Teufelskreis - Teil 11

Autor: Sahraa.
veröffentlicht am: 09.07.2012


Die Sonne war schon seit ein paar Stunden unter gegangen und mit ihr war auch das letzte Licht des Tages verschwunden.
Ich saß auf einem kleinem Baum der in der Nähe einer Straßenlaterne stand, die ihre Umgebung in helles gelbes Licht tauchte. Ich fror fürchterlich ,und mein Atem. bildete kleine weiße Wölkchen vor meinem Mund.
In dieser Nacht würde ich nicht schlafen können,das wusste ich. Meine erste Nacht unter freiem Himmel,meine erste Nacht allein unter freiem Himmel,meine erste Nacht allein unter freiem Himmel und niemand wusste das!,bei diesen Gedanken packte mich immer kurz die Panik und ich wollte schon wieder von meinem kleinen Baum heruntersteigen und nach Hause laufen,doch diese Gedanken waren oft nicht stark genug um wirklich erfüllt zu werden. Auf den Baum war ich kurz vor Sonnenuntergang geklettert weil ich auf dem Boden zu große Angst hatte,man kennt das ja aus Filmen. Wenn der Kerl aus Freitag der 13. hier auftaucht, würde mir auch der Baum nicht viel nützen...
Falscher Gedanke!,rief ich mich zur Ordnung. Jeder Horrorfilm den ich je gesehen hatte war mir in den letzten Stunden eingefallen. Nicht sehr angenehm...
Noch dazu kam das ich auf jeden knackenden Ast hörte oder auf jedes Rascheln im Busch. Meistens waren es nur Mäuse oder kleine Marder... Trotzdem war es sehr beunruhigend.
Irgendwann musste ich aber wohl doch eingeschlafen sein denn als ich am nächsten Morgen aufwachten tat mir alles weh. Ich werde nie wieder auf einem Baum schlafen,überlegte ich als ich gerade von ihm heruntersprang.
Meine Knie schmerzten dabei jämmerlich und ich brauchte ein paar Minuten um mich zu orientieren,da mir fast augenblicklich schwindelig wurde.
Ich schützte mich am Baum ab und zog danach meinen Rucksack zu mir herunter. Ich überlegte ob ich das Sandwich essen sollte,entschied ich dann aber dagegen. Es war das einzige was ich hatte. Schon bitter...,dachte ich mir.
Im Nachhinein war das nicht die beste Idee gewesen,aber in so einer Situation denkt man nicht sehr weit.
Zu Glück hatte ich noch eine Haarbürste in meiner Tasche. Anders hätte ich mich noch nicht mal aus dem Wald heraus getraut. Ich fuhr mir ein paar mal mit der Haarbürste durch meine langen,inzwischen total verknoteten, roten Haaren.
Es ziepte ganz schön aber nach fünf Minuten hatte ich es endlich geschafft.
Ich lief wieder die Straße entlang und überlegte wo ich eigentlich hin wollte.
Ein paar Kilometer weiter war eine Bushaltestelle. Da könnte ich mal gucken.
Als ich das kleine Bushäuschen endlich erreicht hatte war ich total erschöpft.Es war doch weiter als ich gedacht hatte. Auf dem Plan stand das in einer Stunde ein Bus nach Landau kommen wird. Den würde ich nehmen. Weiter fuhren die Busse hier nicht. Ich wollte so viel Abstand wie nur möglich zwischen mich und mein Heimatdorf bringen. Natürlich durften mich nicht sehr viele Leute sehen,ich schwänzte ja praktisch die Schule und so...
Was man alles beachten musste! Nur wenn man mal ausriss!
Nun aß ich doch mein Sandwich weil ich es nicht mehr aushielt.
Ich konnte mir immer noch was in einer Bäckerei kaufen oder so.
Ich kramte mein Handy aus meiner Tasche und sah das ich drei neue Anrufe hatte. Ich hatte Hoffnung das einer davon vielleicht von Jona sein konnte,war aber nicht so. Zwei Anrufen waren vom Dalia und eine SMS von Ole.
Mich packte mal wieder die Panik und ich zitterte leicht.
Sollte ich Dalia zuerst zurückrufen? Nein,so etwas tat jemand auf der Flucht nicht,oder?
Flucht... Das Wort brannte sich in meinen Schädel. Flucht... Ich flüchtete. Das Wort machte mir Angst und verlangte noch dazu meine ganze Aufmerksamkeit,denn ich bemerkte nicht wie ein Auto am Straßenrand hielt und die Scheibe runterließ.
„Hey! Auf was wartest du,Schätzchen? Mich? Komm ich nehm dich mit!“,rief mir ein Mann aus seinem Auto aus zu.
Ich erstarrte,was sollte ich jetzt sagen?
Ich überlegte noch als er schon seine Autotür öffnete.
Das riss mich aus meiner Starre.
„Nein! Bleiben sie sitzen!“,schrie ich erschrocken.
Der Mann hielt kurz inne.
Er sah mich abschätzig an und überlegte wahrscheinlich ob ich ein leichtes Opfer war. „Ich will das sie mich in Ruhe lassen. Fahren sie weiter!“,festigte ich meine Stellung.
Er schloss seine Tür wieder und sagte: „Wärst mir eh zu dünn gewesen. Ich brauche was zum anfassen“ Mit diesen Worten schloss er sein Fenster wieder und fuhr davon.
Ich sah ihm lange nach. Auch schon als sein Auto nicht mehr zu sehen war.
Mich packte der Ekel und ich fing an zu zittern. Warum wusste ich nicht genau,aber ich war in letzter Zeit ja sowieso weinerlicher als sonst.
War das der Grund warum er mich nicht mehr wollte?, überlegte ich. Weil er gemerkt hatte wie labil ich eigentlich war? Wie leicht ich wieder einknickte und in meine Schattenwelt zurückkehrte?
Diese Gedanken waren schrecklich! Ich kramte mein Handy heraus und wollte schon Dalia anrufen aber dann fiel mir ein das ich ja auf der Flucht war.
Ich wollte schon wieder weinen,konnte es aber gerade noch zurück halten.
Stattdessen las ich die Nachricht von Ole.
„Hey Hungerhaken!
Wir haben deinen ersten Auftrag für dich! Melde dich endlich bei uns!
Du weißt ja,wenn du nicht mitspielst besuchen wir deine Freunde!
Bis demnächst, Ole“
Ende der Nachricht. Mein erster Auftrag! Ich wurde wieder nervös und aufgeregt. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte Dalia nicht mit denen allein lassen,die würden sie auseinander nehmen und man würde sie zerstückelt im Wald finden! Der Gedanke war der blanke Horror!
Was sollte ich tun? Wegfahren oder hierbleiben.
Mir stiegen wieder Tränen in die Augen. Ich sah aus der Ferne das der Bus nach Landau endlich angefahren kam.





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