Gifted - Die Befreiung - Teil 9

Autor: Aven
veröffentlicht am: 11.07.2012


Hallo ihr Lieben,

boah vielen Dank für die tollen Kommentare!! Ich hab mich so gefreut!:D
Aber bei diesem Teil brauch ich wirklich eure Meinung! Ich hab ewig daran rumgedoktert und bin mir immer noch unsicher damit ;D,
Viel Spaß beim Lesen und bis denne, LG
Aven


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Aurelia war auf dem Weg zu Pareios Zimmer. Viktor hatte die glorreiche Idee gehabt, dass er aufgrund seiner Schnelligkeit rascher bei den weiter entfernt liegenden Zimmern von Row und Aiden sein konnte und Aurelia deshalb Pareios holen sollte, dessen Behausung näher am Eingang und bei den Duschen lag. Sie hatte vehement protestieren wollen, doch Viktor war bereits verschwunden. Ja, so war er jetzt, alles was die Sicherheit seiner Familie betraf, hatte höchste Dringlichkeit.

Frustriert blieb sie vor der Tür stehen, die ihr Ziel darstellte. Sie fürchtete sich, ihm unter die Augen zu treten, aber ihr war klar, dass sie das überwinden musste, um weiter mit ihm zusammenarbeiten zu können. Sie riss sich am Riemen und zwang ihre Faust, gegen das dunkle, rissige Holz zu klopfen.

Ein paar Augenblicke lang war alles still, dann wurde die Tür aufgerissen.
Pareios, der zwar verschlafen wirkte, aber trotzdem wie ein junger Gott aussah, erschien im Rahmen. Er trug eine schwarze Jogginghose und der Oberkörper war unbekleidet. Sein Sixpack und die ausgeprägte, definierte Muskulatur an Brust, Schultern und Oberarmen lockten sie, riefen ihre Hände, sie zu berühren. Wie in Trance hob sie schon den Arm, als ihr Blick auf sein erzürntes Gesicht fiel. Er hatte eben erkannt, wer da vor seiner Tür stand und schien weniger erfreut. Er machte einen hastigen Schritt zur linken Seite des Rahmens und zog die Tür so hinter sich, dass sie ihr die Sicht in sein Zimmer versperrte. Doch es ging nicht schnell genug, um zu verhindern, dass Aurelia die Frau entdecken konnte, die nackt auf seinem Bett lag und schlief. Die goldenen Locken lagen wie ein Kranz aus Sonnenstrahlen um ihr Engelsgesicht herum und die großen Brüste hoben und senkten sich im Rhythmus ihres gleichmäßigen, flachen Atems. Das Bild brannte sich Aurelia ins Gedächtnis.
Etwas in ihr zerbrach. Ein Krampf erfasste die Brust, samt Herz und Lungen, am liebsten hätte sie die Arme um sich geschlungen, aber sie war wie gelähmt, stand nur still da und zerbrach. Sie hätte nicht für möglich gehalten, dass sie so empfinden konnte. Sie konnte ihn wirklich nicht loslassen! Aber er hatte sich bereits befreit, so schien es.

„Wieso bist du hier?“ fragte er leise, wohl um die Blondine nicht zu wecken. Aurelia bemerkte, wie sich seine Hand um die Klinke krallte. Er war eindeutig verärgert, sie hier zu sehen. Es dauerte bis sie sich wieder so weit konzentrieren konnte, um eine Erwiderung zu formulieren. Sie blickte noch immer starr auf den Fleck der Tür, wo sie eben noch seine letzte Eroberung liegen sehen konnte. Ihr Herz tat weh und jetzt wurde ihr davon schlecht. So oder so, ob er sie wollte oder sie abwies, sie fühlte sich beschissen! Bei dem Gedanken, dass er eine andere berührte, sie küsste…. sie konnte nicht mehr. Sie drehte sie zur Seite, stützte die Linke am Holz ab und würgte. Hätte sie etwas im Magen gehabt, hätte sie es jetzt zu Tage befördert. Sie spürte seinen entsetzten Blick im Nacken, aber sie konnte sich nicht beherrschen, der Reiz war doppelt so heftig, wie der vorhin in ihrem Zimmer. Es gab also etwas, das sie noch mehr verstören konnte, als sein merkwürdiges Verhalten: Wenn er genau das einer Anderen angedeihen ließ!
Sie verstand jetzt seine Reaktion von gestern, als sie nachts von einem anderen Mann gekommen war. Es war Eifersucht gewesen. Lodernde, alles verzehrende Eifersucht. Genau das, was sie in diesem Moment empfand. Nur dass bei ihr die Tatsache, dass sie so etwas überhaupt fühlte, wenn sie eine Frau in seinem Bett sah, dazu brachte ihr Inneres nach außen zu stülpen. Ihr Magen brannte, als hätte sie ihn rausgerissen und sie umklammerte das Paket, das aus dem nassen Handtuch und der alten Kleidung bestand.
Sie hörte wie er die Tür ganz zuzog, dann spürte sie seine Hand am Rücken.
Wie von Blitz getroffen zuckte sie zurück. Sie wollte sich jetzt auf keinen Fall von ihm berühren lassen. Nicht auszudenken, was dann noch passieren würde. Sie war völlig verwirrt, sie mochte diesen Mann viel zu sehr, aber sie ertrug ihn nicht. Verzweiflung belegte sie, ließ längst vergessene, für immer verbotene Tränen aufsteigen. Sie konnte sie nicht zurückhalten und fühlte sie dann nass über ihre Wange kullern. Wie merkwürdig sich das anfühlte! Sie betete, er würde es auf die Würgerei schieben. Es war so peinlich, sich hier vor seiner Tür so aufzuführen.
„Was ist denn los? Wieso reiherst du mir hier fast vor die Bude?“ fragte er nervös. Sie versuchte die Augen auf den grauen runzligen Beton am Boden zu halten, seine Anwesenheit aus ihrem Bewusstsein zu streichen. Ihr Hals tat weh, als hätte jemand eine Kreissäge hineingesteckt. Die Magensäure würde ihr noch die gesamte Speiseröhre wegätzen!
Seine erschreckende Beharrlichkeit sie zu berühren, ging ihr langsam auf die Nerven, als er jetzt vor sie trat und seine Hand langsam zu ihrem Kinn wanderte. Er wollte sie so dazu bewegen, ihn anzusehen. Sie kam ihm zuvor, in der Hoffnung, er würde die Arme wieder sinken lassen. Da war die Sommerdämmerung, die durch die entschwindende Sonne aufleuchtete, während die ersten Sterne am Horizont erschienen. Sie sah im Flackern seines Blickes Ratlosigkeit, seine Wangen waren leicht gerötet… war das Scham? Nein wahrscheinlich nur der Nachhall des Liebesspiels, das er eben noch genossen hatte. Die fürchterliche Eifersucht fraß sie von innen heraus auf.

Doch diesmal war es plötzlich ganz anders, als er sie anfasste. Seine Fingerspitzen trafen jetzt auf ihre Wange und strichen langsam hinab zum Kinn. Die Wärme seiner Berührung erregte jede noch so winzige Nervenzelle in ihrer Haut. Sie fühlte die bekannten Schauer, aber auch das Glühen, das er in ihr weckte. Doch das Verwunderlichste war, dass das wohlige Brennen, alles was es jemals in ihrem Körper gegeben hatte, löschte. Wie eine Welle, zog es sich durch die Blutbahnen, verteilte sich rasend schnell in ihrem Organismus. Dann, als es auch die kleinste Zelle erobert hatte, war es, als ob es etwas aus ihr herausdrückte, nämlich all die Schuldgefühle und all den Selbsthass, die ihren Schatten auf ihre Seele geworfen hatten. Und in dem Moment, da sie von ihm völlig überwältigt war, verschwand die Übelkeit auf einmal. Sie war wie weggeblasen!
Die Schauer erreichten nun jede einzelne Synapse im Körper und ließen sie Transmitter freisetzten. Das ganze ausgeschüttete Serotonin und Dopamin schufen eine tiefe Zufriedenheit in jeder Faser und wenn sie selbst ein Glühwürmchen gewesen wäre, hätte sie jetzt aus aller Kraft geleuchtet.
Wie konnte das sein? Sie verstand die Welt nicht mehr. Er war wie ihre persönliche Odyssee. Doch wann würde sie endlich wieder den Weg nach Hause finden? Moment, hatte sie überhaupt eines?

Er nahm seine Hand weg und der Bann war gebrochen. Ihr war wieder schlecht, aber nicht mehr so stark, wie zuvor.
Wie konnte sich seine Wirkung auf sie von einer Minute auf die andere ins Gegenteil verkehren?
Weil sie gesehen hatte, dass er eine Andere hatte?
Weil die Möglichkeit, ihn ebenso wie Viktor zu verlieren nun allzu real war?
Obwohl er die Übelkeit gelindert hatte, blieben da doch dieser fiese Schmerz und die rasende Eifersucht. Aurelia wurde von einer plötzlichen Hitze erfasst, ihre Wut bäumte sich in ihr auf, ihre Arme bebten so dass die Hände unwillkürlich hin und her ruckten. Sie hatte größte Mühe, sie zu beherrschen. Ihre Rationalität schaltete sich kurz aus. Sie hasste diese Schönheit in dem Raum jenseits der Tür. Die Intuition verselbstständigte sich und spielte in Gedanken tausende von Möglichkeiten durch, wie sie sie beseitigen konnte. Ein entsetzlicher Rachedurst vergiftete ihre Seele.
Jetzt packte sie auch noch die Furcht, denn da war es wieder! Das Monster in ihr, das sie so lange im Griff gehabt, hinter meterdicken Stahltüren eingekerkert hatte. Das Tier, welches sie Dinge tun ließ, die unvorstellbar waren, die Aurelia sich selbst ihr Leben lang verabscheuen ließen. Pareios hatte endgültig seine Fesseln gesprengt, es befreit und nun war sie nicht sicher, ob es sie nicht ein zweites Mal ins Verderben führen würde.
Ihre viele Übung, Emotionen zu unterdrücken kam ihr zu Gute und sie schaffte es fast, das Monster zu beherrschen. Sie sah ihn an, doch er musste trotzdem etwas in ihren Augen entdeckt haben, das ihn erschreckte.
„Aurelia, … ich,… sie….“ er brach ab. „Ich wusste nicht, dass dir das was ausmacht.“ Er wurde noch röter, um nicht zu sagen, er leuchtete wie eine Tomate. Als sie nicht antwortete, sondern ihn nur weiter mit diesem undeutbaren Gesichtsausdruck fixierte, kam der Zorn.
„Du warst doch selbst bei diesem Rotschopf!! Was zum Teufel erwartest du von mir?“ brauste er auf. Er hob die Hände und ballte sie zu Fäusten. Dann schlug er eine gegen die Wand und ließ den Kopf nach vorne fallen. „Verdammt Aurelia, ich….“

Die Tür wurde plötzlich geöffnet und die blonde Schönheit streckte ihren Kopf durch den kleinen Spalt. Sie wurde wohl durch den dumpfen Aufprall seiner Knöchel auf dem Beton geweckt und hatte bemerkt, dass er nicht da war. Sie entdeckte die beiden und nahm auch die Spannung wahr, die in der Luft lag, denn sie setzte einen misstrauischen Ausdruck auf und öffnete die Tür noch ein Stück weiter. Sie war nur mit dem Shirt bekleidet, das Pareios gestern getragen hatte und das mit Sicherheit nach ihm roch. Aurelia empfand Neid darüber, dass sie es anhaben durfte. Es reichte ihr bis knapp über den Po und ihre ellenlangen, makellosen Beine ragten darunter hervor. Auch das nahm Aurelia mit Neid zur Kenntnis, was sie dazu brachte, dieses Miststück noch mehr zu verabscheuen.
„Was ist los Pareios, warum bist du nicht mehr im Bett?“ sagte die Frau mit einem wundervollen glockenklaren Sopran. Wie hatte er es mitten in der Nacht in nur knapp zwei Stunden geschafft, Aphrodites Ebenbild aufzutreiben und sie flach zu legen?

Aurelia versuchte innerlich, ihren Geist zu ohrfeigen, damit er endlich wieder aufwachte. Sie musste es schaffen, die Oberhand über dieses Gefühlschaos zu erlangen. Sie versuchte, sich zumindest so weit zu kontrollieren, dass sie der jungen Frau nicht an den Hals sprang, um ihr die Gurgel herauszureißen. Als Pareios seinen Blick von ihr abwandte und ihn auf sein Betthäschen richtete, schaffte sie es schließlich.
Sie nutzte die Gelegenheit, um sich aus der Affäre zu stehlen, es war ihr derartig unangenehm hier zu stehen, quasi zwischen den beiden Turteltäubchen, selbst gebeutelt durch ihre Verwirrung.
„Markus hat gebeten, dass wir zu ihm kommen.“ versuchte sie äußerst ruhig zu sagen, es kostete sie alle Kraft, doch sie brachte feste, selbstbewusste Worte heraus. Gott sei Dank schauspielerte sie schon Jahrhunderte. Dann drehte sie sich um und ging, zwang sich Schritt für Schritt vorwärts. Sie konnte keinen Blick zurück werfen, sonst hätte sie das Weibsstück gerade hier vor seinen Augen zerfetzt. Sie wusste, es wäre ein leichtes gewesen und sie hätte es genossen…. Ja, das Monster war wieder da….



Auf dem Weg zu ihrem Zimmer versuchte sie den Zorn zu zügeln. Mit jedem Meter, den sie sich von ihm entfernte, wurde die Übelkeit nun größer, während der Drang zu Wüten ein wenig nachließ. Wieder war sie erschrocken von sich selbst. War sie doch eben noch entschlossen gewesen, sich standhaft gegen ihre Gefühle zu wehren, oder einfach damit zu leben, ohne ihnen nachzugeben, war sie nun schwuppdiwupp restlos in diesem Morast versunken. Ihre Eifersucht und der Hass auf die Blondine bewiesen ihr, dass es zu spät war. Sie konnte es nicht mehr rückgängig machen, wie viel ihr Pareios nun bedeutete. Und die Tatsache, dass er vom Auslöser ihres Unwohlseins zum Gegenmittel mutiert war, gab ihr die Hoffnung, dass nun endlich etwas geschehen war. Ein Schritt heraus aus dem endlosen Selbsthass, auch wenn er nur klein gewesen war. Denn jetzt gab es etwas Wichtigeres für sie. Sie war ihm hoffnungslos verfallen, es gab kein Zurück mehr. Das Monster war zu gefährlich, wenn es nicht bekam, was es wollte.

Nun musste sie jedoch einen Weg finden, einen Drahtseilakt zu vollbringen. Unter ihr auf der einen Seite, die Gefahr, wieder in diese abstoßende Lethargie zu verfallen, aus Angst die Kontrolle zu verlieren, auf der anderen Seite das Ungeheuer, das in seinem Verlangen blind war und dessen Urteil sie nicht trauen konnte. War dies überhaupt möglich?
Und dann diese andere Frau! Wie sollte sie damit umgehen? Sie war kein unfairer Typ.
Im Endeffekt konnte sie Pareios noch nicht einmal verdenken, dass er sich mit einer Anderen getröstet hatte. Sie hatte es ja auch getan, vorher! Und was konnte er dafür, dass sie nicht im Stande gewesen war, alles zu begreifen. Trotzdem hasste sie den blonden Engel, der seine dreckigen Hände auf seinen Körper gelegt hatte. Der einzige Trost war, dass sie die Frau noch nie gesehen hatte, woraus sie schloss, dass es ein unüberlegter Onenightstand gewesen war.
Aber wie Pareios auf sie, Aurelia, reagiert hatte, schien zu bedeuten, dass sie ihm alles andere als gleichgültig war. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte die Blondine nicht gesehen. Und er war mit seinen Worten auf etwas Unausgesprochenes, das zwischen ihnen stand, eingegangen. Daraus konnte sie jedoch nicht erschließen, was genau seine Absichten ihr gegenüber waren.
Sie wusste nur eins: Würde sie jemals wieder eine andere Frau in seinen Armen sehen, würde sie sich nicht beherrschen können!

Sie brachte die Kleidung in ihr Zimmer und lief dann schnurstracks weiter zu den Räumen, in denen der Rat tagte. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie diese Angelegenheit nun zurück stellen musste, es galt jetzt etwas wesentlich Gefährlicheres zu besprechen. Sie drängte die Wut in das hinterste Eckchen ihres Hirns und atmete viele Male tief durch, um das rasende Herz zu beruhigen. Der kurze Weg half, sich ein wenig abzukühlen.

Vor der großen blankpolierten Stahltür angekommen, warteten bereits Viktor, Row und Aiden auf sie.
„Du warst auch schon mal schneller!“ bemerkt Viktor mürrisch, als sie sich zu ihrem Team gesellte. „Wo ist Pareios?“
Ein Stich und ein Prickeln. Sie zuckte mit den Schultern. „Wollte sich noch schnell was überziehen. Kommt bestimmt gleich.“
Alle sahen sie verwundert an. Warum?
„Was ist passiert?“ fragte Row sofort. „Du wirkst so verändert!“
Aurelia fragte sich ernsthaft, seit wann sie so leicht zu durchschauen war! So viel zu Zurückstellen!! Sie versuchte es zu überspielen, indem sie lässig grinsend sagte: „Ich hoffe doch zum Positiven!?“
Row sah sie forschend an, die Erkenntnis blitzte in ihren Augen auf. Sie als Frau konnte die Aura, die Aurelia nun ausstrahlte wohl besser zuordnen. Ihr ehemals bester Freund und Aiden schienen zwar leicht irritiert, nahmen die Veränderung aber nicht in einem speziellen Licht wahr. Sie fragte sich, ob Viktor zu beschäftigt war und eins und eins zusammenzuzählen, besonders im Hinblick auf ihre vorherige Unterhaltung.
Da hörte sie Schritte hinter sich und ein warmes Gefühl schlug die leichte Übelkeit in die Flucht, die sie verspürt hatte, seit sie ihn da an der Tür stehen gelassen hatte. Seine Anwesenheit war eine Erleichterung, aber sie musste beinahe den Kopf darüber schütteln, wie schnell sich das Blatt gewendet hatte.
Plötzlich packte Row sie am Arm. „Aurelia, Liebes?“ zischte sie ihr ins Ohr, während sich die anderen begrüßten. „Ich hab dich in 60 Jahren nicht ein einziges Mal so verträumt lächeln sehen und das in dem Moment, wo Pareios auftaucht!“ Sie hatte gelächelt? Es war ihr nicht aufgefallen! Sie war doch eigentlich wütend!
Row grinste jetzt über beide Ohren. Seit wann wollte sie solche Gespräche mit ihr führen? Es war bisher noch nie vorgekommen. Vielleicht hatte sich noch etwas anderes verändert, von dem Aurelia überhaupt nicht mehr gewusst hatte, dass es existierte.
Trotzdem war sie unter alldem immer noch die Aurelia, die über so etwas eher ungern sprach. Worüber auch? Genau genommen war ja nichts passiert. Also sagte sie so unbestimmt wie möglich: „Zufall!“
Row blieb sich treu und bohrte nicht weiter. Sie war wirklich angenehm!

Nachdem sie jetzt komplett waren, klopfte Viktor an die Tür. Kurz darauf tönte von drinnen ein lautes „Herein!“ und Viktor zog die 50 cm dicke gepanzerte Schiebetür auf.
Das Innere des Raums hob sich deutlich vom Interieur des restlichen Bunkers ab. Es enthielt zentral einen großen ovalen Plenartisch, in dessen Mitte ein kleiner Computer eingelassen war. Er projizierte verschiedene Karten und Modelle von Gebäude über sich in die Luft und konnte mit einigen Fingerschwüngen bedient werden. Es gab jede Mange hochwertige Technik. Mess- und Sonargeräte, Geigerzähler, verschiedene Kommunikationssysteme. An der einen Wand waren riesige Monitore angebracht, über die sie sich in die Systeme der Hegedunen hackten. Ein riesiges Backupmodem stand in der einen Ecke, es beherbergte die elektronische Abwehr für Cyberangriffe.
Die Hochwertigkeit der Apparate hier war kein Luxus, er war eine Notwendigkeit. Der Raum war eine große Schaltzentrale, die nicht nur den Bunker, sondern auch die Operationen der verschiedenen Teams, die gerade auf der Jagd waren, koordinierte.
Die Beleuchtung war nicht schick, aber effizient. Es gab ein paar Deckenstrahler und so war das Zimmer insgesamt für die Verhältnisse unter der Erde sehr gut erhellt.
Um die schön gemaserte ovale Tafel standen große, bequem gepolsterte Stühle, genügend, um eine größere Versammlung abzuhalten.

Markus saß an der Kopfseite. Er hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und hielt die Hände verschränkt vor sein Kinn. Er war kein großer Mann, hatte aber trotzdem eine imposante Erscheinung. Das schokoladenbraune Haar war lang und fiel ihm glatt und seidig über die Schultern. Die vordersten Strähnen waren zurückgenommen, und zu einem Zopf geflochten, der locker auf dem ebenmäßigen Vorhang des Restes seiner Mähne lag. Die Bernsteinfarbenen Augen lagen tief in den Augenhöhlen und betonten den ausgeprägten Kiefer mit dem schmalen Mund.
Mit einer eleganten Bewegung bedeutete er ihnen, sich zu setzen und während sie es taten faltete er wieder die Hände. Er war bedacht und wirkte immer vornehm, egal was er trug.
Aurelia hatte ihre Gründe, warum sie es möglichst vermied, mit ihm zu sprechen. Seine Gabe war, zu erkennen ob jemand log, oder die Wahrheit sagte. Das machte ihn selbst allerdings zum besten Lügner, den Aurelia jemals getroffen hatte. Er tat es nicht oft, aber er war brillant darin. Sie glaubte, nur Viktor, seinem Freund aus Kindertagen, war es möglich, ihn zu durchschauen. Im Großen und Ganzen vertraute sie ihm aber, da Viktor voll und ganz hinter ihm stand, zumindest bisher. Also wartete sie jetzt skeptisch darauf, dass er zu sprechen begann.

„Kleinen Augenblick noch.“ bat er. Der Klang seiner Stimme war fast wie Honig, der sich dickflüssig über jede Art von Zweifel legen konnte. Damit war er sehr überzeugend, er besetzte wohl zu Recht einen Ratsposten. „Es fehlt noch jemand.“






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