Died Again - Teil 13

Autor: Noa
veröffentlicht am: 04.09.2012


Endlich geht es weiter! Dieses Mal mit ein wenig mehr Liebe & Gefühl :D
Hoffe ihr habt Spaß beim Lesen! ;)
Sorry Leute falls ihr mehr Liebe und Abenteuer erwartet in der Geschichte, aber ich bin so eine Schreiberin, die die Leser gerne ein wenig an den Nerven zieht (: Aber ich verspreche, es dauert nicht mehr lang und bald wird mehr passieren, viel meeehr!! ;)

Noa



Liebe deinen Feind

Ihr Gedanke fiel sofort auf das Mädchen. Sie musste ihr den Schein unauffällig aus der Tasche gezogen haben. Im Kopf versuchte sie sich noch an ihre Gestalt zu erinnern. Ihre kinn-langen Haare waren schimmernd schwarz, die Augen grau und ihre Haut ziemlich blass, aber immer noch brauner, als Kaylei-ghs. Unter ihrem linken Auge war ein kleines Muttermal. Sie trug eine schwarze Leggins, mit einer dunkelblauen Hose und dunklen Ballerinas. Als Oberteil hatte sie ein enges schwarzes Tanktop. Sie war erstaunt sich solche Merkmale noch behalten zu haben, aber sie sah auch zu komisch aus.
Mit großen Schritten rannte Kayleigh um die Ecke in die Bou-tique hinein und unachtsam stand sie am Kleiderständer, um sich vermutlich etwas Neues von ihren zweihundert Euro zu kau-fen.
In Kayleigh kochte es bei diesem Anblick. Stampfend ging sie auf das Mädchen zu und erst nachdem sie mit der Hand, das Drehen des Ständers verhinderte, schreckte sie nach oben. Mit Absatzschuhen könnte das Mädchen mit ihr auf einer Augen-höhe sein. Ihre Hände verkrampften sich am Ständer und bevor sie zu wegrennen versuchte, griff Kayleigh ihr Handgelenk. Ihr Blick drang tief durch ihre grauen Augen.
„Du hast meine zweihundert Euro gestohlen!“, beschwerte sie sich und blickte zu ihrer Hosentasche hinunter. Aber das Mäd-chen hob zuckend ihre Achseln und tat so, als würde Kayleigh wirres Zeug reden.
„Gib sie mir wieder!“
„Hör mal, Süße. Ich hab keinen Schimmer von was du da sprichst. Ich bin keine Diebin.“
Ihre Stimme klang sehr überzeugend, aber das ließ Kayleigh nicht so leicht abschütteln. Vermutlich log sie nur sehr gut. Die alte Dame konnte ihren Schein nicht haben, da sie ihn danach noch in der Tasche spürte.
„Natürlich bist du es gewesen. Wenn du mir nicht auf der Stelle mein Geld zurückgibst, werde ich im Laden Hilfe rufen und anschließend taucht die Polizei vor deiner Nase auf. Du kannst es dir aussuchen; ich weiß einfach, das du sie hast!“, zischte sie und streckte ihre flache Hand nach dem Geld aus.
Das Mädchen musterte eine Zeit lang Kayleigh und überdachte sich ihre Warnung.
Nach wenigen Sekunden zwinkerte sie ihr zu und lächelte.
„Sorry! Hier!“, sagte sie und zog aus ihrer Hose den zweihundert Euroschein heraus. Kayleigh hatte keine Zeit für die Polizei, geschweige denn für einen Zwischenfall, wo sie heute eigentlich ihren Tag genießen wollte. Es war noch jede Menge Zeit da und die Läden schlossen erst nach acht Uhr.
Mit einem erleichterten Seufzer nahm sie den Schein entgegen, aber das Mädchen zog ihn wieder an sich, bevor ihre Finger ihn überhaupt berühren konnten.
„Hey!“, beschwerte sich Kayleigh und warf ihr einen erzürnten Blick zu. Die Augen des Mädchens streiften an ihren schmutzi-gen Kleidern herunter, als ob Kayleigh aus den letzten Slums käme.
„Unter einer Bedingung. Ich muss heute meinen Tag rum krie-gen...Kann ich mit dir kommen?“, bettelte sie und verblüfft ho-ben sich Kayleighs Augenbrauen.
„O-Ok.“, stammelte sie und der Zweihunderteuroschein lag wieder in ihren Händen. „Kennst du dich hier aus?“
Das Mädchen nickte, streckte ihre Hand Kayleigh entgegen und grinste eifrig. „Rachel.“
„Kayleigh.“
Rachel drehte ihren Kopf um sich und blickte zu den Ständern.
„Ich mag ja nicht unhöflich sein, aber deine Klamotten sehen ziemlich alt und zerrissen aus. Von wo kommst du denn her, dass du solche Lumpen trägst?“
Ihr schien die Situation unangenehm zu wirken. Wenn sie er-wähnte, dass sie bei einer reichen Familie zurzeit unterkam, würde Rachel sie wahrscheinlich auslachen.
„Ich bin Waise!“, schoss es aus ihr heraus und es war der einzige Ausweg.
„Oh. Das tut mir leid. Ich fühle mich zurzeit auch wie eine Waise. Dadurch das ich im Internat nun bin. Meine Eltern melden sich nie, am Wochenende, wenn ich sie besuchen komme, sind sie meistens in Urlaub und das Einzige was sie tun, ist Briefe schreiben.“
„Das klingt traurig.“
Rachel schweifte mit ihrer Hand in der Luft herum und zischte mit den Zähnen.
„Pah! Ich habe nicht nur meine Eltern, sondern noch viele andere Freunde, die mir zur Seite stehen.“
Als zwischen beiden eine Stille einkehrte, weil keiner ein pas-sendes nächstes Thema fand, packte Rachel Kayleigh an der Hand und zog sie aus der Boutique heraus. Auf dem Bürgersteig schlängelten sich die gehetzten Leute an ihnen vorbei. Kayleigh musste versuchen sich nicht mitziehen zu lassen.
„Wo fangen wir denn an...?“, murmelte Rachel und blickte in ihr Umfeld. Auf der anderen Straßenseite war ein kleiner Ramschladen, dessen Atmosphäre ziemlich billig und einfallslos wirkte.
„Da hinten!“, rief sie und zog Kayleigh aus dem Strom, um mit ihr, ohne auf die Autos zu achten, über die Straße zu schlendern. Ihr Herz pochte, als sich ein schnelles Auto näherte und ohne zu halten auf sie zukam. Erschrocken blieb Kayleigh stehen, hielt instinktiv ihre Hände vor den Körper und kniff die Augen zusammen. Ihr Magen drehte sich und eine Welle von Angst übermannte sie. Die Hände zitterten und Rachel verlor Kayleighs Handgelenk. Da quietschten die Reifen und trotzdem stoppte das Auto nicht, sondern rutschte wie auf einer Eisfläche weiter auf sie zu.
„Vorsicht!“, rief Rachel und zog Kayleigh im allerletzten Mo-ment, bevor der Kopf des Autos in sie hineinschoss, von der Straße. Das aggressive Hupen des Fahrers drang laut in ihre Oh-ren.
„Du kannst doch nicht einfach stehen bleiben.“, motzte sie und nahm ihre bebenden Arme nach unten. Ein Schauer durchfuhr ihre blasse Haut.
„Wir hätten darauf achten müssen, ob die Straße überhaupt begehbar ist.“, konterte Kayleigh und blies einen lauten Seufzer aus.
„Dann stehst du dort aber bis heute Abend.“
Rachel grinste und schob sie in die Boutique hinein. Drinnen gab es genau diese Art von Kleidung, die Kayleigh wollte. Passend und billig.
„Was brauchst du?“, fragte Rachel und drehte einen Ständer im Kreis herum, um alle Angebote zu betrachten.
„Alles. Unterwäsche, Hosen, Socken, Shirts, Schuhe,...“
Rachel drehte sich fassungslos zu ihr um.
„Ziehst du aus?“, fragte sie lachend und entnahm eine dunkle Jeans, die unten eng am Knöchel lag.
„Nein. Ich brauche einfach nur neue Kleider.“
Achselzuckend warf sie ihr das erste Kleidungsstück herbei.
„Such dir eine Kabine. Ich gebe dir einfach ein paar Sachen, die du anprobierst und zur Seite legst, wenn dir etwas gefällt, den Rest schmeißt du nach draußen.“, erklärte sie. „Du hast be-stimmt XS, bei deinem zierlichen Körper.“
Auch wenn Kayleigh keine Ahnung hatte, was für Größen sie in ihren vorherigen Leben immer trug, nickte sie zustimmend. In der Umkleide probierte sie die verschiedensten Sachen an. Rachel überhäufte sie praktisch mit Klamotten und nur sehr wenige wurden zur Seite gelegt. Die erste Jeans behielt sie und alles was danach kam, war etwa zu knapp, zu kurz, zu groß oder unpassend. Nach harten drei Stunden, als der Berg bis zu ihren Knie stieg, hielt Kayleigh sechs Hosen, sieben Shirts und ein paar Schuhe in der Hand. Nebenbei war Rachel der Meinung, dass eine Weste und eine Jacke keine schlechte Idee wären. Eine weitere gequälte Stunde verging und die Uhr schlug auf Sieben.
An der Kasse wurde der Haufen gescannt und abgerechnet. Die Kassiererin hob ihre Augenbrauen, starrte Kayleigh an, als wäre sie Größenwahnsinnig und tat ihrer Arbeit nach. In zwei großen vollen Tüten schlenderten die beiden fix und fertig nach drau-ßen.
„Ich habe noch nie in meinem Leben solange mit einem Mädchen zusammen geshoppt. Vor allen Dingen nicht mit jemanden, der mir eigentlich die Polizei an den Nagel hängen könnte.“, keuchte sie und setzte sich müde auf eine freie Bank. Kayleigh empfand keine Erschöpfung. Sie hätte ewig so weitermachen können. Müdigkeit war nur sehr selten bei ihr der Fall. Sie war es gewohnt lange wach zu bleiben und ihren Schlaf zu reduzieren. Je länger sie auf ihren nächsten Tod wartete, umso verfaulter fühlte sie sich.
„Danke.“, sagte Kayleigh und Rachel hob verwundert den Kopf.
„Für was?“
„Das du mir in der Boutique geholfen hast. Ohne dich wüsste ich nicht was ich mir nehmen sollte und wäre wahrscheinlich doppelt so langsam gewesen.“
„Kein Problem. Ich werde trotzdem jetzt wieder ins Internat verschwinden. Die vermissen mich bestimmt.“, sagte sie, stand auf und durchfuhr ihre kurzen Haare. Mit einem hektischen Kopfschütteln bekam sie die struppige Frisur, wie zuvor, in ihre ursprüngliche Position.
Bevor jedoch Rachel die Straße überqueren wollte, wandte sie sich ein letztes Mal zu ihr.
„Ich bin keine Diebin, Kayleigh. Zurzeit habe ich einfach nur kein Geld, da meine Eltern mir nichts mehr geben. Im Internat bekomme ich sowieso nichts und deshalb sah ich schwarz vor Augen und...Ach! Was rede ich da. Es war einfach ein dummer, naiver Gedanke.“, gab sie zu und senkte enttäuschend ihren Kopf. Kayleigh hatte Mitleid mit ihr. Sie schien ein normales Mädchen, wie jedes andere, zu sein, freundlich und hilfsbereit. In ihrer Hosentasche steckten noch gerade mal fünfzehn Euro und ein paar Cents. Zögernd griff sie in ihre Hosentasche und zog den Rest heraus. In der offenen Handfläche betrachtete sie die Geldstücke und Scheine.
Mit einem guten Gewissen und einem ungetrübten Lächeln reichte sie Rachel die offene Handfläche.
„Nimm es. Ich brauche es nicht mehr.“
Misstrauisch und völlig verwirrt warf sie Kayleigh einen scheuen Blick zu. Rachel konnte es nicht annehmen. Als sie ihr erzählte, das Kayleigh überhaupt keine Eltern hatte und von wem sie auch immer das viele Geld bekam, schämte sie sich solch ein Geschenk anzunehmen.
Sie lief auf die offene Hand zu, legte ihre flach darauf, schloss kurzzeitig die Augen und lächelte Kayleigh an. Sie merkte wie Rachel absichtlich ihre Finger zu einer Faust ballte und dankend ablehnte.
„Du hast es bestimmt nötiger, Kayleigh. Behalte es und eines Tages wirst du es vielleicht brauchen.“
Mit einem letzten munteren Lächeln und einer kurzen Hand-bewegung verschwand Rachel über die Straße. Kayleigh ver-folgte sie solange, bis hinter der Ecke nichts mehr zu sehen war. Ihre geballte Hand hatte sich keinen Zentimeter bewegt, da sie merkte, dass Rachel ein sehr nettes Mädchen war, auch wenn der erste Eindruck das Gegenteil bewies.
Bei Lex Daheim klingelte sie und er öffnete die Tür.
„Meine Eltern sind nicht da, also brauchst du keine Angst zu haben. Sie sind glücklicherweise ausgegangen.“, grüßte er sie und sah die zwei vollgepackten Tüten.
„Wow! Das sieht ja mal vielversprechend aus. Hat es gereicht?“
Kayleigh nickte. „Ich hatte einen ganz schön merkwürdigen Tag. Ein Gespräch mit einer komischen alten Dame, dann wurde ich bestohlen und bin anschließend nicht allein einkaufen gegangen.“
Lex Augenbrauen zogen sich erschrocken nach oben. „Bestoh-len?“
Neben dem Sofa stellte sie die schweren Tüten ab und setzte sich erschöpft auf die Couch. Ihr Rücken schmerzte ein wenig, aber umso entspannter fühlte sie sich. Der Ledergeruch des Sofas drang in ihre Nase. Lex blickte, ohne die Tüten zu berühren, neugierig hinein.
„Ein Mädchen stürmte an mir vorbei und entzog unauffällig meinen Zweihunderteuroschein. Ich merkte es, rannte ihr nach, sie entschuldigte sich und ging anschließend mit mir einkaufen. Es war wie eine kleine Entschuldigung.“
„Wow, klingt ja fast wie eines der zehn Gebote: Liebe deine Feinde.“, lachte er. „Aber, das du anschließend mit einer Diebin noch etwas unternommen hast...Du hast einen seltsamen Draht zu Menschen, weißt du das?“
Kayleigh fasste diese Aussage, als Kompliment und spielte nervös an ihren Fingern.
„Ich fand es besser mit ihr zu shoppen, als allein.“
Lex nickte einverstanden. „Sonst ist nichts passiert, oder?“
Kayleigh schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, alles in Ord-nung.“
„Das Problem ist jetzt dein Schlafplatz.“, sagte er und kratzte sich beschämt den Kopf. „Meine Eltern sind wieder da. Das heißt das Schlafzimmer ist belegt und in dem Zimmer, in dem du schliefst, war mein Zimmer, das mittlerweile, da ich ja umgezogen bin, ein Gästezimmer ist.“
Kayleigh hob eine Augenbraue hoch und wartete geduldig auf die nächste Antwort.
„Deshalb habe mit Shain geredet, der meinte, dass du ruhig bei ihm bis zum Schulbeginn verweilen könntest. Seine Mutter ist sowieso nicht da und ich würde dann hier schlafen.“
Kayleigh würde es vermissen, wenn Lex morgens nicht mehr neben ihr säße. Mit Shain würde es auch amüsant werden, aber zu ihm fühlte sie sich weniger hingezogen. Jedoch nach Lex‘ Blick zu urteilen, war er froh wieder allein zu sein.
„Ach, so. Ja, kein Problem. Wir sehen uns dann die Tage be-stimmt.“, sagte sie und ihr Lächeln verwelkte.
„Ich fahre dich noch zu ihm.“, sagte er und hielt ihr die Tür auf. Mit einer gekippten Laune trottete sie mit ihren Tüten zum Jeep und stieg ein. Lex blickte ihr ins Gesicht und merkte, dass sie etwas bedrückte.
„Alles in Ordnung?“
Faste wäre ihr vor Enttäuschung und gleichzeitiger Hoffnung, dass er sie vielleicht verstehen könnte, folgender Satz heraus-gerutscht: Nichts ist in Ordnung. Über eine ganze Woche ohne dich aufstehen, lachen und die gemeinsame Zeit miteinander verbringen … Das willst du also? Verstehst du denn gar nicht, was hier abläuft? Es wird einsam werden. Aber das bin ich ja schon gewöhnt.
Sie zog ihre Augenbrauen zusammen, unwillig eine Antwort zu geben.
Lex sauste los und kam nach wenigen Minuten an Shains Haus an. Ohne einen weiteren Blickkontakt mit Lex zu halten, obwohl ihr widerwilliges Verhalten kindisch und absurd war, fühlte sie trotzdem diese Wut in ihr.
Nach dem die eine Autotür zuschlug, öffnete sich die andere und Lex sprang heraus. Er umkreiste den Jeep, um seine Hand be-ruhigend auf ihre Schulter zu legen.
„Du hast doch etwas. Ich bin nicht blind.“, sagte er und Kayleigh wollte ihm auf keinen Fall die Wahrheit sagen und setzte ein gefälschtes Lächeln auf.
„Lex, es ist wirklich alles in Ordnung. Das Shoppen war eben ein wenig anstrengend.“, meinte sie und strich ermutigend über seinen Arm.
„Ok.“, atmete er lange aus und blickte ihr intensiv in die Augen. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper, als er seine kalte Mimik zeigte. Lex wusste, dass mit Kayleigh nicht alles in Ordnung war. Die fröhliche Maske in ihrem Gesicht war dafür zu durchsichtig.
„Tja, dann sehen wir uns vielleicht schon morgen.“, sagte er tröstend, als ob er wusste, wie Kayleigh sich zurzeit fühlte.
Es war merkwürdig in seine Augen zu schauen, dabei ein Krib-beln im Magen zu spüren, seiner Anziehung nicht widerstehen zu können und Gefühle zu haben, von denen sie niemals gedacht hätte, das sie existieren könnten. Ob es wohl am Inferno lag, in dem sie gelandet waren? Wenn sie seinen Körper betrachtete, in seine Augen blickte und an sein Lachen dachte, fühlte sie sich geborgen und beschützt. Er hatte sie von der Klippe retten wollen, hatte sich mit ihr in den Abgrund gestürzt, nur um ihr Leben zu schützen. Selbst nach solch einem übersinnlichen Gespräch, das ihn völlig schockierte, hielt er zu ihr. Auch wenn sie beinahe eine Woche bei ihm wohnte und er ihr sogar Geld gab, damit sie nicht in ihren Lumpen weiter herumlaufen musste, wich sein Lächeln nie aus seinem Gesicht. Er strahlte von Tag zu Tag schöner und jetzt in diesem Moment, blickte er sie mit einem kalten Blick an.
Kayleigh schauderte es erneut und ihr tat es leid, wie sie so ungestüm regiert hatte. Sie schämte sich für ihr voreiliges Verhalten.
„Lex…ich…“, stammelte sie und als sie keine passendes Wort für eine Entschuldigung fand, obwohl er nicht wusste, um was es überhaupt ging, lief sie bestürzt auf ihn zu. Erschrocken hob er seine Arme und merkte wie ihre sich um seinen Bauch schlangen. Kayleigh spürte unter ihrer Wange seine Bauchmuskeln, die sich vor Entsetzen zusammengezogen hatten.
Im ersten Moment ruhten seine Augen auf ihren Haaren, die im Mondschein wie flüssiges Gold leuchteten. Es fühlte sich überwältigt und sammelte seine Gedanken, als er ihre Arme um seinen Bauch spürte. Schließlich legte er seine um ihren Hals.
Die kleine Flamme in Kayleigh, die zuvor kaum zu sehen war, da ihre Wut sie unterdrückte, strömte nun aus allen Ecken. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchfuhr ihren Körper wie heißes Wasser. Es war ein angenehmes Gefühl seine Hände an ihren Schulterblättern gepresst zu spüren.
Als sie auf ihn zugestürmt war, fielen ihre Taschen auf den Bo-den. Der Moment war viel zu bedeuten, als das man sich in die Augen schaute, mit einem kalten Ausdruck im Gesicht und im Hinterkopf trug man Ungewissheit und Wut.
Nachdem sie voneinander lösten, flüsterte Lex ihr etwas zu: „Gute Nacht, Kleines.“
Anschließend drückte er sanft seine Lippen auf ihre Stirn und lächelte sie ein letztes Mal an, bevor er in den Jeep stieg.
Die Stelle, an der seine weichen Lippen ihre Haut berührten, glühte. Es löste in ihr ein unbeschreiblich aufregendes Gefühl aus.
Der Jeep fuhr, mit einem letzten Blick von Lex, davon.
Ihre Hände schwitzten und am liebsten wäre sie vor Freude in die Luft gesprungen, dem Jeep nachrannt und hätte erneut ihre Arme um ihn geschlungen. Der Kuss bedeutete etwas. Kayleigh war sich da ganz sicher. Lex’ Anblick und danach seine feste, entschlossene Umarmung. Die Wärme die er ausstrahlte war besser als jede Decke und jeder Ofen. Das Wohlbefinden in seiner Nähe war ein Gefühl, dass sie niemals in ihren achthundert Jahren verspürt hatte, das hätte sie sich schwören können.
„Gute Nacht.“, hauchte sie, obwohl Lex ihre leisen Wörter nicht mehr hören konnte, da er längst um die Ecke verschwand.
Shain riss seine Tür auf, als er bemerkte, dass noch immer ihre Taschen auf dem Boden lagen und Kayleigh wie angewurzelt am Straßenrand stand.
„Hey! Kay! Komm rein!“, rief er und formte seine Hände am Mund zu einem Rohr, sodass seine laute Stimme besser zu ihr durchdrang.
Kayleigh seufzte schwer und nahm ihr Gepäck. Auch wenn Lex längst weg war, schaute sie in seine Richtung. Erschöpft fuhr sie herum und lief auf Shain zu, der mit einem breiten Grinsen eifrig an der Tür wartete.
„Also, ich habe alles geregelt. Da du reintheoretisch nun meine Adoptivschwester bist und eigentlich bei uns wohnen solltest und achtzehn bist...“, er holte tief Lust, um weiter, wie ein Wasserfall, die Situation zu erläutern. „...bist du von deinen Pflichten, was deine Familie anbelangt frei und falls Briefe an-kommen, werde ich mir eine ideale Ausrede suchen, die ich meiner Mutter einreden kann.“
Kayleigh nickte einverstanden, auch wenn sie durch sein schnelles Gerede, nur die Hälfte mitbekam.
„Du kannst deine Sachen in ihr Zimmer laden, gleich neben meinem. Die Kleiderschränke sind so oder so leer, das Bett ist frisch bezogen und außer den beiden Sachen steht da noch ein Schreibtisch mit einem PC. Mehr wirst du nicht finden können. Falls du einen Spiegel möchtest, musst du dich leider im Bade-zimmer vergnügen.“
Mit hochgezogenen Augenbrauen - da sich nach solch einem langem Gespräch Shains Stimme wie ein zurrende Grille anhörte - folgte sie ihm nach oben in ihr Zimmer, das sie nur für eine Woche noch besetzte.
„Voilà!“, rief er und ließ die Tür aufspringen. „Dein Heim.“
Kayleigh schmiss mit letzter Kraft ihre Taschen zu Boden und ließ sich ins mindestens ein Meter vierzig breite Bett fallen. Ein langer erschöpfter Seufzer entglitt ihren Lippen.
„Tja. Dann gute Nacht. Schlaf schön! Ich bin neben an, falls etwas ist.“, verabschiedete er sich und warf die Tür nach sich zu.
Während dem Schlaf versuchten die absurdesten Sachen in ihren Kopf zu gelangen. Schlechte Erinnerungen, böse Träume, die Hexe,... Es schmerzte und Kayleigh wälzte sich nervös im Bett. Ein heftiger Schweißausbruch durchtrieb ihren ganzen Körper. Die Hände zitterten und kurzzeitig erklangen laute Schreie. Die Albträume kehrten wieder.






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