Your the One - Teil 8

Autor: Ai
veröffentlicht am: 07.07.2012


„Na, gerade noch rechtzeitig!“ Ben lehnte am Türrahmen und sah Marida zu, wie sie sich zu seiner Wohnung im sechsten Stock ohne Fahrstuhl schleppte.
„Ja, tut mir leid, ich habe auch noch andere Dinge zu tun“, sagte sie keuchend.
„Und wie war das Klassentreffen?“
„Ganz okay. Es hätte mich fast niemand wieder erkannt. Ich habe den Verdacht, dass sich die Meisten, zumindest die Arschlöcher, nicht besonders verändert haben.“
„Wieso, waren sie wieder so dumm wie früher?“
„Eben nicht mehr, sie waren wie kleine Hündchen, die nur darauf warteten, dass ich ihnen ein Leckerchen zuwarf. Aber genau das ist der Punkt. Kaum bin ich schlanker und vorlauter, laufen sie mir nach.“
„Und das gefällt dir nicht?“
„Doch! Na ja, es war schon irgendwie angenehm, aber es zeigt mir, wie oberflächlich sie Alle sind und immer waren.“
Ben seufzte. „Daran kannst du wohl nichts ändern. Bis zum nächsten Treffen vergehen eh wieder mindestens vier Jahre.“
„Ja, ich weiß. Aber meinen alten Klassenvorstand werde ich bald wieder sehen.“ Sie konnte ein verlegenes Grinsen nicht unterdrücken.
„Was?“ fragte er ungläubig. „Hast du etwa ein Date mit ihm?“ Er musste lachen.
„Nein, wir treffen uns nur auf ein Bier oder so.“ sagte sie bestimmend. „Was wäre denn so lustig daran, wenn ich ein Date hätte?“
„Ach nichts, nur seit fast vier Jahren hattest du keines mehr und das sicher nicht, weil dich niemand gefragt hat.“
„Ja und du weißt ganz genau warum!“
„Ja ich weiß, ich bin schuld …“ er senkte den Kopf schuldbewusst, aber Marida wusste genau, dass er es nicht ernst meinte.
„Ja, ja. Genug gefaselt. Ich bin nicht hier, um mit dir über alte Zeiten zu plaudern.“ Schon gar nicht über unsere alten Zeiten, dachte sie, als sie sich an ihm vorbei in seine Wohnung drängelte.
„Mami? Bist du das?“ Ein dreijähriges Mädchen mit goldenen Locken und haselnussbraunen Augen kam ihr über den Flur entgegen.
„Ja, mein Schatz.“ Marida kniete sich hin und hielt die Arme auf. Ihre Tochter kam jetzt auf sie zugerannt und ließ sich in ihre Arme fallen. „Und? War es schön bei Papa?“ fragte sie die Kleine, während sie ihr über den Kopf streichelte.
„Oh ja, es war ganz toll!“ Sie hüpfte aufgeregt auf und ab. „Wir waren schwimmen. Da waren so viele Menschen und da war noch ein anderes Mädchen. Sie war voll nett und wir haben zusammen im Wasser gespielt. Und dann hat Papa mir ein Eis gekauft.“ Sie musste kurz Luft holen. „Und dann bin ich zur großen Wasserrutsche gegangen und Papa ist mit mir hinunter gerutscht.“
„Das hört sich ja toll an, mein Schatz.“ Marida gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Möchtest du denn morgen Nachmittag wieder schwimmen gehen?“
Die Kleine begann noch schneller herum zu hüpfen und nickte dabei heftig. „Und nächsten Freitag übernachtest du wieder bei Papa?“
„Oh ja!“
„Gut. Also dann hol mal deine Sachen.“ Als sie wieder in ihr Zimmer zurückgerannt war und dabei einmal fast hingefallen währe, stand Marida wieder auf und drehte sich zu Ben um. „Ist es in Ordnung wenn Sophie nächstes Wochenende wieder bei dir übernachtet?“
Ben musste lachen. „Was ist denn das für eine Frage? Natürlich ist es okay, sie ist schließlich auch meine Tochter.“ So versöhnlich war er nicht immer. Manchmal, wenn er schlechte Laune hatte, rief er eine halbe Stunde bevor sie Sophie vorbei bringen sollte an und sagte, er habe Kopfschmerzen, die Grippe oder sonst irgendeine Ausrede. Das waren die Tage, an denen sie sich freute, dass ihre Beziehung zu Ende war. Von Zeit zu Zeit war er so unverlässlich. Das war noch kein Problem, als sie nur zu zweit waren. Aber mit einem Kind ist das schon wieder eine ganz andere Geschichte. Aber als Sophie geboren wurde, waren sie schon 6 Monate getrennt.
„Danke. Ich sag dir noch Bescheid, wann ich sie dir vorbeibringe. Ich weiß auch noch nicht genau, wann ich sie am Samstag abholen werde.“
„Schon okay, ich habe nichts vor und wenn ich mit ihr schwimmen gehe, ist sie am nächsten Tag sowieso so K.O., dass sie bis weit nach Mittags schläft.“
In diesem Moment kam Sophie aus ihrem Zimmer gerannt, mit einem kleinen rosa Rucksack um die Schultern.





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