Das Erziehungsheim - Teil 11

Autor: Valenzia
veröffentlicht am: 19.09.2012


Ihr lieben, sorry, dass ich so lange gebraucht habe und dass der teil nicht so gut und ziemlich kurz ist. Aber ich bin momentan wahnsinnig krank, eine grippe vielleicht. :/ hoffe, euch gefällt der teil trotzdem!
......

Irgendwann hatte ich das Sitzen in der Kälte draußen satt, stand auf und ging um das Haus herum zum Haupteingang. Mir schwirrten immer noch dieselben Fragen im Kopf. Da ich aber keine von ihnen im Moment beantworten konnte, kam mir ein neuer Gedanke. Sollte ich mich bei Finnley entschuldigen? Ich hatte mich noch nie bei jemandem entschuldigt, auch für Dinge nicht, die wirklich schlimm gewesen waren. So hatte ich mir erfolgreich die gesamte Menschheit vom Hals gehalten. Aber hier…ich weiß auch nicht, hier ist es irgendwie anders. Ich bin gerade mal zwei Tage in diesem Höllenloch und habe doch schon so vieles erfahren und gesehen.
Als ich mein Zimmer betrat, war Viktoria nicht da. Sollte mir recht sein. Ich ging unruhig auf und ab, während ich mir immer noch die Frage stellte, ob eine Entschuldigung angebracht war. Ihr fragt euch bestimmt, warum ich mir so lange den Kopf darüber zerbreche. Aber ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für eine Überwindung ein einfaches „Tut mir leid“ sein kann.
Ich hatte mich Finnley gegenüber wirklich undankbar verhalten.
‚Aber er hat dich dumm genannt!’, flüsterte die Stimme von vorhin wieder in mir. Scheinbar hatte mein Gewissen seine Meinung geändert und sich neuerdings gegen Finn gestellt.
‚Er hat dich beleidigt! Und du willst dich entschuldigen?’
„Du hast recht“, sagte ich in die Stille des Zimmers hinein zu mir selber, und kam mir dabei ziemlich blöd vor. „Ich werde mich nicht entschuldigen!“, setzte ich entschlossen hinzu.
Ich öffnete die Tür und wäre fast in keinen geringeren als Finnley hineingelaufen.
„Was willst du denn hier?“, fragte ich verdutzt. Wusste er denn nicht, dass es verboten war, den Flügel des anderen Geschlechts zu betreten?
Er erwiderte meinen Blick mit einem kleinen Lächeln.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Das vorhin hätte ich nicht sagen dürfen.“
Mich durchfuhr ein kleiner Schauer. ‚Claire, du dumme Kuh’, schimpfte mein Gewissen, welches scheinbar wieder die Seiten gewechselt hatte.
‚Lass den armen Jungen bloß nicht in dem Glauben, er hätte was falsch gemacht. DU musst dich entschuldigen!’
Ich blendete das lästige Ding aus und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Na das wurde aber auch Zeit“, erwiderte ich mit strenger Lehrermine und ließ eine kleine Pause, bis ich milder hinzufügte: „Aber ich verzeihe dir.“
Auf Finns Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, womit ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Ich hätte erwartet, dass er reumütig den Blick senkte, aber er fing an zu lachen. „Äußerst gnädig, Eure Hoheit.“
Bevor ich etwas erwidern konnte, holte er hinter seinem Rücken die Whiskyflasche hervor und fragte: „Und? Wollen wir es noch mal versuchen?“

Als mein Kinn gereinigt und Finnley gegangen war, legte ich mich aufs Bett und döste vor mich hin. Viktoria war immer noch nicht zurück. Von mir aus konnte sie für immer dort bleiben, wo sie im Moment war.
Ich schaute auf die Uhr. In einer Stunde, um vierzehn Uhr, gab es Mittagessen. Bis dahin würden Daniela und die anderen wieder zurück sein.
Ich versuchte, meinen Kopf absolut leer zu kriegen, aber die Gedanken kamen immer wieder. Mittlerweile hatte ich beschlossen, dass die Schritte in dem Flur nur meiner Fantasie zuzuschreiben waren, und der fremde Mann ein Lehrer sein musste. Wer sollte mich auch verfolgen? Ich kannte hier doch kaum jemanden. Also wirklich, manchmal gaukelt einem das Gehirn Dinge vor…
Ich hatte gar keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, denn die Tür ging auf und die fünf Mädchen kamen herein. Alle hatten rote Wangen von der Kälte draußen.
Daniela erkundigte sich nach meinem Befinden, ich versicherte ihr, dass alles gut sei, dann machten wir uns auf den Weg zum Essen. Ich war froh, dass sie nicht so viel geredet hatte, denn auf eine Konversation hatte ich wirklich keine Lust.
Wir waren schon fast an der Tür zum Speisesaal angekommen, da fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, mir ein Pflaster aufs Kinn zu kleben. Ich wollte nicht riskieren, dass irgendwelche Keime in die Wunde gelangten, also sagte ich zu Daniela, dass ich mir noch schnell eins aus dem Zimmer holen wollte und lief zurück. Auf dem Weg hörte ich meinen Magen knurren und hoffte, dass das Mittagessen nicht so schlimm war wie das Abendessen.
Im Zimmer machte ich mir ein Pflaster auf die Wunde. Nachdem Finn sie gereinigt hatte, sah sie schon wesentlich besser aus.
Finnley. Während ich den Flur entlangging, rief ich mir seinen Namen wieder ins Gedächtnis. Ob er vielleicht doch in mich verliebt war? Oder was hatte sein Bemühen sonst für einen Grund?
Was dann folgte, ging so schnell, dass ich nicht einmal Zeit hatte, einen Laut von mir zu geben. Etwas- eher jemand- packte meinen Arm, drehte ihn mir auf den Rücken und presste mich hart gegen die Wand. Zum zweiten Mal an diesem Tag knallte mein Kinn gegen ein unbewegliches Objekt, diesmal aus Stein. Ich spürte den Schmerz kaum, jedenfalls nicht in dem Moment, da der Schock überwiegte, aber meiner Kehle entfleuchte ein leises Keuchen.
„Halt den Mund!“, flüsterte mir eine Stimme hinter mir ins Ohr. Ich konnte nicht feststellen, ob sie von einem Mädchen oder einem Jungen kam. Überhaupt konnte ich nicht wirklich irgendetwas erkennen, da ich gegen die harte Steinwand gedrückt wurde. Also war meine Sicht ziemlich eingeschränkt. Während mir schmerzhaft ein Ellenbogen ins Genick gepresst wurde, nahm ich allerdings einen seltsamen Geruch wahr, eine Mischung aus Kiefer und Pfefferminze.
„Hör zu, Mädchen“, flüsterte die Stimme. Ich konnte immer noch nicht feststellen, ob sie weiblich oder männlich war, und alle meine Versuche, mich zu bewegen, geschweige denn mich aus der menschlichen Schraubzwinge, in der ich steckte, zu befreien, wurden unterbunden.
„Halt deinen Mund und hör zu. Du solltest in Zukunft aufpassen, was du sagst. Du bist hier nicht mehr die Nummer eins, also hör lieber auf, dich so aufzuführen. Hier gelten andere Regeln, die du zu befolgen hast. Überleg dir in Zukunft lieber vorher, was aus deinem Mund kommt, sonst gibt es mächtig Ärger. Verstanden?“
Mein Gott, dachte ich. War das eine Drohung? Obwohl meine Beine vor Angst zitterten, konnte ich meinen Mund natürlich nicht halten.
„Bring mich- doch gleich um“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Einen kleinen Moment ließ der Druck in meinem Nacken nach, als wäre mein Peiniger von meiner Dreistigkeit verwundert, nur um sich dann umso mehr zu verstärken.
„Du hältst dich wohl für witzig“, flüsterte die Stimme, allerdings bebte sie leicht. „Pass nur auf.“
Das war wohl das Schlusswort, denn so schnell er oder sie gekommen war, so schnell war er/sie auch wieder weg.
Der Druck an meinem Hals ließ so plötzlich nach, dass ich überrascht die Haltung verlor und zu Boden sackte. Das Adrenalin hatte mich aufrecht gehalten, aber jetzt, da die Gefahr vorbei war, wich es zuallererst aus meinen Beinen, die sich jetzt wie Gummi anfühlten.
Unmöglich, hinterherzulaufen.






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