Auf den ersten Blick - Teil 2

Autor: Caro
veröffentlicht am: 27.06.2012


"Noch 6 Tage :)“, mit dieser SMS riss Ian sie aus dem Schlaf. Es war 11 Uhr Morgens. Sie setzte sich auf um zu antworten.
„Ja, ich freu mich riesig ;)“, schrieb sie nicht ganz ehrlich und ließ ihr Handy auf die Decke fallen, schaute aus dem Fenster und ließ sich wieder ins Kissen zurück fallen. Es war 11 Uhr Morgens an einem Samstag. Normalerweise stand sie Samstag Morgens immer recht früh auf, um in der Bayron Bay noch gute Wellen abzubekommen. Im Laufe des Tages wurde es dort immer so voll. Nach 10 Minuten rappelte sie sich auch und stand auf. Sie zog die Gardinen auf und schaute in einen hellblauen Himmel. Das Meer warf kleine Wellen an den Strand vor ihrem Fenster und ein kleines Kind fing an zu weinen, weil seine Sandburg durch die Welle kaputt ging. Zoey zog sich einen Bikini und ein Surfshirt an und ging frühstücken. Ihr Eltern und ihr ein Jahr älterer Bruder waren nicht da. Sie waren über das Wochenende in Brisbane um sich die Uni anzuschauen. Sam hatte grade seinen Abschluss in der Tasche und wollte in Brisbane Literatur studieren. Was man nie gedacht hätte. Sam ist auch eher der Surfer, doch er war sehr schlau. Ein heimliches Genie sozusagen. Er war immer ein guter Durchschnitts Schüler, doch egal was sie ihn als Kind gefragt hatte, er wusste immer alles und konnte immer alles erkären. Er war schon immer ein wandelndes Lexikon. Sie liebte Sam über alles. Er war ihr Lieblingsbruder und gleichzeitig ihr bester Freund. Neben Ian, versteht sich. Sam war 2 Jahre älter als sie, so sind sie komplett zusammen aufgewachsen. Liam, ihr anderer Bruder, war vor zwei Jahren ausgezogen um nach Denver auszuwandern. Warum auch immer. Mit Liam verstand sie sich eigentlich immer ganz gut, doch Sam war unübertrefflich. Liam war auch 4 Jahre älter, so waren ie nicht wirklich zusammen aufgewachsen, da Liam immer viel unterwegs war und nicht viel Zeit mit der Familie verbracht hatte. Nach einer guten Portion Cornflakes, stand sie auf, schnappte sich ihr Brett und ein Handtuch und machte sich auf den Weg zur Bayron Bay. Als sie den heißen Strand betrat, atmete sie den Geruch des Meeres tief ein und bog rechts ab. Einen Kilometer an der Küstenstraße entlang und noch 50 Meter den Strandweg runter, dann erstreckt sich die Bayron Bay in ihrer wunderschönen Pracht. Ein reines Surferparadies. Zoey ging den Strand hoch und lief über die Küstenstraße, vorbei an einem kleinen Jahrmartk auf einem Straßenableger und vorbei an der kleinen Strandpromenade mit ihrem Lieblingscafe und dem besten Surfershop der Stadt.
Nach 10 Minuten bog sie auf den kleinen Strandweg und lief über en lockeren Erdboden. Dan sah sie das erwartete. Der Strand war zum brechen voll und laute Musik wehte bis zu ihr herüber. „Was ist den hier los?“, fragte sie einen rumstehenden Surfer.
„Tom hat sein Auto runtergefahren und Musik angemacht“, sagte er.
Jetzt wo er es sagte, sah auch Zoey das Cabrio oben am Rand zur Küstenstraße stehen.
„Aha“, sagte sie. Sie kannte weder Tom, noch den Typen, den sie grade angequatscht hat, doch sie wusste jetzt, dass Tom ein Idiot war und ihr ihre Surfruhe versaute.
„Ja“, sagte der Surfer und verabschiedete sich mit einem Nicken und zog davon. Genervt ging Zoey durch den weichen heißen Sand zum äußersten Rand des Strandes und legte ihr Handtuch ab. Die Klippen grenzten die Bucht von dem normalen Strand ab, wo Zoey wohnte. Sie befestigte die Sicherheitsschnur an ihrem Knöchel und atmet tief durch. Am Rand der Bucht waren die Wellen zwar nicht so hoch und wurden früher gebrochen, was Zoey jedoch nicht störte. Sie schwamm einfach weiter raus und hatte da die großen Wellen für sich alleine. Zum Glück waren in der Bucht keine Eltern mit ihren Kindern. Für Kinder hatte Zoey jetzt echt keinen Nerv mehr. Mit den Zehen tastete sie das Wasser ab und stürzte sich dann hinein. Es war angenehm kühl und helltürkis, richtig einladend. Sie paddelte 10 Meter weit raus und setzte sich auf das Brett um sich umzuschauen. Es waren noch ungefähr 20 andere Surfer im Wasser. Eigentlich viel zu viele, wenn es nach Zoey ging, doch was sollte sie schon machen. Sie paddelte weitere 20 Meter raus und wartete auf die nächste Gute Welle. Als sie eine im Blick hatte, paddelte sie noch zwei Meter weiter und schwang sich aufs Brett. 10 Minuten lang nahm sie jede erdenkliche Welle und genoss das Gefühl, wie der Wind durch ihr nasses Haar wehte und die Sonne auf ihrer braunen Haut brannte. Sie hatte das Gefühl Ewigkeiten nicht mehr auf dem Brett gestanden zu haben. Die Gischt spritze ihr in die Augen, was sie schon seit Jahren nicht mehr groß störte. Plötzlich fühlte sie sich unsicher auf dem Brett. Ihre Knöchel fingen an zu wackeln und sie verlor ihren Stand und fiel ins Wasser. Die Sicherheitsschnur löste sich von ihrem Knöchel und das Brett treib davon in Richtung Klippen. Vom Ozean getrieben, schwamm sie immer weiter Richtung Klippe. Die steinerne Felswand, welche die Bucht vom normalen Strand trennte, bemerkte Zoey nicht. Die Wellen überschlugen sich über ihr und machten es Zoey sehr schwer voran zu kommen. Die Gitscht in ihren Augen machte das Sehen nicht gerade leichter und als Zoey durch zwei Kraularmschläge Raum gewinnen wollte, durchfuhr plötzlich ein stechender Schmerz ihre Schulter und ihr Gesicht. Dann wurde alles schwarz. Sie sank immer tiefer hinab in den Ozean. Das Sonnenlicht, welches vom Wasser gebrochen wurde, wurde immer schwächer und drang letztendlich gar nicht mehr zu Zoey durch. Das erste, was sie wieder mitbekam, war wie sie hustend auf dem Strand lag und, dass das kühle Ozeanwasser an ihre Füße schlug. Alles tat ihr weh und eigentlich war ihr der bewusstlose Zustand im Gegensatz zu diesem Zustand wesentlich lieber. Ihr Brustkopf schmerzte vom husten. Ein nächster Hustenanfall kam, sie drehte sich zur Seite und spukte Wasser in den Sand.
„Alles ok?“, fragte eine unbekannte Stimme irgendwo über ihr. Wie war sie eigentlich hier hin gekommen? Sie drehte sich um und schaute einem Jungen mit braunen Augen und braunen Haaren ins Gesicht. Er schaute sie erwartend und etwas besorgt an und bewegte fragend den Kopf. „Kannst du reden oder irgendwie sowas?“, fragte er unsicher.
„Ich äh- ja“, brachte sie letztendlich raus und setzte sich auf und schaute den Jungen an. Er sah schrecklich gut aus und ernsthaft besorgt. „Du bist gegen den Felsen geschwommen und dein Brett ist an den Klippen zerschellt, aber so wie du aussiehst, ist das Brett erstmal egal“, sagte er und nickte in Richtung ihrer Brust. Sie schaute an sich runter und musste erstmal schlucken. Ihre Schulter war aufgerissen und blutete leicht. „Oh Gott“, sagte sie und wollte gerade die Wunde anfassen, als der Junge ihr die Hand wegzog. „Nicht anfassen, deine Hände sind sandig“, sagte er nur und zeigte auf eine Packung Taschentücher in seiner Hand und deckte damit die Wunde ab. „Sonst noch wo?“, fragte Zoey panisch. Der Junge nahm noch ein Taschentuch und wischte vorsichtig über ihr Gesicht. Danach hielt er ein Blut rot getränktes Taschentuch in der Hand. „Oh Gott“, sagte Zoey noch mal und schaute den Jungen panisch an. „Ist nicht so schlimm wie es aussieht“, sagte er und wischte noch mal vorsichtig über ihr Gesicht. „Danke, aber sag mal, wer bist du, und wieso sitz du hier neben mir?“, fragte sie und legte die Taschentücher auf einen Stapel.
„Ich bin Finn“, sagte er und reichte ihr eine Hand. „Ich bin rausgeschwommen und habe dich halb bewusstlos da rausgezogen“, sagte er und holte ein frisches Taschentuch raus.
„Äh danke“, stammelte Zoey. Dieser Junge machte sie irgendwie sprachlos und sie klebte an seinen braunen Augen. Als sie seine Hand nahm, kribbelte ihre Hand bis in den Oberarm, was jedoch höllisch wehtat. „Mein Brett“, sagte sie traurig und schaute raus auf die Klippen. „Besser das Brett als du“, sagte er.
„Ja, da hast du wohl Recht. Wie hast du mich gesehen? Ich kann mich nicht erinnern geschrien zu haben“, sagte sie und schaute ihn prüfend an.
„Ich hab dich beobachtet um ehrlich zu sein“, sagte er und kratzte sich am Nacken.
„Äh ok“.
„Ja, du surfst richtig gut, fast so gut wie ich“, lachte er und half ihr letztendlich hoch. „Soll ich dich zu den Sanitätern drüben am Nachbarstrand bringen?“, fragte er und deutete in Richtung Zoeys Strand.
„Ja klar“ sagte sie, nahm den Stapel Taschentücher, lief zu ihrem Handtuch und folgte Finn letztendlich den Strandweg hoch zur Promenade, wo sie in den kleinen Sanitäterraum ginge. Nach 10 Minuten kam Zoey mit einem dicken Pflaster im Gesicht und einem Pflaster vom Oberarm bis zum Schlüsselbein raus. „Sieht gut aus“, grinste Finn.
„Lass mich“, sagte sie etwas eingeschnappt. „Sollen wir noch kurz in den Surfshop?“, fragte er und nickte in Richtung ersten Laden der Promenade.
„Ja klar“, sagte sie und folgte ihm. Der Shop war nicht besonders groß und vollgestopft mit vielen Surfsachen. Es gab T-Shirts, Tops, Shorts, Tauchsachen und natürlich Surfbretter. Zoey hatte ihr altes Brett geliebt. Es war voll mit Aufklebern und hatte ein tolles blau-türkises Muster gehabt. Hinten in der Ecke des Shops standen die Bretter, die sie sich schon oft angeschaut hatte. Sozusagen als Sichtung, falls ihr geliebtes Brett kaputt gehen sollte. „Was hältst du von dem hier?“, fragte Finn und zog ein orange-gelbes Brett aus einer der hinteren Reihen hervor.
„Das ist p-perfekt“, stammelte Zoey und strich über das lackierte Holz. „Alles klar“, sagte Finn, schnappte sich das Brett und ging zur Kasse. „Finn Baker, schreiben sie es an, ich bezahle später, meine Brieftasche ist vorhin nass geworden“, sagte er und der Verkäufer nickte ihm zu. „Spinnst du?“, fragte Zoey erschüttert „Du kannst mir doch kein Surfbrett bezahlen, ich habe selber genug Geld“, „Dankeschön“, sagte Finn und nahm das Brett und eine neue Sicherheitsschnur entgegen. Er ignorierte sie komplett.
„Was soll das? Wieso ignorierst du mich?“, fragte sie und lief neben ihm her, bis sie aus dem Laden raus waren. Auch als sie draußen standen, antwortete er noch nicht. „Ich fahr dich jetzt nachhause. Wo wohnst du?“, fragte er. „Einen Kilometer in die Richtung“, sagte sie und zeigte in Richtung zuhause. „Aber ich will trotzdem wissen, wieso du das gemacht hast?“, fragte sie, doch er ging nicht drauf ein und ging zu Fuß los in Richtung Zoeys zuhause. „Man“, sagte sie sauer und lief ihm hinterher. Kindergeschrei und Musik drang vom Jahrmarkt rüber. „Sind die nervig“, sagte sie und schüttelte den Kopf.
„Bones? Findest du?“, fragte er. „Ja. Jeder steht total auf die. Kann ich nicht nachvollziehen“, sagte sie genervt und bekam von Finn nur ein Nicken als Antwort. 10 Minuten später standen sie vor Zoeys Haustüre und Finn verabschiedete sich.
„Sehen wir uns wieder?“, fragte sie etwas verlegen.
„Wenn du unbedingt willst“, grinste Finn.
„Ok, dann bis dann“, fügte er hinzu, umarmte sie kurz und ging. Zoey drehte sich zu ihrem Haus um, als ihr einfiel, dass sie nicht wusste, wie sie ihn erreichen sollte. Sie drehte sich um, wollte Finn grade nach seiner Nummer fragen, doch er war weg. Sie setzte sich in den Sand und legte ihren Kopf zwischen die Knie. Erst der Unfall und jetzt dieser Typ, der sie völlig aus er Fassung brachte. Wo soll das alles nur hinführen. Morgen würde sie wieder zum Strand gehen und nach Finn suchen. Surfen viel ja erstmal flach, bis die Wunden zu waren, was Zoey noch niedergeschlagener machte. Dann waren da auch noch die Abschlussprüfungen. „Oh nein, die Prüfungen ich muss lernen“, sagte Zoey leise, sprang auf, brachte das Brett weg und rannte ins Haus.





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25 Teil 26 Teil 27 Teil 28


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz