Das goldene Herz

Autor: Des Bruders Schwester
veröffentlicht am: 06.07.2012


Der Vater starb vor der Geburt seines Kindes. Drei Wochen danach brachte Emilia glücklich einen Sohn zur Welt. Er wog eintausendsiebenhundert Gramm und war nicht größer als seine Mutter bei ihrer Geburt. Er wuchs unter normalen Unständen auf. Er war nicht arm und auch nicht reich. Aber von einem hatte er mehr als viele, viele andere Kinder in seinem Alter. Er hatte die Liebe seiner Mutter. Es war eine sehr starke und innige Liebe, eine, die vom Herzen kam und nicht vom Kopf.

Doch der Junge hatte schlechten Umgang mit anderen Jungs. Sie lockten ihn auf den falschen Pfad, sodass er immer aggressiver und bösartiger wurde. Oft wurde er von der Polizei nach Hause gebracht, weil seine Ausartungen so schlimm waren. Seine Mutter hat ihn jedoch nicht ausgeschimpft, oder geschlagen. Sie hat ihn in den Arm genommen und ihm gut zugesprochen. Für fünf Minuten bereute er das, was er getan hatte, aber, wenn seine Mutter ihn losließ, standen schon die Jungen aus deiner Bande vor der Haustür.

Emilia und ihr Sohn lebten in einem kleinen Dorf, dessen Straßen fast immer leer waren. Und weil es so kleine war, sprach sich alles herum, was er alles anstellte. Untereinander berieten sie, was gegen ihn zu tun war. Und immer wenn seine Mutter von diesen Gesprächen hörte, verteidigte sie ihren Sohn und sagte, er sei keine wilde Bestie, er müsse nur mehr Vertrauen bekommen. Die Bauern und die, die dort wohnten, antworteten, dass er nur so böse sei, weil er in dieser Clique von Jungen sei, die alle schon viel älter waren als er.

Als seine Mutter das hörte, wurde sie nicht zornig, sondern besorgt, um ihren Jungen. Sie wusste natürlich nicht, wo sie sich rumtrieben und wartete deshalb bis spät in die Nacht hinein. Als er schließlich gegen elf Uhr nach Hause kam, teilte sie ihm mit, dass er aus dieser Bande austreten solle. Der Junge gehorchte nicht, also wiederholte sie es mehrere Male. Als er sie beschimpfte, wurde sie unruhig und lauter. Der Junge war verdutzt. Nie wurde die Stimme seiner Mutter laurer, als die der Blätter, die von den Bäumen fielen.

Emilia wunderte sich selbst, dass sie ihre Stimme erhob, doch er akzeptierte es. Er dachte, sonst würde seiner Mutter etwas Schlimmes zustoßen. Am selben Abend noch, in der Nacht, als alle schliefen, teilte er die Nachricht dem Anführer der Clique mit, der fünf Jahre älter war als er.
Dieser wurde wütend und befahl, dass der Junge ihm das Herz seiner Mutter bringen sollte, er wolle doch mal sehen, ob es wirklich so gutmütig war. Der Junge gehorchte. Zu sehr war er schon in den Bann des Älteren gezogen. Er lief also nach Hause, in die Küche, nahm das große Küchenmesser vom Haken. Dann ging er ins Schlafzimmer seiner Mutter, in dem diese fest schlief, sah sie noch einmal an- und stach zu.
Das Herz in beiden Händen rannte er raus in die Dunkelheit, um es seinem Führer zu bringen. Es war noch sehr warm. Als er so lief, übersah er einen Stein auf dem Weg und fiel der Länge nach hin. Als er sich wieder aufrappeln wollte, hörte er eine vertraute Stimme.
„Hast du dir wehgetan, mein Schatz?“, fragte sie.
Und er wusste, es kam vom Herzen.

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