Your the One - Teil 11

Autor: Ai
veröffentlicht am: 11.07.2012


„Also wohin geht es jetzt?“ fragte Marida ungeduldig, als sie in Marcos alten Wagen einstiegen.
„Das wirst du schon sehen, wenn wir da sind.“
Sie hatte zwar kein Herzklopfen mehr, das Gespräch hatte sie etwas aufgelockert, aber die Tatsache, dass er einfach nicht sagen wollte, wo sie hinfuhren, machte sie wahnsinnig.
Marco startete den Wagen und fuhr langsam davon. Dass die Bar in der Stadt lag, hatte er ihr schon letzten Sonntag gesagt. Aber dass sie in einem der inneren Bezirke lag, hatte er ihr verschwiegen. Es war eine vornehme Gegend. Das Haus war alt, im Barock-Stil. Es war eigentlich ein kleines Restaurant mit einer Bar. Von den Decken hingen alte Kristallluster. Die Wände waren in einem dunklen Violett gestrichen. Die Bar bestand aus Spiegeln und Milchglas.
„Wow“, war alles, was sie bei diesem Anblick herausbrachte.
„Ich wusste, dass du das sagen würdest“, lachte er. „Also komm!“ Er legte ihr eine Hand um die Taille und schob sie in Richtung Bar.
Als sie sich wieder gefangen und einen Caipirinha bestellt hatte, fragte sie ihn, was er eigentlich die letzten 6 Jahre so getrieben hatte.
„Das gleiche wie immer. Unterrichten, saufen, wieder unterrichten, wieder saufen.“
„Ah ja, verstehe. Aber während des Unterrichts saufen war noch nicht drinnen?“
„Nein, das ist sich noch nicht ausgegangen. Allerdings war ich letztes Jahr auf einem Festival, da ging sich das Schlafen vor der Arbeit nicht mehr so richtig aus und ein bisschen Alkohol hatte ich da sicher auch noch im Blut.“
„Wahrscheinlich waren die meisten deiner Schüler auch dort und du hast diese Stunde zur allgemeinen Schlafstunde erklärt.“
„Du hast es erfasst.“
„Du bist echt ganz schön abgestürzt“, sagte sie grinsend und nippte an ihrem Cocktail. „Zu unseren Zeiten war das noch nicht so schlimm.“
„Ja, aber ich bin jetzt auch nicht mehr so jung, früher ging das noch leicht, eine Nacht durchmachen und dann in die Schule. Heute ist das nicht mehr so einfach.“
„Na wie wäre es dann mal mit erwachsen werden? Frau, Kinder? Nichts für dich?“
„Das könnte schon möglich sein. Ich arbeite daran, sozusagen.“
„Ach so, das heißt du wüsstest da schon jemanden, oder du suchst noch die richtige?“
„Ich wüsste da schon eine.“ Plötzlich fing Maridas Herz wieder an wie wild zu klopfen.
„Ach ja und wie läuft es?“ Nervös knüllte sie eine Serviette zusammen und faltete sie dann wieder auseinander, um sie gleich wieder zusammenzuknüllen.
„Ich denke ganz gut, ich hab sie erst vor ein paar Tagen kennen gelernt. Da kann man noch nicht so viel sagen.“
Sie spürte, wie sich Erleichterung in ihr breit machte. Er konnte unmöglich sie gemeint haben, immerhin kannten sie sich schon fast 10 Jahre. Aber andererseits war sie auch ein wenig enttäuscht. Sie hatte schon vielen Männern dabei zugehört, wie sie für eine Andere schwärmten. Klar, die Typen waren ihr gegenüber nicht abgeneigt, aber wirklich verknallt hatte sich schon lange keiner mehr in sie. Sie wusste nicht genau warum, aber irgendwie machte sich Eifersucht in ihr breit.
„Und wie ist sie so?“ fragte sie dann.
Er überlegte. „Na ja, sie ist sehr hübsch, hat Humor, mit ihr kann man eigentlich über Alles reden. Mit ihr kann man sicher auch gut streiten und sie ist eindeutig ein herzensguter Mensch.“
Wie sehr sie sich in diesem Moment wünschte, dass jemand auch so über sie reden würde. Dass er so über sie reden würde. Sie hatte zwar nie wirklich darüber nachgedacht, aber jetzt, wo es so offensichtlich um dieses Thema ging, merkte sie, dass sie gar nicht so abgetan war ihm gegenüber. Sie verstanden sich erstaunlich gut. Das hätte sie nie gedacht. Aber diese Gedanken konnte sie gleich wieder aus ihrem Hirn streichen. Da war schon eine Andere und nur weil sie ihn anziehend fand, musste das ja nicht gleich bedeuten, dass er sie auch anziehend fand.
„Wie sieht sie denn aus?“
„Sie hat …“, doch seine Antwort wurde durch das Klingeln ihres Hands unterbrochen.
„Oh entschuldige kurz!“ Schnell kramte sie das Ding aus ihrer Tasche. Es war Ben. „Ja?“
„Hey Marida, Sophie hat hohes Fieber, ich fahr mit ihr ins Krankenhaus!“
„Was, oh Gott! Wohin genau?“
„Zu deiner Arbeit.“
„Okay, ich mach mich sofort auf den Weg!“ Sie legte auf, sprang vom Barhocker und sagte zu Marco: „Es tut mir leid, ich muss jetzt gehen!“
Sie war schon auf dem Weg nach draußen, als er sie am Arm festheilt. „Warte mal, was ist den passiert?“ Er sah besorgt aus.
„Sophie, meine Tochter … sie hat hohes Fieber. Ben bringt sie ins Krankenhaus.“
„Okay, kein Problem, ich fahr dich!“ Er legte dem Barkeeper das Geld für die Getränke auf den Tisch und ging mit ihr zurück zum Auto. Die Überraschung darüber, dass sie Mutter war und die Fragen, die sich dadurch ergaben, musste er jetzt unterdrücken. Wichtig war nur, dass sie zu ihrem Kind kam.





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