What we used to be - Teil 14

Autor: Ai
veröffentlicht am: 27.08.2012


Sophie:
„Du hast doch was zu verbergen“, stellte Daniela scharfsinnig fest, als wir gerade im Flugzeug Platz genommen hatten.
„Was?“ Ich versuchte cool zu wirken, es klang aber eher nervös und ertappt.
„Ich hab’s im Auto nicht angesprochen, wegen deinem Stiefvater, aber du verheimlichst eindeutig was“, sagte sie stolz. „Wo hast du dich gestern Nacht noch herumgetrieben.
„Na wo wohl?“ schaltete sich jetzt auch Katja ein. „Sie war bei ihrem süßen Nachbarn!“ fügte sie grinsend hinzu und ich wurde prompt rot im Gesicht.
„Bingo“, sagte Daniela grinsend.
„Ja okay“, ich hatte keine andere Wahl. Ich war jetzt für mindestens 2 Stunden zwischen Katja und Daniela in diesem Flieger gefangen. „Ich war nochmal kurz bei Ric um mich zu verabschieden.“
„Uuh, verabschieden“, wiederholten die Beiden wie aus einem Mund.
„Ja verdammt“, sagte ich beleidigt, langsam reichte es mir.
„Und wie sah die Verabschiedung aus?“ fragte Katja und machte einen Kussmund.
„Ja und? Ein Kuss, weiter nichts!“
„Wirklich nur ein Kuss?“ fragte Daniela aufdringlich.
„Ja, nur ein Kuss und jetzt ist Schluss damit!“

Richard:
Langsam tauchen die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bäumen, die ich durch das Fenster sehen kann, auf. In dieser Nacht habe ich kaum geschlafen. Da war zum einen die Sorge um Oliver und dann war da noch Sophie. Dieses Mädchen raubt mir echt den Verstand. Da schneit sie mitten in der Nacht bei mir rein und macht mich fast wahnsinnig. Sie hat nach Erdbeeren geschmeckt. Warum hat sie nach Erdbeeren geschmeckt? Hat sie, bevor sie zu mir gekommen ist noch schnell welche gegessen, oder was?
Und dann küsst sie auch noch so fantastisch. Ich hätte mich fast nicht mehr beherrschen können. Dann beginnt sie ernsthaft, meine Hose aufzuknöpfen! Sie legt sich einfach auf meine Bank und zieht ihr Shirt aus. Es waren Pfoten abdrücke. Das Tattoo an ihrer Hüfte sind zwei kleine Pfoten abdrücke und darunter steht in geschwungener Schrift „Mika“. Das weiß ich mit Sicherheit. Immerhin habe ich sie vom Hals abwärts bis zur Hüfte geküsst.
Und dann sagt sie ernsthaft: „Ich muss jetzt gehen.“ Sowas kann sie doch einem Mann nicht antun. Sie kann sich doch nicht halbnackt auf meine Couch legen und dann einfach gehen. Sie macht mich noch wahnsinnig! Kein normaler Mensch kann verstehen, was in ihrem Hirn vor sich geht. Das ist vollkommen unmöglich.

Sophie:
Okay, okay. Ich geb ja zu, es war nicht „nur“ ein Kuss, aber dass musste ich den Beiden ja nicht auf die Nase binden. Ich weiß auch nicht genau, was da in mich gefahren ist. Ich weiß nicht mal, warum ich überhaupt zu ihm gegangen bin. Ich kenne ihn doch noch gar nicht wirklich und nur weil ich zwei Wochen nicht da bin muss ich mich nicht gleich von ihm verabschieden.
Und dann, als er mich geküsst hat, hab ich irgendwie Alles um uns herum vergessen. Bis ich dann auf der Couch lag, nur mehr im BH. Da kam mir dann irgendwie die Frage in den Sinn, was ich da eigentlich zum Teufel mache. Will ich mich wirklich von einem Typen entjungfern lassen, der Motorrad fährt, eine „Race-Master“-Jacke trägt und von dem ich eigentlich noch überhaupt nichts weiß? Nein. Ein ganz klares nein. Und das ist mir in diesem Moment durch den Kopf gegangen. Deshalb hab ich mich dann auch ganz schnell verabschiedet.
Gut geschlafen habe ich dafür trotzdem nicht. Irgendetwas in mir sehnte sich danach, noch geblieben zu sein. Ein sehr merkwürdiges Gefühl. Außerdem tat er mir auch irgendwie leid. Zuerst knöpfe ich ihm die Hose auf und werfe mich hm praktisch an den Hals und an der Stelle, wo es heikel wird, haue ich einfach ab.
Aber jetzt ist erst einmal Schluss mit Ric. Jetzt heißt es erst einmal Sonne, Strand und Party-Time! Ich kann mich noch gut an die Urlaube mit meiner Familie erinnern. Wir sind einfach mit unserem Campingbus losgefahren, irgendwo ans Meer. Ohne richtiges Ziel. Ich liebte das. Diese Freiheit. So etwas gab es bei meinem Vater nicht. Er musste immer Alles im Voraus planen und buchen. Alles war bei ihm bis aufs Kleinste durchgeplant. Jeder Ausflug, jedes Essen, sogar die Toilettenpausen. Einfach furchtbar.
Ich bin nur ein einziges Mal mit ihm in den Urlaub gefahren. Ich war sieben Jahre alt. Meine Mutter war gerade wieder Schwanger und wollte deshalb nicht fortfahren, also bot Papa an, mich mitzunehmen. Der Flug ging nach Nizza, Frankreich. Ich freute mich schon auf den Strand und das Meer. Aber anstatt Sandburen zu bauen, durfte ich mir die Altstadt mit all ihren tollen Bauen anschauen. Natürlich ein super Erlebnis für eine Siebenjährige. Nach dieser Woche wollte ich nie, nie wieder mit meinem Vater irgendwo hin fahren.
Papa war ein Business-Mensch. Er arbeitete in einem Büro, hatte einen geregelten Tagesablauf, wusste gerne, was auf ihn zukommt und war einfach nur langweilig. Als Kind habe ich das nicht so wahrgenommen, aber je älter ich wurde, desto deutlicher erschien mir, dass meine Eltern absolut keine Gemeinsamkeiten hatten. Wie hatten die nur eine Beziehung führen können?
Klar, bei Mama war auch einiges geplant. Ohne Struktur geht bei Kindern sowieso gar nichts. Aber sie war viel lockerer und wenn einmal etwas nicht so lief, wie geplant, dann war es eben so. Papa hätte in solchen Situationen wahrscheinlich schon längst die Nerven verloren. Aber Mama ließ sich nicht davon unterkriegen, dass David einmal vor sieben Jahren im Supermarkt zu ihr gesagt hatte: „Ich muss kaka“, um dann die Hosen hinunter zu lassen und neben das nächste Regal zu machen. Papa hätte ihm wahrscheinlich den Hals umgedreht und wäre vor lauter Scham im Boden versunken. Aber nicht Mama. Sie ging ganz locker zu einer angestellten und fragte, ob sie ein paar Küchenrollen haben könnte, ihr Sohn habe es leider nicht mehr auf die Toilette geschafft. Dass sie die Angestellte dann ziemlich blöd angeguckt hat, war ihr egal.
Mama hat einfach immer Alles im Griff, obwohl sie keinen Plan hat und Papa hat nie irgendetwas im Griff, obwohl er für Alles einen Plan hat. Manchmal glaube ich, Papa wäre ganz ohne Kinder besser dran gewesen. Zum Glück bin ich bei Mama und Marco aufgewachsen. Diese ewige Planerei kann ein Kind auf Dauer sicher schädigen.





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