Mit dem letzten Atemzug - Teil 14

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 04.09.2012


*Dean*

Ich verfiel den wilden leidenschaftlichen Küssen und den innigen Umarmungen. Ein leises Stöhnen entfloh mir, als Elenas Hände ihren Weg unter mein T-Shirt fanden und ihre kalten Finderspitzen meine nackte Haut auf dem Rücken entlangglitten. Meine Lippen rutschen über ihr Gesicht und liebkosen ihren Hals und ihr Dekolletee. Ich nahm ihren süßen Duft wahr und er benebelte meine Sinne. Ich war bereit mich ihr hinzugeben und das Level meiner Begierde stieg ins Unermessliche und mit ihrem ganzen Wesen gab Elena mir zu verstehen, dass sie auch bereit für mich war.
Doch eine kleine zarte Stimme der Vernunft in meinem Kopf schrie immer lauter, dass ich nicht das Recht hatte Elena zu meiner zu machen, weil ich nicht vorhatte ihr die Wahrheit zu sagen. Jeder Versuch diesen Schrei zu ignorieren, scheiterte kläglich und ich musste mich schlussendlich geschlagen geben. Augenblicklich füllte die Stimme mich ganz aus. Immer wieder tadelte sie mich und warf mir Selbstsucht und Heuchlerei vor. Ich wusste, dass sie recht hatte, denn diese Stimme gehörte mir selbst. Mein Unterbewusstsein schickte sie zu mir hoch um mich wieder zur Vernunft zu bringen, bevor ich etwas tun könnte, was ich minutenspäter schon bereuen würde, jedoch nicht wieder ungeschehen machen kann.
Ich ließ von Elena ab und sprang wieder auf meine Beine. Irritiert mit offenem Mund sah Elena mich an.
Einige Augenblicke schwieg ich und fuhr mir nur nervös durch mein verwuscheltes Haar.
“Ich kann das nicht.” - meine Stimme klang verunsichert und genauso fühlte ich mich auch. “Es ist nicht richtig.” - der letzte Satz war mehr an mich gerichtet als an Elena.
Während ich mit den aufkommenden Gefühlen kämpfte, stand Elena von der Couch auf und ging auf mich zu. Behutsam legte sie ihre Handfläche auf meine Brust und ich spürte die Wärme, die von ihr ausging.
“Es ist alles richtig.” - versicherte sie mir und sah mich aufmerksam an. Ihren offenen und hoffnungslosen Blick konnte ich nicht ertragen und wandte mich von ihr ab. Ich hasste mich dafür, dass ich diese Hoffnung zerstören musste. “Dean, wir lieben uns, was ist daran falsch?” - wollte sie wissen.
“Alles.” - spuckte ich hart raus und war auch froh, in diesem Moment den Ausdruck in ihren Augen nicht sehen zu können. “Es ist alles falsch.” - ich drehte mich wieder zu ihr um. “Wir können nicht zusammen sein.” - machte ich ihr klar und Tränen traten ihr in die Augen. Um keiner Schwäche zum Opfer zu fallen, ballte ich meine Hände zu Fäusten zusammen und schluckte die meine Kehle hochkriechenden Tränen wieder runter.
“Warum nicht?” - ihre Stimme war von Tränen beschlagen und nicht mehr als ein Flüstern.
“Weil …” - das was ich jetzt sagen wollte, konnte einfach nicht über meine Lippen kommen, weil es ein Lüge war. Wie konnte ich diese schönen Augen nur anlügen und zum Weinen bringen? Ich war das letzte Arschloch auf dieser Welt. “Weil ich dich nicht liebe.” - sagte ich leise und sah auf den Boden. Sie leiden zu sehen, war zu viel für mich.
“Raus.” - sagte sie nur emotionslos und fragend sah ich sie an. Die Tränen standen ihr in den Augen, doch tapfer hinderte sie diese daran ihre Wangen runter zu strömen. “RAUS.” - schrie sie mich und die Wucht ihrer Stimme zwang mich einige Schritte zurückzugehen. “Du kommst hierhin, küsst mich und dann sagst du, dass du mich nicht liebst.” - zählte sie wütend auf. “RAUS.” - brüllte sie erneut und zeigte mit dem Arm in Richtung der Tür.
“Es … es tut mir leid.” - murmelte ich. “Ich wollte dir nicht weh tun.” - fügte ich hinzu.
“Ach nein.” - spottete sie mit einem traurigen Lächeln um die Lippen. “Du hast mir deine Liebe als erster gestanden, um dann einige Wochen später mich zu verlassen. Du hast mich nie geliebt.” - stellte sie fest.
“Es ist nicht wahr.” - protestierte ich und ging einen Schritt auf sie zu, doch ihr Blick sagte mir, dass ich lieber nicht allzu nah an sie kommen sollte. “Ich habe dich geliebt.” - versicherte ich ihr eifrig, doch sie glaube mir nicht.
“Geh einfach.” - bat sie mich, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und drehte sich weg. “Ich will dich in meinem Leben nie wieder sehen.” - ihre Worte trafen mich wie Kanonenkugeln.
“Ich werde gehen, aber versprich mir, dass du keinen Unsinn machst.” - bat ich sie. Sie wirbelte herum, das Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzogen.
“DU SOLLST VERSCHWINDEN.” - donnerte sie und stampfte auf mich zu. “Lass mich in Ruhe.” - sie legte ihre Hände auf meine Brust und schob mich grob zur Tür. Rückwärts stolperte ich vor die Wohnungstür und die Tür wurde mir vor der Nase zugeschlagen.
Ratlos, verunsichert, traurig und noch von vielen anderen Gefühlen umgeben, blieb ich einige Minuten vor der geschlossenen Tür stehen und das einzige, was ich hörte, war mein Herzschlag. Schnell und unregelmäßig. Mein Herz zerriss in zwei und ich wünscht mir, hier und jetzt zu sterben. Denn die Vorstellung mit der Erkenntnis zu leben, dass Elena mich hasste, war zu schrecklich, um jeden Morgen mit ihr aufzuwachen.
Ich sah keine andere Wahl und trat meinen Nachhauseweg an. Der Regen plätscherte mir umbarmherzig seine Tränen ins Gesicht, sie vermischten sich mit meinen und rannten über meine Wangen.
Ich fühlte mich elend, aber nicht meinetwegen, denn ich wollte es nicht anders. Elena tat mir leid. Erneut sah ich ihren wütenden Gesichtsausdruck vor meinem geistigen Auge. Noch nie hatte ich sie so erlebt, aber früher hätte ich es auch nie gewagt ihr das Herz zu brechen.
Mein kleines Mädchen. Es tat mir leid, aber es ging nicht anders. Besser sollte sie jetzt leiden, über ein zerbrochenes Herz wird sie schon hinwegkommen. Da war ich mir ziemlich sicher.

Geknickt lief ich die Treppe zu meiner Wohnung hoch, öffnete die Tür und legte meine nasse Jacke ab.
“Da bist du wieder.” - augenblicklich erschien Shane in der Türschwelle zum Wohnzimmer. “Warst du bei ihr?” - wollte er wissen und ich nickte nur. “Hast du ihr die Wahrheit gesagt?” - erwartungsvoll und auch hoffnungsvoll zugleich sah er mich an. Ich schüttelte bloß mit dem Kopf. “Dean.” - seine Stimme triefte nur so vor Vorwürfen.
“Ich habe dir schon mehrmals erzählt, warum ich es nicht kann.” - erwiderte ich genervt.
“Ja, weil du ein Idiot bist.” - keifte Shane mich an.
“Elena wird es schon verkraften.” - sagte ich nur dazu.
“Sie hat versucht sich umzubringen.” - machte mir Shane mit Nachdruck klar.
“Sie wird es nicht mehr machen.” - versicherte ich. “Wir haben uns gestritten und jetzt hasst sie mich.” - ich wollte an Shane vorbei ins Wohnzimmer, doch er hielt mich auf. Wütend nahm er mich am T-Shirt und drückte mich an die gegenüberliegende Wand.
“Du bist ein Arschloch.” - zischte er, ganz nah an meinem Gesicht. “Ein gebrochenes Herz wird heilen, aber wie sieht es damit aus, dass du in drei Monaten tot bist.” - gab er mir zu verstehen. “Wie soll sie damit leben, dass sie sich von dir gar nicht verabschieden konnte?” - fragte er mich aufgebracht.
“Da habe ich auch schon einen Plan.” - versicherte ich Shane.
“Deine Pläne sind scheiße.” - informierte er mich, seine Wut klang langsam ab und er ließ mich wieder los. “Sag es ihr einfach.” - flehte er mich an.
“Ich kann nicht.” - sagte ich bloß dazu.
“Dann mache ich das.” - entschied er und ich sah ihn besorgt an.
“Tust du nicht.” - fuhr ich Shane an. “Du hast es mir versprochen.” - rief ich in Erinnerung.
“Ich scheiße auf dieses Versprechen.” - stuckte er aus. “Es ist so unfair, Elena das vorzuenthalten.” - nervös fuhr er sich mit der Hand über sein müdes und zerknirschtes Gesicht.
“Shane, tu es nicht.” - bat ich ihn. “Ich weiß, was ich tue.” - versicherte ich. “Du musst mir nur noch ein versprechen.” - argwöhnisch sah er mich an. “Pass auf sie auf.” - auf diese Bitte war Shane sichtbar nicht gefasst. Pfeifend zog er Luft durch die Lippen ein. Seine Augen huschten nervös durch den Raum, aber er mied es, mich direkt anzusehen. “Shane, versprich es mir.” - ich legte meine Hände auf seine Schultern und zwang ihn mich anzusehen. Er schnaubte.
“In Ordnung.” - gab er dann nach und ich konnte mich ein Lächeln abgewinnen.
“Danke, Mann.” - ich klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

“Und was hast du jetzt vor?” - fragte er, als wir gemeinsam auf der Couch saßen.
“Ich werde wegfahren.” - antwortete ich und er sah mich fragend an. “Nicht wirklich, für Elena.” - klärte ich ihn auf, doch ich sah ihm an, dass er auch von dieser Idee nicht sonderlich begeistert war. “Für immer.” - fügte ich dann hinzu.
“Langsam vertrickst du dich in deine Lügen, Baron Münchhausen.” - Shane erhob sich. “Die Wahrheit wäre doch sicherlich leichter, als sich ständig irgendwas einfallen zu lassen.” - er sah mich vielsagend an. “Du bist einfach nur ein Blödmann.” - beschimpfte er mich und ging in sein Zimmer. Ich hörte noch, wie hinter ihm die Tür ins Schloss fiel.
Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und atmete tief durch. Vielleicht hatte Shane recht und es wäre einfacher Elena die Wahrheit zu beichten und die letzten drei Monate in ihren Armen zu verbringen? Ich brauchte mir auch keine Gedanken zu machen, wie es weitergeht wird. Für mich gab es kein Weitergehen, aber für Elena sollte es eins gaben, ohne mich.
Die ganze Situation war -um es mit Shanes Worten zu beschreiben- scheiße.


*Elena*

Als die Tür hinter Dean ins Schloss fiel, brach ich weinend im Flur zusammen. Ich nahm die Fötusstellung an und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Als ich an eine Aussprache mit Dean dachte, hatte immer noch die Hoffnung ,dass sich alles aufklären und wir wieder zusammenkommen würden, aber ich hatte nie auch nur angenommen, dass es so ausgehen könnte. Die Erkenntnis, dass Dean mich nicht liebte, war noch schrecklicher, als in Unwissenheit gelassen zu werden. Doch jetzt war es zu spät und es war alles gesagt worden, ob ich es hören wollte oder nicht.
Wie lange ich im Flur zu einem Häufchen Elend zusammengekauert lag, wusste ich nicht.
“Elena.” - zwei zarte Hände zogen mich auf die Beine. “Ist alles in Ordnung?” - Katys Stimme klang besorgt.
“Es ist nichts in Ordnung.” - weinte ich leise. “Dean liebt mich nicht.” - erklärte ich ihr.
“Es tut mir so leid.” - sagte sie und umarmte mich.
Die Ruhe und die Wärme, die Katy ausstrahlte, beruhigte mich langsam und mich überkam die Müdigkeit.
“Ich will schlafen.” - informierte ich sie.
“Okay.” - Katy führte mich in mein Bett und half mir, mich draufzulegen. Sie zog die Decke über mich.
“Katy.” - rief ich nach ihr.
“Ja.”
“Bleibst du bei mir?” - bat ich sie, wie ein kleines Kind, was zu viel Angst hatte, um alleine im Dunkeln zu schlafen.
“Aber sicher.” - sie kletterte zu mir unter die Bettdecke und ich drückte mich an sie. So hatte ich es gemacht, als meine Mama noch am Leben war, als ich einen Alptraum hatte und mich ängstigte. Katy roch sogar wie meine Mutter.
Katy strich mir über das Haar und langsam trockneten meine Tränen.
Ich musste dieses Kapitel in meinem Leben abschließen und Dean darin zurücklassen.
Ab morgen fängt mein neues Leben an und es wird alles gut. Mit dieser beruhigenden Erkenntnis versank ich im Land der Träume.

Fortsetzung folgt ...





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