What we used to be - Teil 7

Autor: Ai
veröffentlicht am: 13.08.2012


Sophie:
Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Warum war er nur so nett? Er sollte doch ein Arsch sein, ein perverser Spanner. Aber stattdessen ist er echt nett. Warum nur? Ich will ihn nicht mögen! Was soll denn der Mist?
„Sophie!“ meine Mutter drehte im Pool ein paar Runden. „Sophie! Magst du nicht auch reinkommen?“
Unwillkürlich warf ich zuerst noch einen Blick zu Rics Balkon, bevor ich von meiner Liege aufstand. Oh Gott, er saß tatsächlich dort und trank eine Tasse Kaffee. Aber er sah nicht herüber, sondern zu den Bäumen. Ich musste lachen.
Aber irgendwie störte es mich doch, dass er sich nicht mehr für mich zu interessieren schien. Er saß einfach da und starrte die Bäume an. Plötzlich begann er zu lachen. Ich stand auf, um besser sehen zu können, was er sah. Und er sah meine Katze, wie sie gerade hilflos an einem Ast baumelte und verzweifelt versuchte Halt zu finden. Klar, im ersten Moment sah es lustig aus, aber sie brauchte wirklich Hilfe!
„Lach nicht so blöd!“ schrie ich. „Hilf ihr!“
Erst jetzt sah er zu mir herüber. Er zog die Augenbrauen hoch und fragte: „Wie bitte?“
„Sie braucht Hilfe! Siehst du nicht, dass sie Angst hat?!“ blaffte ich ihn an.
„Oh“, er sah immer wieder von mir zu Mika. „Okay!“

Richard:
Jetzt darf ich auch noch Katzen-Retter spielen, obwohl ich diese Viecher noch nie leiden konnte. Aber bevor ich mir sagen lasse, dass ich einem hilflosen Tier meine Hilfe verweigere, rette ich das Vieh lieber.
Sophie jedenfalls scheint ja ganz besessen davon zu sein, dieses Tier zu retten. Na gut, also wie sollte ich das jetzt am besten anstellen? Der Baum war ziemlich hoch und die Katze saß auf der Höhe meines Balkons fest. So eine hohe Leiter habe ich nicht, also bleibt nur noch klettern.
Schnell renne ich hinunter in den Hof, wo dieser verfluchte Baum steht. Sehr gut, die ersten Äste fangen knapp einen halben Meter über meinem Kopf an, sie sehen auch sehr stabil aus. Das sollte ich hinbekommen.
Ich halte mich mit beiden Armen an einem der niedrigen Äste fest und ziehe mich hoch. Geht doch. Langsam arbeite ich mich nach oben weiter.
„Hallo du kleines Mistvieh“, sage ich zu der kleinen Katze, die noch immer versucht sich an einem Ast hochzuziehen. Vorsichtig gebe ich ihr einen Stubs, sodass ihre Hinterbeine, die bis jetzt hilflos in der Luft gebaumelt sind, am Ast Halt finden.
„So, dem Mis … eh der Katze geht es wieder gut!“ rufe ich zu Sophie hinunter.
„Hol sie da runter!“ befielt sie mir. Auch das noch? Na gut, wenn ich schon mal da bin. Runter muss ich sowieso, ob mit oder ohne Katze ist auch schon egal.
Langsam schlinge ich meine Hand um ihren kleinen Bauch. Das scheint ihr nicht besonders zu gefallen. Sie fängt an zu pfauchen und mit ihren mit Krallen bestückten Pfoten wild um sich zu schlagen. Na wunderbar.
Mit viel Mühe und noch mehr Kratzern im Gesicht und auf meinem gesamten Arm, schaffe ich es dann doch wieder, festen Boden unter den Füßen zu erreichen. Als ich das kleine Mistvieh absetzte, springt es sofort über die Mauer.
„Danke Ric!“ höre ich Sophie rufen und ein lautes Schnurren ertönt. Erschöpft lasse ich mich auf die Erde sinken. Warum habe ich mir das nur angetan?
„Oh mein Gott! Hat Mika das gemacht?“ Sophie steht plötzlich im Hof und kommt auf mich zugerannt.
„Äh, wenn so die Katze heißt, dann ja.“
„Entschuldige. Normalerweise ist sie ganz lieb.“ Sie kniet sich zu mir hin und betrachtet die vielen Kratzer. Langsam fährt sie mit ihren Fingern über meinen Arm. Ich zucke zusammen. Das brennt echt heftig. „Tut mir leid“, sagt sie schuldbewusst.
„Schon okay.“ Schon okay? Bin ich jetzt schon vollkommen bescheuert?
„Komm mit“, sie steht wieder auf und streckt mir die Hand hin. Ich zögere kurz, aber dann ergreife ich sie.

Sophie:
Normalerweise ist Mika eine ausgesprochen liebe und freundliche Katze. Sie muss Ric echt nicht leiden können, um ihm das anzutun, was sie ihm angetan hat.
Ich führte Ric zu uns ins Haus, rauf in unsere Wohnung. Meine Mutter war Krankenschwester und deshalb war unser Verbandskasten auch sehr gut ausgestattet, außerdem hatte ich auch ein wenig Ahnung von Wundreinigung.
„Also erst einmal muss ich die Wunden desinfizieren. Setz dich.“ Ich deutete ihm, auf dem Wäschekorb Platz zu nähmen, während ich nach einem geeigneten Desinfektionsmittel suchte. Langsam träufelte ich etwas von dem Mittel auf einen Tupfer und fing an, die Kratzer an seiner Wange zu desinfizieren. „Alles okay?“ fragte ich vorsichtig.
„Ich werd’s überleben“, sagte er gelassen.
„Mika ist normalerweise eine sehr liebe Katze.“ Ich tupfte weiter an seinem Arm herum. „Ich weiß nicht, was da in sie gefahren ist.“
„Es sind nur ein paar Kratzer, mach dich deshalb jetzt nicht fertig.“
Er war echt süß. Nicht nur, dass er meine Katze vom Baum geholt hatte, was echt schief gehen hätte können, er machte mir auch keinen Vorwurf, dass Mika ihm das Gesicht und den Arm zerkratzt hatte.
„Sophie!“ hörte ich plötzlich eine schrille Stimme kreischen.
„Daniela“, murmelte ich gedankenverloren.
„Was? Aua!“
„Oh, tut mir leid“, ich hatte ihm den Tupfer zu fest auf einen tieferen Kratzer gedrückt.
„Sophie?!“ schon wieder Danielas Stimme.
„Ich glaube, du wirst gesucht“, sagte er lächelnd. Unsere Blicke trafen sich und zum ersten Mal sah ich ihm wirklich in die Augen. Sie waren hellbraun und hatten einen grünen Schimmer um die Iris. Sie sahen so wunderschön aus, dass ich gar nicht bemerkte, wie Daniela hinter mir stehen blieb.
„Oh tut mir leid, ich wollte nicht stören!“ Sie stand grinsend an den Türrahmen gelehnt und beobachtete uns.
„Oh, hey Dany“, verlegen ging ich zu ihr, ich spürte wie das Blut in meine Wangen schoss.
„Hallo“, sagte sie und winkte Ric grinsend zu.
„Hey“, sagte er etwas verunsichert. „Also äh, ich wird dann mal gehen.“
Er stand auf und zwängte sich an uns vorbei Richtung Wohnungstür. „Ja … danke nochmal!“ rief ich ihm nach.
„Kein Ding“, sagte er, bevor er zur Tür hinaus ging.





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