Neubeginn – Schmerzhaft oder Schön? - Teil 17

Autor: Laura
veröffentlicht am: 29.08.2012


18.
Als ich am nächsten Morgen wach werde, habe ich Kopfschmerzen, denn die Nacht war sehr unruhig. Abgesehen vom schlechten einschlafen, bin ich von einem Gewitter gegen, ich denke vier Uhr, geweckt worden. Während des Gewitters ist es mir schwer gefallen wieder einzuschlafen, denn ich hatte Angst, beispielsweise davor, dass die große, schöne Birke vor unserem Haus umfällt, oder, dass ein Blitz genau in unser Haus einschlägt. Des Weiteren war es sehr laut, da es ziemlich heiß in meinem Zimmer war und ich die etwas kühlere Luft draußen nutzen wollte um mein Zimmer abzukühlen. Das gelang mir jedoch nicht zu gut, da die Luft draußen auch nicht viel kälter war.
Ich versuche mich also aus meinem Bett zu quälen, obwohl es mir sehr schwer fällt. Ich setze mich auf, um dann doch wieder in meine vielen Kissen zurück zu sinken. Irgendwann, eigentlich fast schon wieder zu spät für die Schule, leider nur fast, stehe ich auf und gehe ins Bad. Als ich in einen Spiegel sehe, erschrecke ich, da ich tiefe Augenringe habe und ich insgesamt einfach nur schrecklich aussehe. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass noch Zeit für eine kurze Dusche bleibt, so springe ich also darunter. Dann klettere ich aus der Dusche, rubbele mir die Haare halbwegs trocken und schüttele sie noch einmal, dass etwas Volumen hinein kommt und ich mir das Bürsten sparen kann. Dann schminke ich mich noch leicht mit Mascara und etwas grauem Lidschatten, decke die roten Stellen im Gesicht ab und gehe letztendlich in mein Zimmer zurück.
Mit einem Blick nach draußen stelle ich fest, dass die Sonne scheint und der Himmel blau ist. Also kann ich in meine kurze ausgefranste Jeanshose springen und ein Top darüber ziehen. Dann greife ich nach einer Strickjacke und der Schulmappe und packe in der Küche etwas zu essen ein.
Als es klingelt öffne ich Nik die Tür und er drückt mir die Hausaufgaben in die Hand, die ich gestern nicht mehr machen konnte.
Der Tag verläuft eigentlich ereignislos, denn viel passiert nicht in der Schule. Das einzige Erwähnenswerte ist, dass Tino versucht mit mir zureden, doch da er mir nur Vorwürfe macht, wie beispielsweise ich hätte gestern komplett überreagiert, oder die Sache mit meinem Vater hätte ich ja wohl nicht unbedingt ansprechen sollen, habe ich das Gespräch abgebrochen, indem ich einfach gegangen bin. Irgendwann, kurz nachdem ich gegangen bin, bekomme ich eine SMS von Tino in der steht, ich solle mich von Nik fernhalten, wenn er und unsere Beziehung mir irgendetwas bedeuten. Das war dann der Rest für mich. Ich liebe Tino, das glaube ich zumindest. Nik ist jedoch mein bester Freund. Wie soll ich mich also zwischen den zwei mir im Moment wichtigsten Jungen entscheiden?
Nachdem ich sowohl Tino, als auch Nik eine SMS geschickt habe, in der steht, ich müsse über so einiges nachdenken und möchte deswegen erst einmal keinen Kontakt zu ihnen, bis ich mich wieder melde, um meine Ruhe zu haben, lebe ich die ganze letzte Woche nur so vor mich her. Ich stehe morgens auf, gehe zur Schule und mache Hausaufgaben. Ab und an gehe ich entweder joggen oder rede mit Dad, dennoch geht mir die gesamte Zeit mein Problem nicht aus dem Kopf. Ich habe überlegt und überlegt, habe mir Pro und Contra Listen zu beiden Jungen gemacht, so dumm das jetzt auch klingen mag und habe eine Entscheidung getroffen. Vielleicht ist sie unvernünftig, doch das werde ich spätestens, wenn spüre, dass ich nicht mehr glücklich bin, sehen. In diesem Fall kann ich mich immer noch von der Person abketten um mit der anderen glücklich zu sein.
Ich wünsche mir endlich die Woche her, in der ich Melanie wieder in meine Arme schließen kann, denn ich vermisse sie. Mit ihr ist alles so unkompliziert. Sie setzt mich nicht unter Druck, oder gibt irgendwelche Anzeichen, dass sie vielleicht in mich verliebt ist, denn sie ist einfach nur meine beste Freundin, nicht irgendein komplizierter Junge. Sie versteht mich, so wie es eben nur ein Mädchen kann, hilft mir, wenn ich Probleme habe. Mir kam in dieser Woche die Idee, sie um Rat zu beten, doch ich habe den Gedanken wieder beiseite geschoben, denn das ist ein Problem, mit dem ich fertig werden muss. Einzig und allein ich.

Dann, am Freitag, direkt nach der Schule schreibe ich Nik und Tino eine SMS, in der steht, ich möchte mich am Montag während der großen Pause und nach der Schule mit ihnen unterhalten. Natürlich nicht mit den beiden zusammen, sondern einzeln. Da meine Entscheidung feststeht, beschließe ich, Melanie anzurufen. Ich möchte sie fragen, ob ich mit der Bahn zu ihr fahren kann. Es sind um die drei Stunden Fahrt, also wäre ich am frühen Abend bei ihr. Als sie mir sagt, sie hätte Zeit und würde sich freuen, packe ich schnell alles Mögliche in meine kleine Reisetasche, dann mache ich mich auf den Weg zu dem Café meiner Mutter um ihr Bescheid zu geben.
„Mama? Ich würde gerne mit der Bahn nach Berlin zu Melanie fahren. Ich würde Sonntagabend wieder zu Hause sein. Ich möchte sie unbedingt wieder sehen, denn ich halte es nicht aus, noch einen Monat zu warten. Sie versteht mich und ich brauche endlich meine beste Freundin wieder. Bitte.“, sage ich. „Muss das denn sein? Eigentlich hatte ich einen schönen Samstag geplant. Erst gemeinsames Frühstück und dann eine Radtour mit Marcus und Tino.“, sagt sie und guckt mich traurig an. „Tut mir leid, aber das ist das letzte was ich im Moment gebrauchen kann. Ich muss einfach mal hier weg.“, sage ich. Es fällt mir schwer, bei ihrem traurigen Blick abzulehnen, aber ich muss einfach mal an mich denken. „Gut, aber passt auf euch auf.“, sagt sie während sie mir einen Kuss auf die Wange haucht und mich fest an sich drückt.
Die Fahrt vergeht schleppend langsam, so ungeduldig bin ich. Wahrscheinlich muss Ungeduld bestraft werden, bestraft mit sich dahin schleppender Zeit, so denke ich in diesen Momenten. Ich sitze in der Bahn, neben mir der Platz ist zum Glück frei. Meine Nerven sind am Boden, denn nahe meinem Platz hat sich vor kurzem ein sturzbetrunkener Mann platziert, dessen Alter mir schwer zu ermitteln ist. Die Haare sind im Laufe der Zeit grau geworden und einige Falten haben sich auch schon gebildet. Der alte Mann ruft die gesamte Zeit durch das Bahnabteil, was er sagt verstehe ich nicht, da er beim Schreien ziemlich nuschelt. Vor mir sitzt eine wahrscheinlich alleinerziehende Mutter, mit einem Baby und einem etwas älteren Kind, das wahrscheinlich bald in die Schule kommt, das arme Ding, denke ich bei mir. Das Baby schreit die gesamte Zeit, schon seit die Mutter eingestiegen ist. Da die Zeit wie gesagt nicht gerade im Fluge vergeht, könnte es sein, dass all die mich nervenden Leute gerade mal einige Minuten in der Bahn sitzen und hoffentlich schnell wieder aus steigen, doch das ist mir nicht klar. Auf mein Buch kann ich mich bei all dem Lärm nur schwer konzentrieren, denn immer wieder merke ich, wie meine Gedanken von der Hauptfigur auf den alten Betrunkenen oder die junge Mutter mit samt Baby abschweifen. Ich frage mich immer wieder, wie lange die Fahrt noch dauert, denn es kommt mir vor, als hätte ich den halben Tag in der Bahn verbracht. Doch wenn ich auf die Uhr schaue, sehe ich, dass die Zeit gerade einmal um eine Minute vorangeschritten ist, wenn überhaupt.
Und dann, nach Tagelangem Musik hören, aus dem Fenster schauen, oder sich fragen, warum ich mit lauter Verrückten in einer Bahn sitze, denn irgendwann als die Mutter ausgestiegen ist und der Betrunkene immer noch nicht daran gedacht hatte, stieg zudem noch eine durchgedrehte Frau ein, die die gesamte Zeit am Telefon gehangen hat und wie verrückt hinein geschrienen hat, kommt die Bahn endlich an meiner Endstation an. Schnell steige ich mit meiner Tasche aus und gehe den Bahnhof entlang. Zum Glück musste ich die gesamte Fahrt nur einmal umsteigen und das war am Anfang nach circa 40 Minuten.

Ich halte nach Melanie Ausschau, doch auf dem Bahnhof kann ich sie nirgendwo entdecken, so begebe ich mich also aus dem Bahnhofgebäude heraus und halte draußen nach ihr Ausschau und als ich sie auch dort nirgends entdecken kann, durchkommt mich zunächst eine kleine Panikwelle, doch diese versuche ich damit zu unterdrücken, einfach zu denken, dass ich ja weiß, wo sie wohnt. Irgendwann, nachdem ich noch eine Weile ruhig dastand und nach ihr gesucht habe, beschließe ich, sie anzurufen, doch scheinbar ist ihr Handy ausgeschalten, so versuche ich noch auf dem Haustelefon jemanden zu erreichen und ich habe Glück. Sie geht an das Telefon, klingt leicht außer Atem, so als wäre sie gerade durch die gesamte Wohnung gerannt um noch rechtzeitig abheben zu können.
„Wo bist du, wenn ich fragen darf?“, sage ich und meine Stimme hat einen leicht wütenden Klang. „Oh mein Gott, Alex! Tut mir so leid, aber ich wurde aufgehalten und konnte nicht pünktlich los, du kennst mich ja, ich war sowieso nie die pünktlichste. Wollte gerade meine Schuhe anziehen, da klingelt das Telefon und dann hing ich dort eine Weile fest. Kommst du einfach hergelaufen, oder soll ich dich abholen?“, sie redet mal wieder wie ein Wasserfall. „Lass gut sein, ich komm direkt her. Meine Tasche ist nicht allzu schwer und den Weg finde ich auch noch, denke ich. Also bis gleich.“, verabschiede ich mich, denn ich habe nicht mehr allzu viel Guthaben auf dem Handy. So mache ich mich auf den Weg, der mir so bekannt ist. Ich fühle mich wohl und freue mich, endlich wieder in Berlin zu sein, denn wo ich jetzt wohne, ist nicht allzu viel los. Bis auf die ganzen Probleme mit den Jungen. Es ist total warm, nur die Bäume, die in den Straßen gepflanzt sind und die Hochhäuser spenden Schatten. Als ich an einer Eisdiele vorbei komme, die voll ist, sehe ich eine Gruppe Jungen mit einem Eis in der Hand und ihren ach so coolen Sonnenbrillen an der Hauswand lehnen. Als ich genauer schaue, stelle ich fest, dass es genau die Jungen sind, die früher in meiner Klasse waren, die mich aufgezogen und geärgert haben. Sie sind mir ziemlich unsympathisch, so gut einige auch aussehen. Schnell laufe ich vorbei, so dass mich bloß niemand erkennt, denn auf ein Gespräch mit diesen Hohlköpfen verspüre ich im Moment nicht die geringste Lust.
„Alex! Erkennst du uns nicht?“, ruft mir da schon einer hinterher und ich lege noch etwas Tempo zu, kein zehn Pferde bekommen mich dazu, mich umzudrehen. Ich überlege, welcher von ihnen das gerufen hat, doch ich kenne sie zu schlecht, als dass ich die einzelnen Stimmen identifizieren könnte.
„Alex, bleib stehen.“, brüllt mir nun der nächste hinter her. Was tun? Soll ich mich vielleicht doch umdrehen? Ich überlege hin und her, doch irgendwann beschließe ich, dass ich auf keinerlei Jungen im Moment Lust habe. Weder auf diese hinter mir, noch auf fremde und noch weniger habe ich Lust an Nik und Tino zu denken, doch die ganze Zugfahrt konnte ich meine Gedanken nicht komplett ablenken. Auch jetzt verfluche ich mich dafür, dass ich schon wieder in Gedanken zu den beiden schweife. Ich laufe weiter, in der Hoffnung, dass sie mich nun in Ruhe lassen und ich lausche auf die Personen hinter mir, drehe mich kurz um und stelle erleichtert fest, dass die Jungen wieder an der Eisdiele stehen, mir jedoch, soweit ich es sehen kann, hinterherschauen.

Dann, nach einem zehnminütigen Fußmarsch, der mir von der Anzahl der Gedanken, die ich mir gemacht habe vorkam wie ein Ganztägiger, komme ich endlich vor der großen, scheinbar neu angestrichenen Gebäude an, in dem Melanie wohnt. Das letzte Stück bin ich gerannt, die Tasche geschultert und habe so schnell ich nur konnte geklingelt. Dort stehe ich vor der Tür, ganz ungeduldig vor Vorfreude und warte, dass ich endlich von Mel hinein gebeten werde. Und dann höre ich endlich das erlösende Geräusch des Türöffners. Ich reiße die Tür auf und renne die Treppe hinauf, bis in den 6. Stock. Einen Fahrstuhl gibt es nicht. Durch das Konditionstraining, das ich regelmäßig mache, gelange ich schließlich oben an und die Erschöpfung hält sich in Grenzen. Tief atme ich ein und laufe um die Ecke des Ganges. Und dann sehe ich sie und schon renne ich wieder los, fliege fast in ihre Arme und drücke sie so fest wie nur irgend möglich an mich. Ich habe Melanie so unbeschreiblich doll vermisst, ich weiß nicht was ich sagen soll vor Freude, sie endlich wieder bei mir zu haben. Schon da weiß ich, dass mir der Abschied unglaublich schwer fallen wird.
Nachdem wir circa fünf Minuten so im Flur standen und uns einfach nur in den Armen gehalten haben, lässt sie mich los und betrachtet mich. „Du sieht schön aus und ich habe es vermisst, dich im Arm zu halten.“, sagt sie dann. „Danke, das wollte ich dir auch sagen.“, sage ich und merke, wie mir eine Träne der Freude die Wange hinabläuft.
„Lass uns hinein gehen, Eis essen und reden.“, schlägt sie dann vor. Und während wir unser Eis löffeln erzähle ich ihr doch von der Entscheidung, die ich treffen musste und ihre Antwort bestätigt mich noch mehr in meinem Entschluss.



Ahhh! Ich habe gerade festgestellt, dass dies hier der letzte vorgeschriebene Teil ist. Jetzt muss ich definitiv wieder anfangen, aber ich finde immer keine Zeit/ hab besseres zu tun/ hab keine Lust...

Naja, ich werde wie immer mal versuchen was zu schreiben und einzuschicken. Ich bitte um eure Geduld.
Bitte Kommentare/ Kritik.
Liebe Grüße. :)






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