Turkish Delights - Zucker und Zorn - Teil 10

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 19.01.2013


„Du hast mit Yati geknutscht?!?“
Tülin starrte entgeistert und mit offenem Mund auf ihre Freundin.
Nachdem Marlena eine halbe Stunde durcherzählt hatte und ihre Stimme mittlerweile der eines Kettenrauchers glich, war dies die erste Reaktion auf ihren ausführlichen Horrorbericht der letzten Tage.
„Ja.“, antwortete sie kleinlaut. Die Erinnerung an diesen wundervollen Augenblick hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. „Aber das ist ja jetzt eher Nebensache, oder?“
„Ich glaub es einfach nicht!“ Tülin schüttelte immer wieder ihren ausgesprochen hübschen Kopf und betrachtete ihre blonde Freundin ungläubig. „Mit Yati! Hayati Canavar! Unfassbar!“
Marlena verdrehte die Augen. „Es war nur ein Kuss!“
Und das war eine glatte Lüge, wie sie sich sofort selbst eingestehen musste. Das Wörtchen nur war die Untertreibung des Jahrhunderts. Etwas beschämt sah sie an Tülins berechnendem Blick vorbei.
„Er hat mich geküsst und dann stehen gelassen. Nichts, worüber es sich aufzuregen lohnt.“, gab sie schließlich zerknirscht zu.
Der aufgeregte Ausdruck in dem Gesicht der Türkin wich einer mitleidigen Miene. Auch wenn Marlena ziemlich kühl und unantastbar bezüglich der Männerwelt zu scheinen versuchte, so wusste Tülin doch, dass der Managersohn es ihr vom ersten Tag an angetan hatte.
Und nun hatte er ihre Freundin genauso um seinen verfluchten Finger gewickelt, wie schon Hunderte vor ihr.
„Naja, er küsst normalerweise ja auch nicht die Angestellten seines Vaters.“, sagte sie zaghaft.
„Und was willst du mir damit sagen?“, fragte die Blondine mit leiser Stimme.
„Dass er vielleicht nur deshalb abgehauen ist, weil er festgestellt hat, dass es ein Fehler war.“
Die Unsicherheit in ihrer Stimme verriet, dass sie selbst nicht genau wusste, ob sie daran glauben sollte.

Marlena dachte eine kleine Weile über Tülins Vermutung nach. Sie selbst hatte sich die Reaktion von Yati auch so erklärt. Doch spätestens in der Golden Beach Bar war ihr bewusst geworden, dass bei dem Halbtürken irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu ging.
Was genau das war und was für ein Spiel er spielte, konnte sie sich allerdings momentan nicht beantworten.
Sie sah auf die Uhr und stellte fest, dass ihr mittlerweile nur noch wenige Stunden Schlaf bleiben würden.
„Tülin, lass uns morgen weiter reden, okay?“ Bei den Worten unterdrückte sie ein Gähnen.
Die Türkin war viel zu aufgekratzt und schien nicht begeistert von Marlenas plötzlicher Müdigkeit, nickte jedoch missmutig und die Mädchen legten sich schlafen.

Keine vier Stunden später klingelte der Wecker.
Marlenas Geist weigerte sich prinzipiell diesen Tag zu beginnen, verschloss sich gegen jede Erinnerung und wickelte sie in einen dichten Nebel des Vergessens.
Irgendwann drang ein nerviger Laut durch ihr Bewusstsein und sie spürte eine feste Hand an ihrer Seite.
„Marlena!“ Es war Tülin. „Los jetzt!“
„Bitte nicht.“, murmelte sie verschlafen in ihr weiches Kissen.
Tülin zog mit einem kräftigen Ruck an der Decke und katapultierte sie somit schonungslos in den Tag.
Das erste, was sie spürte, war ein höllischer Schmerz in ihrer Hand, als sie unbewusst wieder nach der warmen Decke greifen wollte. Und dann war sie hellwach.
Sie öffnete die Augen, sah sich in Tülins Zimmer um und sofort fiel ihr wieder ein, warum sie bei ihrer Kollegin übernachtet hatte.
Der Tag konnte nicht beschissener beginnen.
„Wir sind schon spät dran. Geh dich schnell duschen.“, hetzte Tülin und machte Anstalten sich bereits umzuziehen.
Wie ferngesteuert stand Marlena auf, schlurfte zum Badezimmer und stellte sich unter den dünnen Strahl der Dusche. Dieser war ganz garnicht dazu geeignet ihr neuen Lebensgeist einzuhauchen, im Gegenteil. Das Wasser war nur lauwarm und sie begann zu zittern.
Erst jetzt bemerkte Marlena, dass nicht nur ihre Hand vor Schmerzen brannte, sondern dass ihr ganzer Körper glühte. Schüttelfrost überkam sie, ihr dröhnte der Schädel und sie hatte ernsthafte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten.
Na wunderbar, dachte sie. Der erste Kater meines Lebens.

Ihr ging es mies.
Sie hatte sich aus der Dusche gequält, sich eine Wechseluniform von Tülin geliehen und war nun auf dem Weg zur Hotelanlage.
„Du solltest zum Arzt gehen.“, schlug Tülin skeptisch vor und warf dabei einen angewiderten Blick auf die entzündete Hand ihrer deutschen Freundin.
„Erstmal muss ich zu Yatis Vater.“, erwiderte diese und verdrängte das mulmige Gefühl, welches sie überkam, wenn sie an Nazar Canavar und seine kalten Augen dachte. „Und dann muss ich arbeiten.“
„Das kann ich doch für dich übernehmen. Sind ja nur drei Stunden.“
Am Nachmittag würde der Kinderclub geschlossen bleiben, da eine große Beachparty am Abend stattfinden würde und alle Animateure zu den Vorbereitungen gebraucht wurden. Eine solche Party fand einmal im Monat statt und war bei den Gästen außerordentlich beliebt.
Marlena dagegen hasste dieses Event. Es bedeutete viel Arbeit und eine lange Nacht, in der sie das Aushängeschild des Resorts waren und mit einem blöden Dauergrinsen zur Unterhaltung der Gäste beizutragen hatten.
„Erstmal gehe ich zu unserm Boss. Ich will mein Zimmer wieder haben.“, murmelte Marlena missgelaunt und gleichzeitig war sie fürchterlich aufgeregt.

Die Mädchen waren beim Hauptgebäude angekommen.
Tülin verabschiedete sich mit einem aufmunterndem Nicken und Marlena schlug den Weg in Richtung Rezeption ein.
Dort herrschte wie immer geschäftiges Treiben. Gäste in Badelatschen, bewaffnet mit Sonnenhüten, Luftmatratzen und riesigen Taschen, standen in Reih und Glied vor der unterbesetzten Rezeption. Telefone klingelten, Kinder schrien und Marlena dröhnten schon jetzt die Ohren.
Sie schlich an dem Chaos vorbei und betrat die Personalräume, die sich im hinteren Gebäudekomplex befanden. Yatis Vater hatte ein eher schlichtes Büro, es lag jedoch ziemlich abseits und wurde auf eine merkwürdig besitzergreifende Art von seiner persönlichen Assistentin bewacht.
Marlena hatte nicht die geringste Lust, weder Natalie, der kratzbürstigen Vorzimmerdame, noch ihrem Chef höchstpersönlich gegenüber zu treten.
Jedoch blieb ihr keine Wahl und sie befand sich eh in einem Zustand geistiger Verwirrtheit, also klopfte sie vorsichtig an der Tür.
„Herein!“, tönte es so leise, dass Marelna sich nicht mal sicher war, es überhaupt gehört zu haben. Sie zögerte kurz, dann öffnete sie die Tür.
Natalie war der Inbegriff einer gestressten Sekretärin.
Keiner beneidete die schwarzhaarige Mitdreißigerin um ihren Job als Nazars persönliche Allround-Assistentin. Sie hatte gewiss kein leichtes Leben. Und so blickte sie auch ihre Mitmenschen an – leicht verdrießlich und mit der Überzeugung, dass Marlena nur aus dem Grund hier erschien, um sie absichtlich von ihrer Arbeit abzuhalten.
„Was kann ich für dich tun?“, nuschelte sie und sah dabei schon wieder auf den Monitor eines alten Rechners.
Marlena räusperte sich. „Ich will zu Herrn Canavar.“
Was sollte sie denn sonst hier wollen?
„Der ist grad im Gespräch. Komm später wieder!“, lautete die knappe Anweisung.

Marlena wusste, dass sie kein zweites Mal den Mut aufbringen würde dieses Zimmer zu betreten und fragte deshalb ungewohnt selbstsicher: „Kann ich nicht warten?“
Der Blick der Sekretärin schnellte hoch, sie musterte das schmale Mädchen und beschloss wahrscheinlich, dass sie einen so erbärmlichen Eindruck abgab, dass sie schließlich Gnade walten ließ.
Sie nickte in Richtung eines unbequem wirkenden Stuhls: „Setz dich da hin!“
Dankbar ließ Marlena sich auf den Sitz fallen. Die Hitze in ihrem Kopf pochte an den Schläfen.
Nein, so fühlte sich gewiss keine Kater an, beschloss sie.
Sie hatte eindeutig Fieber und bekam augenblicklich eine dicke Gänsehaut.
Außerdem war sie ja nicht völlig betrunken gewesen. Sie hatte sich eine verdammte Grippe eingefangen und schlang bei dem Gedanken die Arme um ihren Körper.

Aus dem Zimmer nebenan, drangen plötzlich Stimmen. Laute Stimmen.
Marlena wurde aus ihrem Selbstmitleid gerissen, als sie meinte, jemanden zu erkennen.
Das war eindeutig Yati, der da schrie.
Auf Türkisch.
Geschockt blickte sie zur Sekretärin, welche nur die Augen verrollte und mit den Schultern zuckte.
Ihre Reaktion ließ darauf schließen, dass ein solch lautstarkes Gespräch nicht zum ersten Mal stattfand.
Marlena spitzte die Ohren und versuchte etwas zu verstehen, vielleicht nur ein Wortfetzen, ein paar türkische Worte kannte sie ja nun mittlerweile.
Doch in diesem Moment flog die Tür schon auf.
Ihr persönlicher Halbgott stand plötzlich ziemlich zornentbrannt vor ihr, heftete allerdings seinen wutverzerrten Blick hinter sich, zu seinem Erzeuger. Dann sagte er noch etwas auf türkisch, was Marlena allerdings nicht verstand, jedoch klang es anklagend.
Yati drehte sich um, knallte die Tür zu und war schon im Begriff wortlos an ihr vorbei zu gehen, als er sie entdeckte.
Kurz verzog sich sein Gesicht zu einem verdutzten Staunen, dann hatte er seine Züge wieder im Griff und lächelte gekünstelt.
„Marli!“, seine Stimme war wie flüssiges Karamell. „Was machst du hier?“
Marlena bekam einen hochroten Kopf, als sie die stechenden Augen der Assistentin auf sich spürte, denn antwortete sie ihm. „Ich muss zu deinem Vater.“, dabei zuckte sie unschuldig mit den Schultern.
Yati wirkte keinesfalls überrascht. Ganz im Gegenteil. Er lächelte, ganz kurz und unmerklich, dann gefror seine Stimme wieder zu Eis. „Na dann viel Spaß.“
Auf dem Absatz machte er kehrt und ließ Marlena verwirrt zurück.
„Du kannst jetzt reingehen.“ Natalies Lächeln war so unecht, wie ihre langen, krallenhaften Nägel, die schon wieder hektisch über die Tastatur schwirrten.


Zögerlich betrat Marlena das Territorium ihres Chefs.
Er saß an einem monströsem Schreibtisch, trug Anzug und Krawatte, musterte sie von oben herab und schien äußerst schlecht gelaunt. Auch wenn Marlena ältere Männer nur selten attraktiv fand, so musste sie sich doch eingestehen, dass Nazar Canavar ausgesprochen gutaussehend war, zwar auf eine dunkle und kühle Art, nichtsdestotrotz sehr ansprechend. Die kühnen Gesichtszüge, der einnehmende Blick und die selbstbewusste Ausstrahlung hatte er seinem Sohn vererbt. Jedoch waren seine Augen dunkel, fast schwarz, und wirkten so kalt wie eine Januarnacht in der Antarktis.
Und mit diesen seelenlosen Pupillen betrachtete er seine Angestellte, zog fragend die Augenbrauen hoch und wirkte sichtlich genervt.
Marlena war sich in ihrem Leben kaum überflüssiger vorgekommen und ihr fehlten die Worte. Nervös faltete sie die Hände und strich sich dabei immer wieder über ihren Unterarm, den Schmerz von der Wunde ignorierte sie dabei.
Nazar sah sie noch immer erwartungsvoll an, ließ sich jedoch nicht mal dazu hinab, sie zu begrüßen, geschweige denn ihr einen Platz anzubieten.
Schließlich ermahnte sich Marlena, dass dieser finstere Mann vor ihr, nur ihr Vorgesetzter war, nicht der Teufel in Person, auch wenn es so schien.
„Bei mir wurde eingebrochen!“, brach es schließlich relativ einfältig aus ihr raus.
Der Türke wirkte für den Bruchteil einer Sekunde überrascht, dann schüttelte er verständnislos mit dem Kopf. „Und was geht mich das an?“, fauchte er mit einem kaum merklichen Akzent zurück.
Marlena war viel zu verdutzt von der barschen Antwort, als dass sie sich von der ruppigen Art hätte einschüchtern lassen können.
„Es ist Ihr Apartment. Ich dachte, ich muss das melden?“, sagte sie fragend.
Nazar runzelte die Stirn. „Ach! Du meinst, bei den Mitarbeiterunterkünften wurde eingebrochen?“
Marlena war sich fast sicher, trüge sie nicht die Uniform und das dämliche Namensschild, der Mann vor ihr hätte keinen blassen Schimmer, dass sie überhaupt seine Angestellte war.
„Ja. Mein Zimmer wurde verwüstet.“, gab sie etwas beleidigt zurück.
„Wurde etwas geklaut?“ Der Unterton der Frage war leicht misstrauisch, dennoch schien der Manager nicht sonderlich beeindruckt von der Neuigkeit, dass in seinem Hotel ein Verbrechen stattgefunden hatte.
Marlena verdrehte innerlich die Augen. „Ich hab keine Ahnung. Der Raum ist völlig auf den Kopf gestellt wurden, ich weiß nicht, ob irgendwas fehlt.“ Es klang ein kleines bisschen patzig.
Ihr Boss blinzelte sie berechnend an.
Dann wandte er sich von ihr ab, heftete seinen Blick auf den Computer, der um einiges moderner wirkte, als der seiner Sekretärin, und sagte beinah gelangweilt: „Solange nichts gestohlen wurde, kann ich nichts machen. Solltest du feststellen, dass etwas fehlt, melde es Natalie. Und jetzt geh an deine Arbeit.“
Marlenas Gesicht war zu einem einzigen großen Fragezeichen mutiert.
War es nicht seine Pflicht wenigstens die Polizei zu informieren? Sollte er nicht jemanden vorbei schicken, der ihr Schloss erneuerte oder so etwas in der Art? Und überhaupt, es schien ihn ja nicht mal zu interessieren, dass irgendein krankes Schwein seine Kinderanimateurin bedrohte. Denn so wie ihr Zimmer gestern ausgesehen hatte, bestand kein Zweifel daran, dass der Übeltäter nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.
„Aber...aber was ist jetzt mit meinem Apartment?“, fragte sie leise.
Nazar hielt es nicht mal für nötig, den Blick von dem Bildschirm abzuwenden. „Was soll damit sein?“, fragte er desinteressiert.
Marlena verstand die Welt nicht mehr. „Es sieht dort aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Meine Matratze ist zerstört, der Schrank ist kaputt...-“ Ihr fehlten die Worte um ihrer Fassungslosigkeit Ausdruck zu verleihen.
„Sag Natalie, was ersetzt werden muss. Den Rest musst du wohl selbst wieder in Ordnung bringen.“
Ein kleines selbstgefälliges Grinsen umspielte seine Lippen.
Er wirkte so arrogant und krampfhaft beschäftigt, dass Marlena nur Abscheu für ihren Arbeitgeber empfand.
Wie konnte ein solch widerlicher Mensch nur durchs Leben kommen? Nun begriff sie auch, warum Yati so war, wie er war – unantastbar und nicht zu durchschauen. Sie wollte Nazar nicht mal geschenkt haben, diesen Widerling, und ihn seinen Vater zu nennen, war nichts, worauf man stolz sein konnte. Wahrscheinlich hatte Yati schon früh lernen müssen, dass er von seinem Erzeuger nichts zu erwarten hatte.
Marlena war es selbst gewöhnt, mit dominanten Eltern zu leben und ihr war in Deutschland oft die Luft zum Atmen genommen wurden, weil ihr Mutter so herrisch war, jedoch liebten ihre Eltern sie und das hatte sie regelmäßig zu spüren bekommen.
Bei Nazar war sie sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein Herz hatte.
Armer Yati.

Sie beschloss, dass es keinen Sinn hatte, hier irgendwas zu bewirken und drehte sich langsam um.
Verabschieden würde sie sich nicht, sagte sie sich, das hatte er nicht verdient.
„Ach Marlena?“, tönte es hinter ihr.
Etwas hoffnungsvoll wandte sie sich ihm noch einmal zu. „Ja?“
„Bedecke deine Hand. Sie sieht scheußlich aus und ist eine Zumutung für meine Gäste.“
Marlenas Augen öffneten sich geschockt, dann verließ sie augenblicklich mit hochrotem Kopf und einem unterdrückten Wutanfall die Gefilden dieses Monsters.


„Er ist ein Arschloch!“
Tülin schüttelte den Kopf.
„Nein. Er ist der Leibhaftige in Person und kommt direkt aus der Hölle!“, flüsterte Marlena missmutig.
Tülin lachte, Micha klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. „Mach dir nichts draus. So ist er zu all seinen Angestellten. Letztes Jahr hatte ich mich mit ein paar Jugendlichen aus meiner Gruppe betrunken, ausversehen.“ Bei den Worten grinste er schuldbewusst. „Leider haben die Eltern meiner besoffenen Schützlinge es spitz gekriegt und ich musste bei ihm antanzen. Den Tag werde ich nie vergessen.“ Sein Gesicht wirkte mit einem Mal ungewohnt blass. „Ich dachte, er würde mich umbringen und dann meine Leiche irgendwo im Hinterland verscharren.“
Die Aussage wirkte so ernst, dass Tülin und Marlena einen besorgten Blick austauschten.
„Ernsthaft.“, redete Micha weiter. „Seine ganzes Interesse gilt dem Hotel und dass der Umsatz stimmt, alles was ihm dabei in die Quere kommt, dem Gnade Gott. Und so ein kleiner Einbruch bei seinen Angestellten ist da unwichtig, solange es kein Gast erfährt und es öffentlich wird. Deshalb wollte er auch keine Polizei hier haben.“
„Du scheinst ihn ja ziemlich gut zu kennen.“, murmelte Marlena.
Micha zuckte mit den Schultern. „Das ist meine dritte Saison hier. Im Prinzip kann er dir egal sein Marli. Solange du nicht auffällst, hast du nichts mit ihm am Hut.“
„Es sei denn, du wirst seine Schwiegertochter!“, warf Tülin ein und unterdrückte dabei ein Lachen.
Micha kicherte ebenfalls, doch es wirkte nicht echt, wie Marlena unbewusst feststellte. Er wusste bescheid, sie hatten ihm alles erzählt, von dem Abend in dem Gebäude mit den Hühnern, von Ben, von Yati und dem Kuss, von dem komischen Verhalten von beiden, als sie aufeinander getroffen waren und letztendlich auch von dem Einbruch in ihrem Apartment.
Er hatte die ganze turbulente Geschichte relativ locker aufgenommen und mit ein paar Witzen den unschönen Situationen, die Marlena durchlebt hatte, die Schärfe genommen. Genau das mochte sie an dem Sunnyboy. Er schaffte es gekonnt dem Ernst des Lebens den nötigen Humor zu verpassen.
Mit Micha war irgendwie immer alles so einfach.
Nun befanden sich die drei Freunde in Marlenas Zimmer und beseitigten gemeinsam das Chaos der Zerstörung. Die Vormittagsschicht im Kinderclub war unspektakulär an ihnen vorbei gezogen. Das war der Vorteil an dem Tag, an dem der Ausflug zu einer blauen Reise angeboten wurde. Viele Urlauber waren an diesen Tagen auf einem kleinen Kutter unterwegs und klapperten die Küsten der türkischen Riviera ab, selbstverständlich durfte ihren Sprösslingen dieser Spaß nicht entgehen.
Micha und Tülin hatten ihr versprochen, in der Zeit, die sie zur freien Verfügung hatten, bis sie nachmittags am Strand gebraucht wurden, beim Aufräumen zu helfen.
Ein paar hoteleigene Handwerker hatten ihr eine neue Matratze gebracht und die Schranktüren, die so brutal aus den Angeln gerissen worden waren, wieder erneuert. Jetzt galt es nur noch, die vielen Klamotten und Kleinteile einzusammeln.

Marlena ging es mittlerweile etwas besser. Sie hatte sich mit Schmerztabletten und einem fiebersenkendem Mittel eingedeckt. So lange die Medikamente wirkten, fühlte sie sich sogar relativ fit, wäre da nicht ihre Hand, die ihr langsam wirklich Sorgen machte. Sie war unnatürlich geschwollen, der Riss war entzündet und zu allem Übel hatte sich an einigen Stellen Eiter gebildet.
Marlena versuchte den wirklich widerlichen Anblick zu verdrängen und hatte provisorisch einen Verband umgewickelt.
Dementsprechend langsam war sie auch in ihren Bewegungen.

„Mich würde zu sehr interessieren, weswegen sich Yati und der alte Nazar gestritten haben!“, sagte Tülin zum wiederholten Male. Sie hatte sich regelrecht daran aufgezogen und Marlena immer wieder gefragt, was genau Yati geschrien hatte.
„Wie gesagt, ich habe keine Wort verstanden.“, antwortete sie zum gefühlten hundertsten Mal.
„Zu dumm aber auch.“, nuschelte die Türkin enttäuscht.
„So, wie die Tippse vom Canavar geguckt hat, war der Streit wohl keine Besonderheit.“, warf Marlena beschwichtigend ein, sie wollte Tülin endlich von dem Thema abbringen. Gespräche über und Erinnerungen an Yati galt es tunlichst zu vermeiden, dachte sie verbittert.
„Das Verhältnis zwischen den Beiden war schon immer mies.“, sagte Micha eher nebenbei.
Auch wenn Marlena es nicht wollte, so spitzte sie doch bei dieser Bemerkung die Ohren.
„Wieso?“, fragte sie betont beiläufig.
Micha zuckte mit den Schultern. „Na wegen seiner Mutter, glaub ich.“
Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. Auch Tülin beendete das Zusammenlegen der zerknitterten Kleidung und fixierte interessiert den nichts ahnenden Micha.
„Was ist denn mit seiner Mutter?“, fragte die Türkin und Marlena war dankbar, dass sie selbst nicht schon wieder nachfragen musste.
Der blonde Junge war gerade dabei, die Scherben der zertrümmerten Nachttischlampe zusammen zu kehren, als er in seiner Arbeit inne hielt und die bohrenden Augen seiner Arbeitskolleginnen auf sich spürte.
„Äh. Keine Ahnung. Das sind nur Gerüchte!“, versuchte er die Wogen zu glätten.
Doch der Versuch scheiterte, die Neugier der Frauen war geweckt.
„Micha!“, warnte Tülin. „Jetzt erzähl schon!“
Marlenas Magengegend kribbelte. Sie wurde sich zum ersten Mal bewusst, dass sie so gut wie nichts über Yati wusste. Er hatte eine deutsche Mutter, dass hatte Tülin mal erzählt. Mehr aber auch nicht. Momentan brannte sie auf Fakten über ihn, er, der küssen konnte wie ein junger Gott und an den sie seit diesem verhängnisvollen Augenblick am Strand nur noch denken konnte, es aber eigentlich garnicht wollte.
„Naja...“, begann Micha zögerlich. „Ich habe gehört, dass seine Mutter wieder nach Deutschland geflüchtet ist, weil sie es angeblich nicht mehr mit Nazar ausgehalten hat. Sie wollte Yati wohl mitnehmen, aber ihr Mann hat das nicht zugelassen. Deshalb hat sie ihren Jungen hier zurücklassen müssen. Yati muss ihm das wohl nie verziehen haben...“

Marlenas Herzschlag beschleunigte sich.
Sie konnte es sich lebhaft vorstellen. Nazar war der Inbegriff eines intoleranten Türken, dazu noch überheblich und wahrscheinlich konservativ. Yatis Mutter hatte mit Sicherheit kein leichtes Leben an seiner Seite gehabt.
„Das ist ja schrecklich.“, sagte sie mitfühlend.
„Selber Schuld.“, meinte Tülin etwas zu anteilnahmslos.
Marlena sah ihre Freundin ungläubig an, auch Micha schüttelte über diesen Kommentar den Kopf.
„Wie meinst du das?“, fragte er zähneknirschend.
Tülin verdrehte die Augen. Ihre deutschen Freunde waren manchmal einen Tick zu begriffsstutzig und besorgniserregend naiv in ihren Ansichten.
„Damit meine ich, dass Yatis Mutter wahrlich nicht besonders helle gewesen sein konnte. Sie verliebt sich in einen Türken, wandert aus, heiratet ihn, bekommt ein Kind und stellt DANN fest, dass er tyrannisch und besitzergreifend ist?“ Ihre Stimme klang spöttisch. „Etwas spät, meint ihr nicht?“

Marlena dachte kurz darüber nach. Sie selbst hatte sich auch in einen Türken verliebt, mehr oder weniger, und er wirkte alles andere als vertrauenswürdig. Trotzdem würde sie ihm aus der Hand fressen. Das wusste sie. Sie konnte Yati nicht widerstehen, da brauchte sie sich nichts vorzumachen.
„Ich kanns verstehen.“, verteidigte sie die unbekannte Frau.
Tülin schnaubte. „Weil du genauso dumm bist.“
Marlena protestierte mit einem beleidigten Blick, wusste aber, dass Tülin Recht hatte.
Es war dumm.
Aber trotzdem war es real, die Gefühle.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als hart dagegen anzukämpfen. Sie war doch eigentlich nie solch eine hoffnungslose Romantikerin gewesen.

„Du findest es also dumm, wenn sich deutsche Frauen in Türken verlieben?“, fragte Micha verwundert. „Du bist doch sonst so patriotisch!“
Tülin schüttelte ihren Kopf. Die schwarzen Locken flogen umher und ihre schönen, dunklen Augen wirkten ernst.
„Ich persönlich finde es allgemein nicht akzeptabel, eine Beziehung zu einem Türken einzugehen, der bekanntlich ziemlich hinterwäldlerische Ansichten hat. Wenige Männer hier kommen mit emanzipierten Frauen klar und wenn, dann fühlen sie sich trotzdem in ihrem Stolz verletzt, irgendwann, irgendwo und irgendwie. Da ist noch viel zu viel in den Köpfen verankert.“
Micha hob erstaunt die Augenbrauen. „Du bevorzugst also keine türkischen Männer?“
„Nein. Ich stehe auf Deutsche. Die sind so hübsch!“, dabei guckte sie so keck, dass Micha rot anlief und Marlena grinsen musste.
Tülin wusste mit Männern umzugehen. Um diese Eigenschaft war sie wirklich zu beneiden.

Irgendwann waren sie fertig und das Zimmer erstrahlte wieder in neuem Glanz.
Marlena hatte einiges an Einrichtung eingebüßt, nun wirkte der kleine Raum noch spärlicher. Letztendlich hatte sie aber festgestellt, dass nichts entwendet worden war, nur zerstört.
Ihnen blieb noch eine gute Stunde, bis sie sich am Strand zum Aufbauen der Beachparty einzufinden hatten, deshalb hatten sie beschlossen, noch ausgiebig im Palm Garden Mittag zu essen.

Sie befanden sich gerade auf dem Weg, Micha und Tülin diskutierten über die Vorzüge der türkischen Küche, Marlena bemerkte schon wieder, wie das Fieber die Oberhand über die Schmerztabletten gewann, als sie hinter sich Schritte hörten.
„Marli!“, rief eine ihr wohlbekannte Honigstimme.
Sie dreht sich sofort um und erkannte Yati unter der sengenden Mittagssonne, der lässig auf sie zugeschlendert kam.
Er trug eine Anzughose in der ein weißes Hemd steckte, welches an den Ärmeln locker hochgekrempelt war. Die verspiegelte Pilotenbrille, die an ihm wirklich heiß aussah, verdeckte zu ihrem Verdruss seine Augen.
Er lächelte leicht schief.
„Hast du einen Augenblick?“, fragte er grinsend. Hinter sich hörte Marlena, wie Tülin leicht schnaubte.
Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, sie drehte sich um und warf ihren Freunden einen bedeutungsvollen Blick zu.
Tülin verdrehte die Augen. „Wir gehen schon mal vor.“, meinte sie resigniert.
Dann wandte sie sich wieder Yati zu, der ihr ziemlich nah gekommen war. Durch die Sonnenbrille konnte sie seine Augen nicht sehen, das machte sie noch um einiges nervöser.
„Ich hab gehört, du wurdest überfallen?“, fragte er besorgt.
Marlena fragte sich nicht mal, woher er das wusste. Ihr fiel es schwer sich auf etwas anderes, als seinen schönen Mund zu konzentrieren, bei dem sie nur zu gut wusste, zu was für intimen Überraschungen er im Stande war.
„Äh. Ja.“, antwortete sie wie paralysiert.
Sie standen mitten unter der prallen Sonne, es war tödlich heiß und Marlena bekam trotzdem eine Gänsehaut. Obwohl sich ihr ganzer Körper heiß anfühlte, fror sie.
Scheiß Schüttelfrost, ich brauch noch ne Dosis Aspirin, dachte sie verärgert.
„Alles in Ordnung?“ Yati klang beunruhigt.
Dann nahm er die Brille ab und seine eisblauen Augen musterten sie eindringlich.
Marlena schlang die Arme um ihren zitternden Körper und nickte nur zuversichtlich. Sie fühlte sich fast geehrt, dass er sich plötzlich um sie sorgte.
Heute früh hatte er sie noch mit dieser abfälligen Bemerkung stehen gelassen. Nun war er wieder die Höflichkeit in Person und blickte dazu auch noch unverschämt charmant auf sie hinab.
Langsam wusste sie nicht mehr, was sie noch glauben sollte.
War dieser Mensch wirklich so wechselhaft oder berechnete er jede seiner sprunghaften Emotionen?
Sie wusste es nicht, doch was sie wusste, war, dass sie noch mehr von diesem liebevollen Yati haben wollte. Der Junge, der sie gestern so leidenschaftlich geküsst hatte und der jetzt so wundervoll besorgt vor ihr stand.
Er wirkte nicht überzeugt von ihrer Reaktion, hakte aber auch nicht weiter nach. Stattdessen blitzten seine Augen kurz auf, dann grinste er spitzbübisch.
„Was machst du heute Abend, Marli?“
Dass er sie immer mit ihrem Spitznamen ansprechen musste! Doch irgendwie hörte sich selbst diese dämliche Abkürzung aus seinem Mund besonders an.
Verwirrt über die Frage und seinen Gesichtsausdruck schüttelte Marlena den Kopf.
„Äh...na heute ist doch Beachparty?!“, antwortete sie verdutzt.
Worauf wollte er hinaus?
„Ich meine ja auch DANACH!“ Wieder diese freche Grinsen. Marlena stieg die Hitze ins Gesicht.
„Danach?“, fragte sie deppig. „Eigentlich nichts.“
„Also triffst du dich nicht wieder mit Theresas Bruder?“, dabei zog er gekonnt fragend eine Augenbraue in die Höhe. Seine Worte klangen ein wenig anklagend und Marlena schluckte schwer.
„Nein. Wieso?“
Auch wenn ihre Wahrnehmung dank des Fiebers getrübt war und sie das Gefühl hatte, völlig neben sich zu stehen, so hatte die Frage nach Ben tatsächlich ein klein wenig eifersüchtig geklungen.
Nein. Das konnte nicht sein.
„Gut. Dann können wir ja etwas unternehmen!“, sagte Yati dann erfreut.
Sie war im falschen Film, eindeutig. Oder sie träumte noch. Konnten sich Fieberträume so echt anfühlen. Sie traute dem Frieden nicht.
„Was willst du denn mit mir unternehmen?“, fragte sie zögerlich und versuchte dabei nicht misstrauisch zu klingen.
„Wie wärs mit einem Strandspaziergang?“, seine Lippen kräuselten sich wissend bei dem Vorschlag.
Marlena zwinkerte mehrmals ungläubig hintereinander, dann bekam sie feuerrote Wangen. In seiner Frage lag eine Andeutung, ein Versprechen und gleichzeitig die Erinnerung an das letzte Mal, als sie zusammen bei Nacht an einem Strand gewesen waren.
War er es nicht gewesen, der abgehauen war, als hätte er den schlimmsten Fehler seines Lebens begangen? Und nun lud er sie eindeutig zu einer Wiederholung der angeblichen Missetat ein?
Was lief bei dem Jungen nur falsch?
Marlena war vielleicht naiv, unfähig in Yatis Nähe einen klaren Gedanken zu fassen und allgemein ziemlich tollpatschig im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Aber dieses undurchschaubare Verhalten und seine Stimmungswechsel, die einer Achterbahnfahrt der Gefühle glichen, waren ihr beinah zu viel.
„Ich habe keine guten Erinnerungen an unseren letzten Strandspaziergang.“, konterte sie leicht fordernd und wich dann seinem Blick aus.
Im Augenwinkel sah sie, wie er eine mitleidige Miene aufsetzte.
„Was genau daran ist dir denn nicht in guter Erinnerung geblieben? Ich hoffe doch nicht der Kuss!“, er wirkte beleidigt und grinste dennoch ziemlich dreckig.
Marlena durchlief ein Schaudern. Eine Welle, die sich bebend durch ihren ganzen Körper zog und nichts mit dem Schüttelfrost zu tun hatte.
Sie zwang sich zur Konzentration, verdrängte die lebendige Erinnerung an die Art, wie er sie festgehalten hatte und an den Geschmack seiner fordernden Zunge.
„Nein. Ich meine den Moment, in dem du abgehauen bist wie ein feiges Würstchen. Nicht den Kuss. Der war ganz okay.“
Woher die Ansage gekommen war, wusste sie auch nicht.
Irgendwo tief in ihr schlummerte wohl doch ein schlagfertiges Etwas.
Yati lachte, so etwas wie Bewunderung flackerte in seinem Blick auf, dann wurde er wieder ernst.
„Es war nicht in Ordnung, dass ich dich einfach so hab stehen lassen. Ich mach es wieder gut. Versprochen!“ Ein anzügliches Zwinkern, dann setzte er sich wieder die Sonnenbrille auf, streichelte ihr kurz über die Wange und drehte sich um.
„Ich hol dich dann ab!“, rief er noch und ohne eine Antwort oder überhaupt erstmal eine Zusage abzuwarten, ging er schon wieder zurück Richtung Hotel.
Die Stelle, die er kurz in ihrem Gesicht berührt hatte, kribbelte wie nach einem Stromschlag.
Yati hatte nicht erklärt, warum er gestern den Kuss so bereut hatte.
Er ließ sie wie immer mit tausend Fragen zurück.
Er hatte sie total offensichtlich und ganz schön unverschämt auf ein zweites Stell-Dich-Ein heimlich, mitten in der Nacht am Strand eingeladen.
Er verhielt sich dreist, arrogant und völlig undurchschaubar.
Sie wusste, dass er ihr eiskalt das Herz brechen würde. Ein ungutes Gefühl sagte ihr, dass der Halbtürke mit seinem Verhalten irgendetwas bezwecken wollte, etwas, was mit Sicherheit nichts damit zu tun hatte, dass er sich ernsthaft für sie interessierte.
Trotzdem konnte sie nicht anders und musste ein aufgeregtes Brodeln in ihrer Magengegend unterdrücken.
Verdammt! Sie freute sich auf heute Abend, und wie!





Hier ist er endlich, Teil 10!
Lange hats gedauert, entschuldigt. Ab sofort bemühe ich mich um regelmäßigere Updates!

Was mich aber nun interessiert: Was sagt ihr zu Yati? Merkwürdig sein Verhalten, oder? ;)
Ich freue mich natürlich wie immer über Kommentare, Kritik und eure Meinungen zu der Story ;)

LG Maggie





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