Died Again - Teil 6

Autor: Noa
veröffentlicht am: 06.08.2012


Endlich kommt die Geschichte mal eine wenig in Schwung! Ich schicke dann direkt den sechsten Teil los, den ich auch schon fertig habe, aber nur wenn ihr das wollt. Freue mich auf eure Meinung *_*

Noa

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Kapitel 5 – Vision

Kayleighs Fähigkeit war das Sehen ihrer eigenen bevorste-henden Zukunft. Es sollte ihr helfen keine falschen Entschei-dungen zu treffen, sodass ihr es nicht noch schwerer fiel sich im Leben zurecht zu finden. Allerdings waren manche Visio-nen sehr sonderbar und in Rätsel verstrickt, die erst bei einer zweiten Vision erkennbar wurden. Diese hier zeigte Kayleigh eine wichtige Zukunft, da es mit ihrer Schicksalswende zu tun hatte. Noch immer zitterten ihre Hände und ihr Atem war unregelmäßig. Beruhigend rieb Lex an ihrem Arm.
„Alles wieder in Ordnung?“, fragte er.
Kayleigh nickte und erhob sich vom Boden. Die Bilder ihrer Vision waren wie kleine Nadeln, die ständig in den Kopf hin-einstachen. Es dauerte noch einige Stunden, bis sich die Kopfschmerzen legten.
„Komm wir gehen wieder hinein. Ich werde dir dann frische Klamotten bringen und einen Eisbeutel.“
Er stützte sie unter ihrem Arm und lief den Hügel hinauf. Drin-nen legte er ein Handtuch um ihren Körper und ließ sie sich auf den Stuhl setzen. Oben suchte er einige bequeme Sachen heraus und legte sie in ihr Zimmer.
„Oben kannst du dich umziehen.“, sagte er und begleitete sie in ihr Zimmer. Kayleigh gab kein einziges Wort von sich, son-dern ihr kompletter Körper hemmte weiterhin, da die Bilder grauenhaft aussahen. Nachdem sie ein Kleid von Lex bekam, das seine Großmutter wohl noch in ihrer Kindheit getragen hatte, legte sie sich ins Bett und dachte nach. Lex gab ihr ein wenig Zeit für sich, klopfte jedoch an ihre Tür. Seine Neugier-de plagte ihn.
„Wie geht’s dir?“, fragte er als er eintrat.
Sie nickte nur und strich sich ihr Haar aus dem Gesicht. Lex setzte sich an die Bettkante und legte seine Hand auf ihren Körper, der unter der Decke verschwunden war.
„Mir toben einige Bilder durch den Kopf.“, flüsterte sie schwach.
„Was ist denn passiert? Ich habe gedacht du wachst nicht mehr auf und als du hochgeschreckt bist, schienst du völlig schockiert zu sein. Woher wusstest du was kommt? Ich gehe mal davon aus, das es nicht normal war.“, sagte er und schüt-telte missverstanden den Kopf.
„Tut mir leid, falls ich dir Sorgen bereitet habe, aber das ist für mich normal. Möchtest du noch mehr übernatürlichen Kram hören?“, lachte sie zum Schluss und legte sich auf den Rücken.
Ihre Blicke kreuzten sich.
„Sicher. Erzähl ruhig.“
Kayleigh räusperte sich und setzte sich mit dem Oberkörper auf. Ihren Rücken lehnte sie an die Wand und sie seufzte er-schöpft.
„Ich kann in die Zukunft sehen. Allerdings nur meine eigene. Sie soll mir eigentlich dabei helfen keine falschen Entschei-dungen zu treffen, aber meistens passiert es, ohne dass ich diese Fähigkeit brauche. Aber dieses Mal war es anders. Die Vision sprach in absoluten Bildern und Rätseln. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.“, erläuterte sie. Lex senkte nachdenklich seinen Kopf. Mittlerweile klangen ihre Worte, so unglaubwürdig sie auch seien mögen, für ihn verständlich.
„Was hast du denn gesehen?“, fragte er und Kayleigh füllte ihre Wagen mit Luft, um sie anschließend auszublasen.
„Zuerst sah ich eine Schule mit der großen Aufschrift I-Team. Anschließend waren um mich herum viele Personen und mit-ten drin stand ich allein. Als nächstes sah ich das Bild eines Vollmonds und ein Gesicht eines älteren Mannes. Die Vision endete und eine Welle voller Angst überkam mich.“
„Die Schule I-Team ist eigentlich keine Schule, sondern das Internat auf das mich meine Eltern schicken wollen.“, ergänzte er und kratzte sich fraglich am Kopf. Solch einen Gedanken hatte er beinahe in Erwägung gezogen. Diese Schicksalswende musste mit ihm zusammen hängen. Ob dieser Gedanke ihre furchtbare Vision hervorgerufen hatte?
„Was? Das ist wirklich seltsam. Was sollte ich denn mit deinem Internat zu tun haben?“, fragte sie verwirrt.
„Naja…“, deutete Lex an und grinste verlegen. „...Für einen kurzen Moment hatte ich gedacht wir beide könnten das In-ternat besuchen, weil du doch unbedingt auf eines gehen wolltest.“
Kayleigh riss ihre Augen auf. Das war wirklich freundlich von ihm. Es wäre keine schlechte Idee gewesen und sie hätte be-stimmt nicht abgelehnt. Immerhin musste sie irgendwo unterkommen. Ewig konnte sie hier nicht verbringen. Sobald ihre Symbole sich wieder auf dem Rücken abzeichneten, würde sie schauen, dass sie ihr Leben so gut es ging beendete und den nächsten Sprung wagen. Allerdings wollte sie Lex nicht vergessen. Er war der erste Mensch, der ihr glaubte.
„Die Idee ist gut.“, meinte Kayleigh unerwartet und Lex zog erstaunt seinen Kopf zurück.
„Ok. Aber deine Vision klang doch schlecht. Wir sollten das Ganze nicht provozieren.“
Kayleigh schüttelte verneinend den Kopf.
„Genau das möchte ich. Ich gehe immer auf das Schlechte zu, in der Hoffnung, dass ich eines Tages erlöst werde. Was auch immer diese Vision zu bedeuten hat, ich bin dafür.“
Lex seufzte.
„Wie willst du das Internat finanzieren?“, fragte er.
„Keine Ahnung.“, sagte sie und grinste. „Ich werde schon eine Lösung finden. Vielleicht suche ich mir jemanden, der mir gefälschte Daten leiht. Ich schlüpfe in die Rolle einer Person, die nicht existiert.“
„Dafür braucht man Fachleute. Wie willst du solche Leute fin-den?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
„In der Stadt. An Schulen, Vereinen, Kursen...Es gibt viele Va-rianten. Am besten wir fangen morgen früh gleich an. Durch einen kleinen Trick werde ich sie schon dazu bringen aus ihrem Versteck zu kommen. Genauso, wie wenn man Kinder mit Bonbons lockt, kann man auch Computerfreaks mit Technik locken.“
Kayleigh sprang motiviert aus dem Bett und lief in den Flur.
„Hast du hier Internet?“, fragte sie und er zeigte mit dem Fin-ger in sein Schlafzimmer. Mit schnellen Schritten betraten die beiden den Raum und Kayleigh setzte sich an den Computer. Dort suchte sie nach einem super Computerangebot zum Verkaufen. Kayleigh erstellte erst ein gern anzuschauendes Flugblatt und schrieb in großer Überschrift: Der neue XXL-FASTER PC in neuer Ausstattung!
Es war ein einfaches Spiel. Kayleigh verkaufte ihn für satte dreihundert Euro mit Extras die dreimal so viel kosteten. Das war ein Geschenk in dem Sinne. Leider existierte dieses Teil nicht und sollte nur alle Hecker und Computerfreaks anlocken. Zuerst war eine Nummer angegeben und anschließend durften die Käufer sich mit den Verkäufern an einem speziellen Ort treffen, um dort den Handel zu betreiben.
„Du bist völlig wahnsinnig.“, murmelte er und schüttelte un-entschlossen den Kopf.
„Du wirst es ja schon sehen.“
Am nächsten Morgen war Kayleigh schon früh wach und druckte eine Menge Blätter. Den Stapel packte sie ins Auto und wartete geduldig darauf, dass Lex aus seinem Schlaf er-wachte. Nachdem auch er zu sich kam, aß er gemütlich und schließlich zeigte die Uhr schon zwölf und Lex startete den Motor. In einem eiligen Tempo fuhren die beiden in die Stadt. Kayleigh hatte nur Umrisse im Kopf, wie eine Großstadt aus-sah und auf irgendeine Weise kam sie ihr sehr bekannt vor. Hoffentlich traf sie hier nicht auf ehemalige Freunde. Die Ge-bäude in Dublin waren groß und die meisten eher alt und sehr kulturell. Solche Städte waren viel schöner anzuschauen, als andere, wo es nur Neugebäude und riesige Instituten und Un-ternehmen gab. Am Schönsten war die beleuchtete Brücke, über die die beiden abends fuhren. Das Wasser schimmerte und sah wie ein gemaltes Bild aus. Die Flugblätter wurden nur in Schulen, Ämtern und anderen Gebäuden aufhängt in der Hoffnung, dass einer von ihnen anbiss. Am Abend parkte Lex in einer kleinen Nebenstraße in der Nähe eines Parks und öff-nete Kayleighs Tür, da sie nicht aussteigen wollte.
„Fahren wir nicht Heim?“, fragte sie und krabbelte aus dem Jeep.
„Nein. Wir bleiben hier. Das ist das Haus meiner Eltern, aber sie sind sowieso in Urlaub. Also nutzen wir die Gelegenheit. In meiner Wohnung schlafe ich nicht gerne, weil ich mich einfach nicht wohl fühle und es ist für uns zwei einfach zu eng.“
Kayleigh nickte und schaute auf die kleine Villa. Die Wand war perlweiß und es gab ein riesiges Fenster, wodurch man die gesamte Treppe ersah. Die Kleineren waren mit Vorhängen bestückt. Drinnen war der komplette Boden aus Plaketten und die Wand war mit den feinsten und edelsten Farben bestrichen. Dadurch wirkte die Umgebung sehr freundlich und teuer. Die Dekoration bestand aus vielen Pflanzen und antiken Vasen. Das Wohnzimmer und die Küche wurden zusammen gebaut. Im Garten war ein Schwimmteich, indem Seerosen angepflanzt wurden. Eine gemähte Wiese und ein Gartenhäuschen schmückten die äußere Umgebung aus. Kayleigh war vollkommen fasziniert.
„Ich kann überhaupt nicht verstehen warum du ausziehen willst. Das ist ein Traumhaus.“, staunte sie und drehte sich des Öfteren um ihre eigene Achse, um die Atmosphäre näher zu betrachten.
„Ja, aber wenn du ständig hörst, das deine Eltern aus dir etwas Besseres machen wollen, dann ziehst du irgendwann die Konsequenzen.“, antwortete er und schaute in den Kühlschrank. Genervt seufzte er, da nichts drinnen enthalten war.
„Ich geh schnell noch einkaufen. Mach es dir hier gemütlich.“, sagte er, schnappte sich seine Jacke, die er zuvor auf sein Sofa geschmissen hatte und verschwand aus der Tür. Lex war schneller draußen, als sich Kayleigh von ihm verabschieden konnte. Sie warf sanft ihre Weste auf die Lehne des Leder-sofas und lief zur Gartentür hinaus. Ihr Blick fiel auf den Teich, der zwar winzig, aber ausreichend war. Wie gern sie dort hin-ein springen wollte. Draußen war es warm und eine kleine Abkühlung konnte nicht schaden. Mit einem verzogenen Lächeln suchte Kayleigh in einem offenen Kleiderschrank nach einem T-Shirt und einer kurzen Hose, die sie nass machen konnte. Aufgeregt zog sie sich um. Das Shirt war weiß und die Hose schwarz. Im Wasser war es ein erfrischendes Gefühl und der Himmel strahle vor Sterne. Keine einzige Wolke bedeckte ihn und der Anblick war traumhaftschön. Nach wenigen Minuten hörte sie im Haus Geräusche. Lex musste wieder da sein. Ihre Arme verschränkte sie und legte am Rand ihren Kopf darauf. Das Licht ging an und er stellte zwei vollgepackte Tüten auf die Theke. Es war ein seltsames Bild den Mann einkaufen zu sehen, während die Frau im Schwimmteich badete. Aber Lex war nicht ihr Freund, geschweige denn ihr Mann, es war nicht einmal ihr Haus indem sie sich befand, deshalb wurde es teil-weise zu seiner Aufgabe seinen Gast zu bedienen.
„Kayleigh?“, rief er und sah in den nächsten Sekunden die Tür einen Spalt weit aufstehen. Verdutzt schaute er ins Dunkeln und bemerkte, dass sich das Wasser im Schwimmteich bewegte. Kleine Wellen stießen sich vom Rand ab. Kayleigh lächelte ihn an.
„Ich glaube, du springst gerne ins Wasser, oder?“, fragte er kopfschüttelnd. Kayleigh kicherte.
„Nein. Ich kenne nur diesen Luxus nicht. Mag sein, das selbst ich in eine reiche Familie adoptiert worden war, aber an die Zeit kann ich mich leider nicht mehr zurück erinnern.“
„Hast du keine Angst?“
Kayleigh hob verworren den Kopf. Was sollte die Frage? Sie passte nicht ins Gespräch.
„Vor was sollte ich Angst haben? Es gibt nichts vor was ich mich fürchten müsste. Das Einzige was mir bedenken gibt, ist, das ich eines Tages zu spät merke, dass es Zeit ist zu gehen.“
„Nein. Das meinte ich nicht. Du bist in Dublin und bringst dich jedes Mal an derselben Klippe um. Es müsste doch Leute ge-ben, die dich einmal gesehen hatten oder mit denen du sogar befreundet warst. Was passiert, wenn dich jemand darauf anspricht?“
„Ich lüge. Wie immer.“, sagte sie und drückte sich vom Rand ab, um mit den Rücken im Wasser zu gleiten.
Lex verschränkte die Arme vor seiner Brust und verschwand kopfschüttelnd in die Küche. Kayleigh schaute ihm nach und allmählich gefror ihr Körper. Im Wasser fühlte sie sich tot. Wenn sie ihre Haut betrachtete, die im Mondschein silbrig leuchtete, hatte es den Anschein, als ob sie unter ihre Oberfläche schauen könnte. Sie war so blass wie eine Leiche und es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Irgendwann zerfiel ihr Körper und Kayleigh starb. Was mit ihrer Seele passieren würde, wüsste niemand oder vielleicht wäre es nach so vielen Jahren Qual, eine Erlösung. Es gab so viele Sachen, die Lex noch nicht wusste und hoffentlich auch nie erfahren würde. Manche davon waren so grässlich, dass er sich abwenden könnte. Kayleigh fand es schön, wenn jemand in ihrer Nähe war, der ihr vertraute. Ob schon einmal solch einen Mensch in ihrem Leben gegeben hatte? Ob er wohl traurig war, das sie eines Tages nicht mehr existierte?
Sie schwamm zur Leiter und stieg aus dem Wasser. Erst als sie an ihrem Oberkörper hinunter schaute, merkte sie dass ihr Shirt durchsichtig war. Kayleigh hielt es für besser ihre Unter-wäsche ebenfalls trocken zu behalten. Lex stand an der Theke, schaute an ihr herunter, zog beide Augenbrauen nach oben und fand es überhaupt nicht unangenehm. Kayleigh hielt instinktiv ihre Arme davor und eine Schamesröte stieg ihr ins Gesicht. Lex entnahm eine Gurke aus dem Kühlschrank und bearbeitete sie, dabei musste er grinsen.






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