Gemeinsame Einsamkeit - Teil 7

Autor: Ashlen
veröffentlicht am: 31.08.2012


Sofort zuckte ich zusammen und öffnete die Augen und schaute nach unten.
"Jay? Wa-Was machst du hier? Und vorallem, was machst du DA?", fragte ich geschockt und sah ihn auf den Boden hocken.
Er fuchtelte mir an meinem verstauchten Fuß herum und es schien so, als wolle er meinen Schuh ausziehn.
Das tat er dann auch prompt, ohne mir zu antworten.
Ich schaute ihn grimmig an und fragte nocheinmal: "Was soll das werden?"
"Lynn, jetzt halt doch mal still, ist schon schwer genug mit deiner Strumpfhose."
"Was redest du da bitte?"
"Hier, ich habe Verband mitgebracht. Ich hab' dich gesehn und du sahst total fertig aus, als ich dir dann hinterher bin und du raus gingst, bist du gestolpert.", sagte er und holte das Verband hervor.
"Ach, und du hast mich mal wieder ausgelacht, stimmt's?", fragte ich ihn verständlich.
"Haha, genau so war es.", sagte er, schaute hoch und grinste mich dabei an.
Ich zuckte leicht und kurz zusammen, als ich bemerkte, dass er noch schöner als heute Mittag aussah.
Seine Haare sahen so süß an ihm aus.
Total hochgestylt, als könnte man sie perfekt durchwuscheln.
Dazu diese hellen blauen Augen, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie daran schuld sind, das ich so schwach werde.
Er berührte meinen Fuß ganz sanft und fragte öfter, wo genau es wehtuhen würde.
"Schon ziemlich dumm von dir, mit so einer Verletzung heute her zu kommen.", wies er mich drauf hin.
"Das weiß ich selber!", zischte ich ihn an und guckte weg.
Dann schaute ich ihm weiter von oben herab zu.
Ich spürte sofort mein Herz klopfen.
Ich konnte nichts dagegen tun, ausser wegzusehen.
Aber dass er mich so berührte, war schon seltsam.
Das Gespräch zwischen uns war eher still und ich hoffte nur, dass er bald fertig ist.
"So, fertig!", sagte er dann endlich auch.
Und ich brachte nur ein leises: "Danke.", aus mir heraus.
Er stand auf und sah mich von oben an, als ich auf den Boden starrte.
Dann kam er plötzlich näher und setzte sich neben mich.
Aus irgendeinen Grund versuchte er Small-Talk zuführen und fragte mich Dinge wie: "Wann willst du nach Hause? Mit wem bist du hier?", und so weiter.
Ich erklärte ihm dann meine Situation und schon als ich glaubte er würde verschwinden, fing er eine Erklärung an.
"Weißt du, das am Anfang, als ich dich geschubst habe und dich fast geküsst hätte..."
'Fast geküsst hätte'?
Also wollte er mich wirklich küssen.
Klar, was auch sonst.
Ich hatte nur im innerlichen gehofft er wäre auf etwas anderes ausgewesen, was das sein könnte, wüsste ich auch nicht.
"... Da habe ich nur rausfinden wollen, ob du wirklich so uninteressiert bist, wie du immer tust. Ich habe auf dich morgens gewartet und du schickst mich weg. Sogar jetzt fauchst du mich an, nachdem ich dich am Fuß verbunden habe. Ich nehme mal an, dass ist dein 'Schutzschild', weil du weißt, was ich manchen Mädchen angetan habe und du dich deshalb von mir fern halten willst."
Ich schluckte kurz und rührte mich nicht.
Was soll ich darauf anworten?
Ich musste kurz nachdenken, schließlich redete er so, als würde er mich kennen.
Woher sollte er wissen, dass das ein 'Schutzschild' ist?
Es kam mir vor, als kannte er mich ganz genau, so als hätte er mich beim klauen erwischt.
Ich krallte 2 Fäuste auf meinem Schoß zusammen und fing an: "Ich bin so zu dir, weil du mich von Anfang an, nicht ausstehen konntest. Das habe ich doch gemerkt. Alleine dein Versuch mich zu küssen war hinterhältig. Da du jetzt weißt, dass ich mich nicht hätte währen können, will ich dir aus dem Weg gehen. Ausserdem hast du meiner besten Freundin echt wehgetan und mit anderen Mädchen spielst du auch nur herum, also lass mich bitte in Ruhe.", sagte ich und lief rot an.
Ich hab bereits gemerkt, dass ich zugegeben habe, dass ich total auf ihn stand.
Aber welches Mädchen, bei dem Anblick, nicht?
Er sieht eben gut aus aber im Vergleich zu Liebe ist es was anderes.
Wenn er von seinem Charakter aus stimmen würde und mit Mädchen nicht so umgehen würde, wäre die Sache ganz anders.
Ich traute mich ja nicht einmal ihn anzusehen!
Plötzlich sah ich ihn zu mir rüber beugen.
Wiedermal berührte er meine Wange ganz sanft und ich musste in seine hellen blauen Augen sehen.
Bevor ich realisierte, was jetzt geschah, spürte ich seine feuchten Lippen an meine.
Seine Augen waren bereits geschlossen und meine fielen danach ebenfalls langsam zu.
Der Kuss war sehr zärtlich und kam mir wie eine Ewigkeit vor.
Tausend Gedanken schossen in meinem Kopf und ich fühlte mich heiß.
Es fühlte sich an, als würde er mit seiner anderen Hand, mir, mit einem Messer in die Brust stechen.
Es war kein Zungenkuss, was ich eigentlich nicht von ihm erwartet hatte, der Kuss war zärtlich genug, um mir den Verstand zu rauben.
So hatte ich mir nie einen Kuss vorgestellt.
Jedenfalls nicht unter solchen Bedingungen.
Hatte er nicht verstanden, was ich eben gesagt hatte?
Ich war so verwirrt und konnte mir nicht helfen.
Dann wich er von mir ab und flüsterte mir ins Ohr: "Verstanden."
Er stand auf, atmete kurz laut aus und sagte nur: "Ich gehe dann mal.", und ließ mich zurück.
Im selben Moment hörte ich jemand seinen Namen rufen.
"Jaaay!", schrie eine quietschende Mädchenstimme von vorne.
Wenn ich nicht falsch lag, war es Jane.
Anstatt mich nur über mich ausfragen zu lassen, hätte ich ihn vielleicht auch mal weningstens fragen sollen, mit wem er eigentlich hier sei.
Jane stand am Eingang und winkte ihm zu.
Ich saß noch einen Augenblick da und beobachtete die beiden.
Sie umklammerte ihn fest und schleifte ihn zu seinem Auto.
Beim hinsehen spürte ich einen kleinen Stich in meinem Herzen und ich hoffte nur, ihn nie wieder sehen zu müssen.
Als ich mich fragte, was die beiden für eine Nacht haben werden würden, war mir klar, dass ich mir das schnell wegdenken musste.
Mein Herz raste noch wie wild und mein Gesicht glühte.
Hatte Jane es gesehn?
Wieso tat er das, wenn er mit ihr zusammen war?
Und was sollte dieses 'Verstanden' bedeuten?
Lässt er mich jetzt in Ruhe?
So verwirrt war ich noch nie.
Er stehlt mir ein Kuss und verschwand mit seiner Freundin.
Da ich immer noch ein bisschen angetrunken war, ging ich schnell rein und suchte Crisha.
Als ich sie nach gefühlten 20 Minuten immernoch nich fand, beschloss ich nach hause zu gehen, ausserdem kam ich mir schon bescheuert genug vor, mit einem weißen Verband durch die Gegend zu rennen.
Ich ging raus und ging ein paar Schritte an der Straße entlang, bis plötzlich ein Auto neben mir anhielt.
Das Fenster fuhr runter: "Ey, steig ein, ich fahr dich nach Hause!"






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