Das Licht meiner Nacht - Teil 10

Autor: Janine
veröffentlicht am: 25.11.2012


Sodala Teil 10 ist da :D
Also ich hoffe, dass ich das soweit zustande gebracht habe, dass die Nicht-Fußballer unter euch das verstehen.
Bitte lasst mir Kritik da, gute wie schlechte ist erlaubt und gewünscht.
Also dann noch viel Spaß mit dem Teil.
Lg Janine


KAPITEL NEUN
Erwachen, Gespräch und Fußball?

Eine Stimme ertönte. Zunächst leise, hauchend. Dann etwas lauter, sodass ich sie verstand. Es war die Stimme meiner Mutter die zu mir sprach: „Diana-Shianne, pass gut auf deine kleine Schwester auf und auch du Melea-Rosalie achte und folge deiner großen Schwester. Ich habe euch beide Lieb und nun versteckt euch hier in diesem Zimmer und keinen Mucks. Kommt erst heraus, wenn ich euch rufe. Und versprecht mir noch eines: Liebt und genießt jede einzelne Sekunde eures Lebens und werdet glücklich.“
Wie aus weiter Ferne sah ich zu, wie mein Ich und meine Schwester nickten und meine Mutter schließlich das Zimmer verließ. Die Szene wurde vorgespielt bis der Schuss ertönte und meine Schwester mit meinem früherem ich in die Küche schlich. Als ich dann meinen Vater sah, rann mir ein kalter Schauer über den Rücken. Doch was ich nun bemerkte, war dass er stank. Es war der intensive Gestank nach Alkohol und Zigaretten. Nun musterte ich ihn von einer anderen Sichtweise aus. Seine Augen waren durch den Alkohol glasig geworden und vermutlich hatte er auch Drogen zu sich genommen, da ein roter Rand um diese war. Ganz sicher war ich mir aber nicht. Ich wurde erst durch die zwei Schüsse aus meinen Gedanken gerissen und bemerkte erst da, dass sich das Bild wieder veränderte.
Es waren die fünf Jahre vergangen. Wir befanden uns in einer ähnlichen Situation, nur diesmal war Luna dabei. Wieder erwartete Keyan Tracon meine Schwester und mein früheres Ich in der Küche. Wieder war ich erstarrt vor Angst und bemerkte nicht den alkoholischen Gestank meines Vaters. Wie erstarrt beobachtete ich alles. Ich spürte kaum, wie sich die Tränen einen Weg über meine Wangen bahnten. Ich wollte mich bewegen, wollte schreien, doch es schien als wäre ich festgewachsen. In gedanken schrie ich immer wieder: „Nein! Bitte, ich will das nicht sehen!“
Doch es half nichts. Und schließlich als meine Schwester sich vor mein früheres Ich geworfen hatte und die Klinge meines verhassten Vaters in ihrem Brustkorb verschwand, löste sich der Knoten in meiner Kehle und ich schrie auf.
Mit klopfendem Herzen riss ich meine Augen auf. Noch zu gefangen von dieser Erinnerung, konnte ich nicht zuordnen wo ich war und auch nicht warum ich hier war. Diese Umgebung kam mir in keinster Weise bekannt vor. Doch darüber verschwendete ich keine Gedanken. Ich hatte noch zu viel damit zu tun, zu unterscheiden ob ich noch träumte oder wieder erwacht war. Immer mehr Tränen bahnten sich einen Weg aus meinen Augen. Ich schluchzte so heftig, dass ich mir vorkam beinahe zu ersticken. Und ich zitterte vor lauter Schock wieder in die Vergangenheit zurückbefördert worden zu sein. Nur am Rande meines Bewusstseins fühlte ich, dass sich von jemandem umarmt wurde, der mir beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Doch es wirkte. Langsam ebbte mein Schluchzen ab. Mein Körper hörte auf zu zittern und nur noch vereinzelt stahlen sich die Tränen aus meinen verquollenen Augen.
Erst da, als ich mich endlich von diesem Schock erholt hatte, bemerkte ich, dass ich mich in das Shirt eines Jungen krallte. Ich löste mich etwas und sah, dass es an dieser Stelle total durchnässt war. Erst da bemerkte ich, dass ich mich auf dessen Schoß befand und er mir sanft über den Kopf und den Rücken strich. Verwirrt runzelte ich die Stirn und dann erinnerte mich, dass ich ja bei Jaydon war. Verlegen über die Blöße die ich mir mit meiner Heulerei gegeben hatte, blickte ich nicht auf in sein Gesicht, sondern starrte stattdessen seine Brust an. Leise sagte ich mit rauer, krächzender Stimme: „Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“
Damit löste ich mich von ihm, schnappte mir mein Kleid und die Schuhe und rauschte ins Badezimmer. Dort schloss ich die Tür ab und atmete einmal tief durch bevor ich den Blick in den Spiegel wagte. Wie zu erwarten war, war vom Schlafen und dem Weinen alles verwischt und klebte irgendwo, aber nicht dort, wo es hingehörte. Mit Wasser wusch ich mir mein Gesicht und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, damit ich rausgehen konnte. Anschließend schälte ich mich aus Jaydons Sachen, zog mein Kleid und die Schuhe an und verließ das Bad. Ich hatte mich wieder so weit unter Kontrolle, sodass ich meine gefühlskalte Maske ohne Schwierigkeiten tragen und Jay vors Gesicht treten konnte. Meine Augen verloren das Feuer, welches sonst immer in seiner Gegenwart entbrannte und wichen dem glanzlosen Matt.
Ich sah, dass Jay immer noch wie erstarrt auf seinem Bett saß, sodass ich ihm die Sachen danebenlegte und kühl sagte: „Das vorhin ist nie passiert, verstanden? Wir können uns nicht leiden und ich habe diese Nacht nur bei dir verbracht, weil ich gestern meinen Schlüssel vergessen hatte und zu besoffen war, um zurück zu gehen. Zwischen uns ist nichts gelaufen und dafür dass du schweigst, verzichte ich darauf dich deinen Wetteinsatz zahlen zu lassen. Du bist mir nichts schuldig.“
Damit drehte ich mich, ohne auf seine Antwort abzuwarten um, und verließ eiligst sein Zimmer. So schnell es nur ging, machte ich mich auf den Weg zu den Mädchenzimmern.
Das Gelände wirkte beinahe wie ausgestorben, da die meisten Jugendlichen noch schliefen und so kam ich ohne aufgehalten zu werden bei Lus und meinem Zimmer an. Ich klopfte einige Male an der Tür und kurz darauf erschien eine ziemlich aufgewühlte Luna. Beinahe sofort umarmte sie mich und zerrte mich regelrecht hinein. „Wo warst du die ganze Nacht? Ich habe mir Sorgen gemacht!“, rief sie und als sie meine immer noch verquollenen Augen sah, schrie sie beinahe: „Oh Gott, Mel was ist passiert? Warum hast du geweint?“
Ich ließ meine Maske dieses Mal nicht fallen, sondern meinte emotionslos: „Ich habe die Nacht bei Jaydon verbracht, aber um das klar zu stellen es ist nichts passiert. Nur heute Morgen gab es ein kleines Dilemma. Ich habe von dem Tod meiner Mutter und Schwester geträumt und mich dann, mehr versehentlich als absichtlich, an seiner Schulter ausgeweint und mich von ihm trösten lassen. Als ich das bemerkte bin ich abgehauen, mit dem Kompromiss seinen Wetteinsatz nicht entgegen zu nehmen, wenn er über diesen Vorfall schwieg.“
Lu schien etwas aus der Bahn geworfen und ich sah das Entsetzen in ihren Augen, als sich unsere Blicke trafen.
„Warum distanzierst du dich von mir?“
Ich ließ den kalten Schleier fallen und kaum, dass Luna meine ganzen Gefühlsregungen gesehen hatte, fand ich mich in ihren Armen wieder.
„Melea-Rosalie, hör endlich auf deine Gefühle in dich hinein zu fressen, irgendwann wirst du daran zerbrechen. Lass sie zu und wenn du reden willst, dann rede mit mir! Du wirst deine Vergangenheit nie loswerden, wenn du so weitermachst!“, flüsterte sie leise, was mir ein Seufzen entlockte.
„Dir ist bewusst, dass es für mich ziemlich schwierig ist obwohl dies alles nun schon Jahre zurückliegt. Und auch wenn du weißt wie es ist einen geliebten Menschen zu verlieren, so hast du keine Ahnung davon wie es ist, ständig mit der Gewissheit zu leben, dass der Mörder deiner Familie, in meinem Fall der eigene Vater, irgendwann auftaucht, um dich selbst zu töten. Ich rechne jeden Tag damit eine Nachricht von der Polizei zu erhalten, die sagt, dass Keyan Tracon ausgebrochen ist. Ich gebe es zu, Luna. Ich habe Angst. Angst davor ihn wieder zu sehen. Angst vor meiner Reaktion. Und vor allem habe ich Angst, dass er mir auch die anderen Menschen, die ich liebe nimmt. Doch ich habe keine Angst vor dem Tod. Und willst du auch wissen warum?“, fragte ich am Ende leise und sie nickte etwas verstört von meiner plötzlichen Offenheit.
„Weil ich dann endlich keine Angst mehr davor haben muss wieder alles zu verlieren, was ich hatte. Verstehst du mich jetzt, Luna? Solange er lebt, kann ich nicht mit meiner Vergangenheit abschließen, denn sie wird mir immer irgendwie folgen“, erzählte ich ihr nun alles was in mir vor ging.
Sie schluchzte leise, als sie die Bedeutung meiner Wörter verstand und nun war ich diejenige, die sie tröstete.
„Es tut mir so leid, Melea. Das wusste ich nicht. Hätte ich doch bloß geahnt was in dir vorgeht, aber ich bin froh, dass du dich mir endlich ganz geöffnet hast“, sagte sie, nachdem sie sich wieder zusammen gerissen hatte. Sie löste sich von mir und wischte sich mit dem Ärmel die Nässe aus dem Gesicht.
Ich wollte sie so nicht sehen. Es tat mir im Herz weh, dass ich sie damit so aufgewühlt hatte, doch es war auch erleichternd mich ihr endlich anzuvertrauen.
„Du kannst zwar noch nicht mit deiner Vergangenheit abschließen, Mel, aber wie wäre es, wenn du dein Leben dennoch genießt. Egal was demnächst passiert, ich bin immer an deiner Seite. Nur versuch es wenigstens. Ich bitte dich nicht mehr darum die Brücken hinter dir abzureißen, sondern nur sie in den Hintergrund zu schieben und soweit glücklich zu werden, wie es nur geht“, meinte sie schließlich.
Ich blicke ihr in die Augen und antwortete mit einem schwachen, dennoch ehrlichen Lächeln: „Ich kann dir nicht garantieren, dass ich es wirklich schaffe. Dennoch werde ich es versuchen. Um deinetwillen und auch wegen des Versprechens, welches ich einst gab.“
„Du hast etwas vergessen, Cousinchen. Du solltest es vor allem um deinetwillen machen. Und um dich noch ein wenig mehr auf meinen Vorschlag eingehen zu lassen, würde ich dich gerne an deinen >stillen Wettkampf< mit Jaydon erinnern“, sprach sie zu Anfangs ernst und endete in einem Kichern.
Ich musste wohl kolossal dämlich ausgesehen haben, da sie weiter kicherte: „Ich kenne dich und ich habe Augen im Kopf. Der Tanz gestern hätte feuriger nicht sein können und auch während des Wetttrinkens flogen die Funken. Du willst ihn und versuch es nicht zu leugnen. Und soweit ich bemerkt habe, will er auch was von dir.“
„Aber was ist, wenn ich dir sage, dass seine Art mich ankotzt und ich Ray besser finde?“
Luna grinste mich ziemlich blöd an, was mich dazu brachte verwirrt die Stirn zu runzeln.
„Selbst ein Blinder sieht, dass aus dir und Ray kein ernsthaftes Pärchen werden kann. Du bist leicht in ihn verknallt, aber liebe und Feuer ist da nicht im Spiel, somit hör auf ihm Hoffnungen zu machen und verdreh dem Herzensbrecher ordentlich dem Kopf“, schmunzelte sie verschmitzt und ich musste ebenfalls grinsen über ihre fröhliche Art.
„Verknallt. Ja, nur verknallt. Mehr kann da nicht werden. Außer eine gute Freundschaft“, sprach ich nun endlich aus, was mir mein Herz schon früher gesagt hatte, nur ich es einfach ignorierte.
Plötzlich grummelte Lus Magen laut auf und ich prustete los: „Ich glaube wir sollten etwas Essen, bevor etwas Schlimmes passiert und ich dein Essen werde!“
„Hey, so verfressen bin ich auch nicht!“, empörte sie sich auf meine Anspielung.
So aßen wir zum Frühstück Brötchen und tranken Kaffee dazu. Anschließend hupfte ich unter die Dusche und schmiss mein Kleid in die Wäsche.
Ich zog nachdem ich mit dem morgendlichen Ritual fertig war eine Hotpants und dazu ein ärmelloses Sportleibchen an. Wieder zurück im anderen Zimmer bemerkte ich, dass Luna genau dasselbe trug wie ich und so meinte ich verspielt: „Kommst du mit?“
„Wohin?“
„Zum Fußballplatz. Ich würde gerne mal wieder einen Ball vor die Füße bekommen!“
Sie sah mich an, als käme ich aus dem All, anschließend stellte die Frage, welche ihr im Gesicht stand: „Fußball? Du willst wirklich wieder spielen?“
Ich nickte und lächelte: „Du hast recht, ich soll endlich wieder Leben. Und nicht wie ein Toter durch die Gegend wandeln, somit will ich meine alten Hobbys die mir Spaß machten wieder aufnehmen. Sie waren ein Teil von mir, auch wenn es mich an meine Schwester erinnert, so bin ich bereit die jetzt zurück zu schieben. Du hast mir klar gemacht, dass ich mich nicht unterkriegen lassen soll und das will ich jetzt auch umsetzten. Also was ist? Kommst du mit oder nicht?“
„Gerne doch. Auch wenn ich im Fußballspielen zwei linke Füße habe, so sehe ich dir gerne dabei zu“, lächelte nun auch sie.
„Perfekt und während wir uns dorthin auf den Weg machen, kannst du mir auch gleich erzählen, was du gestern Nacht noch alles mit Collin gemacht hast“, meinte ich leichthin. Ich holte noch zwei Wasserflaschen und zwei Handtücher und übergab jeweils ein Stück Lu.
Beinahe sofort nachdem ich das gesagt hatte, schoss Luna die Röte ins Gesicht und ich hätte laut losgelacht, wenn ich nicht so eine gute Selbstbeherrschung hätte.
„Nun ja, ähm,… Wir sind ähm,… Ich glaube er und ich,…“, stotterte sie rum und ich verdrehte die Augen.
„Nun spuck es schon aus!“
„Wir sind zusammen!“, strahlte sie freudig.
Ich schmunzelte und meinte spöttisch nachdem ich die Tür hinter uns schloss und zusperrte: „Na endlich. Ich dachte er bekommt nie den Mund auf!“
Damit schob ich mir den Schlüssel in die Hosentasche und eingeharkt in Lus Arm schlenderten wir aus dem Mädchenwohnheim heraus in Richtung Fußballplatz.
Unterwegs erzählte sie mir, dass sie mit ihm tanzte und während eines Schmusesongs hätten sie sich geküsst. Anschließend hatte Col sie gefragt, ob sie nicht seine Freundin sein wolle und so wäre das dann gekommen.
„Er hat mich sogar bis auf unser Zimmer gebracht, Mel und dort gab er mir noch einen Kuss und verabschiedete sich“, erzählte sie weiter und ich freute mich für sie.
Wobei ich ihr nur mit einem Ohr zuhörte, da ich mit den Gedanken in der vorigen Nacht bei Jay hing. Und es leuchtete mir immer noch nicht ein, warum er meinen Zustand nicht ausgenutzt hatte, wie ich es ihm eigentlich zugetraut hätte und er sich so lieb um mich gekümmert hat. Auch heute Morgen war er ganz anders als sonst zu mir. Ich war mir nicht sicher, aber er hatte ausgesehen, als hätte er sich Sorgen um mich gemacht.
„… und dann hat er mich noch um ein Date mit ihm gebeten. Es ist am Dienstag, da gehen wir gemeinsam ins Kino. Aber ich will noch nicht alleine mit ihm gehen. Klar er ist super süß und so, aber es wäre mir lieber wenn du dabei bist. Das habe ich ihm auch gesagt und Col meinte, er könne seinen Bruder fragen ob auch er mitgeht, damit du dir nicht blöd vorkommst.“
Erst da hatte sie meine Aufmerksamkeit wieder und ich starrte sie mit kühlem Blick an.
„Das kannst du so was von vergessen, Cousine! Ich werde nicht mit ihm auf ein Doppeldate gehen! Zu einhundert Prozent nicht. Es mag sein, dass ich von seinem Bad-Boy-Stil und seinem Aussehen angezogen werde, aber sein Charakter ist verdorben wie eh und je. Also werde ich nicht mitgehen.“
„Bitte Mel. Für mich. Deiner Cousine und besten Freundin? Bitte, bitte, bitte“, bat sie mich. Ich blickte zu ihr hinüber, als ich bemerkte, dass sie mich anblickte und wusste, dass ich dies besser nicht gemacht hätte.
Sie hatte ihren Hundeblick aufgesetzt und zu allem Überfluss schob sie auch noch ihre Unterlippe vor.
„Diese Masche zieht bei mir nicht. Ich bleibe dabei. Nein!“, brummte ich immer noch so kühl wie zuvor.
Nach einiger Zeit gab sie es dann auf und meinte mit neuem Mut: „Es wäre eine Chance Jay besser kennen zu lernen. Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm wie du denkst.“
Augenverdrehend erwiderte ich: „Ich will mit diesem Typen, welcher einem Mädel nach der anderen das Herz bricht nichts zum Tun haben. Also Nein!“
„Melea, bitte. Tu mir diesen einen Gefallen. Du brauchst dann nichts mehr mit ihm machen. Nur dieses eine Mal und dann nie mehr“, bettelte sie weiter und wirkte beinahe verzweifelt.
Zum Glück waren wir endlich beim Platz angekommen, sodass ich mein Handtuch und die Wasserflasche auf die am nahsten stehende Sitzbank ablegte und anschließend aus der Umkleidekabine einen Ball holte.
„Dafür schuldest du mir etwas!“, willigte ich schließlich ein, als ich wieder bei ihr war.
„Ja, ich hab dich lieb, Cousine. Du bist die Beste!“, rief sie begeistert aus und umarmte mich.
Ich seufzte leicht genervt auf, sagte aber nichts mehr, sondern trat durch das Gittertor. (Der Platz war von einem Netz eingerahmt, sodass der Ball nicht weit wegfliegen oder die Leute treffen konnte.) Luna folgte mir und ich warf den Fußball achtlos auf die Seite. Bevor ich zu spielen begann würde ich mich aufwärmen. Immerhin hatte ich seit dem Tod meiner Schwester nicht mehr gespielt, somit würden meine Muskeln bestimmt etwas eingerostet sein.
Zunächst dehnte ich mich etwas, dann begann ich mit Kniebeugen und Liegestütze und anschließend rannten, teilweise auch joggten, Luna und ich drei Mal rund um den Platz. Am Ende der letzten Runde keuchte sich Lu die Lunge aus dem Leib, wobei ich gerade einmal etwas schneller atmete. Mit Freude stellte ich fest, dass meine Kondition wohl nicht unter meinem Fußballstopp gelitten hatte.
Nun ging ich dazu über etwas mit dem Ball zu spielen. Zunächst kickte ich ihn nur so umher, um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, dann blieb ich etwa elf Meter oder weiter entfernt vom Tor stehen und spielte ihn mit der Fußspitze hoch und immer bevor er auf dem Boden ankam, spielte ich ihn mit dem Fußansatz wieder in die Luft. Dies machte ich einige Male, bis ich mit einem gezielten Schuss in die rechte Kreuzecke traf.
Gemütlich lief ich zum Tor und holte Ball wieder, nur um mich auf der gleichen Stelle wie zuvor zu positionieren und ihn mit dem Fuß in die Luft zu heben. Ich spielte noch eine ganze Weile so weiter und bemerkte nichts mehr von der Außenwelt. Unbewusst begann ich zu lächeln, als ich mich an früher erinnerte. Ich hatte mit meiner Schwester und einigen Freunden gerne Matches gespielt. Fast immer spielten wir dann gegeneinander. Wir waren uns ebenbürtig und holten so manchen Pokal für unseren Verein. Plötzlich kam mir der Fallrückzieher vom Elfmeterstand in den Sinn. Früher gelang er mir nur schwer, dass ich auch ins Tor traf, sodass ich immer mehr übte, bis ich endlich eine Trefferquote von acht zu zehn erreichte. Ob mir das jetzt auch noch gelang, würde ich versuchen müssen.
Gedacht, getan. So stellte ich mich elf Meter vom Tor entfernt auf und hob den Ball wieder mit der Spitze an. Ich fing ihn mit dem rechten Knie ab, um ihn noch etwas höher in die Luft zu schießen und kurz bevor der Ball mich erreichte, warf ich mich auf den Rücken und traf die Lederkugel mit dem Fuß. Ich hörte ein Klatschen, drehte mich aber nicht um, um nachzusehen, wer mir zusah, sondern blickte dorthin, wo der Ball gelandet war. Mit einem zufriedenen Lächeln registrierte ich, dass er im Tor lag. Danach blickte ich zu der Tribüne und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Die gesamte Fußballmannschaft stand dort und sah mir zu. Unter ihnen ihr Captain, welcher ich am wenigsten von allen sehen wollte, Jaydon Kingsley.
Dazu fiel mir nur ein Wort ein: „Shit!“





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