AGS - Ein neues Abenteuer

Autor: Celithizia
veröffentlicht am: 30.08.2012


Gelangweilt kaute ich auf meinem Bleistift rum, und spuckte angewidert die kleinen Holzstückchen, die sich gelöst hatten auf das Blatt, auf dem ich eigentlich meine Mathehausaufgaben lösen sollte. Die Sonne brannte heiß auf meinen Schreibtisch.
So ein schönes Wetter, und ich saß hier und grübelte. Mein Blick schweifte aus dem Fenster, als ich plötzlich eine altbekannte Stimme vernahm. "Candy, wird’s heut noch?" rief sie.
Ich stand auf und sah hinunter auf die Straße. Sofort schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
Dort unten stand Luce, mein bester Freund. Er war vor etwa einem Jahr auf unsere Schule gekommen. Sofort waren wir gut miteinander ausgekommen, es war fast so, als hätten wir uns schon vorher gekannt. Er war mir auch damals schon recht bekannt vorgekommen.
Aber einordnen konnte ich ihn nicht.
Auf jeden Fall stand er jetzt dort unten, machte mit seiner Fahrradklingel die gesamte Nachbarschaft verrückt und animierte mich, ebenfalls runter zu kommen.
Ich überlegte nicht lange, sondern ging zur Tür und schnappte auf dem Weg meine Jacke. Kahn saß auf der Fensterbank und starrte mich vorwurfsvoll an. „Schon gut, ich mach meine Mathe Aufgaben sobald ich wieder zuhause bin!“ sagte ich, ehe ich aus der Tür stürmte.
Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, der Kater konnte mich verstehen. Was natürlich absolut absurd war. Ich hatte ihn damals auf der Straße gefunden und gesund gepflegt. Übrigens am selben Tag, an dem auch Luce an unsere Schule gekommen war.
Ich trampelte den kleinen Weg vor unserer Haustür hinunter, lief über die schönen Blumen unseres Gartens (Meine Mutter würde austicken wenn sie das sah!) und blieb schließlich kurz vor Luce stehen. Wir grinsten uns an.
Immer wenn ich in seiner Nähe war, hatte ich so ein Kribbeln in der Magengegend, aber es war nicht unangenehm. Die Vorfreude breitete sich wie ein warmes Gefühl in meinem Körper aus.
Ich schwang mich auf seinen Gepäckträger, und schon düsten wir los. Der kühle Wind rauschte durch meine Haare, und ich lehnte mich ein wenig an seinen Rücken. Seine Muskeln verspannten sich unter seiner Haut.
Das war schon so seit wir uns kannten. Wenn ich ihn lange ansah wurde er rot und sah weg, wenn ich ihn berührte schreckte er zurück. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, aber es wunderte mich schon ein wenig.
Quietschend hielt er an einer großen Blumenwiese an. Wir stiegen ab und setzten uns lachend ins feuchte Gras. Hier waren wir öfter. Es lag etwas abgeschieden, nur manchmal kamen ältere Menschen mit ihren Hunden hier vorbei. Wir redeten und lachten, und merkten gar nicht wie die Zeit verging. Schon bald hatte die Dämmerung eingesetzt, und wir beide wurden in Orangerotes Licht getaucht.
Es war still um uns herum geworden. Ich warf ihm einen Blick zu, dann hüstelte ich. „Also weißt du, Melody... Sie mag dich wirklich…“ erzählte ich ihm. Er starrte stur geradeaus. Ich sah ebenfalls nach vorn. „Sie redet ständig nur von dir. Neulich meinte sie…“ „Sie interessiert mich nicht!“ unterbrach er mich barsch. Verwundert sah ich ihn an, er wich meinem Blick aus.
Ich sah ebenfalls zu Boden. Er war recht Reizbar, und ich wurde immer traurig, wenn wir uns stritten. Ich hätte gar nicht erst davon anfangen sollen.
Plötzlich kitzelte etwas in meinem Gesicht. Ich pustete es weg. Waren das Fusseln? Ich sah zu Luce. Er hatte eine Pusteblume in meine Richtung geblasen. Ich lächelte ihn an. Dann griff ich meinerseits nach einer dieser Blumen, und schon bald entstand ein Regelrechter Pusteblumenkrieg.
Lachend fielen wir zu Boden, und Luce landete auf mir drauf. Sein Gesicht war nah an meinem, und eine seiner dunklen Haarsträhnen fiel in mein Gesicht hinab. Ich sah in seine Augen, mein Herz schlug bis zum Hals und mir wurde übel. Aber auf eine gute Weise übel, falls das möglich war.
„Du hast da noch was..“ murmelte er und fuhr durch meine Haare. Sein Gesicht kam immer näher, unsere Lippen waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte seinen kühlen Atem, der immer schneller ging auf meiner Haut spüren…
Ich drückte fest gegen seine Brust und richtete mich auf, zerstörte damit diesen wundervollen Augenblick. „Puh, schon so spät? Könntest du mich nach Hause fahren? Kahn wartet sicher schon..“ plapperte ich drauf los als wäre nichts gewesen.
Was war nur los mit mir? Konnte ich mich in ihn verliebt haben? Er nickte stumm. Den ganzen Rückweg sprachen wir nicht. Er verabschiedete sich nicht einmal.
Traurig ging ich den Weg zu unserem Haus hoch. Hatte ich jetzt unsere Freundschaft zerstört? Ohne ein Wort der Begrüßung ging ich hoch zu meinem Zimmer und schmiss mich in meine Kissen.
Ich spürte wie Kahn sich in meine Seite kuschelte, und weinte mich leise in den Schlaf.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich noch müder als sonst. Meine Augenlieder fühlten sich schwer an. Lustlos schleifte ich mich aus dem Bett. Ich musste ein wenig früher zur Schule, da ich noch Klassendienst hatte, und den Raum putzen musste.
Den Schulweg schlich ich entlang, ohne etwas von ihm mitzubekommen. Ich schreckte erst hoch, als ich an der Ampel vor unserer Schule stand. Ich drückte auf den Knopf.
Auf einmal ging ein Lärm um mich herum los. Ein Mädchen stand mitten auf der Straße, ich konnte sie nur von hinten sehen. Was machte sie denn da? Ein LKW raste auf sie zu, Menschen begannen zu schreien.
„Hau doch ab!“ rief ich ihr zu, sie drehte sich zu mir um. Ich sah ihr Gesicht und... erstarrte. Das war ich! Ich kniff die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete, war alles wieder ganz normal.
Begann ich jetzt zu spinnen oder was? Aber warum war mir diese Szene so bekannt vorgekommen?
Ich beschloss, mich auf dem restliches Schulweg ein wenig zu beeilen.
Endlich betrat ich die Schule. Gerade wollte ich die Tür zu unserer Klasse öffnen, al s ich plötzlich eine Stimme hörte. Luces Stimme.
Ich legte leise ein Ohr an die Tür und lauschte.
„Es muss sein, tut mir Leid…“ sagte eine Stimme, die ich nicht identifizieren konnte. Mit wem sprach er? „Aber ihr habt es ihr versprochen, ich kann ihr das nicht antun!“ rief er aufgebracht.
Worum ging es bei diesem Gespräch nur? Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und ich wäre fast in den Raum gefallen.
„Candy?“ fragte Luce verwundert und starrte auf mich herab. Ich wurde knallrot und rannte weg. Vergiss doch den Klassendienst!
Den restlichen Schultag wechselten Luce und ich nicht ein Wort. Wir tauschten nur diese Blicke… Es tat mir weh, ihn nicht mehr als Freund zu haben.
Der Nachhauseweg war langweiliger denn je, denn ich musste ihn alleine gehen. Ich starrte auf meine Füße und zählte die Schritte. Wie konnte er mir in einem halben Jahr nur so ans Herz gewachsen sein? Vielleicht kannte ich ihn ja doch schon länger…
Ich sah wieder nach vorn… und mein Herz blieb stehen. Dort stand ein Junge und grinste mich fröhlich an. Und ich erkannte ihn sofort.
„Treave!“ schrie ich, Tränen schossen in meine Augen und ich stürmte auf ihn zu. Dann warf ich mich weinend in seine Arme. Er fing mich auf.
„Was hat die denn?“ „Keine Ahnung Alter..“
Mit verheulten Augen blickte ich auf, und sah in das Gesicht eines verdutzten Jungen, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.
Was habe ich getan? Und viel wichtiger.. Ich kannte überhaupt keinen Treave. Ich glaube ich wurde wirklich wahnsinnig. Kopfschüttelnd gingen die beiden Jungs weiter. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Treave… Irgendetwas löste dieser Name in mir aus.
Ein seltsames Gefühl stieg in mir hoch und blockierte meine Atemwege. Ich japste nach Luft. Bilder schossen mir in den Kopf. Der Unfall, Calhavintas, Die Red Lady, Treave und Lucya..
Ich spürte den harten Boden unter meinen Knien und starrte geradeaus.
Ich wusste was ich jetzt tun musste! Ich schaffte es mich aufzurappeln und rannte so schnell ich konnte. Es war mir egal, wie viele Leute ich anrempelte, wie viele Menschen mir wütend hinterher schrien.
Ich klopfte an seine Tür. Ganz Laut, ganz fest.
Verwundert machte Luce mir die Tür auf und starrte in mein völlig aufgelöstes Gesicht.
Tränen stiegen mir erneut in die Augen, als ich in sein Gesicht sah. Langsam und warm liefen sie meine Wangen hinunter und landeten auf meiner Bluse.
„Lucien..“ flüsterte ich.






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