What we used to be - Teil 12

Autor: Ai
veröffentlicht am: 23.08.2012


Sophie:
Mama und Marco waren gerade zwei Stunden weg. Benjamins Mutter kam gerade mit ihrem Sohn, um Adam abzuholen. „Ich bring ihn dann übermorgen Abend wieder“, sagte sie, als sie sich wieder auf den Weg zum Auto machten.
„Sie können ihn auch ruhig länger behalten“, flüsterte ich ihnen nach, als sie schon fast beim Tor waren.
Veronika und David tobten im Baumhaus herum und ich legte mich wieder in eine Liege am Pool. David und Adam waren wie Pech und Schwefel. Adam hatte sich zu einem typischen Teenager entwickelt. Er hatte keinen Respekt vor niemandem. Besonders nicht vor Autoritätspersonen. Es gab nur eine Person, von der sich Adam etwas sagen ließ und das war sein Vater. Mama konnte manchmal reden, soviel sie wollte, aber wenn Marco einmal ein Machtwort sprach, war Adam still und kuschte. Allerdings hatten diese Machtwörter wahrscheinlich auch nur so große Wirkung, weil er sie nicht oft sprach.
David war vollkommen anders. Er war ein guter Schüler und hatte vor Erwachsenen Respekt. Wenn Mama zum Sprechtag in die Schule ging, hörte sie von Davids Lehrern nur das allergrößte Lob. Immer aufmerksam, immer gute Noten, immer höflich. Was man von Adam nicht unbedingt sagen konnte. Er war frech, hatte keine guten Noten, redete immer dann, wenn er nicht gefragt wurde und hatte mehr Spaß daran, Papierkugeln durch die Klasse zu werfen, als den Lehrern auch nur eine Sekunde zuzuhören.
„Passt ein bisschen auf!“ rief ich den Beiden im Baumhaus zu. Sie wurden im Rausch des Spielens leicht übermütig. „Wie wäre es mit Pizza zum Abendessen?“
„Oh ja!“ riefen die Beiden wie aus einem Mund.
Es war seltsam so ein riesiges Haus für sich alleine zu haben. Marcos Eltern waren den ganzen Monat verreist und seine Tante war schon gestern zu seiner Schwester gefahren. Also war ich mit den Kleinen wirklich alleine zu Hause.
Ich ließ mich noch ein wenig in der Sonne braten, bevor ich mich auf den Weg in die Küche machte. Bei uns wurde alles nur selbst gekocht. Sogar den Pizzateig durfte ich selbst machen. Mama hasste Fertigprodukte. Ich ging zuerst in mein Zimmer, wo Mika auf meinem Bett lag und sich schnurrend hin und her rollte, als sie mich sah. Sie wollte gestreichelt werden. „Ach Süße, ich hab jetzt leider keine Zeit“, ich kraulte sie hinter den Ohren. Dann zog ich mir den Bikini aus und mein Schlabber-Outfit an. In der Küche begann ich mit dem Teig.
Als ich fertig war, legte ich den Teigklumpen in eine Schüssel. Aus dem Kühlschrank nahm ich Alles, was man auf eine Pizza legen konnte. Wurst, Schinken, geriebener Käse, Paprika, Tomaten, Pilze, Gurkenstreifen und so weiter. Ich schnitt alles Pizza-Gerecht und legte es in kleine Schüsseln. Dann machte ich mich wieder auf den Weg nach unten in den Garten. „Der Teig ist fertig!“ Das reichte schon aus, um die kleinen Affen vom Baum zu locken.
„Ich will Salami drauf!“ rief David.
„Aber ich will Tomaten!“ meinte Veronika.
„Deshalb dürft ihr sie selbst belegen!“

Richard:
Es klingelt an der Tür. „Na endlich!“ sage ich genervt.
„Wer ist das?“ fragt Oliver verwundert.
„Mein Wohnzimmer.“
„Was?“ Ich hatte mir vor zwei Tagen eine Couch und ein neues Regal inklusive Fernsehkasten gekauft. Der Sitzsack machte mir schon Rückenschmerzen, außerdem war es ein Angebot. „Wann hast du das denn gekauft?“
„Als du mal wieder deinen Rausch ausgeschlafen hast. Wenn du nicht bald wieder verschwindest, werf ich dich raus!“
„Toll.“
„Das ist mein voller Ernst!“
Die Couch ist schneller aufgebaut, als ich gedacht hätte und auch das Regal und der Kasten sind nach 3 Stunden Arbeit fertig.
„Mama hat sich noch nicht gemeldet“, sagt Oliver, als er sich auf die neue Couch fallen lässt.
„Was?“
„Normalerweise meldet sie sich nach drei vier Tagen. Aber jetzt ist schon fast eine Woche vergangen und sie hat sich noch nicht gemeldet.“
„Vielleicht hat sie jetzt endgültig die Schnauze voll. Was hast du überhaupt angestellt?“
„Ach nichts …“
„Wegen nichts hat Mama dich sicher nicht hinausgeworfen.“
„Ja, meine Güte. Ich hab eine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung am Hals.“
„Was hast du?!“ Das hatte ich nicht erwartet. Üblicherweise wurde er bei Stehlen erwischt oder beim Kiffen, aber schwere Körperverletzung war schon eine ganz andere Sache.
„Wir waren feiern und da war so ein alter Sack, der uns angemotzt hat.“
„Ich glaub, ich hör nicht richtig!“ Die Wut kocht in mir hoch. Oliver war wirklich total außer Kontrolle geraten.
„Er hat uns angepöbelt! Wir haben uns nur gewehrt!“
„Gewehrt? Zu wievielt wart ihr? Zu fünft, zu sechst?“
„Wir waren nur zu dritt!“
„Oh toll, drei Teenager verprügeln einen alten Mann!“ Wütend balle ich die Hand zu einer Faust. „Was ist nur aus dir geworden?!“
„Was soll denn das jetzt heißen?“
„Was das heißen soll?! Es ist eine Sache, wenn du dir dein Leben und deinen Körper zerstörst, aber dass du jetzt auch noch anfängst, anderen Menschen das Leben zu zerstören! Was ist denn nur in dich gefahren?!“
Oliver starrt mich nur wortlos an.
„Papa ist ein Engel gegen dich!“ Seine Augen werden immer größer. Alles, was uns in den Jahren zusammengehalten hat, war die Wut auf unseren Vater und jetzt habe ich so etwas gesagt. Er steht wortlos auf und verlässt meine Wohnung. „Oliver! Warte!“ Doch er bleibt nicht stehen. Vielleicht habe ich ihn für immer verloren, oder er ist zurück zu Mama. Hoffentlich.
„Hallo?“
„Hallo Mama, ich bin’s Richard.“
„Oh hallo mein Schatz! Schön das du dich auch mal meldest.“
„Ja, tut mir leid … der Umzug war ganz schön stressig.“
„Schon gut, was gibt’s denn?“
„Oliver war bei mir.“
„Ach ja?“
„Er hat mir erzählt, was er getan hat.“
„Mhm.“
„Er ist weg.“
„Er kommt schon klar.“
„Aber Mama …“ Sie hat aufgelegt.
Eigentlich sollte mich das nicht besonders überraschen. Sie musste sich schon mehr als drei Jahre mit Oliver herumschlagen, es ist also kein Wunder, wenn sie irgendwann einmal kein Interesse mehr an der nächsten Scheiße hat, die er schon wieder verzapft hat. Vermutlich war es nicht besonders gut, wenn Oliver alleine ohne Ziel auf der Straße herumlief.





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