The End

Autor: Stark
veröffentlicht am: 10.07.2012


Sie nimmt eine Abkürzung, will schneller zuhause sein. Es schneit, es ist kalt und dunkel. Sie schiebt die Hände tiefer in die Jackentaschen, um sie ein wenig aufzuwärmen. Ihr Atem bildet kleine Wolken. Eigentlich hatte sie nach Hause gehen wollen, als es noch hell war, doch sie hatte sich mit ihrer besten Freundin verquatscht. Wäre deren Vater da gewesen, hätte er sie gewiss gefahren, aber er steckte in einem Stau. Ihre Eltern fuhren bei diesem Wetter kein Auto und so blieb ihr nichts anderes, als zu laufen.
Sie schaltete ein Lied weiter auf ihrem iPod und beschleunigte ihre Schritte noch ein wenig. Die Flocken tanzten wild um sie her, sie waren groß und sehr weiß. So kurz vor Weihnachten war das wunderschön! Den heutigen Tag hatte sie mit Plätzchen backen und Tee trinken verbracht. Sie liebte diese Jahreszeit!
Als ein Auto neben ihr hielt, wurde sie misstrauisch. Ignorant lief sie weiter, als sich die Tür öffnete und eine Person ausstieg.
"Lea!"
Sie hörte ihn nicht, aufgrund der Musik und so lief er ihr nach und legte die Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen und drehte sich zu ihm. Er lächelte sie freundlich an.
Lea erkannte den Vater ihrer besten Freundin und nahm die Kopfhörer ab.
"Oh, hi. Sorry, ich hab Musik gehört."
"Das hab ich bemerkt. Komm, ich fahr dich heim, du holst dir hier den Tod. Du musst doch bestimmt noch zwanzig Minuten laufen. Nicht, dass du beim Fest nicht fit bist!"
"Ja, das wäre nicht so gut. Aber ich will keine Umstände machen!"
"Ach wo."
Sanft, aber bestimmt führte er sie zum Auto und öffnete ihr galant die Beifahrertür.
"Nehmen Sie Platz, die Dame!"
Lea kicherte leise und leistete seiner Aufforderung folge. Er ging um das Auto und setzte sich auch hinein.
"Mensch, das ist echt schweinekalt."
Mit ein paar Handgriffen drehte er die Heizung hoch, legte dann den Gang ein und fuhr los.
"Und, hast du schon alle Geschenke besorgt?"
"Noch kein einziges", lachte Lea. "Ich habe keine Ideen."
"Das ist aber schlecht!"
"Ach, mir fällt schon noch was ein. Wenn nicht bekommen meine Eltern einen Gutschein für ein leckeres Abendessen."
Er lachte leise und sah sie kopfschüttelnd an.
"So leicht wie du würde ich das Leben auch gerne mal nehmen."
Lea schielte zu ihm hoch und bekam rote Wangen, als ihr bewusst wurde, dass sie mit dem verdammt junggebliebenen, sehr gutaussehenden und charmanten Vater ihrer besten Freundin auf engstem Raum saß. Nervös strich sie ihren Rock glatt.
"Na ja, so leicht nehm ich es auch nicht."
Er grinste und setzte den Blinker um abzubiegen.
Verwirrt sah Lea aus dem Fenster.
"Hier geht es doch gar nicht zu mir."
"Ich will dir noch was zeigen."
"Was denn?"
"Eine Überraschung!"
Die nächsten Minuten schwiegen sie, bis er mitten auf einem dunklem Feld hielt.
"Einmal aussteigen, bitte!", rief er und ging mit gutem Beispiel voran.
Lea folgte ihm und schaute sich verwirrt um.
"Und was ist hier?"
"Schau nach oben."
Das tat sie und vor Erstaunen öffnete sich ihr Mund leicht. Die Flocken fielen wild umher und es sah einfach unglaublich aus.
"Wow", hauchte sie leise.
"Finde ich auch", erwiderte er in der gleichen Lautstärke und trat einen Schritt näher. "Fast so schön wie du."
Lea errötete tief und drehte sich zu ihm.
"Ich bin nicht schön."
"Oh doch, sehr sogar."
Sanft legte er einen Finger an ihre Wange und strich ihr drüber.
"Nein!", erwiderte sie heftig und schaute zu Boden, damit er ihre Tränen nicht sah.
"Wie kommst du auf so dumme Gedanken?", fragte er zärtlich.
"Sie sagen alle, dass ich hässlich bin. Jeder. Die ganze Schule", hauchte Lea traurig und schlang die Arme um ihren Körper. "Und sie haben Recht. Das sehe ich doch, wenn ich den Spiegel schaue."
Bestimmt legte er den Zeigefinger unter ihr Kinn und drückte ihr Gesicht hoch.
"Wunderschön."
Seine Lippen verschlossen sich mit ihren und sie erwiderte den Kuss sofort. Es schien ihr, als würde sich ein Traum erfüllen, lange schwärmte sie schon für diesen Mann. Eine Weile standen sie so da, dann wurde sein Griff plötzlich fester und er schob seine Hände unter ihr Oberteil. Lea löste den Kuss.
"Nein. Das will ich nicht."
"Doch, willst du!", erwiderte er grob und riss ihren Kopf nach hinten, damit er gierig über sie herfallen konnte. Sie versuchte sich zu wehren, doch er war einfach zu stark für sie. Als er ihr die Kleidung wegriss und sie in den kalten Schnee drückte, verschloss sie ihr Bewusstsein.

"Lea! Lea! Scheiße."
Sie hörte, wie er den Kofferraum öffnete und etwas herausnahm. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Ihr Körper war steif gefroren, alles tat ihr weh. Als er eine Taschenlampe einschaltete, sah sie Blut im Schnee und begriff, was er ihr angetan hatte.
Entsetzt flüsterte sie seinen Namen, was ihn dazu brachte, sich ihr zuzuwenden.
"Sei still. Ich muss... oh Gott..."
Er murmelte etwas vor sich her, sie verstand ihn nicht. In ihren Ohren rauschte es, schwach versuchte sie, sich mit ihrer Kleidung zu bedecken.
In ihrem Inneren fühlte sie nichts, außer dieser unfassbaren Kälte, die von ihr Bestiz ergriffen hatte, sie fühlte sich taub. Keinen klaren Gedanken konnte sie fassen.
Das nächste, was sie mitbekam war, dass er anscheinend gefunden hatte, was er suchte. Er ließ die Taschenlampe fallen, der Lichtkegel blendete Lea. Kurz darauf war er über ihr und stieß ihr ein Messer in die Brust.

Das letzte, was sie sah, waren seine dunkelgrünen, im Licht funkelnden Augen, die sie um Verzeihung baten.








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