Secret Destiny

Autor: Noa
veröffentlicht am: 25.09.2012


Das ist sie ! Meine ganz neue Geschichte! Hoffe einige sind mir jetzt nicht böse, das ich anfange wie die anderen zwei Geschichten gleichzeitig zu schreiben. Ich gebe zu, am Anfang ist es noch etwas öde, aber schon im 2. Kapitel habe ich begonnen es spannend zu machen. Bei Kayleigh und Lex komme ich momentan nicht so wirklich voran, mir fehlen noch ein paar Dinge. Hoffe trotzdem, das sie euch gefallen wird. Habe mir auch ganz viel Mühe gemacht *_*

Ich bin für Kritik, Fragen und Kommentare jederzeit da ;)
Viel Spaß <3

Noa


Kapitel 1 – Ausgezogen

„Es ist doch nicht schlimm, Schatz. Wir hatten keine andere Wahl. Dein Vater kann als Geschäftsmann überall arbeiten und außerdem habe ich dort einen genauso guten Job bekommen.“, erklärte sie, legte dabei den vollgepackten Karton zu Boden und hob ihren Zeigefinger. „Außerdem bekomme ich von meiner neuen Arbeit mehr Geld. Das heißt, du bekommst mehr Klavierstunden und kannst dein Tennistraining aufputschen.“
„Was ist mit mir?“, rief Liana, meine kleine Schwester. „Ich will auch!“
Tanja, meine Mutter, die dachte sie könnte mit mehr Geld alles kaufen, wobei ich aber genau wusste, dass nur wenige Euro dazu kamen. Zweimal die Woche Tennistraining und einmal die Woche Klavierstunden. Das war mein Leben. Nebenbei Schule und lernen.
Ich wurde hier geboren, in Berlin. Es gab und würde nie eine andere Heimat geben. Wie Mutter schon sagte, ich hatte keine Wahl. Vater konnte als Geschäftsmann überall arbeiten, meine Mutter fand einen neuen Job in Thüringen. Der Höhepunkt war allerdings unser neues Zuhause.
„Das wird doch aufregend! Wenn euer Vater nicht das Erbe bekommen hätte, dann hätten wir nun ein Wohnungsproblem gehabt. Da aber alle Renovierungen abgeschlossen sind, können wir aufatmend und in unser neues Zuhause ziehen.“
Tanja setzte sich neben mich auf die Lehne der Couch und schlug einen Arm um meine Schulter. Dabei kräuselten ihre Finger auf dem schwarzen Shirt, das ich trug.
Meine langgezogene Mimik - da mir das Umziehen überhaupt keine Freude bereitete – ließ schlechte Laune aufkommen. Liana klopfte auf mein Bein.
„Komm schon! Es ist doch nur ein Umzug. Ich bin total aufgeregt!“
„Ach?“, rief ich und zog eine Augenbraue nach oben. „Dir ist es also egal, all deine Freunde zu verlassen und in einen völlig fremden Ort zu ziehen. Selbst für eine Vierzehnjährige benimmst du dich immer noch kindisch.“
„Jule! Jetzt zieh kein langes Gesicht und zick‘ deine Schwester nicht jedes Mal an.“
Okay. Das war gemein. Aber seit ich vor ein paar Jahren von meinen Eltern erfahren hatte, dass ich eine Waise gewesen war und sie meine eigentlichen Adoptiveltern sind, blocke ich ständig ab. Es machte mich wütend zu wissen, das Liana, ihre einzige leibliche Tochter war, obwohl sie mich beide genauso liebten. Vielleicht war es ein egoistischer oder überflüssiger Zorn, aber er war nun mal da und es schien schwer für mich zu sein, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Man fühlte sich plötzlich nicht mehr Teil dieser Familie. Die ersten Monate waren fremdartig und eine Einsamkeit überflutete mich. Mit meinen Eltern zu sprechen war seltsam und anders, obwohl sich nichts veränderte. Nur mein Gedanken, Gefühle und Verhaltensweise drehten sich um hundertachtzig Grad. Ich verwandelte mich in ein kaltes, verschlossenes Mädchen, das nicht den Mut hatte meiner Mutter meine wahren Gefühle zu sagen. Selbst bei meiner ehemaligen besten Freundin brachte ich kein Wort hervor. War es falsch?
„Sorry, Liana.“, nuschelte ich unverständlich und kauerte auf meinen Lippen herum.
„Ich gehe deinem Vater helfen. Prüfe oben dein Zimmer noch ein letztes Mal ab.“, forderte meine Mutter und ich bewegte mich nach oben. Meine letzten Blicke schweiften über den leeren, abgenutzten Holzboden. Ein kleiner Karton stand an der Wand. Mir strömten Erinnerungen, vergangene Zeiten und Insider in den Kopf. Berlin war meine Heimat gewesen und es tat weh, nie wieder die alten Gewohnheiten zu spüren. Gegenüber der Tür lag das breite Fenster, auf dessen Fensterbank ich mich jeden Winter setzte und zusah, wie Liana mit Vater einen Schneemann draußen bastelte. Im Sommer genoss ich die Wärme der Sonne, die jeden Morgen in mein Fenster schien und meine Nase kitzelte. Einmal jährlich putzte mein Vater das Laub vom Dach und stieg aus diesem Fenster. An ihm hingen die meisten Erinnerungen.
Ein Seufzer entglitt meinen Lippen. Es schmerzte, umso länger mein Blick auf dem Fenster weilte.
„Jule!“, rief eine dumpfe Stimme von unten. „Komm schon! Wir wollen noch heute Abend ankommen.“
Ich griff nach dem Karton, pustete eine Strähne aus meinem Gesicht und lief nach unten. Dort entnahm ihn mir mein Vater, stellte ihn in den LKW und forderte den Rest auf, einzusteigen.
Die ersten paar Stunden saß ich neben ihm. Schaute aus dem Fenster, döste, beobachtete ihn beim Fahren. Seine Brille rutschte ihm ständig herunter und an seinen Schläfen bildete sich Schweiß. Er hatte Angst zu fahren und war der Einzige, der einen zugelassenen LKW-Führerschein hatte. Auf der Kopfspitze wuchsen keine schwarzen Haare mehr, sowie um seinen restlichen Kopf herum. Die hellblauen Augen leuchteten auf, sobald ein Lichtschein ihn blendete und er dadurch blinzelte.
Als wir pausierten, setzte sich meine Mutter nach vorne und begann meinen Vater mit einem Wasserfall aus Wörtern zu überschütten.
Liana schlief sorgenlos und hatte ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt. Es bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Im Schlaf sah sie so niedlich aus. Mit ihren blonden Engelslöckchen, die ihr bis zum Kinn hingen, schaute sie im Schein des Sonnenlichtes wie ein Engel aus. Dieselben hellblauen Augen wie ihr Vater hatte sie auch. Ich hingegen hatte Grüne und damit war ich auch die Einzige. Mutter war viel zu zierlich, um es genau auszudrücken, magersüchtig. Auf ihrer Brust waren nur Haut und Knochen zu erkennen. Sie war krank. Vorletztes Jahr bekämpfte sie sechs Monate lang ihren frühzeitig erkannten Brustkrebs und verlor alle ihre dunkelblonden Haare. Die Ärzte meinten sie hätte alles gut überstanden und würde nun wieder gesund sein, aber daran glaubte ich nicht. Mutter war für den Rest ihres Lebens krank. Sie aß nichts mehr, schluckte nur Wasser und konnte nichts mehr fettiges Essen, wodurch ihre Nägel verwirkt aussahen. Jedoch zwang Vater ihr seit Neustem auf, mindesten ein gutes Stück Margarine trocken zu essen. Vorerst übergab sie sich davon, da ihr Körper die Fettsäuren nicht gewohnt war, aber mittlerweile nahm es ihr Körper auf. Dadurch wurden ihre Haare dicker, die Nägel schöner und vor allen Dingen ihre faltige Haut.
Wir versprachen nicht mehr über ihren Krebs zu sprechen, geschweige denn irgendjemanden davon zu erzählen. Tanja meinte, es wäre ihr unangenehm.
„Christian! Wir hätten links abbiegen sollen.“, rief sie und riss mich aus meinen Gedanken.
„Schatz, ich habe ein Navigationsgerät vor meiner Nase. Wir können uns nicht verfahren.“
Meine Mutter verschränkte ihre Arme vor der Brust und verzog ein beleidigendes Gesicht. „Mach doch was du willst!“
Am Abend, gegen neun Uhr, als die Sonne gerade hinter den Bergen unterging und die Baumkronen zum Vorschein kamen, fuhr mein Vater einen kleinen einsamen Feldweg entlang. Es ruckelte und manchmal fiel ich nach vorne, aber nach geschätzten zwei Kilometer kamen wir an einem riesigen Gebäude. Das sah wie eine Schule aus. Ich schüttelte meinen Kopf und Liana hob ihren Oberkörper.
„Oh! Wir sind da!“, schrie sie und konnte es nicht erwarten aus dem LKW zu steigen. Vater stieg aus und erkundete die Gegend. Dabei nuschelte er unverständliche Worte, so etwas wie: „Genau wie ich es in Erinnerung hatte.
Natürlich quetschte ich mich als Letzte aus dem Fahrzeug und sprang mit einem Satz zu Boden. Unter ihren Füßen war es sandig und weich. In großen Buchstaben stand über dem Haupteingang geschrieben:

Pension Kostan

Kostan war mein Nachname. Jule Kostan.
„Das hier, Kinder...“, fing er an und breitete die Arme aus, als ob er das gesamte Riesengrundstück damit meinte. „...ist unser neues Zuhause.“
Meine kleine Schwester sprang wild umher und flitzte um jede kleine Ecke. Aber...es war doch eine Schule.
„Papa, da kann etwas nicht stimmen.“
„Ich weiß, es ist verwirrend, aber ich werde dich aufklären.“ Er faltete hinter seinem Rücken seine Hände ineinander und lief in langsamen Schritten betrachtend am Gebäude entlang. „1923 wurde eine Schule erbaut, die sich Engel & Hard nannte. Die Schule war sehr beliebt, aber nach dem Krieg konnte niemand mehr zu dieser Schule gehen und es gab Verluste. Sie musste geschlossen werden.“
An einem Fenster schaute er in einen Klassenraum, der völlig leer und verdreckt aussah. Kein Wunder das niemand hierher wollte. Sie lag auch völlig abseits der Stadt. Als seine Schuhe wieder unter dem Boden begannen zu knirschen, fuhr er fort. Ich verfolgte all seine Schritte.
„1962 schloss die Engel & Hard und stand für die nächsten zehn Jahre leer. 1974 kam mein Vater auf die Idee aus der Engel & Hard eine Pension zu bauen und somit Touristen oder Urlaubern eine Unterkunft zu gewähren. Er renovierte also die Schule und konnte fast das komplette Gebäude ausnutzen. Das oberste Stockwerk und der Keller wurden eingerissen und verbaut. Alles wurde verstrichen, neu verputzt und tatsächlich machte mein Vater beinahe zwanzig Jahre einen Gewinn.“
Mein Vater seufzte und rieb sich nachdenklich am Kinn. „Allerdings kamen irgendwann keine Kunden mehr und er musste die Pension verlassen. Niemand wollte sie kaufen und deshalb musste er den Berg von Schulden in der Stadt sein Leben lang abbezahlen durch harte Arbeit. Als dein Großvater vor drei Jahren starb, vererbte er mir die Pension. Das Grundstück wurde bezahlt und es fallen nicht mehr viele Kosten an. Ich habe mir vielleicht überlegt, diese Pension wieder im Neuen erblühen zu lassen. Im obersten Stockwerk befindet sich unsere Wohnung und in dem ersten Stockwerk, sowie im Erdgeschoss ist die Pension.“
„Ist das dein Ernst, Papa?“, fragte ich ungläubig und fuhr durch meine schulterlangen Haare.
„Warum denn nicht? Wir könnten noch mehr Geld dazuverdienen. Außerdem würde ich den Traum meines Vaters weiterleben, auch wenn er es vielleicht nicht miterleben kann.“
„Was sagt Mama dazu?“
„Sie findet die Idee gut und deswegen haben wir die monatelangen Renovierungen auch danach gerichtet. Ich denke nächsten Monat werde ich eine Wiedereröffnung starten.“, erklärte er und mir gefielen nie seine Ideen. Warum sollten denn noch Personen unter uns wohnen und dann noch in einer alten verlassenen Schule? Wo war ich bloß gelandet?
„Papa! Wir können doch nicht in einer alten Schule leben!“, beschwerte ich mich und deutete scharf auf das verdreckte Klassenzimmer.
„Ja, ich weiß, das passt dir wieder nicht. Aber meine Entscheidung ist gefallen. Du wirst dich schon eingewöhnen. Also lass uns doch endlich hinein gehen.“
Er zückte den Schlüssel für die ausgetauschte massive Holztür und sperrte auf. Wir kamen zuerst in einem noch duftenden Flur, der stark nach der Wandfarbe roch. Der Boden war aus weißen Fliesen und vor ihnen verlief eine kleine Treppe nach oben.
„Im ersten Obergeschoss sind die Doppelzimmer. Ich habe alle Klassenzimmer, bis auf zwei Stück, in ein vernünftiges kleines Appartement verwandelt. Dort gibt es ein Doppelbett, Schrank, Schreibtisch, Bad und einen kleinen Balkon.“
Ich streckte meinen Daumen nach oben, aber durch meine genervte Mimik, wusste jeder, dass es ironisch gemeint war.
„Hier ist das Buffet mit dem Speisesaal.“
Die Fliesen verliefen auch durch diesen Raum und glänzten, als Vater das Licht anknipste. Für mindestens über sechzig Personen war in dem gigantischen, dennoch gemütlichen Raum Platz. An den Decken hingen große Lampen mit einem braunen runden Schirm. Die Wand war beige und ließ eine angenehme Atmosphäre abgeben. Die Fenster waren mit dunkelbrauen Vorhängen geschmückt und es hingen Gemälde an der Wand.
„Richtig super, Christian.“, rief Tanja und klatschte aufgeregt in ihre Hände.
„Kommt! Ich denke, bevor es wirklich dunkel wird, sollten wir den LKW halbwegs ausgeräumt haben.“
Wir alle nickten und folgten meinem Vater nach draußen.
Nachdem die wichtigsten Kartons in meinem Zimmer herumstanden, das genauso groß wie mein altes war, betrachtete ich die frische bordeauxrote Farbe an der Wand. Unter meinen Füßen war heller Parkettboden und es gab dasselbe Fenster gegenüber meiner Tür. Es gab die breite holzige Fensterbank, auf der ich gerne lag, um gemütlich nach draußen zu schauen, sowie ein wunderschöner Garten mit einer grünen Wiese und den Ausblick auf die Wälder mit dem glitzernden Fluss. Wenn man sich einmal um die eigene Achse drehte, erkannte man, dass ringsherum nur Wälder und Wiese waren. Ich wohnte praktisch – zusammen mit der Stadt – in der einer Talmulde.
Das Bett war schon aufgebaut und alles andere hatte Zeit. Mein Vater hatte es so gut eingeplant, dass wir am ersten Sommerferientag loszogen. Ich könnte mich schon an die neue Umgebung gewöhnen, mir die alte Schule anschauen und ein wenig spazieren gehen. Das Gute an diesem Ort war, das man viel Zeit für sich hatte.
Ich öffnete das Fenster, sog die kalte, nächtliche Luft ein und legte mich in mein Bett. Ein Seufzer entglitt mein Lippen und ein Kribbeln breitete sich im Bauch aus. Ob alles gut gehen würde? Vor allen Dingen mache ich mir Sorgen um das Zusammenleben mit den Gästen, die unter uns in ihrem Zimmer schlafen werden.






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