Das Licht meiner Nacht - Teil 8

Autor: Janine
veröffentlicht am: 02.07.2012


Bis jetzt ist dieser Teil mein Liebster, und die drei Lieder, welche darin vorkommen, müsst ihr euch anhören, falls ihr sie nicht kennt, sie sind es wert *g*
Ich hoffe euch gefällt dieser Teil, also viel Spaß beim Lesen und wieder entschuldige ich mich für Fehler.
Und nun wünsche ich euch alles Liebe ;)
eure Janine


KAPITEL SIEBEN
Hündchen und Kätzchen halten ein Tänzchen

***Melea-Rosalie***
„Melea, halt endlich still verdammt noch mal!“, fluchte Luna zum wiederholten Mal, aber ich konnte nicht ruhig bleiben. Der Trubel um mich herum machte mich einfach nervös. Immerhin werkelten vier Menschen an mir herum.
„Wie kann ich still da sitzen, wo ihr vier mich irgendwie verunstaltet und ich es nicht einmal sehen kann?“, fauchte ich leicht beleidigt.
Layla hinter mir kicherte leise und Eva schloss sich ihr an, wo hingegen Stella tadelnd meinte: „Du solltest dich etwas gedulden, Mel, und falls du es glaubst oder nicht, wir versuchen dich gerade herzurichten. Und du wärst uns wirklich eine große Hilfe, wenn du einfach die Klappe halten und es genießen würdest.“
Mit einem Augenverdrehen meinte ich spitz: „Ich will ja noch nicht einmal auf diese Party. Was findet ihr alle daran so toll euch vor sämtlichen notgeilen Trotteln zur Schau zu stellen und euch anzusaufen, nur um am nächsten Tag im Bett irgendeines Kerls aufzuwachen und festzustellen, dass ihr mit eben jenem geschlafen habt?“
„Dieses Beispiel welches du soeben genannt hast, mag auf einige zutreffen, aber andere gehen auf Partys um zu tanzen, die Musik zu genießen, neue Freunde zu finden oder einfach nur mit ihren Freunden Spaß zu haben“, antwortete mir Eva und bearbeitete mit Layla weiter meine Haare.
„Na und, trotzdem will ich nicht“, maulte ich unzufrieden weiter.
Stella schüttelte seufzend den Kopf, schwieg aber und feilte meine Nägel weiter.
Wohingegen Lu schelmisch grinste, sich zu mir herabbeugte und flüsterte: „Du hast Angst davor, dass was zwischen dir und Raymond passieren könnte. Versuch es nicht zu leugnen, ich kenne dich besser als du denkst.“
„Du spinnst“, hauchte ich kühl zurück und schlug meine Augen nieder. Ich wusste nicht was zwischen mir und Ray war. Er geht mir kaum aus dem Kopf, aber irgendetwas hat auch Jaydon. Er übt, auch wenn er ein Arschloch ist, eine Anziehung auf mich aus, derer ich mich nicht entziehen kann und wenn ich ehrlich bin, macht mir unsere Streiterei irgendwie Spaß.
Innerlich schlug ich mir für diese Gedankengänge gegen die Stirn und war froh, dass Lu mich aus meinen Gedanken riss.
Sie war wieder zurückgewichen und sah mich mit einem nachdenklichen Blick an, bevor sie meinte: „Mel, mach deine Augen auf. Die Wimperntusche und der Kajal fehlen noch.“
Ich stieß die Luft aus, schob die letzten Gedankenschwaden beiseite und tat wie mir befohlen.
Ich hatte mich zu Anfang noch gegen diese ganze Sache gesträubt, aber gegen vier Sturköpfen kam selbst ich nicht an. Und sobald ich ihnen meine Einwilligung gegeben hatte, musste ich mir mein Outfit anziehen und wurde kurz darauf auch schon auf einen Sessel befördert. Wo sich Layla und Eva sofort auf meine Haare stürzten und mit diese keine Ahnung was taten. Meine hinterlistige Cousine hatte sich sofort auf meine Schminksachen gestürzt und Stella begann sich um meine Nägel zu kümmern. Und nun saß ich schon seit gefühlten drei Stunden hier und durfte noch nicht einmal den kleinen Finger bewegen.
Ich musste noch, so fühlte es sich für mich an, eine Stunde warten, bis ich endlich vor den Spiegel treten durfte. Meine drei Freundinnen machten sich währenddessen aus dem Staub, um sich selbst fertig für die Party zu machen.
Und sobald ich mich sah, verschlug es mir die Sprache. Das einzige was ich denken konnte, war: >Das wäre ich vielleicht gewesen, wenn meine Welt nicht zertrümmert worden wäre, aber das bin nicht ich!<
Lu hatte meinen Gesichtsausdruck bemerkt und meinte leise, bevor sie ins Bad ging: „Das Gute an Partys ist, du kannst sein wer und vor allem wie du sein willst.“
Ihre Worte brannten sich in mein Hirn ein und wie ein Mantra wurde es ohne mein freiwilliges Zutun andauernd abgespielt, bis ich gezwungener Maßen einen Entschluss gefasst hatte. Diese eine Nacht würde mir gehören und so schob ich meiner Vergangenheit, und auch dem innerlich zerbrochenem Kind, das sich dahinter versteckte, einen Rigel vor und ließ eine andere, strahlende und innerlich unversehrte Melea-Rosalie an ihren Platz treten.
Meine Augen begannen zwar nicht vor Leben sprühend zu glänzen, aber dafür wirkten sie nicht mehr so leblos.
Ich betrachtete mich noch einmal und nun fühlte ich mich endlich wohl in meiner Haut.
Meine Haare fielen mir in sanften Wellen hinab auf meinen Rücken und vorne über die Brust, sodass sie mein Gesicht umrahmten. Ich trug die roten Ohrringe meiner Mutter und die Halskette, welche ich einst von Ray bekam. Meine Augen waren dezent geschminkt und auf meinen Lippen war ein glitzerndes Lipgloss aufgetragen worden. Und dazu trug ich einen Traum aus Seide und Satin. Es war das Kleid einer Tänzerin. Der Stoff umschmeichelte meine Figur und durch die schwarzen Riemenschuhe mit dem kleinen Absatz wurden meine Beine betont. Von der linken Seite ging das Kleid schräg hinab auf die Rechte, sodass es dort länger war und mir bis zum Knie reichte. Jedoch war ebenjene Spitze, an der es bei meinem Knie endete, durch einen Schnitt in die Hälfte geteilt. Der Schnitt war nicht lang, sondern ging nur bis ungefähr zur Mitte meines Oberschenkels, also dort, wo die Abschrägung vom Kleid begann. Und dort direkt am Ende des Spaltes setzte das rote Muster ein. Eine Linie, welche eine Dornenranke darstellte, umrundete das Kleid einmal, wobei sie erst über dem Herzen endete, um dort eine glänzende, rote Rosenblüte zu hinterlassen.
Da die Grundfarbe des Kleides schwarz war, wurde das rote Muster noch mehr hervorgehoben.
Ich hatte es mir mit meinen gesamten Ersparnissen gekauft, bevor wir hierher aufs Internat kamen und nun trug ich es das erste Mal richtig und es war noch schöner als ich es in Erinnerung hatte.
Nun konnte die Party von mir aus beginnen. Ich war bereit.
Und kaum das ich das gedacht hatte, klopfte es an der Tür und wie von der Tarantel gestochen, stürzte Luna aus dem Bad und riss beinahe unsere Eingangstür aus den Angeln.
Sie hatte ein grünes Cocktailkleid an, welches ihre Vorzüge hervorhob und die Stöckelschuhe, welche sie trug taten ihren Rest damit, indem sie ihre bereits langen Beine noch länger wirken ließen. Ihre Haare hatte sie mit einer Spange hochgesteckt und sie war, genau wie ich, nur dezent geschminkt.
„So ihr beiden Hübschen, die Party wartetet schon auf euch, also kommt! Los geht’s!“, lächelte Layla freundlich.
Mit einem Lächeln folgte ich den beiden, um kurz darauf am Gang zu stehen, wo Eva und Stella ebenfalls warteten. Ich sperrte noch schnell die Tür hinter mir ab und warf den Schlüssel in Luna‘ s Handtäschchen. Denn zu meinem Kleid hatte ich zu meinem Bedauern kein passendes gefunden.
Zu fünft schlenderten wir nun über das Internatsareal um schließlich bei einer Halle anzukommen, woher man schon von weitem die Musik hören konnte.
Vor dem riesigen, geschlossenen Eisentor hielten wir inne und Eva meinte grinsend: „Diese Party ist fast genauso wie jede andere, also seid glücklich und habt Spaß, aber einen Tipp gebe ich euch, wenn ihr Wetttrinken müsste, betet darum, dass ihr nicht gegen Jaydon oder Collin antreten müsst. Die beiden halten viel aus und sind deshalb unsere unbesiegten Könige, seit sie hier sind.“
Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte verwirrt: „Wetttrinken? Ihr sauft um die Wette?“
Layla lachte: „Wenn du es genau wissen willst, dann schau es dir einfach an.“
Dann wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und die Scheinwerfer auf uns gerichtet. Die Musik wurde für kurze Zeit leiser gestellt und Layla, welche dem DJ das Mikro entrissen hatte, rief: „Und hier sind unsere beiden Neuzugänge. Eine blonde Schönheit in Grün mit Namen Luna Roe. Und direkt daneben Melea-Rosalie Tracon unser brünetter Engel in schwarz und rot.“
Ein rötlicher Schimmer legte sich auf meine Wangen, als mir bewusst wurde, dass wirklich jeder im ganzen Saal uns betrachtete. Doch zum Glück erlöste mich Layla indem sie rief: „Und nun kann die Party richtig starten.“
Sie verließ das DJ-Pult und kam zu uns zurück, um uns zu der Bar zu schleppen. Wo wir uns etwas zu trinken bestellten und für einen Moment die Musik genossen.
Doch kaum das wir fünf Minuten saßen, kamen auch schon die Freunde von Eva, Stella und Layla, um sie auf die Tanzfläche zu führen. Nun saßen nur noch Lu und ich an der Theke und betrachteten die Partymeute. Ich hielt Ausschau nach Raymond, welchen ich bis jetzt noch nicht gefunden hatte. Collin hatte ich bereits bei unserem Eintritt gesehen, doch Ray war nicht da. Vielleicht würde er ja noch kommen. Ich gab das suchen auf und bis jetzt hatte ich noch nichts entdeckt was anders war als auf anderen Partys, aber die Nacht war ja noch lang.
Plötzlich fiel mir das Podest, welches ich von Anfang an hätte sehen müssen, auf. Es stand inmitten der Halle und man konnte es von jeder Ecke genauestens sehen. Es war leer, wahrscheinlich traute sich keiner dort oben zu tanzen.
Ich wandte meinen Blick wieder ab und nahm einen Schluck von meiner Cola. Ich hatte nämlich nicht vor jetzt schon betrunken zu werden, auch wenn ich viel aushielt. Ich ließ meine Blicke wieder schweifen und dann bemerkte ich, dass zwei Gestalten auf das Podest stiegen. Ich blickte genauer hin und erkannte das es zwei Jungs waren, aber wer es war, konnte ich nun nicht sagen, dennoch hatte ich eine Ahnung.
Ich war nicht die Einzige, welche die beiden Jungs am Podest bemerkt hatte, und so blickten auch viele andere hinauf.
Der kleinere stand nun auf der rechten Ecke und der größere auf der Linken. Beide blickten hinab auf die Menge und dann, als ein bläuliches Licht auf sie schien, erkannte ich sie. Es waren die beiden Kingsley-brüder. Der Größere war Collin und der Kleinere Jaydon. Ich musterte sie und meine Meinung zu ihrem Aussehen war: Scharf! Beide sahen einfach nur gut aus.
Collin trug eine dunkle Jeans, welche lässig auf der Hüfte saß und im Kontrast dazu ein weißes Muskelshirt. Seine Haare trug er wie immer und als sein suchender Blick uns traf, erhellte ein liebevolles Lächeln, welches für Luna bestimmt war, sein Gesicht.
Jaydon hingegen trug eine helle, halb zerrissene Jeans, welche perfekt an seinen Beinen anlag und ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt. Er stellte somit das perfekte Gegenteil Collins dar. Und so gern ich sagen würde >Ich finde die braven Typen wie Collin besser< war es nicht die Wahrheit. Ich fand Typen, welche auf Bad Boy tun schon immer attraktiver, jedoch hasste ich es wie die Pest, wenn sie so Machohaft so wie Jaydon waren.
Nur am Rande nahm ich wahr, wie beide sich mit leicht gespreizten Beinen locker hinstellten und der letzte Ton eine Songs verklang. Nun hatte wirklich jeder sie bemerkt und ein Johlen ging durch die Menge. Und dann begannen die ersten Takte des neuen Songs. Ich erkannte dieses Lied beinahe sofort. Es war Turn me on von David Guetta.
Synchron führten sie eine schwungvolle Bewegung nach der anderen aus. Geschmeidig und schnell verbanden sie eine Schrittfolge mit der Nächsten. Jede Bewegung passte, jeder Schritt saß.
Die anderen Jugendlichen nahmen wieder das tanzen auf, jedoch nicht ohne die Brüder aus den Augen zu lassen.
Locker und elegant legten sie dort oben einen wahnsinns Tanz hin. Es sah aus, als hätten die beiden nie etwas anderes gemacht. Das Tanzen musste ihnen im Blut liegen.
Mein Blick lag hauptsächlich auf Jaydon. Er machte beim Tanzen eine unglaubliche Figur, welche mich anzog. Mein Blut begann in meinen Ohren zu rauschen, als ich ihn weiter beobachtete. Man konnte durch das Shirt das Spiel seiner Muskeln sehen und um seine Lippen lag ein Lächeln, welches seine Augen funkeln ließ.
Gedankenverloren fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen. Mein Blick war an ihm gefesselt und ich konnte mich einfach nicht los reißen.
Als hätte er gespürt, dass ich ihn betrachtete, wandte er seinen Kopf zu mir und blickte mir direkt in die Augen. Unwillkürlich hielt ich die Luft an und mein Herz begann wie verrückt zu pochen.
Ohne das tanzen zu unterbrechen musterte er mich mit einem höhnischen Blick und er grinste mich spöttisch, vielleicht auch herausfordernd an. Ich wusste es nicht genau, doch beinahe sofort siedete heiße Wut in mir hoch und ich erdolchte ihn förmlich mit meinen Blicken. Schade dass Blicke nicht töten konnten.
Als hätte er dasselbe gedacht, wurde sein spöttisches Grinsen zu einem mehr als nur belustigten. Eines wusste ich, das würde ich nicht auf mir sitzen lassen. Den ganzen weiteren Tanz über duellierten wir uns mit Blicken und als der letzte Ton verklang, brach ein Applaus aus. Die beiden Brüder verbeugten sich um anschließend das Podest zu verlassen.
„Komm mit, Lu!“, zischte ich vor Wut und schnappte mir ihren Arm.
„Was hast du vor?“, fragte sie mich argwöhnisch, als ich zielstrebig durch die Tanzfläche ging.
„Nach was sieht es aus? Ich will tanzen“, giftete ich zurück.
„Doch nicht da oben oder?“ Ich spürte, wie sich ihre Schritte verlangsamten und zog sie mit.
„Wo denn sonst?!“, fauchte ich und schritt auf die Treppen, welche auf das Podest führten, zu.
„Eine Frage, seit wann lässt du dich von Blicken so auf die Palme bringen?“, fragte sie und meine Intuition sagte mir, dass diese Frage einen tieferen Hintergrund hatte, als es schien, dennoch antwortete ich: „Ich lass mich nicht auf die Palme bringen, aber dieser Typ will eindeutig Krieg und diesen bekommt er jetzt auch.“
„Sicherlich“, gab sie sarkastisch zurück und wechselte das Thema indem sie vor der ersten Stufe stehen blieb und jammerte: „Ich will da nicht rauf!“
„Und warum nicht?“, fragte ich und versuchte ruhiger zu werden.
„Da sind so viele Leute, die uns dann anstarren“, gab sie zurück und spielte ihre Schüchternheitskarte aus.
Ich verdrehte die Augen, als ich antwortete: „Ein Tanz, Lu. Wir haben schon lange nicht mehr gemeinsam Spaß gehabt. Und du sagtest mir, dass wir heute sein können, wer wir und wie wir sein wollen, also los. Und falls du es vergessen hast, wir waren die besten Tänzerinnen unserer Schule, also können wir uns noch nicht einmal blamieren.“
Das hatte sie wohl überredet, denn nun zerrte sie mich regelrecht die Treppen hinauf, doch zuvor sagten wir dem DJ welches Lied wir wollten.
Oben angekommen, stellten wir uns in die Mitte. Zwischen uns war so viel platz, dass noch zwei weitere Menschen Platz gehabt hätten. Wir blickten uns aber nicht an, sondern ich sah nach rechts, von wo ich einen spöttischen Blick auf Jaydon werfen konnte, welchen ich soeben entdeckte. Er starrte uns, wie einige andere, entgeistert an und im Gegensatz zu mir blickte Luna nach links, wo sie, wie ich vermutete, ihren Col mit den Augen liebkoste, da er dort mit unserer Clique stand.
Auf uns war man genauso schnell aufmerksam geworden, wie auf Jaydon und Collin. Gut so. Es blickte nun wirklich jeder zu uns und ich konnte mir schon die irritierten Blicke meiner Freunde im Kopf vorstellen. Ein erheitertes Grinsen erhellte mein Gesicht und dann begann auch schon unser Lied, Like a Lady von den Monrose.
Die Choreografie hatten wir in unserer alten Schule selbst erstellt, um am Tanzwettbewerb teil zu nehmen, aber da wir ja hier her gekommen waren, konnten wir sie nie vorführen. Doch nun hatten wir die Chance dazu und nutzten sie auch. In diesem Tanz hatten wir verschiedene Tanzarten mit einigen eigenen Bewegungen kombiniert. Wir bauten sowohl Räderschlagen als auch Spagate ein, auch wenn der Rhythmus des Liedes ziemlich schnell war.
Mein Körper erinnerte sich an jeden einzelnen Bewegungsablauf. Meine Muskeln waren bis zum Zerreißen gespannt, dennoch wirkte alles was ich tat geschmeidig. Beinahe die ganze Zeit über nagelte ich Jaydon mit nicht wirklich höflichen Blicken fest. Und erst als ich dazu gezwungen wurde, blickte ich meine Cousine an. Wir gaben uns mit einem unscheinbaren Nicken das Zeichen, das wir bereit waren und begannen den letzten Teil und auch Schwierigsten.
Wie ein Schleier flog meine Haarpracht hinter mir her, als ich mit einer schwungvollen Drehung wieder in meine Anfangsposition kam. Gleichzeitig erstarrte auch Lu und wie zuvor standen wir uns mit abgewandten Gesichtern gegenüber.
Zunächst herrschte Schweigen. Ich wurde dadurch etwas verunsichert, doch dann brandete der Applaus auf. Lu und ich lösten uns aus der Starre und verbeugten uns brav. Ich wollte Jaydon noch einen letzten triumphalen Blick zuwerfen, doch er war weg.
Ich wollte mich umdrehen, um Lu zu folgen, da sie bereits zurück zu Collin und den andern ging, doch ich wurde aufgehalten, indem sich eine Hand um mein Handgelenk schloss und sich ein Arm um meine Hüfte schlang, welcher mich an einen eindeutig gut trainierten und vor allem männlichen Körper presste.
Kurz war ich wie gelähmt, doch dann riss ich mich wieder zusammen und wollte mich aus diesem Griff lösen, als ich sanfte Lippen an meinem Ohr spürte. Der warme Atem kitzelte und verursachte mir gleichzeitig einen kaltwarmen Schauder, als eine Stimme verführerisch hauchte: „Schönes Tänzchen, Kätzchen, aber nun zeige ich dir, wie richtiges Tanzen funktioniert.“
Ich lächelte in mich hinein und ignorierte meinen beschleunigten Herzschlag und das Kribbeln, welches in meinen Bauch entstand, und drehte meinen Kopf auf die Seite, sodass ich ihm teilweise in die Augen sehen konnte. Danach sagte ich mit spöttischer Stimme und einem intensiven Blick: „Das Hündchen will mir zeigen, wie man richtig tanzt? Wie süß, aber glaub ja nicht, dass ich mich dir unterwerfe!“
Am liebsten hätte ich mich von ihm losgerissen, denn die Nähe zu ihm verwirrte mich zutiefst, aber er ließ mich nicht los und da ich gegen seine Kraft nicht ankam, musste ich wohl oder übel mit ihm tanzen. Aber auch wenn mein Herz an Geschmacksverirrung litt, würde ich mich ihm nicht so einfach unterwerfen und hingeben ohne dass er sich um mich bemühte und sein Machogehabe aufgab. Denn bevor das nicht passiert war, müsste ich entweder stockbesoffen oder psychisch im Eimer sein, damit ich mich ihm vollständig öffnete und ihm vertraute.
Und zur Antwort nickte er dem DJ zu und schon begann das nächste Lied. Toxic von Britney Spears. Ich hatte keine Zeit zum Reagieren, denn schon drehte er mich zu sich um, griff nach meiner Hand und legte seine andere an meine Hüfte. Er drückte mich gegen seine starke Brust und ich roch seinen herrlichen Geruch. Mein Hirn schaltete sich schlagartig auf off, wobei sich gleichzeitig meine Wangen röteten, als mir diese Nähe wirklich bewusst wurde. Ich wollte mich an ihn schmiegen, als ich spürte wie er sich gegen mich bewegte, doch ich zwang mich wieder klar zu denken und rettete mich selbst aus diesen geistig abwesenden Zustand. Mein Körper passte sich währenddessen ohne mein wirkliches Zutun seinem Takt an und ließ sich führen. Innerlich zwang ich mich selbst zur Ruhe, dann legte ich keck meine Hand auf seine Schulter und sah ihn mit einem hinterlistigen Grinsen und strahlenden Augen an.
„Du wirst nicht gewinnen, Hündchen“, flüsterte ich in sein Ohr und streifte mit meinen Lippen provokant seinen Hals.
In seinen Augen erkannte ich seine kurzzeitige Verwirrung, doch dann lächelte er siegesgewiss, als er mich von sich wegstieß und dann mit einer Drehung wieder zu sich zog. Für einen kurzen Moment waren wir uns so nah, sodass kein Blatt zwischen uns gepasst hätte.
„Das werden wir ja noch sehen, Kätzchen“, gab er mit funkelnden Augen zurück und streifte mit seinen Lippen meine rechte Wange.
Ich musste ein Keuchen unterdrücken und meinte spitz: „Vorsicht!“
Dann löste ich im richtigen Moment, als er es nicht erwartete, meine Hände aus seiner Umklammerung und stieß sie sanft gegen seine Brust. So führte ich ihn vier Schritte zurück, wo ich mich dann mit einer Drehung umdrehte und die Arme verkehrt herum um seinen Hals schlang. Ich bewegte ziemlich provokativ meine Hüften gegen sein und ließ mich anschließend zu Boden sinken ließ, um in einen Spagat überzugehen. Während ich hinab sank, strich ich ihm mit meinen Armen über den Oberkörper, doch sobald ich den Boden unter mir erreicht hatte, packte er meine Hände und entriss mir die Führung wieder. Er zog mich hoch und drehte mich mit dem Gesicht zu sich und führte mich wieder in die Mitte der Tanzfläche.
„Noch einmal werde ich dir nicht die Führung überlassen, auch wenn du Feuer hast, gegen mich kommst du nicht an“, sagte er mit rauer Stimme, welche mir durch und durch ging.
„Das werden wir noch sehen!“, grinste ich ihn kokett an und zur Antwort zwinkerte er mir keck zu, wobei er mir gleichzeitig eine Hand wieder um die Hüften legte und ein Bein zwischen die meinen schob und sich weit zu mir vorlehnte, sodass ich mich nach hinten fallen ließ und in seinen Armen hing. Kurz ließ ich ihm seinen Spaß, dann richtete ich wieder auf und drängte ihn zurück, sodass wir wieder aufrecht tanzten.
Ich entriss ihm die Führung wieder, schlang meine Arme um seinen Hals, legte ein Bein um seine Hüfte und ließ mich etwas nach hinten fallen, wobei ich meinen Kopf gleichzeitig in den Nacken legte. Ich bemerkte, wie ihm kurz die Luft stockte und meine Augen blitzten vergnügt auf. Ha!
Ich bemerkte, dass er nicht bereit war seine Schwäche zu zeigen, übernahm wieder die Führung und dirigierte mich in einer schnellen Abfolge von Tanzschritten über das Podest. Er kam mir mit dem Gesicht ziemlich nah und unwillkürlich wich ich zurück. In seinen Augen blitzte es genauso vergnügt auf, wie in meinen zuvor.
Nach einer weiteren Drehung zog er mich fest zu sich und drückte seine warmen Lippen ganz knapp neben meine.
Ich gab mir Mühe um nicht die Beherrschung zu verlieren. Erstens, weil ich nicht wusste ob ich ihn küssen oder eine knallen sollte und zweitens um nicht an Herzversagen zu sterben.
Während wir weiter eng über die Tanzfläche schwebten, drückte ich meine Wange an seine und zischte: „Pass auf was du tust, Hündchen!“
Er Antwortete mir mit einem flirtenden, machohaften Blick, welcher mich beinahe sofort zur Weißglut brachte und gleichzeitig mein Herz zerfließen ließ. Ich musste mich ermahnen bloß nicht nachzugeben.
Das Lied neigte sich langsam seinem Ende zu und als der letzte Takt anklang, wurde ich von Jaydon an sich gezogen. Er legte mir seine Hände um die Hüften und beigte sich ganz nahe zu mir herunter. Ich fuhr ihm mit meiner einen Hand in sein schwarzes Haar und die andere legte ich sanft auf seine Wange. Ich wich keinen einzigen Schritt zurück, als er mir näher kam. Und selbst als unsere Lippen nur noch kurz voneinander entfernt waren, trat ich nicht zurück. Ganz im Gegenteil, meine Augen strahlten so glücklich wie noch nie und gleichzeitig zeigten sie ihm, dass ich mich über ihn lustig machte. Er funkelte mich mit dem gleichen Blick an und auch als der letzte Ton des Liedes verklang, verharrten wir einen weiteren Moment so, ehe wir im Beifall unseres Publikums auseinandertraten.
Wir stiegen, beide auf einer anderen Seite, vom Podest hinab und während ich zu meiner Clique ging, ging er zu der seinen. Innerlich brannte ich von diesem Tanz und lechzte nach mehr, aber das verbat ich mir. Ich würde nicht gegen ihn verlieren. Niemals. Auch wenn mein Herz nach ihm schrie, würde ich nicht nachgeben. Während des Tanzes war ich tausend Tode gestorben, denn erst da hatte es erkannt. Er übte eine unerklärliche Anziehung auf mich aus. Auch wenn er immer so auf Machoarschloch tat, sah ich unterm tanzen seine wahre Persönlichkeit hervorblitzen. Vielleicht war er doch nicht so zum kotzen, wie ich dachte, aber trotz alle dem würde ich nicht freiwillig aufgeben.





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