Die verschiedenen Hürden im Leben - Teil 2

Autor: Fleur
veröffentlicht am: 10.07.2012


Kapitel 1:

Ich höre laute Stimmen von unten und wie Türen zu knallen. Ich liege regungslos auf meinem Bett, die Augen geschlossen. Ich kann mich schon fast nicht mehr daran erinnern, wann meine Eltern das letzte Mal friedlich miteinander umgegangen sind, ohne sich nach einem geraumen Zeitraum anzuschreien. Ich kann mich allgemein nicht mehr an ein Gespräch mit meinen Eltern erinnern, nur noch dieses schreiende Streitgespräch kehrt immer wieder und wieder in meinem Unterbewusstsein zurück. Jedoch erinnere ich mich immer nur noch an Bruchstücke des Gesprächs. Aber ich weiß, dass sie sich wegen mir gestritten hatten. Mein Vater hatte immer nur wiederholt, dass er nur das Beste für mich möchte und dass meine Mutter das auch sollte. Dabei ist sie total ausgerastet und hat ihn angeschrien, dass das bestimmt nicht das Beste für mich sein würde, sondern dass ich daran zerbrechen würde. Daraufhin ist mein Vater total ausgerastet. So hatte ich ihn noch nie erlebt und hab es mit der puren Angst zu tun bekommen. Er schrie sie an, dass sie überhaupt keine Ahnung von allem hätte und dass sie es aber wenn die Zeit gekommen ist, verstehen würde. In einem leiseren und liebevollen Ton sagte er zu meiner Mutter, dass sie sich keine Sorgen um mich machen sollte, da –. Weg. Nichts mehr ist da. Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern, wie das Gespräch weiter ging. Egal wie sehr ich mich bemüh. Jedes Mal bricht meine Erinnerung an derselben doofen Stelle ab. Das kann doch alles einfach nicht wahr sein?! Es mach mich halb verrückt, da ich genau weiß, dass es wichtig war. Wichtig für meine Eltern und wichtig für mich. Es ist so, als ob jemand meine Gedanken ausgelöscht hätte, was natürlich total absurd ist.

Ich kralle meine Hände fest in das Bettlacken und reise meine Augen weit auf. Dunkelheit. Es ist für mich ungewohnt, dass mein Zimmer völlig verdunkelt ist und die Sonne nicht reinscheinen kann. Wie die Sonne habe ich jeden Menschen, der mir vor kurzem noch nahe stand, aus meinem Leben ausgesperrt. Aber meine Erinnerungen lassen sich leider nicht so leicht aussperren.

Vorsichtig taste ich nach meiner Nachtischlampe. Auf einer dieser vielen Schalter drücke ich drauf, und mein Zimmer erleuchtet rot. Ich atme einmal tief ein und aus, sodass ich nicht ausraste. Wie kann man eigentlich bloß auf die Idee kommen, eine Lampe mit mehreren Farbtönen auszustatten? Welcher Idiot hat sich das eigentlich ausgedacht? Bestimmt hat sich jemand eines Morgens gedacht: WOW, wäre es nicht krass geil morgens mit einem Discolicht Effekt aufzuwachen? Oder vielleicht hat er sich auch gedacht, dass farbige Lichter total romantisch sind und das Herz sprechen lassen. Und dadurch natürlich eine harmonische Wirkung auf die Person auswirkt, die den Raum betritt. Also echt, jeder Erfinder hat einen Knacks ab. Naja, ein Grund mehr für mich kein Erfinder zu werden. Grenzt schon mal ein paar Bereiche aus, die ich studieren könnte. Ich drücke so lange auf die verschiedensten Schalter der Lampe herum, bis endlich ein neutrales Licht mein Zimmer erleuchtet. Endlich.

Ich laufe durch mein riesiges Zimmer zu meinem eigenen Bad. Die Tür schließ ich hinter mir zu, auch wenn ich weiß, dass es völlig überflüssig ist, da eh schon niemand in mein Zimmer kommen kann. Aber sicher ist sicher. Weil was wäre, wenn jemand meine Zimmertür aufbrechen würde und dann einfach total easy in mein Badezimmer kommen könnte? Die Wahrscheinlichkeiten dafür sind nämlich gar nicht so gering.

Ich knöpfe mein Nachthemd bis zu meinem Bauchnabel auf und lasse es dann langsam auf den Boden gleiten und steige heraus. Ich blicke in den Spiegel, der die ganze, linke Wand tapeziert. Das Bad ist himmlisch. Das Waschbecken, die Dusche, die Schränke einfach alles ist aus Marmorstein gemacht. Und durch die ganzen Spiegel wirkt das Bad umso edler.

Ich betrachte mich ganz genau in den Spiegeln. Ein Lächeln huscht mir über meine Lippen. Endlich habe ich mein lang ersehntes Ziel erreicht. Meine Kastanien braunen, leicht gewellten Haare liegen sanft über meinen nackten Brüsten und reichen mir bis unter ihnen. Ich weiß nicht genau warum, aber ich wollte schon immer, dass meine Haare über meine Brüste reichen und somit im nackten Zustand wie ein leichter Schleier bedecken können. Irgendwie hat das das gewisse Etwas. Es hat einfach einen gewissen Sexappeal. Ein zweites Mal huscht mir ein Lächeln über meine Lippen. Wenn ich meinen Gedanken gerade so lausche, könnte man glatt meinen, dass ich richtig selbstverliebt bin.

Ich laufe um die Ecke des Bades, in die Dusche rein. Die Dusche ist offen zum Rest des Bades, und sieht aus, wie ein kleiner runder Raum, der rings rum mit Fenstern ausgestattet ist. Man kann direkt in die Wildnis hinaus blicken. Nichts als Leere weit und breit. Die Reine Natur im Einklang mit nichts. Nur ein paar Vögel kommen gelegentlich vorbei und zwitschern um die Wette. Und wenn ich die Jury wäre, würden alle Vögel von mir einen Preis bekommen. Auf dem Preis würde stehen: Die nervigsten Vögel der Welt.

Ich stelle mich unter den Duschkopf und lasse das Wasser auf mich hinab rieseln und beobachte die Schmetterlinge. Es sieht fast so aus als würde sie einen Art Paarungstanz veranstalten. Die Vorstellung ist schon irgendwie absurd, auch wenn es wahrscheinlich der Wahrheit entspricht. Ich schließe meine Augen und drehe meinen Kopf zur andern Seite. Vereinzelnde Tränen kommen aus meinen Augen. Plötzlich kann ich einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Ich weiß nicht mal genau was der Grund ist. Ich wein einfach nur noch vor mich hin. Das geht schon seit ein paar Tagen so. Immer wenn ich an was Schönes denke oder etwas sehe, kommen mir die Tränen. Also nicht das die Schmetterlinge irgendeine Wirkung auf mich hätten. Ich meine die Natur ist für mich nicht mehr wichtig. Sie war es mal, aber seit dem Vorfall nicht mehr. Nach dem Vorfall hat sich alles verändert und ich habe angefangen die wahre Seite des Lebens zu erkennen. Ich lehne mich gegen eine der Duschfensterscheiben und gleite an ihr herunter bis ich auf dem kühlen, gepflasterten Boden der Dusche sitze. Ich weiß nicht wie lange ich da so saß, aber es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an. Auch hatte ich das Gefühl, dass ich jegliche Flüssigkeit aus meinem Körper geheult hatte. Oh man, jetzt wird ich wahrscheinlich auch noch bald krank, da man angeblich durch weinen seine Antikörper schwächt. Ich sollte echt nicht so viel lesen, dadurch macht man sich eindeutig nur unnötige Sorgen.






Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz