Gemeinsame Einsamkeit - Teil 3

Autor: Ashlen
veröffentlicht am: 24.08.2012


Als ich nach Hause ging, gerade die erste Straße überquerte, spürte ich jemand hinter mir gehen.
Hätte ich gleich gewusst, dass es Jay war, hätte ich mich anders verhalten und den Blickkontakt gemieden.
Er fasste mir auf die Schulter, ich erschrak kurz und drehte mich zu ihm um.
Als ich realisierte, dass es Jay war und ich ihm in seine schönen Augen sah, war ich kurz erstarrt und konnte mich kaum rühren.
Er guckte mich auch für einen kurzen Moment still an, doch seine Miene änderte sich schnell.
"Ey, was soll das? Wieso musst du mich immer in der Schule so anstarren, das nervt!", sagte er dann plötzlich.
Ich war noch so faszinierd von seinem schönem dasein, dass ich es nicht wahrnahm, was er sagte.
Ich betrachtete ihn das erste mal aus der Nähe, er war direkt vor mir.
Ich war ihn für diesen Moment komplett verfallen und konnte nichts sagen.
Er hatte wieder einen böse Blick drauf und wiederholte sich.
Erst jetzt begriff ich, in was für einer Situation ich mich befand.
Mein Gesichtsausdruck veränderte sich und mein Augenbraun ließen sich böse fallen.
"Was willst du von mir? Verpiss dich!", sagte ich genervt, drehte mich wieder um und ging weiter.
Ich hörte aber wie er hinter mir her ging und ich hoffte, er würde auf meine Frage antworten oder einfach nur verschwinden.
"Hey, sei mal nicht so frech."
"Ich habe doch garnichts gemacht, du warst doch der, der mich angerempelt hat."
Er fing an wieder langsamer zu gehen, als würde er stehen bleiben.
"Du nervst mich echt.", sagte er.
"Ich habe dir nichts getan, wieso lässt du mich nicht einfach in ruhe? Du bist der, der mich nervt, klar?"
Kurze stille.
"Interessierst du dich nicht für mich?", fragte er plötzlich.
Was soll so eine dumme Frage, natürlich nicht!
"Wieso sollte ich? Du machst zuerst einen auf Romantiker und lässt einen dann nach dem Sex abblitzen. Ich bin keine billige Schlampe, die sich von dir flachlegen lässt! Okay?", sagte ich wütend.
Er fing an zu lachen und kam mir näher.
"Ich sehe doch immer deine Blicke. Es sieht immer so aus, als würdest du total schwach in meiner Nähe werden.", sagte er lachend und ich wusste, dass es selbst für ihn viel zu kitschig klang.
Das wurde mir peinlich und ich hatte das Gefühl, er habe recht.
Aber wenn, dann lag das nur an seinem guten Aussehen.
Vorallem sein schönes Lachen, dass er dazu benutzte, um mich sich über mich lustig zu machen, tat weh.
Ich schluckte und merkte, dass ich rot wurde.
Wäre Crisha jetzt hier hätte sie allen Grund mich 'Redhead' zu nennen, nicht nur wegen meiner roten Haare.
Wenn ich jetzt nichts sagen würde, wäre das sein Sieg.
Seine bestätigung, die er brauchte.
Also verwendete ich wieder meine starke Seite, um ihn abzuwimmeln.
"Sei leise! Ich gucke dich nur so an, weil du mich so böse anguckst, verstanden? Ausserdem ist dein Charakter verdammt hässlich, ich will nichts mit dir zu tun haben!"
Jedenfalls war er jetzt still, hörte ihn aber immer näher kommen.
Plötzlich nahm er mich an der Schulter und drehte mich zu ihm um.
Wir blieben direkt voreinander stehen.
Ich schaute ihn mit verdutzen Augen an und war verwirrt, was er jetzt vorhaben mag.
Er kam mit seinem Gesicht immer näher an meines.
Dann spürte ich seine Hand auf meiner Wange und die andere, wie sie meine Hand berührte.
Ich schaute ihm ins Gesicht und erblickte die schönen blauleuchtenden Augen und er näherte sich immer mehr.
Ich kann mich nicht wehren, ich kann nichts machen.
Kein Stück.
Dann spürte ich sein sanftes Atmen und mein Herz schlug immer schneller.
Mein Puls spürte ich heftig in meinem Kopf dröhnen und ich kam mir vor, als würde die Zeit stehen bleiben.
Mein Gesicht erötete sich noch stärker und ich hoffte, dass er nichts von alledem bemerkte.
Wieso hat er mich plötzlich so verzaubert?
Ich spürte sein Atem an meinen Lippen immer deutlicher und am liebste hätte ich meine Augen geschlossen aber dazu war ich zu verwirrt und nicht im stande.
Ausserdem sahen wir uns direkt in die Augen, ich konnte nicht so einfach mein Blick von ihm wenden.
Doch plötzlich wich er zurück, nahm seine Hände von mir weg und fing an zu grinsen.
Ich hatte mich immernoch kein Stück gerührt.
Meine Arme baumelten die ganz Zeit nur schlaff hinunter.
Dann drehte er sich um und fing an laut zu lachen.
Er ging einfach, ohne Worte und ich stand still da und konnte ihm nichtmal fragen, was mit ihm los sei.
Ich schaute ihm noch eine ganze Weile hinterher, bis ich begriff, was gerade passiert war.
"Scheiße!", dachte ich mir sofort und berührte mit der Hand meine Stirn.
Ich schaute verwirrt auf den Boden und ließ mir alles nocheinmal durch den Kopf gehen.
Wollte er mich tatsächlich küssen?
Wollte er nur sehen ob ich es zulassen würde, wenn er mich tatsächlich geküsst hätte?
Dann habe ich mich ja quasi selbst verraten...
So ein Mistkerl!
Das war nur die Bestätigung, die er brauchte.
Es ist als würde er mich aufziehn und zeigen, dass er besser ist als ich.
Dass er die totale Selbstkontrolle hat und ich nicht.
Dass auch ich ihm unterlegen bin und nichts gegen seinem Aussehen machen kann.
Ich hasse mich dafür selbst, dass ich mich nicht bewegt habe, nichts gesagt und mich einfach fallen gelassen habe.
Weningstens weiß ich jetzt umso besser, dass er ein Arsch ist.
Wie hätte er auch jemanden küssten können, den er nichtmal kennt?
Naja, so ist er eben, ein totaler Frauenheld, der aber mit Gefühlen nicht umgehen kann.





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