Died Again - Teil 5

Autor: Noa
veröffentlicht am: 01.08.2012


Wieder ein kleiner Miniteil. Hoffe trotzdem das er euch gefällt ((:

Noa

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Kapitel 4 – Paradies

Es war düster, aber ruhig. Im Flur und in den Zimmern blieb es mucksmäuschenstill. Was war denn nun los? In der ersten Nacht, nach ihrer Wiedergeburt durchwanderte sie ein Alb-traum, meist der Schlimmste. Ihre Gedanken blieben kühl und friedlich. Kayleigh spürte, dass diese Wiedergeburt anders war. Etwas hatte sich verändert.
Am nächsten Morgen frühstückte sie einträchtig und wartete neugierig auf Lex, der erst gegen elf Uhr morgens hinunter spaziert kam. Er trug nur eine Boxershorts und ein dunkelblaues T-Shirt. Träge griff er nach dem Stück Brot und hatte dadurch vergessen seinem Mitbewohner zu begrüßen.
„Guten Morgen!“, rief Kayleigh kichernd.
Seine Augen rollten zu ihr und seine Mundwinkel zogen sich kurzzeitig nach oben.
„Tut mir leid, Kay, aber ich bin morgens nicht wirklich an-sprechbar.“
„Aber grüßen ist doch mit drinnen, oder?“
„Ja, sorry, morgen.“, murmelte er undeutlich und ihm fiel es schwer vor Müdigkeit sein Brot zu schmieren. Kayleigh konnte es nicht mehr mitansehen und streckte ihre Hand hinüber.
„Gib mir deinen Teller.“, sagte sie. Erschrocken riss er seine Augen auf und blickte sie fassungslos an.
„Wieso?“
Er reichte ihr den Teller trotzdem und Kayleigh begann ihm das Brot zu schmieren. Führsorglich bestrich sie hauptsächlich in der Mitte das Brot und schaute, dass am Rand nichts hinunterlief. Mit einem freundlichen Lächeln reichte sie ihm den Teller wieder und er aß sein Essen auf.
„Danke.“, sagte er und blickte ihr die ganze Zeit über in die Augen. Kayleigh erkannte, dass er wahrscheinlich solange ausschlief, weil er die Nacht schlecht ruhte. Das übersinnliche Zeug musste ihn geplagt haben. Kayleigh fühlte sich dafür verantwortlich. Wäre denn eine vernünftige Lüge besser ge-wesen? Lex wusste nicht einmal die Hälfte von dem was Kayleigh konnte oder begriff. Vielleicht würde er es auch nie erfahren, was für ihn und sie selbst besser wäre.
„Was hast du eigentlich vor?“, fragte er und aß sein letztes Stück auf.
„Ich weiß noch nicht. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was ich sonst so tat. Wahrscheinlich suchte ich ein Waisenhaus, das für mich bezahlte oder eine Arbeit. Aber ei-gentlich hätte ich eher Lust auf Schule. Dafür braucht man allerdings Geld. Wo soll ich vor allen Dingen wohnen? Es ist schwer ins Leben zu kehren.“
Lex senkte seinen Kopf. Er würde ihr wirklich gerne helfen. Für ein paar Nächte konnte sie ruhig hier bleiben. Wenn sie doch unbedingt auf eine Schule gehen wollte, ob er mit ihr…nein. Er kannte sie doch kaum und dann dafür seine Arbeit aufgeben?
„Du kannst ruhig einige Nächte hierbleiben. Wir überlegen uns dann eine Lösung. Schließlich kannst du nicht ewig so weiterleben.“
„Danke.“, lächelte Kayleigh und fing an den Tisch abzuräu-men, aber Lex hob stoppend die Hand.
„Lass mich das machen.“, sagte er und nahm ihr den Teller aus der Hand, um ihn zu seinem dazuzulegen. Kayleigh nickte einverstanden und rückte ihren Stuhl zum Tisch bei. Sie zog sich ihre Schuhe an, um nach draußen spazieren zu gehen. Das Haus stand auf einem kleinen Hügel und von weitem war das Meer zu sehen. Es war eine herrliche Aussicht, der Himmel hellblau, die Luft roch frisch und die Wärme war erträglich. Das Rauschen des Meeres ließ für einen Moment all ihre Sorgen verschwinden. Kayleigh lief den Hügel hinunter und tauchte mit nackten Füßen in den Sand. Ihre Schuhe ließ sie dort stehen und ging am Wasser entlang. Jedes Mal wenn eine Welle ihre Beine erwischte, durchfuhr eine Gänsehaut ihren Körper. Obwohl in ihren Augen das Meer düster und gefährlich aussah, da sie die Klippe hinunterspringen musste, fühlte sie in dem Moment Freiheit und genoss den Anblick. Am Strand lagen einige bunte Muscheln herum, die zum Sammeln neckten. Das Meer rief ihren Namen nicht, sondern die Wellen klangen im Rhythmus wie ein Lied. Wenn nur jeder Tag so seien könnte und sie irgendwann als alte Dame an diesem Strand vorbeispazieren könnte. Nie wieder von der Klippe springen. Ein Traum wäre wahr geworden, aber seit achthundert Jahren fand sie keine Lösung, warum ausgerechnet jetzt?
Sie setzte sich auf den warmen, weichen Sand und blickte auf das Meer hinaus. Von weitem war ein Schiff zu erkennen und es schien um die Insel herum zu fahren. Dublin war die Haupt-stadt Irlands. Sie könnte dort bestimmt eine Schule finden und versuchen es mit ein wenig Arbeit zu finanzieren. Ein Internat wäre das Beste, sonst wüsste sie nicht wo sie weiterhin unterkommen sollte. Zwei Jahre auf der Schule und es würde dann wieder zum Klippenspringen kommen. Allerdings musste sie ehrlich sein, sie fühlte sich kein bisschen jünger. Seltsam.
Die Strahlen der Sonne machten sie müde und Kayleigh schlief im Sand ein. Solch ein befreiendes Gefühl gab es selten. Es fühlte sich beinahe so an, als ob Kayleigh von dem Fluch befreit wäre und endlich anfing zu leben. Es war gut, dass ihre Erinnerungen gelöscht wurden. Durch so viel vergangene Zeit möchte sich auch keiner erinnern, es gab schlechte und auch gute Tage. Die Schlimmsten waren die damaligen Hinrichtungen. Kayleigh dachte sie würde befreit werden, wenn sie durch einen Tod starb für den sie nichts konnte. Aber ihr Körper erwachte wieder. Sie erinnerte sich nur an drei Hinrichtungen, eine Enthauptung, Erhängung und Vergiftung. Das schmerzhafteste war die Vergiftung. Der Magen fühlte sich an, als ob tausende Stiche sich in den Bauch drängten. Danach wurde ihr schwindelig und schließlich wurde alles schwarz vor Augen. Die Erhängung drückte ein wenig am Hals und die Luft blieb einem weg. Die Enthauptung sah meistens brutal aus, was sich aber nicht so anfühlte. Seitdem passte sie besser auf nicht ermordet oder geschlachtet zu werden. Es war schon schlimm genug sich die Klippe jedes Mal hinunter zu stürzen.
Ihre Augen öffneten sich und ihr Körper lag in seitlicher Lage. Neben ihr entdeckte sie Lex, der in den Himmel starrte. Erschrocken fuhr sie nach oben und blickte zu ihm hinunter.
„Hab dich gar nicht bemerkt.“, sagte sie und schüttelte ihr goldbraunes Haar, da es mit Sand bedeckt war.
„Ich dachte, ich leiste dir Gesellschaft.“, grinste er und schloss genüsslich die Augen. Er hatte sich nur eine Badehose angezogen, um sich sonnen zu können. Kayleigh betrachtete ihre weiße Haut, die nie so eine wunderbare Bräune wie seine erreichen könnte. Manchmal betrachtete sie sich im Spiegel und man konnte erkennen, dass ihr Körper wie eine lebende Tote aussah. Wenn er gestreckt auf dem Boden lag, erkannte man seine Bauchmuskeln noch deutlicher. Dadurch lief Kayleigh eine Gänsehaut über den Rücken. Sie schüttelte den Kopf und grinste verlegen. Kayleigh blickte zu ihrer dreckigen kurzen hellen Jeans, ihrem gelben Top, dessen Träger Spitzen hatten und zu der Lieblingskette ihrer Mutter. An die Gesichter ihrer Eltern hatte sie keine Erinnerung mehr. Was für eine Schande, da es wirklich die einzigen Menschen auf Welt waren zu denen sie gehörte.
Mit ihren Beinen sprang sie vom Boden auf und lief zum Was-ser hin. Neugierig streckte sie ihre Hand hinein und fühlte die Wärme des Meeres. Das Wasser war Türkis durch den hellen Sand, jedoch im weiteren Verlauf wurde es immer dunkler durch die Tiefe. Kayleigh durchfuhr ihre Arme und genoss die salzige Meeresbrise, die ihr ins Gesicht strömte.
Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrem Arm und jemand hob sie hoch. Lex hatte sie überraschend gepackt und schmiss sich mit ihr ins Wasser. Er lachte laut und warf beim Wiederauftauchen durch eine hastige Kopfbewegung seine Haare nach hinten.
„Doch nicht so kalt wie erwartet.“, grinste sie und genoss es im Meer zu schwimmen. Vorher hatte sie immer Angst vor dem Wasser gehabt, aber dieses Mal war es anders. Irgendetwas hemmte glücklicherweise ihre Angst.
„Schau mal!“, raunte Lex und blickte zu seinen Füßen. Unter ihnen schwammen kleine Fische in den verschiedensten Far-ben. Kayleigh konnte es nicht fassen echte Fische zu sehen. Da all ihre Erinnerungen gelöscht wurden, wusste sie nicht, ob sie jemals so nah an echten Meerestieren schwamm. Sobald Lex den Boden aufwühlte verschwanden sie schnell, kamen jedoch immer wieder.
„Ob die uns beißen wollen?“, fragte sich Kayleigh und tunkte langsam immer weiter ihre Hand hinunter. Die Fische blieben noch ruhig, aber dann verschwanden sie wieder blitzschnell. Kayleigh musste lachen.
Lex schaute in ihr Gesicht und bemerkte was für ein glückli-cher Mensch sie seien konnte. Obwohl ihr Aussehen traurig und einsam wirkte, veränderte ihr Lächeln ihre Gestalt. Er schaute in ihre funkelnden dunkelgrünen Augen. Die beiden hatten so viel gemeinsam. Beinahe schon zu viel. In ihrer Ge-genwart machte das Leben hier doppelten Spaß und die Ein-samkeit verflog. Kayleigh hob ihren Kopf und schaute ihn an.
„Das waren meine einzigen Klamotten.“, bemerkte sie und zupfte an ihrem nassen Top.
„Ich glaube meine Großmutter hat noch irgendwo ihre alten Kleidchen.“
„Sehr witzig!“, lachte sie und schlug ihm zart gegen den Arm.
Er lachte auf und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr Auge bedeckte. Gerade als die beiden sich intensiv be-trachteten und anfängliche Gefühle entstanden, spürte Kayleigh dieses bekannte Zucken in ihren Fingern. Es gehörte zum Fluch dazu und war nur in wenigen Fällen nützlich. Es passierte immer nur dann, wenn eine entscheidende Schicksalswende entstand. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen und verkrampft griff sie an seinen Arm. Schockiert hielt er Kayleigh an den Schultern fest und schüttelte sie, da ihre Augen ein seltsames Funkeln abgaben und sie an ihm vorbeischaute.
„Halt mich fest!“, ächzte sie in letzter Sekunde, bevor ihre Augen zufielen und sie endgültig in Ohnmacht stürzte. Lex stützte sie und zog sie aus dem Wasser. Am Strand rüttelte er an ihr und hielt seine Hände in ihr Gesicht. Ihr kompletter Körper war angespannt und manchmal zuckten ihre Arme heftig.
„Kay? Sag was!“, rief er panisch und wusste nicht, ob das nor-mal war. Nach wenigen Sekunden atmete sie ein und wachte wie aus einem Albtraum auf. Ihr Oberkörper erhob sich er-schrocken nach oben und angstvoll hechelte sie.
„Was ist passiert?“, fragte er panisch und stützte ihren Rücken von hinten.
Kayleigh blickte ihn mit einem kalten Blick an, als ob er etwas mit der Situation zu tun hätte. Was hatte sie gesehen?






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