Das Licht meiner Nacht - Teil 2

Autor: Janine
veröffentlicht am: 18.06.2012


Sooo, ich hoffe euch gefällt der Teil, in diesem Teil geht es hauptsächlich um die Vergangenheit, damit ihr versteht, was da alles passierte.
Viel Spaß beim Lesen. Lg Janine
PS: Ich werde vermutlich nur einen bis maximal vier Teile in der Woche einschicken können. Also seit mir nicht zu böse. Und für Fehler entschuldige ich mich gleich mal.


KAPITEL EINS
Vollmondnacht

Schweigend saß ich auf meinem Bett. Eingemummt in meiner Decke blickte ich starr aus dem Fenster. Mit leerem Blick besah ich den Sternenhimmel. Betrachtete den hell scheinenden Mond, der kühl auf die Erde hinabblickte. Auf sie aufpasste, während sie schlief.
Ich betrachtete die vielen Lichter, die dem Mond halfen den großen und weiten und vor allem dunklen Himmel zu erhellen. Und dachte daran zurück wie oft ich seit diesem einen Tag bereits in den Himmel gesehen hatte - ob nun Tag oder Nacht war egal - und wurde dadurch unfreiwillig an meine Mutter und meine Schwester erinnert. Ich wollte die Gedanken an sie verscheuchen doch es gelang mir einfach nicht. An Vollmondnächten konnte ich einfach nicht stark sein. Es hangen zu viele Erinnerungen an ihnen. Und das Schrecklichste war, dass mir ein einziges Bild, welches sich in meinen Geist eingebrannt hatte, solche Alpträume verursachte, dass ich mich kaum traute die Augen zu schließen. Denn sobald ich dies in so einer Nacht tat, sah ich sowohl den Tod meiner Mutter, als auch den meiner Schwester vor mir. Ich konnte mich nicht von diesen Bildern lösen. Sie überdeckten alles. Alle meine guten Erinnerungen und brachte mir Albträume, welche mich jede Nacht heimsuchten und in Vollmondnächten den Schlaf raubten.

***Vergangenheit (Anfang)***
Der Vollmond warf sein kaltes Licht in unser Zimmer, als ich mit einem Schrei erwachte und vor lauter Schreck bitterlich zu weinen begann. Ich hatte einen Albtraum gehabt und zitterte am ganzen Körper. Durch meinen Schrei war meine Schwester aufgewacht und sah mich Sorgenvoll an. „Meli, weine doch nicht. Es war nur ein Traum. Alles ist gut“, versuchte sie mich zu beruhigen, doch ich schluchzte weiter. Sie bemerkte das und kam zu mir herüber, wo sie sich zu mir ins Bett kuschelte und mich in den Arm nahm. Ich kuschelte mich in ihre Umarmung und schluchzte weiter. Man konnte es mir nicht verübeln immerhin war ich erst sechs Jahre alt und meine Schwester war zehn.
Sanft fuhr sie mir durch meine roten Locken und murmelte mir aufmunternde Worte zu. Ich ließ mich beruhigen und schlief auch recht schnell wieder ein, doch kaum war ich tief und fest eingeschlafen, riss mich ein lautes Krachen aus dem Schlaf. Auch meine Schwester erwachte und wollte bereits aufstehen, als meine Mutter hereinstürmte. Sie gab uns beiden einen Kuss und meinte eindringlich: „Vergesst nie, dass ich euch mehr Liebe als mein Leben, meine zwei Blumen. Lasst euch nichts gefallen was ihr nicht wollt, auch wenn es von Jemand kommt, den ihr lieb habt. Wehrt euch wenn es sein muss und vor allem seid stark. Lasst euch von nichts und niemandem unterkriegen. Und vergesst eines nicht, die Vergangenheit ist vorbei und man kann sie nicht ändern, also schaut immer nach vorne und niemals zurück, denn ihr müsst im Jetzt und Heute leben und es genießen und lieben. Und Dian-Shianne, pass gut auf deine kleine Schwester auf und auch du Melea-Rosalie achte und folge deiner großen Schwester. Ich habe euch beide Lieb und nun versteckt euch hier in diesem Zimmer und keinen Mucks. Kommt erst heraus, wenn ich euch rufe. Und versprecht mir noch eines: Liebt und genießt jede einzelne Sekunde eures Lebens und werdet glücklich.“
Auch wenn wir beide nicht genau wussten, was Mutter damit meinte nickten wir. Sie küsste uns jeweils kurz auf die Stirn und dann verließ sie, mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen, unser Zimmer. Kurz waren wir beide verwirrt, dann aber schnappte mich meine Schwester am Arm und zog mich Richtung Kleiderschrank. In diesen stellten oder besser gesagt setzten wir uns hinein und warteten darauf dass irgendetwas geschah.
Lange mussten wir jedenfalls nicht warten, denn kaum dass wir ein paar Minuten stumm dasaßen ertönten ein Schuss und ein Schrei.
Sowohl meine Schwester als auch ich begannen wie Espenlaub zu zittern. Keine von uns beiden wagte sich aus dem Schrank um nach zu sehen was los war, denn wir waren zu erstarrt und da unsere Mutter es verboten hatte, durften wir so oder so nicht nachgucken.
So verging die Zeit. Zunächst waren es nur einige Minuten, dann eine Stunde, dann zwei. Nichts rührte sich und schließlich hielten wir es nicht mehr aus.
Leise kletterten wir aus dem Schrank und schlichen uns aus dem Zimmer. Ich folgte meiner Schwester und spürte die Angst. Kurz entschlossen griff ich nach ihrer Hand und fühlte mich sofort wohler. Zusammen stiegen wir die Treppen hinab und gingen in die Küche wo Licht brannte. Doch sobald meine Schwester und ich diese betraten, zerbrach unsere Welt mit einem Mal.
Unser Vater Keyan Tracon saß seelenruhig am Tisch und hielt eine Waffe in der Hand. Er schien uns noch nicht bemerkt zu haben, denn sein verschleierter Blick war auf die blutende Frau zu seinen Füßen gerichtet. Unserer toten Mutter.
Ich sah das viele Blut, welches den Fußboden tränkte und immer noch aus dem Loch, welches sich auf der Brust meiner Mutter befand, austrat. Sofort stürzten meine Schwester und ich zu ihr. Sie schien aus als würde sie schlafen und zunächst glaubte ich das auch. Bis meine Schwester zu weinen begann und schrie: „Mama, komm wieder zurück. Du kannst nicht tot sein. Warum?“
Und dann hörte ich das Lachen. Dieses kranke, beinahe hysterische Lachen meines Vaters. Er stand nun vor uns und seine Stimme war kalt, als er zischte: „So wie sie werdet ihr auch bald am Boden liegen. Ihr verdient es nicht zu leben. Ebenso wenig wie sie es verdient hatte. Und dann hörte man zwei weitere Schüsse und alles wurde schwarz um mich.

Als ich erwachte lag ich in einem Spital. Meine Schwester ebenfalls. Wir beide hatten jeweils eine Schusswunde im Bauch. Sonst ging es uns körperlich gesehen gut, doch seelisch waren wir beide in einer anderen Welt.
Später erfuhren wir, dass Nachbarn den ersten Schuss und den Schrei hörten und die Polizei und die Rettung verständigt hatten.
Psychologen halfen uns das alles zu verarbeiten und wir wussten nur, dass unser Vater abgetaucht war und die Polizei ihn suchte.
Es vergingen fünf Jahre. Fünf Jahre wo wir bei meiner Cousin und unserer Tante lebten. Wir waren anders als früher. Ich war ängstlich und schüchtern. Versteckte mich hinter meiner Schwester und meiner Cousine. Hatte panische Angst davor Vater würde auftauchen und anfangs fühlte ich mich innerlich tot, doch dies hatte sich gelegt. Ich lachte zwar seltener als früher, aber dennoch. Weinen tat ich auch nur mehr selten und ich besuchte jede Woche zusammen mit meiner Schwester das Grab unserer Mutter. Wir hatten nach einiger Zeit endlich akzeptiert, dass sie tot war und arbeiteten daran ihr ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Somit versuchten wir unser Leben zu genießen. Unsere Tante kümmerte sich kaum um uns, doch das störte uns drei recht wenig. Wir machten viel Unsinn, hatten Spaß, lebten unser Leben und waren glücklich, bis mir mein Schicksal nun komplett mein Genick brach.

Es war ein relativ schöner Tag gewesen. In der Schule hatten wir drei wieder einmal die Lehrer zur Weißglut gebracht und allerhand Schabernack getrieben. Kichernd und Lachend japsten wir drei, Luna, Dia und ich nach Hause. Nichts Böses ahnend betraten wir das Haus und marschierten nichtsahnend in die Küche.
Wir wussten bereits, dass unsere Tante nicht daheim war und somit wollte meine Schwester uns schnell eine Tiefkühlpizza warm machen, doch es kam anders. Ganz anders.
Kaum dass meine Schwester im Raum stand, erstarrte sie. Ich trat als nächstes ein und mir erging es nicht anders, nur dass ich wie schon vor fünf Jahren wie Espenlaub zu zittern begann. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper und konnte nur den Mann vor mir anstarren.
„Begrüßt man so etwa den Mann, der euch groß gezogen hat?“, fragte er mit kalter Stimme.
Ein Schauer durchlief meinen Körper und es schien für mich so, als wäre die Temperatur um mindestens zehn Grad gefallen.
Ich riss mich als erstes wieder zusammen, schob meine Cousine hinter meinen Rücken aus der Küche raus und bedeutete ihr die Polizei anzurufen. Sie reagierte sofort und unser Vater schien dies Gott sie dank nicht bemerkt zu haben, denn er war zu sehr auf meine Schwester fixiert, als er dann seinen Blick auf mich richtete, stoppte mein Herz für Sekunden. Er sah mich mit einem mehr als hasserfüllten Blick an, zog ein Messer und kam drohen auf mich zu. Ich wollte einen Schritt zurückgehen, doch da hatte er mich schon gepackt. Und endlich bewegte sich auch meine Schwester. Sie schrie auf und versuchte ihn von mir zu stoßen, während ich vor Angst erstarrte. Erst ihr schmerzerfüllter Schrei weckte mich aus meiner Trance. Er hatte sie mit dem Messer am Arm verletzt und mich losgelassen. Ich wich sofort mehrere Schritte von ihm zurück, doch zum Weglaufen kam ich nicht mehr. Denn da machte Keyan einen Satz auf mich zu und fauchte: „Nun werdet ihr endlich krepieren wie ihr es bereits vor Jahren hättet tun müssen.“
Doch so schnell konnte ich gar nicht schauen, da hatte sich meine Schwester auf mich geworfen. Ich stürzte zu Boden und schlug mir den Kopf hart an der Wand. Wobei ich das Bewusstsein verlor. Das letzte was ich wahrnahm war der Schrei meiner Schwester und der meiner Cousine.

Wieder einmal wachte ich im Spital auf, wo Luna und Trisha bereits an meinem Bett saßen. Sofort fragte ich nach meiner Schwester, obwohl ich bereits tief in mir drinnen spürte dass sie sich für mich geopfert hatte. Und dass wurde mir auch von meiner Tante bestätigt.
Es war als würde mir der Boden unter den Füßen weggebrochen sein. Ich sank hinab in ein Loch aus dem ich nicht mehr herauskam. Nicht einmal die Psychologen schafften es mich diesmal wieder aufzubauen. Ich war verloren in einem schwarzen Meer, worin ich zu ertrinken drohte. Und der einzige noch lebende halt war meine Cousine.
Sie erzählte mir, dass nach meinem Zusammenbruch die Polizei angekommen war und meinen Vater festnahm. Er hatte lebenslang bekommen und somit müsse ich nie wieder Angst vor ihm haben. Ich war tief in mir drinnen erleichtert, doch das spürte ich erst nach zwei vollen Jahren, in denen ich um meine Schwester und meine Mutter trauerte.

Nun war ich fünfzehn. Ich stand vor dem Grab meiner Mutter und meiner Schwester. Immer noch konnte ich mich nicht aus diesem Meer der Trauer flüchten. Ich war innerlich tot und schaffte es einfach nicht wieder ins Leben zurück zu finden. Tränen rannen mir die Wangen hinab als ich mich an das Versprechen erinnerte, welches meine Schwester und ich unserer Mutter mit sechs Jahren gegeben hatte. >Liebt und genießt jede einzelne Sekunde eures Lebens und werdet glücklich<, aber wie sollte ich das nun anstellen?
Ich betrachtete den weißen Grabstein und fragte mit tränenerstickter Stimme: „Mutter, es tut mir leid, aber ich kann mein Versprechen nicht halten. Ich werde es versuchen, doch ich bezweifle, dass ich es halten kann. Ich habe keine Kraft mehr dazu. Ich bin schwach. Sahst du nicht, wie ich mich immer hinter Luna und meiner Schwester versteckte? Ich bin nicht so stark wie Dia und war es auch nie. Ich schaffe es noch nicht einmal aus diesem Loch zu kommen, weil ich einfach zu große Angst habe, dass ich wieder so verletzt werde. Dass wieder einmal meine Welt zusammenbricht. Ich kann das einfach nicht. Ich kann auch nicht damit leben, dass du nun tot bist Schwester. Und nur, weil du mich rettetest. Ich hätte anstatt deiner Sterben sollen.“
Ich weinte nach langer Zeit wieder einmal. Es tat gut und es befreite. Ich spürte, wie eine Last von meinen Schultern fiel und fühlte mich ganz nah mit meiner Mutter und meiner Schwester. Es war so, als würden sie mir Kraft geben. Kraft dazu endlich aufzustehen und mich nicht mehr in meinem Leid zu suhlen. Vielleicht könnte ich es doch noch ein letztes Mal schaffen endlich wieder aufzustehen und zu leben.
***Vergangenheit (Ende)***

Ich blickte wieder zum Mond und fragte mich mal wieder nach dem >Warum?<. Warum hatte mein Vater das getan? Gut, er schlug meine Mutter öfter, aber warum musste er sie töten? Und anschließend auch noch meine Schwester?
Mit einem tonlosen Seufzen verwarf ich die Gedanken und blickte auf meinen Wecker. Ich hatte nur noch drei Stunden bis Sonnenaufgang und dann noch zwei Stunden bis ich wirklich aufstehen musste.
Eigentlich sollte ich jetzt um diese Zeit schlafen, mich ausruhen, immerhin würde ich heute meinen erster Schultag in meinem neuen Heim - einem Internat abseits der Zivilisation und doch nahe genug an einer Stadt dran, um jederzeit Shoppen zu gehen - zu bestehen haben, doch wie in allen anderen Vollmondnächten zuvor konnte ich das nicht. Die Erinnerungen waren zu stark, die Ängste zu groß und meine Kräfte zu schwach. Ich war am Ende und eigentlich wollte ich nicht mehr weiter Leben, doch ich hatte es versprochen. Hatte versprochen stark zu sein, hatte versprochen das Leben zu leben und es in vollen Zügen zu genießen, doch wie konnte ich es genießen, wenn ich wusste, dass ich eigentlich schon tot sein sollte?
Mein matter Blick schweifte hinüber zu meiner Zimmergenossin, welche meine Cousine war, und ruhte auf ihr. Sie war nach meiner Schwester meine beste Freundin. Sie wusste alles über meine Vergangenheit ebenso wie unsere einzig noch lebende Verwandte, ihre Mutter, also meine Tante Trisha Roe, welche uns nur hier abgeschoben hatte, weil sie keine Zeit und auch kein Interesse für uns hatte. Meine Cousine war kein Wunschkind und Trisha hatte sie nur ausgetragen, weil sie meinte, dass eine Abtreibung gleich Mord sei. Und mich hatte sie nur aus Pflichtgefühl ihrer Schwester gegenüber aufgenommen. Zu ihrem großen Glück hatten sich sowohl Luna, also meine Cousine und ich uns für diese Schule qualifiziert - immerhin hatten wir einen Notendurchschnitt von eins Komma zwei, wenn nicht sogar besser – sodass sie uns schnellstmöglich losgeworden war. Aber uns beiden war das nur Recht so, denn auch wenn wir immer nur gute Noten schrieben, hatten wir es laut unseren ehemaligen Lehrern Faustdick hinter den Ohren.
Ein bitteres Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich daran zurück dachte, wie wir drei, Luna, meine Schwester Diana-Shianne und ich Melea-Rosalie unzertrennlich waren und jeden nur erdenklichen Unfug anstellten. Wir bekamen sogar einmal beinahe einen Schulverweis, weil wir unseren Lehrer einen Streich gespielt hatten, welcher gründlich in die Hose ging, da unser Lehrer dadurch die Treppe hinunterstürzte und sich etliche Knochen brach. Er hatte es verdient, Folge dessen tat mir dies nicht so sehr leid, wie es mir eigentlich hätte tun sollen.
Mit einem Seufzen verwarf ich auch diese Erinnerungen und legte mich nieder. Ich musste nun schlafen. Ob ich wollte oder nicht. So schloss ich meine Augen und schlief auch bald ein. Und in diesen wenigen Stunden, die ich schlief, plagten mich keine Alpträume.





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