What we used to be - Teil 3

Autor: Ai
veröffentlicht am: 06.08.2012


Sophie:
„Na? Du hast aber lange gebraucht. Unterwegs noch geflirtet?“ Marco, mein Stiefvater, wartete schon in der Einfahrt auf mich und vor allem auf das Fleisch.
Ohne dass ich es wollte, schoss mir das Blut in die Wangen. „Nein!“ sagte ich viel zu schnell und umgelassen. Er wusste genau, wie er mich ärgern konnte.
„Hier“, beim aussteigen reichte ich ihm meinen Einkauf.
„Oh, interessant. Chili-Stake“, sagte er grinsend.
„Es gab nichts Anderes mehr!“ log ich.
Er nickte nur, als ob er genau wissen würde, dass meine Aussage nicht der Wahrheit entsprach und ging davon, in den Garten hinaus.
Als ich drei Jahre alt war kam meine Mutter mit Marco zusammen. Eigentlich kannten sie sich schon eine ganze Weile. Sie kannte ihn sogar länger als meinen Vater. Denn er war ihr ehemaliger Lehrer. Irgendwie hört sich das Ganze schräg an. Ist es auch. Aber ich mag ihn. Er hatte immer einen tollen Draht zu mir. Er tat nicht so, als wollte er mein neuer Vater werden, gab sich aber auch nicht total unbeteiligt, was meine Erziehung anging. Immerhin musste er mit mir zusammen wohnen. Da war es nur fair, wenn er auch ein wenig zu sagen hatte. Das verstanden Alle, sogar ich. Nur mein Vater nicht. Anfangs machte er immer Ärger. Versuchte Mama einzureden, Marco wäre nicht gut für sie.
Ich mag meinen Vater. Er war immer ein guter Vater. Aber als Mamas Freund war er eine absolute Niete gewesen. Ich bin echt froh, dass Mama Marco geheiratet hat.
Und als dann Adam kam, war ich echt stolz. Ich wollte schon immer eine große Schwester sein und endlich war ich eine. Ich hab ihn immer herumgetragen und in meinen Puppenwagen gesetzt. Mama hatte anfangs echt Mühe ihn mir wieder wegzunehmen. Ich wollte mein neues Spielzeug, meinen kleinen Bruder einfach nicht hergeben.
Als er größer wurde änderte sich das aber ganz schön schnell. Irgendwann ging er mir dann einfach nur mehr auf die Nerven und dann kam David. Ihn hab ich nicht mehr so viel herumgetragen. Ich hatte schon einen kleinen Bruder und noch einer machte nicht mehr so viel her. Als David dann zwei Jahre alt war, Adam vier und ich neun fragte ich meine Mama, ob ich nicht eine kleine Schwester haben könnt. Das brachte sie nur zum Lachen und sie erklärte mir, dass sie so etwas nicht beeinflussen konnte und sie sowieso nicht vorhatte, in nächster Zeit noch in Baby zu bekommen.
Und tatsächlich dauerte es noch zwei Jahre bis Veronika auf die Welt kam.
An ihr fand ich schon wieder mehr gefallen. Ich war 11 Jahre alt und hatte endlich eine kleine Schwester. Mein Glück war vollkommen, wenn da nicht noch Adam und David wären, die sich mittlerweile zu kleinen Plagen entwickelt hatten.
Adam war 6 Jahre alt und gerade in die Schule gekommen. Jetzt kam er sich vor wie einer von den ganz Großen. Jeden Tag, wenn sie in der Schule einen neuen Buchstaben des Alphabetes kennen gelernt hatten, redete er von nichts anderem, als von diesem Buchstaben und David musste ihm natürlich alles nachplappern. Dies bestärkte Adam natürlich noch mehr in seinem Gedanken, er wäre jetzt der absolute Hero.
Eine Großfamilie war ja so etwas von toll.
Langsam schlenderte ich den kleinen, mit Steinen gepflasterten Weg von der Einfahrt zum Garten hoch. Meine Mutter war gerade dabei Teller, Gläser und Besteck auf den Tischen zu verteilen. Marco heizte schon einmal den Grill an. Adam saß in seinem Baumhaus und sah David und Veronika zu, wie sie unten um den Baum liefen und Fangen spielten.
„Wann kommen den die Ersten?“ fragte ich beiläufig, als ich ein Glas nahm du es gegen die Sonne hielt.
„In einer halben Stunde“, sagte meine Mutter und stellte den letzten Stapel Teller auf den Tisch. „Möchtest du mitessen?“ fragte sie dann.
Ich musste kurz überlegen. Wollte ich mir das wirklich antun? Vor fünf Jahren, als ich gerade 13 Jahre alt war und Marco das letzte Mal so ein Fest veranstaltete, weilte ich unbedingt dabei sein. Aber eigentlich war das überhaupt nichts für mich. Alle waren mindestens 5 Jahre älter als ich. Sie sahen mich immer wieder so komisch an, unterhielten sich über Dinge, die ich nicht verstand und tranken haufenweiße Alkohol. Okay, jetzt war ich im selben Alter wie die Anderen, aber trotzdem würden sie mich mit seltsamen Blicken anstarren, weil ich nun mal die Tochter, oder Stieftochter, ihres Klassenvorstandes war. Aber Stakes und gebratener Mais waren schon verlockend.
„Okay“, sagte ich nicht besonders überzeugend. Aber bevor Alle kamen, musste ich mich noch unbedingt umziehen. Mein labbriges Shirt hing schweißnass an mir herunter und meine Shorts waren schon ganz schön ausgewaschen. Ich stürmte die gefühlten zehn tausend Stufen hinauf bis zu meinem Zimmer. Als ich die Tür meines Kleiderschrankes öffnete, lag da eine kleine Flauschkugel in einer Lade.
„Mika!“ sagte ich genervt und in diesem Moment bewegte sich die Flauschkugel und gab ein leises „Miau“ von sich. „Komm schon, ab mit dir!“ Ich stupste sie leicht an. Nach einem weiteren „Miau“ stand sie auf, streckte sich erst einmal ausgiebig und hüpfte dann aus meinem Schrank. „Danke.“
Ich zog das erste Shirt aus der Lade. Eigentlich war es schwarz, doch jetzt hatte es einen gräulichen Farbton angenommen. Überseht von vielen kleinen, weißen Katzenhaaren. „So ein kleines Stinktier“, murmelte ich und warf Mika, die es sich auf meinem Bett bequem gemacht hatte, einen giftigen Blick zu. Ich zog das zweite Shirt heraus. Es war zwar auch etwas haarig, aber nicht zu vergleichen mit dem ersten. Jetzt noch eine neue Hose und ich war fertig. „Komm Mika“, sagte ich zum Bett gewandt und meine Katze sprang tatsächlich auf und folgte mir bis in den Garten. Dort entdeckte sie allerdings sehr schnell einen kleinen Vogel auf einem Ast sitze und weg war sie.
Ich stand gedankenverloren im Garten unter dem Baumhaus und sah Mika nach, die gerade über eine Mauer davonhuschte, als plötzlich jemand von Oben „Achtung!“ rief. In dem Moment, in dem ich hinauf zu meinem Bruder im Baumhaus sah, klatschte eine Wasserbombe genau vor meinen Füßen auf den Boden auf. Ich war klitschnass.
„Sag mal spinnst du?!“ schrie ich Adam an. „Das hätte mich treffen können!“
Er zuckte nur mit den Achseln. „Ich hab doch Achtung gerufen!“
„Du mieser, kleiner … warte nur wenn ich dich zu fassen kriege!“ In mir stieg die Wut auf, ich hatte mich gerade umgezogen. Das war mal wiedertypisch Adam. Diese kleine Mistkröte.
„Mama!“ ich wandte mich zu den Tischen, wo meine Mutter gerade dabei war, in Marcos Arme zu sinken. Genervt blickte sie zu mir. „Kannst du Adam bitte mal rein schicken. Er nervt.“
„Ach du meine Güte, könnt ihr euch nicht einmal fünf Minuten vertragen? Ihr seid doch keine Kinder mehr!“
„Adam ist erst 13, was eindeutig bedeutet, dass er noch ein Kind ist.“ Und noch dazu eines, dessen Hormone gerade anfingen verrückt zu spielen. Ein Albtraum.





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