Flucht auf zwei Wheels

Autor: MyownFairytale
veröffentlicht am: 13.09.2012


Langsam öffne ich die Augen, das was ich eigentlich erwartet hatte, war das blau-schimmernde Meer, die grünen Palmen die durch den Wind hin und her schaukeln, die Sonne die mit einem zarten Lächeln die Welt begrüßt und das zwitschern der Vögel, doch hier ist nichts von all dem. Nichts, was mich an meine Heimat erinnert. Das einzige was um mich herum ist, ist Finsternis und stille, Todesstille. Ich weiß nicht mehr genau wie ich hier hergekommen bin, doch eins ist mir klar, wo auch immer ich mich gerade befinde, es sieht sehr schlecht für mich aus..

'Sam, wenn du dich nicht beeilst kommst du zu spät zur Schule, raus aus dem Bett!'
Langsam quäle ich mich aus dem Bett und reibe mir den Schlaf aus den Augen.
Die Sommerferien sind vorbei und der Alltag beginnt. Unten am Küchentisch sitzt meine
Ma und blättert in einer ihren lieblings- Zeitschriften herum, sie arbeitet für das Magazin 'Glamour' in ihrer Welt dreht sich alles nur um Mode, Frisuren, Trends und Stars. Viel zu oft habe ich das Gefühl, in ihre Welt nicht hineinzupassen. Ich lebe mit meiner Mum in einem kleinem Häuschen, in Seattle. Als ich 3 war, kam mein Vater angeblich bei einem Banküberfall ums Leben. Seitdem leben wir in diesem Kaff, hier hat Mama ihren Job als Journalistin für Glamour. Ich habe sie schon lange nicht mehr so glücklich gesehen, das alles hier ist genau das Richtige für sie, aber sie spricht nie über Dad, was für mich die Sache nicht leichter macht, ich nehme ihr die Geschichte mit dem Banküberfall nicht ab, schließlich gibt es keine Beweise, nicht einmal einen Artikel. Oft stelle ich mir vor, mein Dad wäre ein Superheld gewesen, unterwegs um die Welt vor dem Bösen zu retten, aber dann muss ich an den Mann denken, der meinen Vater (laut meiner Ma) erschossen hat, einfach so, ohne darüber nachzudenken, ob er noch eine Frau und ein Kind hat, die Zuhause auf ihn warten.
'Ma? Ich will am Wochenende zu Oma, kannst du mich bringen?'
'Samantha du weißt, ich muss noch ein Interview fertig stellen und das schreibt sich, wie
du nun mal weißt nicht von selbst.' Wieso frage ich überhaupt noch? Eigentlich hätte ich mir die Antwort denken können. Frustriert beiße ich in mein Marmeladentoast und stampfe nach draußen.
Natürlich habe ich nicht vor zur Schule zu gehen, was soll ich da? Rucks versucht mich bei jeder Gelegenheit fertig zu machen, da er mein Direktor und somit auch mein Physik-, Mathe,- und Chemielehrer ist, kann ich mich schlecht dagegen wehren.
Auf dem Weg zur Halfpipe sehe ich wie Charles und die anderen einen Achtklässler fertig machen.
Charles ist der beliebteste Junge aus unserer Schule, Baseballkapitän und natürlich auch der Mädchenschwarm von ganz Seattle, keiner legt sich freiwillig mit ihm an. Natürlich haben seine Leute ganz spezielle Opfer. Solche wie Zack aus der acht. Wütend schmeiße ich meine Schultasche auf den Boden.'Hey Sam, was geht bei dir? Wieder Stress zuhause? Du weißt in einem Monat findet der Local Contest statt, du musst fit dafür sein, ohne-'
'..ohne mich packt ihr das nicht, jaja schon klar.'
Zee ist mein bester Freund. Wenn wir an Wettbewerben teilnehmen gibt es uns nur im Doppelpack. Skaten ist unser Leben, seit meinem 6 Lebensjahr bin ich ein Fan von Bam Margera, seine Stunts sind die besten. Zee hat schon mit mehreren Profis zusammen gearbeitet wie Bucky Lasek, Dann Way und Eric Koston, doch es war nicht das was er wollte. Zee muss frei sein, er kann nicht nach Anweisungen Stunts machen. Und mir geht es genauso.
'Wir müssen den Slide auf jeden Fall nochmal üben, viel zu unsauber. Sam, komm
wir haben echt nicht mehr viel Zeit!'
'Sam?'
'Ich muss hier raus..'
Verträumt blicke ich zur Küste.
'Wie meinst du das, du musst hier raus? Du kannst mich doch nicht einfach im Stich lassen?'
'Man Zee, kennst du das wenn dir einfach alles über den Kopf wächst, du das Gefühl hast du bekommst keine Luft mehr, und dich einfach alles stresst? Ich kann so nicht mehr, und eins ist mir klar geworden, ich gehöre nicht hier her ! Seattle ist nicht mein zuhause, ich will wissen was wirklich mit meinem Vater passiert ist, ich bemerke doch das Mama mich belügt, es gibt keinen Artikel von dem Banküberfall 1997, nicht einmal in Netz! Zee da stimmt etwas nicht, ich muss es heraus finden. Ich weiß das du den Contest auch ohne mich schaffen kannst! Dafür brauchst du mich nicht.'
Ich merke wie mir Tränen in die Augen schießen und meine Hände anfangen zu zittern.
Ich warte auf Zee's Reaktion. Doch es kommt nichts.
Er starrt einfach nur gerade aus. Er ballte seine Hände zu Fäusten und seine Wangenknochen spannten sich an.
Langsam bewegen sich seine Lippen.'Weißt du, ich dachte immer das hier wäre unser Traum.
Unser Leben Sam. Wir haben so lange trainiert, jetzt stehen wir hier, sind bereit gegen die anderen anzutreten und ..ach verdammt was willst du denn jetzt hören?'
Er greift nach einem Stein und schleudert ihn gegen die Halfpipe.
Ich zuckte zusammen. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt.
Zee kniete sich wieder neben mich und grubt sein Gesicht in seine Hände.
'Entschuldige-', keuchte er und blickte mir direkt in die Augen.
Mein Herz raste. Ich weiß nicht warum. So intensiv hat er mich noch
nie angeschaut. Es machte mich nervös. Mir fehlen die Worte, zum ersten Mal in meinem Leben fehlen mir die Worte bei ihm, den Jungen den ich schon seit Jahren kenne, den ich wie meinen großen Bruder sehe.
Auf einmal wirft er seinen Kopf in den Nacken und beginnt laut zu lachen.
Ein boshaftes lachen.
'Alles ok, war-?'
'Nein, Sam, nichts ist ok. Aber weißt du was, wenn du wissen willst was mit deinem
Vater passiert ist na gut, dann geh, aber denke ja nicht, dass wenn du wieder kommst,
dein bester Freund auf dich warten wird!' Mit zusammengepressten Lippen
steht er auf und schlendert davon.
Ich blicke ihm nach.
Erst jetzt wird mir bewusst, was ich getan habe, ich habe einen sehr wichtigen Menschen in meinem Leben verletzt, im Stich gelassen und nun auch noch verloren.
Ich hoffe er kriegt sich wieder ein. Sonst heißt es am Ende
noch -jeder geht seinen eigenen Weg.
Aber jetzt ist mein Ziel Ohio, dort lebt meine Oma, und ich bin mir sicher das sie mir,
bei der Suche nach meinem Vater weiterhelfen kann. ..





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