Schatten der Vergangenheit - Teil 3

Autor: Tascha
veröffentlicht am: 06.08.2012


Kapitel 3

Am Morgen des nächsten Tages stand Rose vor dem Schulgebäude. Der Gedanke, die Schule zu schwänzen, wurde immer verlockender. Den Tag einfach in einer Boutique zu verbringen und anschließend eine heiße Schokolade in einem Café weit weg vom Schulcampus zu trinken, war eine ständige Versuchung, der Rose nur deswegen Widerstand, weil die Schulsekretärin recht gerne bei Rose Eltern anrufen würde, um davon zu berichten. Das alles würde mit einer langweiligen und lauten Standpauke mit anschließendem Hausarrest enden, sagte sich Rose. Ganz und gar nicht lustig und mit ihren Eltern wollte sie sich auf keinen Fall anlegen. Also machte sich Rose statt auf den Weg zum Cafés auf die Suche nach Anna. Rose fand sie an ihrem Schließfach, wo sie die Hände in die Hüften stemmte, als sie Rose entdeckte. „Wo zur Hölle bist du gewesen? Ich dachte schon ich muss Polizei und Feuerwehr zu dir schicken um zu überprüfen ob du lebst.“
Rose musste kichern. „Keine Panik. Ich war abends noch in der Eishalle und daheim bin ich schon beim ins Bett gehen eingeschlafen.“ Sie grinste. „Wie du siehst, bin ich noch am Leben.“
„Du warst in der Eishalle?“, fragte Anna entsetzt, „Als Zuschauer?“
Rose schüttelte den Kopf „Ich war auf dem Eis. Himmel, ich habe das alles so vermisst. Das Gefühl zu schweben.“
Anna runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste nicht ob die gerade gehörte Information als positiv oder eher negativ bewerten sollte. „Was meinen deine Eltern dazu? Ich dachte sie wären dagegen.“
„Das sind sie auch! Sie wissen nichts davon, und wenn sie es wüssten, müsste ich mich mit Kissen auspolstern um überhaupt in die Nähe der Eishalle zu gehen.“, sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, „Seit dem Unfall behandeln sie mich wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe.“ Rose lief zu ihrem Schließschrank und holte die Bücher für das nächste Fach. „Oh, Rose, vorsichtig, ein Steinchen liegt auf der Straße.“, ahmte sie ihre Mutter sarkastisch nach und legte theatralisch die Hand auf die Stirn.
„Wenn du weiterhin aufs Eis willst, wird es schwer sein, es vor deinen Eltern zu verheimlichen, Rose.“, Anna schloss ihren Schrank und lehnte sich an die kühle Wand, „Schließlich wohnen wir in einer Kleinstadt, oder hast du das vergessen?“
„Glaub mir, das kann man nicht vergessen. Ich habe nicht vor aufs Eis zu gehen. Harvard wartet auf mich.“ Rose zuckte zusammen, als sie für wenige Sekunden Dylan erblickte. Er betrat einen Kursraum mit einpaar Jungs. Anna folgte dem Blick ihrer Freundin. „Ich habe ihn vorhin schon gesehen.“, erzählte Anna, „Er war nicht sonderlich gut drauf. Oder ist das sein Dauerzustand?“
Rose wandte ihren Kopf zu Anna. „Ich weiß nicht was mit dem Kerl los ist. Zuerst hatte Dylan es geschafft, mich im Theater zur Weißglut zu bringen, und dann provozierte er auch noch Peter. Ich sah es Peter an, dass er gleich zuschlagen würde. Zum Glück hat er es nicht getan.“
„Woher weißt du von Peter?“, wollte Anna wissen.
„Gestern nach dem Schlittschuhlaufen haben wir ihn vor der Eishalle getroffen. Ich würde zu gern wissen, was er damit bezwecken will.“ Sie lächelte einer blonden Mitschülerin freundlich zu, als diese an ihr vorbeiging, dann sah sie wieder zu Anna. „Egal was er vorhat, ich lasse mich nicht auf das Spiel ein.“
Anna nickte, legte freundschaftlich den Arm um Rose und zog sie zum nächsten Kursraum. „Wir werden ihn schon irgendwie loswerden.“ Sie betraten den kahlen, weiß gestrichenen Raum mit großen Fenstern, die den Ausblick auf den Campus darboten. Die Freundinnen setzten sich in die hinterste Reihe. „Jedes mal wenn ich ihn sehe, würde ich am liebsten wie ein Vulkan explodieren. Er braucht nicht einmal etwas zu sagen.“
„Du bist nicht die einzige, die bei Dylans Anblick explodiert. Bloß ihr Explodieren,“, Anna nickte und zeigte auf einen der Tische in ihrer Nähe, „ist ein wenig anders. Ich glaube da fährt jemand auf Dylan ab.“
Rose Blick folgte Annas zu einem Tisch an dem Dylan saß. Alexis saß auf dem Tisch, hatte die Beine aufreizend über einander geschlagen und beugte sich zu Dylan vor. Irgendwas machte Rose daran wütend, doch sie vermied es, diese Wut auszusprechen. Sie sah zu, wie Alexis vom Tisch sprang als Mr. Finley den Chemieraum betrat. Er war ein wirrer älterer Mann mit schütterem grauem Haar und einer Hornbrille, die Steve Erkel alle Ehre machen konnte. Wo zur Hölle konnte man solche Brillen nur finden und wer in Gottes Namen produzierte sie? „Haben Sie ihren Platz vergessen, Miss Pocock?“, wollte Finley wissen. Ohne auf Alexis Antwort zu warten, legte er seinen Aktenkoffer ab und schob seine Brille von der Nasenspitze nach oben. „Seite 154 meine Damen und Herren. Lesen Sie den Versuch genau und greifen Sie zu den Utensilien ehe wir beginnen. Ich möchte heute keine Unfälle, vor allem nicht von Ihnen, Miss Gray.“ Seine rundlichen Augen schweiften durch das Klassenzimmer bis er Anna anstierte.
Nachdem die Schüler zumindest so getan haben, als hätten sie die Seite 154 sorgfältig gelesen, vertellte der Leere die chemischen Stoffe in kleinen Apothekerfläschchen. Die Schüler zogen ihre Brillen an und besorgten sich weiße Kittel aus dem Schrank hinten im Nebenraum. Rose holte zwei Reagensgläser und einen Bunsenbrenner, den sie am Tisch anschloss. Als Anna ihr Helfen wollte, blitzten Rose Augen drohend auf. „Hände weg. In Chemie bist du die reinste Katastrophe.“
„Du übertreibst.“, brummte Anna und sah zu, wie eine blaue Flamme zu brennen begann. „Ich habe seit Ewigkeiten keinen mehr angezündet, und explodiert ist seit zwei Wochen auch nichts mehr.“ Rose schenkte ihr einen bösen Blick, ehe sie die zwei sorgsam beschriebenen Fläschchen öffnete. „Hände weg!“, warnte sie ihre Freundin noch einmal. Viel Geschick brauchte es nicht um die beiden Stoffe in die jeweiligen Reagenzgläser zu tun, doch selbst dieses Geschick besaß Anna nicht. Rose dagegen hatte keine Probleme, mit Chemie umzugehen. Sie hatte normalerweise das besondere Fingerspitzengefühl um mit gefährlichen Experimenten umzugehen.
„Weißt du was das wird? Es riecht widerlich.“, wollte Anna wissen. Rose wärmte soeben einen der Stoffe auf, während sie den anderen tröpfelnd hinzutat.
„Dylan, es klappt einfach nicht. Es will einfach nicht brennen.“, hörte Rose einige Tische weiter, „Ich wette, du bringst alles zum Brennen?“





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