Secret Destiny - Teil 2

Autor: Noa
veröffentlicht am: 04.10.2012


Es geht endlich mal weiter!! Hoffe, das Interesse ist noch nach solanger Wartezeit noch da ;)
Auf jeden Fall taucht die erste männliche Person auf. Viel Spaß beim Lesen!!

Noa



Kapitel 2 – Neue Umgebung

Am nächsten Morgen wachte ich mit dem Sonnenlicht im Gesicht auf. Die Wärme kitzelte meine Nase und mein Lächeln zog sich in die Länge. Was für ein wundervoller Morgen!
Nachdem ich mich endlich umgezogen hatte, dunkle Röhrenjeans, lässiger Kapuzenpullover und pinke, flauschige Socken, schlenderte ich in den Flur. Die letzte linke Tür war die Küche, wodurch man schon unten am Türspalt Schatten erkannte. Dumpfe Stimmen drangen aus dem Raum und die anderen fünf Türen waren geschlossen.
Ich bewegte mich nach links und legte meine Hand auf den Türgriff. Noch ein kurzes Gähnen bevor sich die Tür endgültig öffnete.
„Morgen alle zusammen!“, rief ich schlaftrunken und versuchte die Küche zu analysieren. Strahlend weiße Wände blendeten meine Augen, matte metallische Küchenschränke, sowie Theken schienen in mein Gesicht. Ich blinzelte eine Weile und versuchte meine Familie zu erkennen, die am Tisch saß und mich mit einem breiten Lächeln anschaute.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte meine Mutter und hielt ihr Marmeladenbrot in die Höhe. „Komm! Iss etwas!“
Ich nickte gähnend und setzte mich ans Fenster. Die warmen Sonnenstrahlen tauten meinen steifen Nacken auf.
„Heute wäre es schön, wenn ihr zwei vielleicht die Pension nicht betreten würdet. Papa muss den ganzen Tag mit einem Gesundheitsinspektor alles bis aufs kleinste Detail kontrollieren. Er wird heute Nachmittag gegen fünfzehn Uhr aufkreuzen. Ihr könntet spazieren gehen.“, erklärte sie und deutete mit den Finger aus dem Fenster in die Wälder. „Hier gibt es einen kleinen Pfad, der über die kilometerlange Wiese führt, bis zu einer Brücke, wo ihr anschließend in den Wald könntet.“, sie schluckte ihr gekauftes Stück Brot hinunter. „Ich wäre ja gerne mit euch in die Stadt gefahren, aber dort ist an einem Sonntag nichts los.“
Ich nickte einverstanden und rollte mit den Augen zu Liana, die genüsslich ins Brot biss.
„Ok, Mama. Wann sollen wir wieder da sein?“
„Noch bevor die Sonne unter geht. Ich möchte nicht, das meine Kinder in einem dunklen Wald herumlaufen.“, antwortete sie und Papa legte dabei eine Hand auf meine Schulter.
„Du bist bestimmt verärgert wegen des Umzugs, oder?“, fragte er und lenkte vom Thema ab.
„Ich...“, stammelte ich und konnte keine passende Antwort auf seine Frage geben. Einerseits wollte ich ihn nicht kränken, wenn ich ihm als Antwort gäbe, dass es hier ätzend und langweilig war, obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte, was mir die neue Umgebung bot. Anderseits hatte ich die Hoffnung, dass er mit einer beleidigenden Aussage von mir, die Sachen packte und wir wieder in unsere alte Heimat zurückkehrten. Aber dieser Gedanke war so unwahrscheinlich, wie das Wiedersehen mit meinen Freunden.
„Schon gut.“, sagte er schließlich und klopfte auf meine Schulter. „Du wirst sehen, in ein paar Tagen möchtest du überhaupt nicht mehr weggehen.“
Er lachte kurz auf und verschwand nach unten zur Pension. Auf einer tickenden runden Uhr, über der Tür der Küche, standen der kleine Zeiger kurz vor der Zwölf und der Große auf der Neun.
„Habe ich so lange geschlafen?“, dachte ich laut nach und meine Mutter nahm meine Hand.
„Das ist ein gutes Zeichen. Du fühlst dich also wohl in deinem Zimmer.“, lächelte sie und strich mit den Fingern über meinen Handrücken. Liana legte ihr Messer auf den Teller und wusch sich ihren Mund ab. „Ich möchte für euch wirklich nur das Beste und der Umzug war die einzige Chance weiterzuleben. Wie lange hätte es gedauert bis ich in Berlin einen neuen Arbeitsplatz gefunden hätte? Papa hat auch direkt den Umzug in die Pension vorgeschlagen. Es war der Traum eures Opas. Ihr müsst das bitte verstehen.“
Ich zog beide Augenbrauen zusammen und warf ihr einen verärgerten Blick zu.
„Ach ja? Mag zwar sein, dass ich mich irgendwann wohl fühlen werde, aber das wir aus Berlin heraus mussten, nur weil du auf der Arbeit Mist gebaut hattest und dir dein Chef die Kündigung gereicht hatte, das werde ich wohl nie verstehen.“
Tanja blickte zum Boden und es schmerzte sie, als ich ihr diese harten Worte an den Kopf warf. Das war wirklich gemein von mir. Aber in dem Moment war ich so sauer, als sie sagte, sie würde nur das Beste für uns wollen. Das stimmte nicht! Hätte sie damals bloß diesen Fehler nicht begannen, dann... Aufregung brachte sowieso jetzt nichts.
„Es tut mir leid.“, hauchte sie und Trauer stieg in ihr empor. Natürlich bereute sie ihre Tat, aber noch viel mehr, dass es auch ihre eigene Familie betraf.
„Wie oft habe ich diese drei Wörter schon gehört?“, keifte ich und stand ohne mein Frühstück zu beenden auf. Mit einem letzten wütenden Blick verließ ich die Küche und Liana folgte mir.
„Wo gehst du hin?“, rief sie mir nach. „Mama ist jetzt traurig.“
„Liana!“, sagte ich genervt und drehte mich zu ihr um. „Bleib bei Mama, ich werde das Haus erst heute Abend wieder betreten.“
„Du bist so ‘ne Zimtzicke! Immer machst du alles kaputt!“, motzte sie und lief in ihr Zimmer. War ich wirklich an dem ganzen Theater jetzt Schuld? In letzter Zeit suchte ich sowieso ständig Streit, da mir alles zu viel wurde. Angefangen hatte alles mit der Wahrheit um meine Adoption, als kleines Kind. Keine richtigen Eltern, das Verlassen meiner Freunde, der Umzug, Papas Schnapsidee mit der Pension... Alles viel zu viel...
Als ich meine Schuhe anhatte, in meine kleine Umhängetasche Essen, Trinken und mein Handy hineinsteckte, verließ ich das Haus und lief den kleinen Pfad entlang, den Mama mir riet.
Es war der wunderschönste Anblick den ich je gesehen hatte. Der Pfad bestand nur aus einem kleinen Teil Erde und sah wie eine dunkle Linie in dem leuchtenden, grünen Gras aus. Die Sonne war angenehm warm, die sich wie eine Decke um meinen Körper schlang. Der Windhauch wehte mein kupferblondes Haar nach hinten, durchwühlte meinen Seitenpony und zog meine glatten Strähnen in die Länge. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper, als es immer angenehmer wurde.
Am Ende der Wiese fand ich eine kleine Brücke und den Fluss, der praktisch eine Grenze zwischen dem Wald und der Wiese bildete. Mit einem Satz lief ich über das massive gebogene Holz und landete auf der anderen Seite.
Die gefüllten Laubbäume und einzelne Tannen verdichteten die Oberfläche, sodass nur sehr wenig Licht an den Boden gelangte. Gefallene Blätter und abgeknickte Äste lagen zwischen meinen Füßen. Außerdem streiften etliche Tiere und Vögel herum, die bei meinem Erscheinen sofort die Flucht ergriffen.
Während meines Weges dachte ich viel nach. Wie wird meine neue Schule sein? Werde ich überhaupt Freunde finden? Was ist mit dem Unterricht? Eher interessant oder zum Einschlafen? Komme ich mit der Pension klar...?
Die Fragen waren unendlich, wenn es doch nur die passenden Antworten dazu gäbe. Aber etwas anderes sagte mir auch, das sich etwas Gewaltiges ändern würde. Bei dem Gedanken pochte mein Herz und ich fing an zu schwitzen. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn. Mit einem tiefen Atemzug setzte ich mich auf einen Baumstumpf und schaute mich um. Ich fände es schöner, wenn es einen Ort gäbe an dem ich mich hinlegen könnte, meinen Blick auf den Himmel richtete und die Wärme der Sonne genoss. Aber weit und breit waren nur Bäume und Sträucher. Aus meiner Tasche entnahm ich mein Handy. Kein Signal! Es wunderte mich auch nicht wirklich. Schließlich saß ich mitten in einem Wald, weit weg von der Pension.
Nach einer Weile wurde es langweilig. Es passierte nichts interessantes, zwei Stunden vergingen bis jetzt nur und noch immer durfte ich die Pension nicht betreten. Die Minuten wurden zu Stunden und es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Dabei entglitt mir ein Gähnen. Ich wollte mich hinlegen, aber zwischen den dreckigen Blättern und den stechenden Ästen war es zu ungemütlich. Also beschloss ich meinen Weg zurück zu gehen und mich vor der Brücke auf die Wiese zu legen. Die Vorfreude auf einen gemütlichen Schlaf trieb mich an und statt zu gehen, lief ich zu meinem Ziel.
Mitten auf der Brücke blieb ich stehen, blickte ins fließende Wasser, das ein angenehmes Plätschern erzeugte, da der Boden durch einzelne, herausstehende Steine gestoppt wurde. Der Himmel war klar und ein natürlicher, lebendiger Duft stieg mir in die Nase. Ich blickte ins Wasser, um mein Spiegelbild darin zu ersehen. Durch die leichte Strömung verzerrte das Bild und ich erkannte nur meine leuchtenden kupferblonden Haare. Schon allein die Farbe verriet mir, dass sie nicht in die Familie passte. Mama hatte Dunkelblonde, Liana Hellblonde und Papa beinahe schon Grau-Schwarze. Manchmal kam ich mir wie der schwarze Fleck auf dem so perfekten weißen Tuch vor. Unpassend, anders und falsch. Das Gefühl würde wohl nie aus meinem Kopf verschwinden. Es war ein Teil von mir geworden.
Mit verschränkten Armen legte ich meinen Kopf darauf und blickte dem Wasser nach. Genüsslich schloss ich meine Augen und lauschte dem konstanten Plätschern.
Nach wenigen Minuten jedoch spürte ich einen leichten, kaum wahrnehmbaren Windhauch neben mir und öffnete meine Augen. Im Spiegelbild erkannte ich eine Person, die neben mir stand. Es war ein Mann, der genau, wie ich, aufs Wasser schaute. Erschrocken fuhr ich hoch und blickte mit entsetzten Augen in ein junges, makelloses Gesicht. Seine kurzen, frisierten Haare waren hellblond, beinahe wie die Sonne selbst und dunkelbraune Augen starrten in die Ferne. Seine Wangen waren unglaublich glatt, als ob bei ihm keine Gesichtsbehaarung existierte und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Er trug ein beiges enganliegendes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Seine kurze Hose war kariert und mit weißen und roten Tönen versehen. Die Stoffschuhe verliefen beinahe um seine Ferse und waren ebenfalls rot-weiß. An seinem rechten Ohr entdeckte ich einen silbernen, weißen Kristallohrring. Er blitzte auf, als er endlich seinen Kopf zu mir drehte.
„Wunderschöne Aussicht, oder?“, begann er und drehte seinen Kopf wieder zum Wasser.
Ich schluckte stattdessen, wollte am liebsten die Flucht ergreifen, aber etwas anderes hielt mich davon ab. Er schien einen ordentlichen, netten Eindruck zu machen. Hoffentlich behielt ich bei meiner Vermutung auch Recht. Wer weiß, wer dieser Typ wirklich war und was er vor allen Dingen wollte.
Als er bemerkte, dass ich immer noch schwieg, senkten sich seine Lider und sein Lächeln verschwand aus dem Gesicht. Er dachte wahrscheinlich über sein nächstes Handeln nach. Schließlich schaute er wieder zu mir und bemerkte meinen verschreckten Ausdruck.
„Ich wollte dich nicht erschrecken.“, beruhigte er mich und zum Glück setzte er sein Lächeln wieder auf, damit die Situation für mich nicht noch unangenehmer wurde.
„Schon okay.“, stotterte ich so unverständlich, das mir die Schamesröte in den Kopf stieg. „Es ist eine schöne Aussicht.“
Er schmunzelte. „Bist du öfters hier?“
Tatsächlich begann er mit mir ein Gespräch, zwar ein recht frisches, aber er musste wohl an mir Interesse haben, ansonsten wäre er schon längst über alle Berge oder wäre erst gar nicht hierhergekommen.
„Nein. Ich bin neu hier und muss ein paar Stunden todschlagen.“, antwortete ich und legte meine Unterarme auf das Geländer der Brücke. Mein Blick ruhte auf der Landschaft in meinem Sichtfeld.
„Neu also? In dieser Gegend, die Stadt miteinbezogen, gibt es sehr selten neue Einwohner. Den meisten liegt hieran nichts.“
„Also, kommst du aus der Stadt?“, fragte ich zurück und drehte meinen Kopf zum ihm. Er lehnte sich ebenfalls nach vorne und verschränkte seine Finger ineinander.
„Ja. Aber ich bin nicht sehr lange hier. Bald werde ich wieder von hier verschwinden.“
„Ach, du bist nur auf der Durchreise?“
Er senkte seinen Kopf und überlegte genau, was er nun antworten würde.
„Könnte man so sagen. Ja.“
Stille drückte sich zwischen uns beide. Ich hätte zu gern gewusst, wie er hieß, traute mich aber nicht wirklich danach zu fragen.
„Ich gehe auf das Till-Costner-Gymnasium. Kennst du es?“
Sein Gesicht verzerrte sich für einen Moment, als ob ich etwas Falsches gesagt hätte. Jedoch lächelte er.
„Dann sehen wir uns bestimmt mal in der Pause.“, sagte er. Diese Antwort hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Was für ein Zufall. Der Typ ging auf dieselbe Schule wie ich. „Keine Sorge. Es ist das einzige Gymnasium in der Stadt, deshalb ist es auch so riesig und jeder geht dort hin.“
Dieser Grund leuchtete mir ein. Wenn jeder auf diese Schule ging, dann mussten alle andere Schüler auch dort sein. Was war mit Real- und Hauptschülern? Gab es denn sonst keine anderen Schulen?
„Dann kenne ich ja wenigstens einen schon mal.“, sagte ich erleichtert mit der eigentlichen Absicht diese Antwort für mich behalten zu wollen. Aber es rutschte mir in dem Moment versehentlich heraus. Mit einem neugierigen Blick wollte ich seinen Gedanken aus seiner Mimik erlesen können, aber sie blieb neutral.
„Siehst du.“, sagte er und lächelte mich an. „Ist doch kinderleicht sich in einer Stadt wie diese einzugewöhnen.“
Ich nickte. Aber gerade eben meinte er noch, er würde nicht sehr lange bleiben. Warum ging er dann zur Schule?
„Was bringt dir eigentlich der Aufenthalt in der Schule, wenn du sowieso bald verschwindest?“
„Mein Bruder. Er ... mag die Schule anscheinend und deswegen werde ich mit ihm zusammen das letzte Jahr beenden.“
Also ging er doch nicht so schnell fort. Es beruhigte mich auf irgendeine Weise. Dann käme ich mir nicht so einsam vor. Ob er in meiner Stufe war? Niemals. Das wäre wirklich Zufall. Denn vor mir lag auch nur noch ein Jahr.
„Weißt du schon in welche Klasse du kommen wirst?“, rutschte mir die Frage heraus.
„Nein. Das weiß niemand so genau. Letztes Jahr war ich in der Elften. Zusammen ergaben es neun Klassen.“
Also gingen wir doch auf dieselbe Stufe. War das Schicksal?
„Das ist viel.“
„Für eine große Schule aber normal. Du wirst alle Zwölfer Klassen nicht kennenlernen, dafür sind es zu viele.“
Es herrschte wieder zwischen uns Stille, als ob sie beabsichtigt wurde. Aber als er seine Glieder streckte und gähnte, stieß er sich vom Geländer ab und drehte seinen Körper in Richtung Stadt.
„Tja, ich werde dann mal gehen.“, sagte er und lief an mir vorbei. Ohne ein weiteres Wort verließ er die Brücke und ging auf dem erdigen Pfad entlang. Doch im nächsten Augenblick ging er rückwärts und formte seine Hand um den Mund.
„Ich habe vergessen nach deinem Namen zu fragen!“, rief er laut und ich lief ans Ende der Brücke.
„Mein Name ist Jule.“, antwortete ich mit meinem ersten Lächeln im Gesicht, da dies mein eigentliches Ziel des Gespräches war.
„Ich bin Cailan. Wir sehen uns dann in der Schule, Jule.“
Ich schaute ihm nach, bis er mir zu klein war und ich meinen Blick zurück aufs Wasser wandte. Nach wenigen Sekunden wollte ich mich auf die Wiese neben dem Fluss legen, schaute den Pfad entlang und er war verschwunden. Wie war das möglich? In solch kurzer Zeit konnte er doch nicht hinter der Schule verschwunden sein. Meine Augen blinzelten auf und durchsuchten die Gegend. Alles war leer. Kein Cailan zu sehen. Kopfschüttelnd und mit einem ratlosen Blick setzte ich mich an den Fluss. Mein Kopf sank in den weichen Boden, meine Ohren lauschten dem melodischen Plätschern des Wassers und die Sonne machte meinen Körper müde. Mit Mühe versuchte ich störende Gedanken, wie das Treffen mit Cailan, der Umzug und andere Sorgen zu verdrängen. Letztendlich schlief ich ein.






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