Der einzige Ausweg - Teil 2

Autor: Silberfuchs
veröffentlicht am: 15.08.2012


2 Kapitel

Silla

Seit dem schrecklichen Geschehnis war schon eine Weile vergangen und irgendwie schaffte ich es diese Gedanken in den hintersten Winkel meines Gehirns zu verbannen. So das erste Problem war gelöst, doch wie sollte ich jetzt mein zweites Problem lösen. Mein zweites Problem war nämlich, dass ich nicht gerade eine Schönheit war und das spielte bei uns in der 4 Klasse Volksschule schon eine große Rolle. Ich hatte schulterlanges, hellbraunes Haar, mit zwei bronze-orangenen Strähnen die mein Gesicht umrandeten. Meine dunkelbraunen Augen passten gut zu meinem Haar und meine reine Haut war eigentlich auch nicht schlecht. Doch mein Mund war nicht so toll, denn meine Beiden Vorderzähne standen ein bisschen schief zu einander. Da ich aber auch sehr dünn war und nicht viel auf den Knochen hatte, egal wie viel ich auch aß, war ich das gefundene Fressen für meine Klassenkameraden. Bei uns in der Klasse waren alle beliebt die gut aussahen. Also wurde ich nur ausgeschlossen und konnte mich nicht einmal richtig dagegen wehren. Egal was ich auch sagte, ich blieb das Solettistangerl, Knochengerüst oder das Mädchen mit den Hasenzähnen. Es war einfach nur grässlich. Ich hatte nur einen Freund namens Kevin. Er ging mit mir in die Klasse war aber nicht so wie die anderen. In der Schule war er immer brav, ruhig und sagte fast nichts. Wenn ich aber mit ihm zu Hause spielte oder quatschte, redete er wie ein Wasserfall und er konnte einfach super Geheimnisse für sich behalten. Das gab mir neuen Mut auch wenn es nur ein bisschen half. Eines Tages war es in der Schule wieder mega schlimm. Der Tag fing eigentlich ganz normal an. Ich stand auf, wusch mich und Frühstückte. Dann machte ich mich für die Schule fertig. Fertig angezogen trat ich aus der Tür und sog den süßen Duft von Blumen in meine Nase. Es war einfach ein herrlicher Tag. Auf meinem Schulweg viel mir die glänzende Blumenpracht besonders auf. Die bunten Blüten hatten einen goldenen Glanz von den Lichtstrahlen der Sonne bekommen und brachten sie noch mehr zu Geltung. Ein Fäden Spinnennetzes glitzerten wie Silber und die Tautropfen darauf sahen aus wie kleine Perlen. Auch das melodische Zwitschern der Vögel bahnte sich einen Weg in mein Gehör. Ich war einfach sehr gut drauf. Nicht einmal die Tatsache, dass ich heute zwei Stunden Mathe hatte konnte mir diese seltsam, gute Laune verderben. Als der nicht allzu lange Schulweg sich zu seinem Ende neigte hörte ich schon die aufgewühlten Stimmen meiner Mitschüler. Vor der Schule angekommen machte zu den Mädchen meiner Klassen auf. Es war nicht gerade schwer sie zu finden, denn sie standen wie eine Schar aufgeregt gackernder Hühner beisammen. Als ich mich gerade dazu stellen wollte um zu erfahren worum es in ihrem Gespräch ging wurde ich mit den schmerzhaften Worten: Silla schleich di. Des geht di e nix o du Knochngrüst. abgewimmelt. Ich war zwar schon gewohnt dass keiner außer Kevin etwas mit mir zu tun haben wollte, aber jede noch so kleine Abweisung tat mir schon weh. Also entfernte ich mich von ihnen und hielt nach Kevin Ausschau. Nachdem ich ihn endlich in der ganzen Menge gefunden hatte, gesellte ich mich zu ihm. Seine rot braunen Haare und seine fast weiße Haut verliehen ihm etwas schüchternes, was ich sehr an ihm mochte. Er war einfach ein guter Freund. Die ersten Lehrer gingen schon an uns vorbei und betraten das alte, schäbige Schulgebäude. Wenn man sich unsere Schule von der Nähe ansah, konnte man schon mit einer Leichtigkeit erkennen, dass es nicht gerade neu war. Von den Schulmauern die eigentlich mal schön verziert gewesen waren, waren nur noch graue, schmutzige Mauern zu erkennen. Die ganze Schule sah schon wirklich heruntergekommen aus, doch keiner änderte je was an ihr. Meine zwei Brüder konnte ich zum Glück nicht sehen. Und plötzlich ertönte das Klingeln und wir konnten in die Garderobe. Ich und Kevin waren in derselben Klasse. Wir mussten in den ersten Stock hoch und dann den Gang entlang bis wir eine Tür mit der Aufschrift 4a fanden. Unser Klassenzimmer ist ein sehr helles Zimmer mit 10 Zweisitzbänken und einem Lehrertisch. Wir haben auch zwei Einzelbänke für schlimmere Schüler. Ich sitze zum Glück neben Kevin, an der Fensterreihe und bin so ein wenig vor den Tussen hier geschützt. Ich weiß das hört sich vielleicht ein bisschen gemein an, aber eigentlich bin ich jedem außer Hubert hier scheißegal. Ich bin eben nur das hässlich, magere Knochengerüst das nur einen Freund hat. Doch mittlerweile habe ich das schon überwunden und ignoriere was das Zeug hält. Ein wenig werde ich ja schon geschätzt, da ich wie die anderen behaupten, wunderschön zeichnen kann. Ich selbst zeichne aber nur weil ich einfach sehr kreativ bin. Ich singe auch gerne und habe in einer Musikschule namens Musikum Gitarrenunterricht. Ich spiele E-Gitarre und liebe es einfach meine ganzen Gefühle und Emotionen in das Lied rein zugeben. Ich singe auch für mein Leben gern, denn die Musik füllt das klaffende Loch in meinem Herzen und die Lehre in meinem Leben. Der Schultag verlief wie jeder normale Tag. Das heißt: Langweilig, beschissen und einfach nur grauenhaft. Es gab nur eine Stunde auf die ich mich freute und die war Musikerziehung.
Als die Schule endlich vorbei war sah ich ihn. Ein Junge mit kurzem blondem Haar das golden in der Sonne glänzte saß vor mir auf der Treppe. Seine schönen, blauen Augen schauten direkt in meine Richtung. Er hatte ein braunes und ein blau-braunes Auge und ich versank fast in ihnen so klar waren sie. Ich hatte ihn hier noch nie gesehen. Schüchtern wendete ich meinen Blick von ihm ab und ging an ihn vorbei. Von der weite hörte ich noch wie eine Junge zu ihm sagte: „ Chris, schau der kleinen nicht so hinterher.“ Chris hieß er also und er hatte mich angesehen. Ich wurde sicherlich rot wie eine Tomate. Mein Herz machte Saltos und die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen kreuz und quer. Langsam ging ich den kurzen weg nach hause und konnte an nichts anderes mehr denken. Als ich zu hause ankam hörte ich meine Mutter schon in der Küche hantieren und wie immer fragte sie: „Wie war dein Tag in der Schule?“ Meine Brüder saßen schon am Tisch und warteten ungeduldig auf ihr Essen. Sieh hatten heute eine Stunde früher aus als ich. Jonas war in der 4b Klasse und Max in der 4c Klasse. Wir waren Drillinge, sahen uns aber kein bisschen ähnlich. Max war der Jüngste, ich die Mittlere und Jonas der älteste. Max hatte brünettes, kurzes Haar und braune Augen. Er hatte eine sehr magere Statur obwohl er viel aß und war kleiner als ich. Jonas dagegen war größer als wir beide und hatte dunkelbraunes kurzes Haar. Seine braunen Augen waren ein bisschen dunkler als meine und er hatte einen kräftigen Körperbau. Für seine Größe hatte er aber trotzdem zu wenig Gewicht. Von mir und Max war gar keine Rede, denn wir hatten viel zu wenig auf den Rippen und waren auch dem entsprechend dünn. Wir drei hatten als Babys eine Krankheit und können deswegen nicht so viel zunehmen, egal was oder wie viel wir essen. Doch damit kamen wir schon klar. Nach dem Essen ging ich auf mein Zimmer und betrachtete mich im Spiegel. Die Gestalt die ich vor mir sah erschrak mich. Ein großes, dürres Mädchen mit traurigen Augen und zwei ganz leicht schiefen Vorderzähnen schaute mich vom Spiegel aus an. Ihre aschblonden Haare mit den zwei roten Strähnen links und rechts von ihrem Gesicht hingen ihr vor den Augen wie ein Vorhang. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. So hässlich war ich also. So sah mich die ganze Welt da draußen. Die Tränen schossen mir in die Augen und verschleierten mir die Sicht. Tief traurig warf ich mich auf mein Bett und ließ den Tränen freien Lauf. Ich erschrak noch mehr und packte einen festen Entschluss. Ich werde mich ändern. Und das sobald wir möglich. Den restlichen Tag verbrachte ich auf meinem Zimmer. Ich bekam von Kevin eine SMS, doch nicht mal zum antworten konnte ich mich aufraffen. Also lies ich meine Gedanken umherschweifen und kam dann auf einen Gedanken der schon in die hinterste Ecke meines Gehirns gerutscht war. Chris. Als ich so weiter dachte und schon kurz davor war die Welt um mich herum zu vergessen hörte ich einen so lauten Knall, dass mir Fast mein Trommelfell platzte. Ich rannte hinunter in die Küche und hielt meine Luft an. Was ich dort sah lies mich sogar zu atmen vergessen.






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