Arm und drückte mich hinein. Sein Zeigefinger zeigte auf eine Plastiktüte in der dunkelblaue Kleidung der Inhalt war.
„Das ist ein T-Shirt und eine bequeme Leggins. Die werden dir das Arbeiten einfacher machen. Ich werde vor der Tür stehen bleiben und darauf achten, dass niemand hinein kommt.“
Ich warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
„Was ist? Denkst du ich gucke?“, fragte er empört, aber ein kleiner Ton in seiner Stimme lautete: Ich weiß, ich darf nicht, aber ich würde gern.
Er schloss die Tür und ich wusste, dass ich in meiner jetzigen Kleidung, nach der Arbeit, mein Verweigern bereuen würde. Deshalb zog ich mich rasch um und es sah überhaupt nicht so schlimm aus, wie ich anfangs dachte. Die schwarze Leggins war zwar hauteng, aber dafür sehr bequem. Das lässige weite T-Shirt war so gewöhnlich, das jeder es hätte herstellen können. Die flachen Stoffschuhe wirkten mit den restlichen Kleidern an mir, als ob ich daheim an meinem Fenster säße und es mir gemütlich machte. Auch wenn draußen schon fünfundzwanzig Grad herrschten, war die Leggins sonderbar porös. Ich klopfte gegen die Tür und Janis öffnete sie. Mit einem neugierigen Blick schaute er mich an und anscheinend schien es für ihn nicht allzu schlimm zu wirken.
„Sieht doch gar nicht schlecht aus. Durch diese Tür dort-“, sagte er und zeigte mit dem Zeigefinger auf den Ausgang zu der Theke. „wirst du heute sowieso nicht gehen. Am besten ist, wenn du dich beim Chef meldest, deine Unterlagen abgibst und dir dann deine erste Aufgabe zugeteilt wird.“
„Ok.“, sagte ich, wollte schon in die richtige Richtung gehen, als mir noch etwas einfiel. „Danke, Janis.“
Ich drehte mich nicht um, wusste aber dass sich ein Lächeln auf seinem Mund ausbreitete. Anschließend öffnete sich die Tür zu der Küche und fiel wieder zu.
Am Büro des Chefs klopfte ich zart, als ein starkes Räuspern und ein gequollenes Ja ertönte. Ich drückte den Griff hinunter und trat mit einem freundlichen Lächeln ein.
„Ah! Frau Kostan. Legen Sie die Unterlagen hier auf meinen Schreibtisch und dann kommen wir zu ihren Fragen.“, sagte er und zwirbelte seinen Schnauzer über seiner Oberlippe. Seine kurzen gelockten blonden Haare glänzten stark im Licht. Es gab zwei Optionen für so etwas, fettiges Haar oder drei Kilo Haarspray. Ein Schauder lief über meinen Rücken. Durch seine eng aneinander liegenden Augenbrauen blickte er kontinuierlich mürrisch drein.
„Also, du verdienst pro Stunde neun Euro. Das ist eine Menge Geld, aber du hast es dir verdient, wenn du in sechs Wochen die Arbeit fertig hast. Eigentlich hatte ich vorgehabt dich zu Liv zu schieben, aber Janis braucht Hilfe bei der Gartenarbeit.“, erklärte er und griff inzwischen nach meinem Umschlag. Seine Augenbrauen hoben sich, als er meinen Lebenslauf anschaute. „In der Küche muss auch noch einiges repariert werden, ein Abfluss ist in der Damen Toilette kaputt und vor allen Dingen muss das Unkraut zwischen den Pflastersteinen im Innenhof weggekratzt werden.“
In mir begann mein Kopf immer mehr zu platzen? Gartenarbeit? Abflussrohr? Das klang tatsächlich nach Drecksarbeit. Und dann musste natürlich Janis mein Kollege sein, aber die anderen Mädchen taten die Arbeit bestimmt nicht. Wenigstens bekam ich dafür gutes Geld. Es war aber auch der einzige Trost für mich.
„Gibt es jetzt noch Fragen deinerseits?“, fragte er und schob die Unterlagen in den Umschlag hinein.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Meine Fragen sind alle beantwortet.“
„Gut. Dann lauf am besten durch die Küche und halte Ausschau nach Janis. Falls du nicht weißt, wer er ist, frag Liv.“
Ich nickte und verabschiedete mich. Mein Weg führte durch den kleinen Flur, an der Küche vorbei und landete direkt hinter den Theken des Cafés.
Kimberly, das Mädchen mit den gelockten dunkelbraunen Haaren kam auf mich zu.
„Hey! Ich habe von Liv erfahren, dass du hier arbeiten wirst. Das finde ich total cool!“, jubelte sie und warf mir ein traumhaft süßes Lächeln zu. Ihr Gesicht ähnelte dem eines noch kleinen Kindes. Aber ich wusste, das Kimberly schon älter war. „Aber dann habe ich erfahren, dass du nicht mit mir an der Theke stehen wirst, sondern als Handwerkerin arbeiten musst.“ Sie seufzte enttäuschend, als ob sie es furchtbar Schade fand, nicht mit mir zusammen zu arbeiten. „Louis tut das immer. Sobald sich irgendjemand, ob weiblich oder männlich, nur für ein paar Wochen anbietet, muss er ackern.“
Sie stemmte einen Arm in die Hüfte und rollte ihre Augen zur Decke. „Aber warum muss dann Janis immer als Hausmeister einspringen, ob er das so wollte ... andernfalls, er und Kellnern?“ Sie verlor sich in ihren eigenen Gedanken und ich fühlte mich ausgeschlossen. Hatte sie vergessen, dass ich vor ihr stand? Meine Augenbraue zog sich nach oben, wobei mein Mundwinkel sich unangenehm verzerrte.
„Tja, wo ist denn Janis?“, fragte ich und ließ suchend meinen Blick über das Lokal schweifen.
„Oh! Verzeihung! Du musst dort hinten ...“, rief sie und streckte ihren Zeigefinger an einen hinteren Ausgang, der nach draußen führte, hin. „...durch eine Tür gehen und anschließend triffst du auf ihn.“
Ich lief vor die Theke und folgte ihrer Richtungsangabe.
„Danke, Kimberly.“, sagte ich und sie lächelte mir zu.
Ich befolgte selbstverständlich ihren Rat und lief nach draußen zu einem Innenhof. Die Fenster, die das Lokal zeigen sollten, waren durch Rollläden abgedeckt. Ein großer, grüner Ahornbaum bedeckte am Himmel beinahe den recht großen Innenhof. Die Sonne gab ihr Bestes, um den Boden mit ihren Strahlen zu erreichen. Janis kam gerade mit einer Tüte und angezogenen Handschuhen auf mich zu.
„Ist alles glatt gelaufen?“, fragte er.
Ich nickte.
„Alles klar. Pass auf. Der Baum hat ein paar Blätter verloren und das Unkraut zwischen den Pflastersteinen muss weggemacht werden. Alles reine Handarbeit!“, erklärte er und ich riss meine Augen auf. Die Pflastersteine waren winzig und wenn ich mir vorstellte, alles mit meinen Händen, jede einzelne Rille davon aufzukratzen, wurde mir fruchtbar schlecht. Janis erkannte meinen erschrockenen Blick sofort und begann laut zu lachen. Auch wenn ich nicht wirklich wusste, was so lustig zu sein schien, schmunzelte ich. Sein Lachen klang wie Musik. Es war wunderschön.
„Das war ein Witz, Jule! Denkst du wirklich ich wäre so gemein? Die Blätter machen wir mit einem Laubsauger zusammen und anschließend werde ich das Unkraut wegmachen mit einem anderen speziellen Gerät.“
Ein Stein fiel mir vom Herzen. Aber seine Ansage klang wirklich ernstgemeint.
„O-Okay. Aber da sind wir doch heute schon durch damit.“
Ich hatte mir vorgenommen mich mit Janis in den nächsten Wochen besser anzufreunden, um herauszufinden, was der Grund für meine Entführung an jenem Abend war. Er schwieg und tischte mir eine Lüge über Cailan auf, damit er sich herausreden konnte. Aber nicht mit mir! Wenn ich erst einmal die Wahrheit wusste, dann konnte er etwas erleben.
„Ja, klar. Wir haben viel Zeug zu erledigen. Unten ist ein Lagerraum und da muss etwas repariert werden. Es gibt einen Rohrbruch.“, erläuterte er wie die weiteren Wochen vergehen werden.
„Ist das nicht etwas für Fachmänner?“, fragte ich verwirrt. Janis war selber noch sehr jung. Wie konnte er so viel wissen?
„Du kennst mich eben viel zu wenig, Jule.“
Ich rümpfte die Nase. „Da bin ich ja mal gespannt. Das schaffst du doch nie im Leben.“ Ein kleines spottendes Lachen entschlüpfte aus meinem Mund.
„Okay.“, rief er und schmiss die Tüte zu Boden. Ein finsteres Lächeln grub sich in sein Gesicht. Auch wenn es etwas unheimlich wirkte, war es in meinen Augen freundlich gemeint. „Wenn ich den Rohrbruch nicht reparieren kann und wir einen Fachmann brauchen, spucke ich die Wahrheit über den Abend aus, über den du die ganze Zeit grübelst. Falls ich es doch schaffe, ...“ Mein Herz sprang in die Höhe. Keine Ahnung, warum man es so deutlich in meinen Gesicht ersah, dass ich tatsächlich noch immer über den vergangenen Abend nachdachte, aber es wäre genau das was ich wollte. Die Wahrheit. Der Sieg war mir so gut wie sicher. Janis konnte keinen Rohrbruch reparieren. Aber warum zögerte er nun? Was musste ich nun einstecken, falls ich verlor?
„...dann musst du mit mir essen gehen.“
Mein Mund klappte auf. War das sein Ernst? Meine Augenbrauen versuchten einander zu berühren. Wieso denn ein Dinner zu zweit? Es gäbe doch noch so viele andere Sachen. Ich seufzte und meine Lider schlossen sich. Nein, Janis konnte nicht gewinnen. Ausgeschlossen. Allein die Vorstellung, dass ich endlich die Wahrheit erfahren könnte. Das Risiko war es mir wert. Außerdem, was sollte an einem Essen schon so Furchtbares dran sein, falls ich scheiterte? Auch wenn ich Janis noch immer ein wenig misstraute, bildete sich kein schlechtes Bauchgefühl in mir.
„Also gut.“, willigte ich ein und sein Grinsen wurde breiter.
„Oh Mann, ich hab ja jetzt schon gewonnen.“
Ich lachte.
„Das denkst aber auch nur du.“
Tatsächlich verging der Tag wie im Fluge. Die Blätter waren zusammen gekehrt, das Unkraut durch einen Brenner verbrannt und der Innenhof sah schon viel freundlicher aus.
Liv öffnete die Tür.
„Hey, ihr Zwei!“, rief sie und unsere Augen wandten zu ihr. „Ihr habt zwar erst in knappen fünfzehn Minuten Feierabend, aber das Café hat schon geschlossen und es sind noch ein paar Kaffeestückchen übrig. Ihr habt es euch verdient!“
Meine Lippen leckten sich schon nach dem Essen. Mir war überhaupt nicht aufgefallen, dass es schon nach drei Uhr war. Die Pause hatte ich auch mit Janis durchgearbeitet. Es fielen zwischen uns nicht besonders viele Worte, aber er erklärte mir einiges was die Technik anbelangte. Ich durfte sogar mit dem Unkrautbrenner einige Stellen verbrennen. Es macht mir auf irgendeine Art Spaß. Ich gab zu, mit dem Laubsauger ärgerte ich ihn ein wenig, indem ich das Rohr auf ihn zielte. Zuerst warf er mir nur böse Blicke zu, aber irgendwann spielte er mit. Ich musste viel lachen und hätte nicht gedacht mit Janis so viel Spaß erleben zu dürfen. Ich schätzte ihn eher für den vernünftigen jungen Mann ein, dem war aber nicht so.
Drinnen mampfte ich hungrig ein Puddingstückchen, das ausgezeichnet schmeckte.
„Wow, das schmeckt unglaublich gut.“, sprach ich mit vollem Mund und merkte gar nicht das Liv und Kimberly schmunzelnd zu mir herübersahen. Ich räusperte mich und meine Wangen wurden rot. Ich hatte mich dem Geschmack hingegeben.
„Das freut mich.“, lachte Liv und blickte zu Janis, der Seines schon aufgefuttert hatte. Ich hatte ihm nicht einmal dabei zugesehen, sondern mich voll und ganz auf mein eigenes Essen konzentriert. Mich hätte es interessiert wie sich seine Züge beim Essen verhielten oder was für einen Ausdruck er zeigte. Es mag merkwürdig klingen, aber Janis essen zu sehen, schien für mich ein unentdecktes Phänomen zu sein. Durch seine coole, gelassene, aber auch witzige Art, lag das Verhalten beim Genießen des Essens nicht in meiner Vorstellungskraft.
Ich bedankte mich für das Kaffeestückchen, woraufhin Liv meinte: „Du kannst jeden Tag eines bekommen. Da du nun für das Café arbeitest, soll es eine Art Dank darstellen. Du bist wirklich Janis eine große Hilfe.“
Er hob die Augenbrauen hoch und starrte Liv an, nach dem Motto: Das hätte ich auch allein geschafft.
Gegen halb vier verließ ich das Café, hatte mich jedoch noch umgezogenen und die ausgeliehenen Sachen dagelassen. Meine Nase sog die frische, warme Sommerluft ein und ich lächelte der Sonne entgegen. Ich war froh über den Feierabend und verstand selber nicht, warum mir das Arbeiten so einen unglaublichen Spaß gemacht hatte. Lag es an Janis? Nein. Unmöglich.
Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und prüfte meine Nachrichten. Keine Nachricht von Mama, Papa oder meiner kleinen Schwester. Was wohl Liana den ganzen Tag trieb? Mama arbeitete und Papa bekam ich sowieso nie zu Gesicht. Da nun die ersten Gäste in der Pension wohnten, musste es doch total einsam sein. Aber wer war wohl der neue Rezeptionist nachts? Hoffentlich kein alter Opa oder Ähnliches.
Als ich die Tür betrat, spürte ich jemanden anderen im Raum. Mein Blick schweifte zur Rezeption neben dem Fahrstuhl und der Treppe. Als ich den neuen Rezeptionist ersah, schlug ich meine Augenbrauen hoch und begutachtete ihn misstrauisch. Er war ziemlich jung und warf mir ein Grinsen zu. Ich lief auf ihn zu und blickte ihn mit gutem Auge an.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er und mir entglitt ein Lachen.
„Ich wohne hier.“, sagte ich kurz und in mein Ton klang ganz und gar nicht freundlich.
Seine dunkelbraunen Haare bedeckten zur Hälfte seine Ohren. Auf irgendeine Weise konnte ich ihn nicht wirklich leiden, auch wenn er nur vier kleine Worte sagte. Sein Ausdruck schien auch nicht finster oder seltsam zu wirken, eher im Gegenteil, freundlich und hilfsbereit.
„Oh, Verzeihung! Sie müssen die Tochter von Herr Kostan sein. Entschuldigung!“, rief er erschrocken.
„Sag mal, du bist doch mindestens achtzehn oder vielleicht sogar jünger? Hast du eigentlich eine Ahnung was du da machst?“, sprang mir die unverschämte Frage aus meinem Mund, die sich schon die ganze Zeit aus meinem Kopf drücken wollte.
„Ich bin eigentlich einundzwanzig und ich sehe es mal als ein Kompliment, Frau Kostan. Außerdem kann ich Sie beruhigen, ich bin ausgelernter Rezeptionist.“, blieb er ruhig, aber sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Jetzt sah es eigentlich eher traurig aus. Er musste gemerkt haben, dass ich ihm gegenüber unfreundlich wurde. Es war beinahe wie ein Hundeblick, denen ich so gut wie gar nicht widerstehen konnte.
„Entschuldigung. Ich bin manchmal ein wenig gemein zu fremden Personen. Nimm es mir nicht übel. Und duze mich bitte in Zukunft. Ich bin nicht dafür geeignet gesiezt zu werden.“
Sein Lächeln erblühte wieder.
„Alles klar, Jule.“
Ich grinste verzerrt und verschwand nach oben, nachdem ich ihm eine gute Nacht wünschte. Mein Name verbreitete sich anscheinend schnell. Trotzdem sah er in meinen Augen noch immer wie ein kleiner Junge aus.
In meinem Zimmer war ich so froh endlich den Tag hinter mir zu lassen und noch fernsehen zu können.
Als ich gerade dabei war, mein Shirt auszuziehen, um schlafen zu gehen, hörte ich ein Klirren an meinem Fenster.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz