Die verschiedenen Hürden im Leben - Teil 3

Autor: Fleur
veröffentlicht am: 20.07.2012


Hi Leute, hier sind gleich zwei Kapitel ;) Freue mich über aller Rückmeldungen vorallem Verbesserungsvorschläge
Fleur
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Kapitel 2:
Ohne groß nach zu denken, schreibe ich ihm meine Antwort, auf seine Frage, und setze ein lächelndes Smiley dahinter. Doch währendem ich dieses kleine Sätzchen „Mir geht es gut“ in meinem Laptop tippe, rasen mir tausend, kleine Gedanken durch meinen Kopf. Die letzten Wochen, die letzten Monate und all die letzten Jahre kommen urplötzlich wieder an die Oberfläche. Ich verziehe mein Gesicht – schmerzerfüllt. Wie ein Vulkan braut sich der Hass wieder einmal in mir auf. Ich schlucke einmal kräftig, drehe mich um 90 Grad mit meinem Stuhl und betrachte mich schweigend im Spiegel. Was ist nur mit mir geschehen? Was mache ich hier überhaupt? In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als die Zeit zurückzudrehen und meine Taten in der Vergangenheit zu ändern, mein Leben mehr zu nutzen. Aber wer wünscht sich das denn nicht? Auch wenn ich genau weiß, dass ich das nicht kann, werde ich weiter träumen, denn ohne Träume ist man nichts. Nur wer Träume hat, der lebt richtig. Vielleicht sollte ich damit wieder anfangen, ich meine mehr zu träumen, mich nicht so leicht durch Dinge einschüchtern zu lassen und eiskalt zu reagieren. Das wäre ein guter Neuanfang, ein sehr guter vielleicht.

Schließlich bringe ich mich selbst dazu, mich wieder auf meine Antwort zu konzentrieren. Ich schreib sie genauso zu Ende wie ich damit angefangen hatte, auch wenn ich wusste dass es eine Lüge war. Dennoch ist es eine Lüge, die einem am einfachsten über die Lippen geht. Jeder von uns erzählt den anderen, dass es einem gut geht und lässt sich somit selbst in dem Glauben. Nur deshalb, da wir selbst anfangen an unsere kleinen Lügen zu glauben, nennen wir sie nicht Lügen. Wir belügen uns selbst damit.
Durch den Piep-Ton meines Laptops werde ich wiedermal aus meinen Gedanken gerissen. Ich klicke auf Nachricht öffnen und lese mir Pedros Nachricht durch.



„ Ich hoffe wirklich sehr, dass es dir einigermaßen gut geht, Flor. Auch wenn ich deinen Worten eigentlich überhaupt nicht glaube, habe ich wohl keine andere Wahl. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Und ich sollte jetzt eigentlich bei dir sein und dich so gut wie es nur geht unterstützen. Scheiße Flor! Warum hast du bloß zugestimmt, dass du nach Südafrika ziehst? Warum?! Ich hab’s deinem Bruder versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde falls ihm etwas... Ich hab’s ihm versprochen! Verdammt noch mal. Und ich sehe doch wie kaputt du gegangen bist, ist ja kein Wunder bei all dem was passiert ist. Aber ich kann dich nicht einfach so im Stich lassen und dich vergessen wie du es von mir verlangst. Du bist für mich wie meine eigene kleine Schwester. Ich kann das einfach nicht und werde es auch nie können! Also bitte, hör auf zu versuchen mich aus deinem Leben auszusperren. Lass mich doch wenigsten versuchen dir zu Helfen. Bitte!! Sei vernünftig. Das warst du doch sonst auch immer…


Eine ganz dicke, fette Umarmung von mir! Und Flor? Ich hab dich wirklich sehr lieb und wünschte wirklich, dass du mir etwas mehr vertrauen würdest. Und du weißt, dass ich bin immer für dich da bin, wenn du mich brauchst und du weißt ja wo du mich findest. ;) <3

Dein Pedro

P.s Deine Katze Mia vermisst dich auch total. Sie sitzt andauernd vor deiner verschlossenen Tür. ..

Nach dem zweiten Mal durchlesen frage ich mich, ob nicht mir, sondern ihm, alles was ihm lieb war, weggenommen wurden ist. Seine E-Mail wirkte so nun ja verzweifelt in einer gewissen Weise.

Pedro. Der einzige noch lebende Bezug, den ich zu meinem Bruder irgendwie noch habe. Pedro war der allerbeste Freund von meinem Bruder, schon seit ich denken kann. Er ist für mich wie ein zweiter Bruder gewesen, doch seit dem mein Bruder mit unseren Eltern bei diesem Autounfall ums Leben gekommen ist, habe ich nicht mehr das Gefühl, dass Pedro noch mein Bruder ist. Es fühlt sich so an, als wäre er genauso gestorben.

In meiner Kiste, die ich selbst mit gepressten Blättern verziert habe, suche ich ein Foto von Pedro, meinem Bruder und mir heraus. Mit meinem Finger streiche ich zart über die beiden Jungs drüber. Ich merke, wie mir langsam eine Träne über meine Wange kullert und schließlich auf das Foto tropft. Ganz behutsam wische ich die Träne weg, so als wollte ich niemanden verletzen. Ich betrachte die beiden ganz genau. Erst jetzt realisiere ich, wie gut die Beiden aussehen. Wie richtige Traummänner. Mir ist das davor nie aufgefallen; nicht einmal die wunderbaren Augen der beiden und die tollen Muskeln. Jetzt verstehe ich auch, warum meine ganzen „Freundinnen“ immer zu mir gehen wollten. Autsch. Die Erkenntnis tut irgendwie weh. Wenn ich jetzt aber so richtig nachdenke, wäre Pedro eigentlich der perfekte Typ für mich. Sieht gut aus, ist total liebevoll und beachtet mich sogar. Aber er wird für immer mein anderer Bruder sein und nie mehr oder weniger. Und ich bin überzeugt, dass es auch gut so ist. Doch plötzlich kommt mir eine wesentliche Frage in den Kopf. Warum bin ich nach Südafrika, zu den Leuten die ich nicht mal kenne, gegangen und nicht bei der Person geblieben, die für mich wie ein Bruder ist? In meinem Unterbewusstsein weiß ich die Antwort schon längst. Ich wollte ein letztes Mal, den Wunsch meiner Eltern erfüllen, auf sie hören. Wer weiß, vielleicht würde alle heute noch Leben, hätte ich schon früher auf meine Eltern gehört. Ich habe das Gefühl, alles auf eine gewisse, mir unerklärliche Weise, wieder gut zu machen zu müssen. Außerdem ist ein neues Land, mit neuen Leuten, die beste Voraussetzung für einen Neuanfang. Doch Pedro könnte ich das nie sagen, ich könnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Das heißt, ich werde ihm zum zweiten Mal innerhalb eines Tages anlügen müssen und das schlimmste ist, das es mir nicht das geringste ausmacht.

Das Foto an meine Brust gedrückt, lege ich mich auf das Holzparket. Die Kühle des Bodens lässt meinen Körper erschauern. Ich schließe meine Augen und lasse meine Gedanken auf Wanderschaft gehen. Ich höre die Stimme meines Bruders sagen: „ Hey, du kleine Ratte, lass das gefälligst!“ als ich ihn mit dem Gartenschlauch nass spritze. Mit einem breiten Grinsen schaue ich ihn an und fordere ihn heraus. Er grinst nur frech zurück und widmet sich dann wieder dem Unkraut zupfen. Ich spritze mit dem Schlauch in die Luft und drehe mich dabei ganz oft im Kreis. Ich fange an laut zu singen und bemerke aus dem Augenwinkel, dass mein Bruder mich beobachtet und lacht. Nach einer Weile, nach dem ich einen totalen Drehwurm habe, lasse ich mich auf die Wiese fallen und schließe meine Augen. Die Sonnenstrahlen stechen auf meiner Haut wie Feuer. Plötzlich kommt ein Wasserstrahl auf mich zugeschossen und als ich meine Augen aufreiße und kreische, starrt mich mein großer Bruder an und lacht sich schlapp. Wir albern eine halbe Ewigkeit rum, bis wir beide erschöpft zu Boden fallen. Aus der Ferne höre ich das Lachen meiner Mutter.

Kapitel 3

Langsam und vorsichtig laufe ich die hölzerne Wendeltreppe zum Wohnzimmer runter. Ich blicke zu meiner linken Seite und setze ein Lächeln auf: „Guten Morgen Sir“. Mr. Gerrity schaut von seiner Zeitung hoch und winkt mich zu sich und schaut mir durchdringend in die Augen. „Mein liebes, du sollst doch nicht immer so höflich mit mir umgehen. Du wohnst hier schon 4 Monate und verhältst dich mir gegenüber wie eine Fremde. Ich weiß, ich bin ein alter Mann, aber du musst zu geben, dass ich dennoch meine Schokoladen Seiten habe. Jaja, du hättest mich früher Mal erleben müssen. Ach, die guten alten Zeiten, nur ich und die liebevolle Welt. Naja, jetzt aber mal wieder zurück zum wesentlichen. Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber wann ist schon ein richtiger Zeitpunkt für irgendwas.“ Ich schaue ihn etwas verwirrt an. Was möchte er mir den jetzt schon wieder damit sagen. Wie sehr ich es hasste. Jedes Mal bei einem Ernsten Gespräch machte er eine ewig lange Pause, bis ich die Stille durchbrach. Ich hole mir eine Kaffeetasse aus dem Glasschrank und lasse mir aus der Kaffeemaschine einen leckeren Kaffee. Mit meiner dampfenden Tasse gehe ich zurück und setzt mich gegenüber von ihm auf das Sofa. Ich schaue ihn wieder Mal an und er erwidert meinen Blick. „Spuck endlich aus was du mir sagen willst. Ich werde es schon verkraften. Es ist ja nicht so als ob ich noch nichts erlebt hätte in meinen paar Lebensjahren“. Ich bin erst vor kurzem 19 geworden. Die Schule habe ich auch noch in Deutschland fertig gemacht. Und ein Jahr danach wollte ich einfach nur mal alles hinter mir lassen und mich vom Leben treiben lassen. „ Du wirst hier weggehen. In zwei Tagen wirst du weg sein!“ ´Ratsch und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Was? Wie? NEEIN! In mir sträubte sich alles. Warum weg? Wohin? „Warum? Warum gerade jetzt? Ich meine, das gibt überhaupt keinen Sinn.“ „ Ach liebes“. Er setzte mal wieder für eine kurze schweige Sekunde an. „ Es ist das Beste für dich. Was hält dich schon hier? Du bist hier jetzt schon eine ganze Weile und hast immer noch keine sozialen Kontakte geknüpft. Nein, schau mich nicht so an, ich meine richtige Kontakte so etwas wie Freundschaften. Natürlich habe ich dich lieb gewonnen, aber du hast keine richtige Verbindung zu mir aufgebaut. Noch nicht. Wenn die Zeit soweit ist, wird sich auch das ändern. Aber fürs erste wirst du nach Amerika gehen. Genauer gesagt nach Kalifornien. Dort wirst du studieren. Du wirst dort mit anderen Mädchen zusammen ein Zimmer teilen. Dort hast du die Möglichkeit endlich aus deinem Alltag hier zu entkommen und etwas aus deinem Leben zu machen. Der Trubel einer Großstadt, einer Weltstadt wird dir gut tun. Du wirst neue Seiten an dir entdecken und an den Aufgaben und Hindernissen, die dich dort bestimmt erwarten werden, wachsen. Es wird einfach was anderes sein für dich. Wahrscheinlich denkst du gerade, dass du erst vor kurzem hier angekommen bist und dich hier auch wohl fühlst. Das kann ich gut nachvollziehen, aber du solltest auch mal an deine Zukunft denken. Ich weiß, dass es dir hier in Südafrika sehr gefällt. Immerhin liebst du die Natur, die Tiere und auch die Einwohner hier. Wer würde das schon nicht? Ich meine mein Heimatsland ist nun mal das Beste überhaupt. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass du hier keine richtige Zukunft haben wirst. Natürlich würdest du hier ein tolles Leben haben, das steht außer Frage, aber ob es das wäre was du wirklich willst? Ich möchte dir die Chance geben dich selbst zu finden und deshalb schicke ich dich fort. Ich schicke dich nicht fort weil du eine Last für mich bist, im Gegenteil ich weiß nicht mal wirklich wie ich ohne dich klar kommen soll. Aber mir fällt immer was Gutes ein, sei es das ich eine Frau mit meinem Charme überzeugen muss. Deshalb wirst du gehen. Ich dulde keine wieder Worte. Du wirst gehen. Und zwar in zwei Tagen. Bleiben musst du ein Jahr, erst dann nehme ich dich, wenn du noch willst bei mir auf. Natürlich kann ich dich nicht zwingen nach Kalifornien zu gehen. Immerhin bist du volljährig, aber ich kann dich hier rausschmeißen. Da du eigentlich keine andere Wahl hast, als das zu machen was ich dir vorschlage, würde ich darüber nicht nachdenken sondern einfach zu stimmen.“ Ich konnte ihn immer noch nur anschauen. Ich war fassungslos und unsicher was ich tun sollte. Aber er hatte Recht. Ich hatte nichts zu verlieren und warum sollte ich nicht einfach mal was riskieren? Kalifornien? Klingt doch nicht einmal schlecht. Meine Mundwinkel fingen leicht an zu zucken. Schnell versuchte ich mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er sollte ja nicht merken, dass ich das alles als eine sehr gute Idee hielt. Ich wollte eine auf beleidigt spielen. Ich meine, er hätte schon vorher mit mir darüber reden können und nicht erst zwei Tage davor. Trotzdem nickte ich jetzt leicht und verunsichert. „Und jetzt geh, geh auf dein Zimmer und packe“. Wie geschockt stehe ich da und drehe mich auf meinem Absatz um. Auch wenn ich es nicht mal so schlecht finde das Ganze, heißt das nicht, dass ich keine Angst habe. Ich musste das alles erstmals Verdauen. Ich nach AMERIKA? Oje oje. Aber ich weiß, dass es nicht anderes geht. So spricht er nicht aus Spaß. Er befiehlt mir nie was. Nie, außer es ist ihm Ernst. Wie jetzt. Ich werde gehen, schon wieder. Ein leichter Schauer durchläuft mich.







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