Flucht auf zwei Wheels - Teil 3

Autor: MyownFairytale
veröffentlicht am: 22.09.2012


Ich habe wohl kaum mit so einer Geschichte gerechnet. Das Teufelchen auf meiner rechten Schulter versucht gerade das Engelchen aufzuspießen und singt dabei lauthals 'Hast ihn sowieso nicht gekannt, also ist er auch kein großer Verlust, wahrscheinlich hätten sich deine Eltern sowieso kurz danach getrennt. Er war einer der bösen Cops.',während das in den Schwitzkasten genommene Engelchen leise weint:'Du bist genauso emotionslos wie deine Mutter Sam! Er war ein Held, immer im Kampf mit dem Bösen, vielleicht wollte er die Maffia aufspüren und ist gar unschuldig gewesen! Oh Sam! Du armes, armes Mädchen.' Und mit einem 'puffff' verschwanden beide. Mit zusammengezogenen Augenbrauen kaue ich auf meiner Lippe herum und versuche mich für eine der beiden Versionen zu entscheiden. .. Oma ist mit Mama rausgegangen und mir ein wenig Zeit zu geben, das zu verarbeiten.

Mit meinem Rucksack stand ich an der Straße und hatte vor per Anhalter zu fahren.
Natürlich war das alles andere als schlau. Doch bei dem Gedanken mir könnte etwas zustoßen
stellten sich die Härchen in meinem Nacken auf.
Ungeduldig schaukel ich hin und her.
Nach gefühlten 2 Stunden war endlich ein Auto in Sicht.
Aber es fährt eiskalt an mir vorbei. Verärgert schreie ich dem Fahrer hinterher.
Plötzlich hält das Auto und fährt zurück. Mir wird ganz mulmig zu mute.
Der Fahrer betrachtet mich stirnrunzelnd und kichert als er mein verärgertes Gesicht sieht.
>Wo soll's denn hin gehen, junge Dame?< Er ist gerade dabei, einen Hotdog zu verspeisen
und dementsprechend sah auch sein Auto aus. Ich knirsche mit den Zähnen und stotter dann:
>Ehm, nachhause, Bomeringstreet!<
Es bilden sich noch mehr Falten um seine Augen und sein grinsen wird noch breiter, anscheinend ist der Typ ein richtiger Spaßvogel. >Ok, dann schheig een<. Bei dem letzten Wort fällt ihm eine Zwiebel aus dem Mund. Igitt. Beim starten des Motors schaltet er das Radio ein und singt ein Duett mit den Beatles. Schlimmer kann es echt nicht werden. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, denn bei jedem e,a oder o das er formt, fällt ihm die Hälfte seines Hotdogs aus dem Mund.
>Sag mal wie heißt du eigentlich?<
Er wischte sich mit seinem Jackenärmel über den Mund und schmatze zufrieden vor sich hin.
>Sam.<
Seine Augenbrauen gingen nach oben.
>Du bist nicht so der gesprächige Typ Sam, stimmt's?<
Ich drehe meinen Kopf schnell weg und sah beschämt aus dem Fenster.
>Na, na das muss dir doch nicht peinlich sein, ich bin ja auch ein Fremder,
es wäre ja unschlau, wenn du mir deine ganze Lebensgeschichte anvertrauen würdest.
Aber ich wunder mich schon ein bisschen, dass du so etwas waghalsiges tust und bei einem Fremden einsteigst und dann noch unbedingt aus diesem schönem Dorf
raus willst, es ist so schön hier! All die Landsch-< >Mir doch egal! Ich kann die Holzhütte einfach nicht
mehr sehen!< Verdutzt blickt der Typ mich an. >Ach mir fällt gerade ein, ich habe mich dir noch garnicht vorgestellt, ich bin Harry.< Fix strecke er mir seine Hand entgegen. Angewidert strecke ich ihm meinen Ellbogen entgegen, Harry versteht sofort und kichert erneut. >Man, ich bin aber auch eine Sau, entschuldige, ich bin's nicht gewohnt, junge Damen von der Straße aufzusammeln.< Er wurde rot um die Wangen. Nach einer halben Stunde Autofahrt sind wir Bomeringstreet angekommen, am Bahnhof. >Ich glaube ich steige hier aus Harry, Moment ich hole eben mein Portemonnaie..< >Sam! Heh! Lass ruhig, mir war's ein Vergnügen dir bei deiner Flucht helfen zu können. Vielleicht sieht man sich ja..< >Oh, danke.. <. stotter ich verlegen.
Er zwinkert mir zu und lässt mich aussteigen.
Und von da an verändert sich alles. Gerade stehe ich am Gleis und
will in den Zug einsteigen da sehe ich das braune Augenpaar...

Zee steht da und kauft sich gerade ein Zugticket. Was macht er hier am Bahnhof?
Es sind nur noch ein paar Tage bis zum Contest. Mit rasendem Herzen
blicke ich mich um, mein Zug kommt er ist in 12 Minuten. Scheiße,
er dreht sich um .. und sieht mir genau in die Augen. ..
es fühlt sich an, als wenn die Welt stehen geblieben ist.
Er kommt ganz langsam auf mich zu, mit einem unsicheren
Lächeln. Oh man diese Augen, wieso müssen sie nur so wunderschön sein?
Es ist als würde ich ins Meer blicken, es zieht mich immer weiter rein,
ohne das ich bemerke, dass ich den Strand schon längst verlassen habe und knietief
im Wasser stehe, so sehr hypnotisiert mich sein Blick..
Diese strahlend weißen, geraden Zähne. Und das dicke schwarze Haar.
Ich stelle mir vor, wie er mich in den Arm zieht, und an meinen Lippen flüstert:
'Sam, ich habe dich so vermisst.' 'Sam??', Zee fuchtelt mit seinen Armen vor meinem
Gesicht herum und hat die Stirn in Falten gelegt. Ich blinzele gefühlte 10 mal und schaue ihn dann verwirrt an. 'Ich habe gefragt, was du hier machst, dachte du wärst bei deiner Oma.', er grinst mich jetzt auf seine lässige Art an. Immer noch verwirrt murmele ich:'Achso, ja das hat sich erledigt.'
Er erwidert meinen Blick und will gerade nach dem Grund fragen, da halte ich auch schon die Hand hoch und sage :'' Nicht jetzt, im Moment will ich nicht darüber sprechen. Achja ich hatte kein Geld mehr auf dem Handy.. ich meine weil du mir eine Sms geschrieben hast und ich dir nicht antworten konnte.'' Ich beiße mir auf die Lippen und denke im Stillen Ich hasse es dich anzulügen, aber ich kann da jetzt noch nicht drüber reden..
Ich weiche seinem Blick aus und tue beschäftigt, in dem ich vorgebe etwas in meiner Tasche zu suchen. Zee, hält meine Hand ganz plötzlich fest und sagt leise:'' Sam, ich glaube ich hätte dich nicht gehen lassen sollen.. Ehm ich meine.. irgendwie siehst du nicht gerade glücklich aus, du hast doch was! Es tut mir Leid!'', schuldbewusst schaut er auf den Boden. Ich drücke seine Hand sanft und sage leise:'' Du kannst ganz und gar nichts dafür! Weißt du.. ich war so stur und mir war alles egal, eigentlich muss ich mich entschuldigen, und .. es tut mir leid! Lass uns jetzt einfach nachhause fahren, ja?''

Es ist Montag morgen, ich sitze mit meinen Freunden Joschi, Max, Julia und Lens in der Aula und höre mir an, was für ein tolles Wochenende sie hatten. Wieso sind alle glücklich, nur ich nicht?
''Sagmal Sam, mit wem gehst du eigentlich zum Contest?'', Joschi stibitzt Julia gerade eine Tomate und stopft sie ich in den Mund. Er sieht mich aufgeregt an. Ich schlucke und antworte schließlich:''Mit Zee.'' .. Alle vier glotzen mich jetzt total doof an. ''Was haben wir verpasst? Ich dachte das wäre dieser eingebildete Arsch, der alles und jeden fertig macht, der nicht so viel drauf hat, wie er?
Sam nicht dein ernst, ich dachte damit wären wir durch!'' Julia starrt mich fassungslos an, ich merke, wie ich rot anlaufe und unsicher auf dem Stuhl herum rutsche. Ja, vielleicht fand ich Zee mal nicht so toll, aber da kannte ich ihn eigentlich nicht richtig und damals hatte er auch noch Joanna als Freundin. Die Oberzicke der Schule, die jeden Kerl um den Finger wickelt, nur in Miniröcken unterwegs ist und tiefen Ausschnitten, das man sich manchmal schon fragen muss, ob sie überhaupt BH's trägt. Aber ich kannte ihn halt nicht wirklich...
''Er ist ganz ok.'' Alle vier prusten los. ''Ganz ok, Sam? Abgesehen davon ist er 19, drei Jahre älter als du.'', nuschelt Joschi, der gerade den Tomatenfleck auf seinem T-Shirt bemerkt und versucht ihn wegzuwischen. Aber ist es nicht gerade der Altersunterschied, der ihn so interessant macht, abgesehen von seinem hammer Aussehen? Ja, man sagte früher, er nagelt alles und jeden, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Aber ich kenne ihn schon etwas länger, und als seine beste Freundin werde ich ja wohl beurteilen können, wie er wirklich ist..
Bloß nicht die anderen wissen lassen, dass ich mich schon länger mit ihm treffe und mit ihm trainiere. Scheiße, wenn die heraus bekommen, dass wir mehr als gute Freunde sind, bin ich die vier mit einem Fingerschnipps los.
''Leute, chillt mal, er hat mich einfach gefragt, ob ich am Contest teilnehme, weil er mich sehr talentiert fand. Punkt Ende aus.''
Ich merke die Blicke, die alle fassungslos auf mich gerichtet sind. Erneut steigt mir die Hitze in den Kopf. Mist, ich sollte das mit dem Lügen so langsam mal aufgeben.
Als es schellt und der Schultag vorbei ist, holt Julia mich ein und greift nach meinem Arm.
''Warte mal, kannst du mich mitnehmen?''
Im Auto rutscht Julia nachdenklich auf dem Sitz herum. Ich hasse es, wenn sie das tut.
Das kann nur eins heißen. Sie will genau wissen was da zwischen mir und Zee läuft.
Ich rolle mit den Augen und zische dann:''Julia, du behältst das gefälligst für dich!
Wehe du rennst zu Joschi!'', sie grinst triumphierend. Ich merke, dass sie den Blick
nicht abwendet also fahre ich fort. ''Zee und ich .. wir sind schon seit längerem befreundet.-'' Schnell werfe ich ihr einen Blick zu, um zu schauen wie sie reagiert.
''-Du brauchst garnicht so zu grinsen, wir sind eben gute Freunde.. WIRKLICH!''
''Wann hattest du vor, mir das zu erzählen Sam? Ich dachte wir wären auch gute Freunde?''
Sie sieht wütend aus dem Fenster. ''Julia, ich hab einfach gewusst, dass du mir nicht glauben willst und denkst das ich ihn liebe.'' Tue ich ja auch,füge ich in Gedanken dazu.
''Und deshalb dachte ich, ich behalte es für mich, damit ich mir von euch keine doofen Sprüche anhören muss.''
Sie lacht und hält sich die Hände vors Gesicht.
''Sam und der heißeste Typ aus Ohio, nur beste Freunde.- Na, wenn das mal kein Glück ist.
Und wie lange geht das schon so, mit eurer Freundschaft.'' Bei dem letzten Wort setzt sie Gänsefüßchen in die Luft und kann sich ein dramatisches Augenrollen nicht verkneifen. Ich muss selber lachen, das hört sich ja auch bescheuert an.
Julia zuckt zusammen und flüstert dann:''Hast also nicht vor den Jungs davon zu erzählen, mh?
Ich.. ich glaube das wäre auch be-besser so, Sam.-'', schnell fügt sie hinzu:''Also ich meine, weil die den nicht so super toll, ehm ich meine nett finden wie du, und schon ein paar Auseinandersetzungen hatten. '' Jetzt ist sie es, die mich aus den Augenwinkeln beobachtet und versucht meinen Gesichtsausdruck zu deuten. Keine Chance, ich habe mein Pokerface aufgesetzt.
Da hast du mal Freunde, und die stehen nicht hinter dir, super.






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