Gifted - Die Befreiung

Autor: Aven
veröffentlicht am: 23.06.2012


Hallo ihr Lieben,
hab jetzt schon länger eure Geschichten gelesen und war total begeistert. Das hat mich ermutigt, auch mal was von mir zu veröffentlichen.Es ist eine Mischung aus Fantasy und Liebe und ich hoffe, es gefällt euch. Ich würde mich sich sehr über eure Kommentare und konstruktive Kritik freuen, also tut euch keinen Zwang an und rauß damit :)


Kapitel 1

Es war eine finstre Nacht. Kein einziger Stern war zu sehen.
Wiederkehrende schneidende Böen tobten über sie hinweg und kündigten den Sturm an, auf den sie warteten.
Es konnte nicht mehr lange dauern bis es so weit war.
Sie drückte sich dichter an das stählerne Lüftungsschachtrohr, um dem pfeifenden Wind zu entgehen, der hier auf dem Dach des 40-stöckigen Hochhauses besonders unter die Haut und in die Knochen drang.
Mit einem schnellen prüfenden Blick vergewisserte sie sich der Uhrzeit- 2:33 Uhr. Nun saßen sie schon etwa 2 Stunden zusammengekauert hinter diesem Rohr und warteten auf ihren Einsatz. Die verdammte Kälte steckte ihr mittlerweile in den Gliedern und sie spreizte ein paar Mal die steifen Finger um sie ein wenig aus ihrer Verkrampfung um Waffe und Messer zu lösen. Der Bogen und das Maschinengewehr drückten ihr unangenehm im Rücken und die Beine wurden langsam taub. In jahrhundertelanger Übung verlagerte sie ihr Gewicht leicht auf eine Seite um die andere zu entlasten ohne ihre Haltung zu verändern. Äußerlich rührte sie sich nicht. Absolute Reglosigkeit konnte einem in manchen Fällen das Leben retten!
Plötzlich setzte der wolkenbruchartige Regen ein, der das Aufbrausen des Gewitters begleitete. Innerhalb von Sekunden konnte man im Dunkeln, trotz ihrer an die nächtliche Jagd gewöhnten Augen, kaum noch etwas sehen. Optimale Bedingungen für ihre Operation.
Der Widerschein eines Blitzes spiegelte sich in der pechschwarzen Glasfassade des gegenüberliegenden ca. 20 Meter höheren Wolkenkratzers, über das sie ihre jetzige Position erreicht hatten. Als kurz darauf der erste Donner ertönte, war klar, dass das Gewitter bald direkt über ihnen sein würde.
Der Regen prasselte jetzt auf sie hernieder und eine gespannte Erwartung erfasste sie. Sie schloss die Augen und fokussierte ihre Gedanken. Sie kannte diese Flut an Emotionen, die sich kurz vor einem Kampf über sie legten. Sie empfing sie und ließ sie auf sich wirken, fühlte, wie ihr Herz schneller schlug, Adrenalin ihre Blutbahnen eroberte und die Gefäße in der Muskulatur erweiterte, um diese auf die körperliche Anstrengung vorzubereiten. Mit dem Adrenalin kam auch das bekannte Gefühl der Stärke, die ihre Muskeln beben ließ und danach verlangte eingesetzt zu werden. Sie rekrutierte alle Muskelfasern, zog die Schultern herab und spannte verschiedene Muskelpartien stärker an, fühlte, wie sie willig gehorchten, auf ihren Einsatz lauerten, darauf brannten benutzt zu werden. Sie fühlte jede einzelne Sehne im Leib, der nun zum Zerreißen gespannt war. Dieses uralte Vorbereitungsritual ihres Körpers war ihr Dank ihrer Erfahrung nur zu gut bekannt, sie war eben schon lange im Geschäft.
Das Tosen wurde lauter, sodass sie sich sicher war, sie hätte es nicht gehört, wenn ihr jemand etwas zugeschrien hätte. Schon jetzt war sie trotz der raffinierten Uniform, aus schwarzem Leder und Stoff, bis auf die Haut durchnässt. Zum Glück war ihrer eins nicht anfällig für Krankheiten wie Erkältungen. Sie unterdrückte ein Frösteln.
Dann folgten ein weiterer Blitz und Donner, die zeitlich kaum mehr versetzt waren. Der Donner grollte ohrenbetäubend und brachte das Gebäude, das riesige schwarze Tier unter ihnen leicht zum beben. Sie spürte die Vibration, die sich über ihre Sohlen auf ihren Körper übertrug. Alle ihre Sinne waren nun geschärft und sie fühlte es, wusste es.
Es war so weit.

Sie wandte den Kopf nach links und sah in stahlgraue Augen. Es musste Viktor sein der neben ihr im Schwarzgrau dieser verregneten Nacht hockte. Nachdem sie nun schon mehrere Jahrhunderte im Team jagten, erkannten sie sich ohne weiteres unter ihrer Vermummung. Die Augen sahen sie fragend aus den Schlitzen der schwarzen Skimaske an.
Sie nickte.

Das reichte aus, ihn zu veranlassen ein winziges Handy aus der Tasche zu ziehen, eine kurze Tastenkombination zu drücken und es augenblicklich wieder verschwinden zu lassen. Wie auf ein unsichtbares Kommando erhoben sich alle. Worte waren auf der Jagd ein Luxus, den man sich nicht leisten konnte. Sie verrieten die eigene Position, nahmen das Überraschungsmoment und manchmal, so wie heute, konnte man sich dank des Sturms ohnehin nicht verstehen.
Flink huschten sie wie schwarze Schatten geduckt über das Dach durch den Regen auf die andere Seite des riesigen Rohres. Ohne stehen zu bleiben schwangen sich die fünf lautlos in die zwei Meter höher gelegene Öffnung des Rohres und schlitterten ein paar Meter dessen waagrechten Verlauf entlang, bis sie ein dickes stählernes Gitter erreichten, hinter dem der riesige massive Ventilator der Lüftungsanlage rotierte. Beides durchspannte das Rohr mit etwa 2 Metern Durchmesser und verschloss das Lüftungssystem gegen angesaugten Schmutz. Hinter dem Propeller ging es nach einem kleinen Vorsprung um eine 90° Kurve senkrecht abwärts. Das Summen der Rotationen hallte in dem Schacht wieder und wurde von den Geräuschen ihrer schnellen Schritte unterbrochen. Der Regen, der auf das Metallrohr trommelte, verstärkte das Gefühl in einer Blechkiste gefangen zu sein. Die kühle Luft roch metallisch und ließ in ihr Tausende von Erinnerungen aufleben, alle von Kampf- und Kriegsgeschrei erfüllt.
Schlingernd kam Viktor als erstes vor dem Gitter zum stehen, griff in einer einzigen fließenden Bewegung in die Innentasche seiner schwarzen Uniformjacke und klatschte die ovale, taubeneigroße Kapsel mit der klebrigen Seite ans Gitter.
Schnell zogen sie sich ein paar Meter zurück und warfen sich flach auf den Boden des Rohres. Beinahe im selben Moment brach ein weiterer Donner direkt über ihnen herein. Zeitgleich betätigte Viktor den Knopf an seiner Fernbedienung und der Knall und die Erschütterung der Detonation, die das Gitter der Lüftungsanlage über sie hinwegfegte, gingen im Grollen und Beben des Donners unter, ganz so wie geplant.
Sie konnte die kurz aufflammende Hitze der Explosion an ihrem Rücken durch die dicke Uniform spüren. Eine zehntel Sekunde später sprangen die 5 wieder auf und rannten durch die entstandenen Staubschwaden zurück, wo vom Gitter nur noch wenige spitze Metallstifte an den randständigen Verankerungen übrig geblieben waren. Der riesige massive Propeller hatte aufgehört sich zu drehen. Er hing nur noch an einer seiner eisernen Befestigungen und stand schräg in den Raum des Rohres hinein, hinter dem es 40 Stockwerke hinab ging. Noch im Spurt schoss Pareios mit seiner Armbrust einen Widerhaken in die Deckenwölbung der neunzig Grad bergab Kehre des Rohres und sprang aus dem Lauf ohne zu zögern in das schwarze tiefe Loch des Lüftungsschachtes. Das Seil, das am Widerhaken befestigt war, entrollte sich zuverlässig in dieser äußerst praktischen Waffe und ließ ihn schnell und lautlos hinab schweben. Die anderen waren ihm gefolgt, einer nach dem anderen an das Seil gesprungen und glitten ihm hinterher etwa 25 Stockwerke abwärts.
Das Seil rutschte mit leisem Zischen durch ihre Lederhandschuhe, und die kühle Luft, die sie durchschnitt, reizte ihre Augen. Sie war direkt hinter Pareios, als er sich dann, nach nur ein paar Sekunden des Abseilens in einen großen Seitenschacht der Lüftungsanlage warf. Mit einem sanften Klicken löste er das Seil aus seiner Waffe, während sie direkt neben ihm landete. Gemeinsam warteten sie die anderthalb Sekunden bis die anderen 3 nachgezogen waren.
Schnell und lautlos bildeten sie einen Kreis. Viktor ordnete mit ein paar Handzeichen die Formation an, in der wir vorrücken würden dann formte er mit den Fingern eine 3- 3 Minuten also nur. Nachdem alle Teammitglieder mit einem Daumen hoch bestätigten, alles verstanden zu haben, wandte Viktor sich an sie und nickte diesmal ihr zu.

Sie atmete einmal tief durch und schaltete dann ihren mp3Player an. Drum’n’Bass wummerte in ihren Ohren. Die laute schnelle Musik half ihr, sich auf ihre Gabe zu konzentrieren, sodass sie weder Geräusche noch Rufe ablenken konnten. Ihre anderen Sinne waren zu trügerisch, um sich darauf zu verlassen, zu leicht zu täuschen und zu überlisten. Sie setzte ihren Körper unter Strom, ließ die Kraft fließen.

Ab hier übernahm sie die Führung. In ihrem Kopf begannen sich in Windeseile Bilderabfolgen und weitere Sinneseindrücke zu formen. Sie rasten durch ihr Gehirn und hinterließen ihr einen intuitiven Einblick in die unmittelbar bevorstehende Zukunft.
Wenn sie an eine Weggabelung kamen, spielte sie im Kopf die verschiedenen Entscheidungen in die eine oder die andere Richtung zu gehen durch. Die verschiedenen Zukunftsmöglichkeiten, die sich aus diesen Entscheidungen ergaben, entfalteten sich in ihrem Geist wie ein Airbag und wurden mit bestimmten Emotionen belegt, sodass sie reizvoll oder abschreckend auf sie wirkten. Noch niemals in den 312 Jahren ihres Daseins hatte sie falsch gelegen und mit ihrem Weg nicht das gewünschte Ziel erreicht. Zudem war dieser 6. Sinn ein zuverlässiger Lebensretter im Kampf, der beinahe jeden Feind unmittelbar zur Strecke brachte und sie zu einer der versiertesten und gefragtesten Jägerinnen machte.
Sie folgte also ihrer Intuition und führte sie schnell durch das Schachtsystem der Lüftung. 20 Sekunden später erreichten sie ihren Zielort und schlichen auf Zehenspitzen zu dem 40 X 40 cm breiten Gitter. Ein Blick hindurch bestätigte sie. In einer Millisekunde hatte sie den ganzen Raum erfasst, der sich hinter dem Gitter auftat. Es befand sich im oberen Bereich der rückwärtigen Laborwand und sie konnte die einzelnen Gerätschaften im Dämmerlicht der ganzen Kontrolllämpchen an den Maschinen erkennen. Kleine Apparate rotierten vor sich hin und mehrere Computerbildschirme leuchteten in dem schummrigen Dunkel des Labors. Die lauten hämmernden Lieder des Players verzerrten den ruhigen nächtlichen Eindruck zu einer grotesken spannungsgeladenen Szenerie, die die Ruhe vor dem Sturm markierte. Auf der gegenüberliegenden Seite waren die Wände durch einzelne Fenster durchbrochen, durch die Zuschauer beobachten konnten, was im Labor passierte. Seitwärts erblickte sie das, weswegen sie gekommen waren.

Ein großer Glaskasten beherbergte 6 winzige obsidianfarbene, erbsengroße Steinchen, die dort in einer Fassung in einem chemischen Bad verankert waren. Der Kasten wurde von einer Maschine hin und her geschwenkt sodass die Flüssigkeit in Bewegung rund um die Steine schwappte. Ein schwaches grünes Licht ließ das Zeug leicht fluoreszieren.
Nach kurzer Konzentration gab sie Row mit einem knappen Wink zu verstehen, dass es los gehen konnte. Diese schob sich seitlich neben sie und schloss kurz die hellgrünen katzenartigen Augen, um sich zu sammeln. Sie faltete die Hände und öffnete sie ruckartig zum Gitter gewandt. Die lautlose Druckwelle blies das Gitter zuerst von einem metallischen Reißen und dann von einem Klappern begleitet in das Labor hinein. Die Geräusche verrieten sie, das war klar. Blitzschnell segelte Aidens Blendgranate an ihr vorbei und alle setzen ihre Atemmasken auf. Ihre Explosion und der einsetzende beißende Rauschschleier gaben ihnen beim stürmen des Raumes vorerst Deckung. Aurelia zog ihre Waffe, die Finger schlossen sich mit einem wohltuenden bekannten Gefühl um Griff und Abzug und sie sprang mit einem Satz hinunter in das Labor. Die andren 4 folgten ihr auf dem Schritt ohne zu zögern.
Im selben Moment flog die Eingangstür des Labors aus den Angeln und bewaffnete Wachen drangen in den Raum. Ihr Rufen und Brüllen übertönten die Schritte ihrer Feinde. Aurelia selbst betrachtete das Schauspiel zur Begleitung ihrer Musik, die ihr das ganze unwirklich, wie ein Training vorkommen ließen. Sie deutete auf Viktor und wies ihn an, ihre linke Flanke zu decken, während sie mit einem weiteren Ruck des Armes Pareios nach rechts zitierte. Sie rannte auf den Wachmann der ihr am nächsten war zu. Dieser konnte sie im Rauch nur schemenhaft erkennen, was ihr großer Vorteil war. Sie brauchte weder zu sehen noch zu hören, ihre Intuition leitete ihre Schritte. Kugel! Ihr Gefühl ließ sie einer Salve aus dem Maschinengewehr ihres Gegners ausweichen. Geschickt drehte sie sich durch den Kugelhabel ohne auch nur ein einziges Mal getroffen zu werden, bis sie ihm das Gewehr mit einem flachen seitlichen Hieb aus der Hand schlug. Sie erahnte seine Bewegungen, die Faustschlagkombination, die er gleich einsetzen würde. Rechts, links, lins, rechts. Sie duckte sich flink links, rechts, rechts links und tauchte unter seinen Schlägen hindurch. Der schnelle Bass in ihren Ohren gab ihr den Schrittrhythmus vor, bis sie nur Zentimeter vor ihm zwischen seinen ausgestreckten Armen stand. Die Überraschung ergriff sein Gesichtsausdruck im Augenblick seines Todes, als Aurelia ihm in dem Kopf schoss. In der Sekunde in der er zusammensackte witterte Aurelias Intuition eine gute Gelegenheit. Sie machte zwei Schritte zurück, entging dabei einem Schuss, ließ sich auf den Rücken fallen und rollte zur Seite. Im Fallen schoss sie einem Mann in den Nacken und kam dann auf dem Rücken hinter Pareios an, dessen Gegner sie mit einem gezielten Schuss am Kopf ihres Teamkollegen vorbei niederstreckte. Beinahe gleichzeitig leitete ihre Intuition ihre Hand zum Stiefel und ließ sie das Messer ziehen, das sie ohne nachzudenken durch die Achillessehnen zweier weiterer Männer zog.
Pareios und Viktor trieben derweil den rechten und linken Flügel der angreifenden Meute zurück. Viktors Schnelligkeit war unübertroffen. Mit dieser Gabe kam er jedem Schuss zuvor, während seine Gegner kaum seine Bewegungen wahrnehmen konnten. Selbst Aurelia konnte nur die Rauchkapriolen sehen, die seine Bewegungen verursachten, ihn selbst allerdings nicht, so schnell war er.
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Row mit einer weiteren Druckwelle hinter ihrem Rücken den Deckel des Glaskastens entfernte und Aiden seine Hände in die wabernde Flüssigkeit tauchte.
Ein lähmender Blitz durchfuhr sie und fesselt augenblicklich ihre Aufmerksamkeit an etwas anderes. Sie fixierte einen jungen Mann, der ohne Waffe ganz ruhig hinter der Meute Wachmänner stand, während sie mit einem Schuss zwei weitere Männer tötete und einem Dritten nach einem kurzem Schwenk des linken Armes ihr Messer in die Kehle rammte. Sie spürte es, der Reglose war einer von ihnen.
Wie von selbst trugen sie ihre Füße auf ihn zu. Sie sprang hoch und machte einen Salto über eine weitere Wache hinweg, der sie dabei mit einer zackigen Bewegung ihrer Hände das Genick brach.
In der Endphase des Fluges zog sie ihr Maschinengewehr vom Rücken und drückte den Abzug. Die Kugeln sirrten durch den Rauch und durchschlugen die Glasscheiben am anderen Ende des Raumes. Mit ohrenbetäubendem Klirren zerbarst sie und füllte die rauchgeschwängerte Luft mit einem Regen aus Glasstaub. Der Kerl war verschwunden. Ihre Gabe schoss ihr einen einzelnen warnenden Gedanken zu: ein Teleporter!
Als er hinter ihrer Position wieder auftauchte, hatte sie sich nach mehreren im Kopf durchgespielter Szenarien bereits umgedreht. Selbst durch den Rauch sah sie, wie sich sein Gesicht verzog, als er erkannte, dass sein Plan, sie von hinten zu überwältigen, nicht aufgehen würde. Sie drückte sofort erneut den Abzug, um dann ihr Messer unmittelbar danach seitlich in einem Bogen nach links zu schleudern. Wie erwartet entging ihr Feind den Kugeln in dem er mit herablassendem Gesichtsausdruck erneut verschwand. Das Messer allerdings verfehlte nicht sein Ziel! Es durchstieß seine Rippen und drang in sein Herz, als er sich direkt in seine Flugbahn hinein teleportierte. Der Mann mit dem hellen Haar riss erschrocken die Augen auf und sah an sich herunter, bevor er mit einem Seufzer sein Leben aushauchte. Nein, sie verfehlte niemals ihr Ziel!
Viktors Schnelligkeit hatte die Wachenschar zu ihrer linken beinahe vollständig beseitigt und Pareios brach einem Gegner gerade mit einem Hebel den Arm, um gleichzeitig einem zweiten und letzten Gegner mit einem seiner Feuerbälle zu grillen. Dann drehte er sich leichtfüßig um und zerfetzte dem ersten mit einer gezielten, schleifenartig eleganten Bewegung mit anatomischer Präzision die Femoralarterie, aus der er in nicht mal einer Minute verbluten würde. Sein Opfer ging in die Knie, wobei die rote zähe Flüssigkeit aus der klaffenden Wunde an der Innenseite des Oberschenkels heraussprudelte. Man konnte sehen, wie mit jedem Tropfen die Farbe und das Leben aus ihm wichen. Auf dem Boden bildete sich schnell eine riesige Lache, die sich weiter auf den freien Flächen zwischen den toten Körpern ausbreitete. Mit einem Kopfschuss beendete Pareios sein Leid. Aurelia half Viktor in wenigen Sekunden die verbleibenden Männer zu eliminieren. In ihrem Rücken hatten Row und Aiden die Steine aus den Verankerungen gelöst und sie in ein graues Metallkästchen mit vorgefertigten Löchern verpackt. Aiden schöpfte mit der Hand eilig noch etwas von der chemischen Flüssigkeit dazu, ließ den Deckel mit einem Knall zuschnappen und verstaute das Päckchen sicher in der Brusttasche an der Innenseite seiner Jacke.
Noch eine Minute, signalisierte Viktor ihnen und sie rannten zurück zum Lüftungsschacht um das Gebäude schnellst möglich zu verlassen.
Einer nachdem anderen sprangen sie hoch hielten sich an der Öffnung des Gitters fest und zogen sich mit einem geübten Klimmzug heraus aus dem Labor zurück in das Lüftungssystem. Gerade als Aurelia sich als vorletzte durch die kleine Öffnung schob, schickte ihre Intuition eine weitere Vision über mehrere mögliche Zukunftsformen. Sie gab Row, deren Kopf gerade nach ihr in der Öffnung erschien ein Zeichen: ballte die Faust, schlug sie in die andere Hand und wies mit erhobenem Finger zurück ins Labor. Row verstand, drehte den Kopf zurück, streckte den linken Arm aus und entsandte aus der flachen Hand eine Druckwelle, die den zweiten Ansturm an Angreifern, der gerade durch die Tür drang zurückschleuderte. Schnell packte Aurelia ihren Arm und zog Row durch das kleine Viereck in den Schacht.
Ohne noch mal zurückzuschauen rannten sie das Lüftungsrohr entlang den anderen hinter, die schon ein Stück weiter vorn waren. Aurelia spürte wie ihre starke Muskulatur jauchzte, als sie sie benutzte um noch einen Zahn zuzulegen. Der Klang ihres eigenen keuchenden Atems, dessen Lautstärke durch die Atem- und Skimaske verstärkt wurde, mischte sich nun in das rhythmische Wummern der Musik. Etwa 10 Meter entfernt sah sie, wie Viktor sich bereits an das Seil, das sie zurückgelassen hatten, geschwungen hatte. Row und sie kamen kurz nach Pareios an, sprangen nacheinander weit in den dunklen senkrecht verlaufenden Schacht und hangelten sich dann am Seil nach oben. Schon als sie in den letzten Waagrechten Teil des Rohres kletterten, hörte man das flackernde Geräusch der Rotorblätter eines Hubschraubers und die von ihm verursachten Böen zerrten ihr ebenholzbraune Haarsträhnen unter der Maske hervor. Es war so laut, dass es sogar den noch immer tosenden Sturm und ihre lauten Bässe übertönte. Als sie auf die Öffnung des Rohrs zu rannten zog Aiden ein kleines grünes Licht aus der Tasche und ließ es dreimal aufleuchten. Dies war das Zeichen für ihr Abholkommando, dass sie noch keine Verfolger hatten. Der Hubschrauber schwenkte direkt vor das Loch und die Tür wurde aufgerissen. An der Kante des Rohrs sprangen sie ab, flogen 4-5 Meter durch den niederprasselnden Regen und landeten schließlich schlitternd im trockenen Innern des Helikopters.
Ihr Flightattendant zerrte die Schiebetür zu und der Pilot zog die Maschine unmittelbar nach oben in den schwarzen Nachhimmel hinein.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25 Teil 26 Teil 27 Teil 28 Teil 29 Teil 30 Teil 31 Teil 32 Teil 33 Teil 34 Teil 35 Teil 36 Teil 37 Teil 38


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz