Neubeginn – Schmerzhaft oder Schön? - Teil 10

Autor: Laura
veröffentlicht am: 30.06.2012


10.

Alles ist so wie immer, denn ich erkenne jedes einzelne Detail wieder. Der Gang ist ungefähr so breit wie ein Auto und immer mal wieder sind Türen in den dicken, aus Stein gefertigten Wänden.
Die Türen scheinen in solche Räume zu führen wie der, aus dem ich eben abgehauen bin.
Als ich mich daran erinnere, dass ich vorhin mehrere Stimmen gehört habe, bleibe ich stehen, aber alles ist ruhig.
Ich überlege in welche Richtung ich renne, als ich das Licht am Ende des Ganges sehe. Wenn ich in diese Richtung renne, wird vielleicht das Auto kommen. Renne ich jedoch in die andere Richtung, könnte es kommen, oder auch nicht. Ich entscheide mich, ob es nun vernünftig ist oder nicht, dafür auf das Licht zuzulaufen. Dann kann ich vielleicht etwas mehr sehen und nicht ganz so leicht über meine eigenen Füße stolpern.
Ich beginne in die Richtung zu rennen und dann höre ich auch schon die Schritte hinter mir. Dieselben schweren Schritte wie in meinem Traum. Sie kommen näher und je näher diese Person kommt, desto lauter hört man deren schnaufen. Ich mobilisiere alle meine Kräfte und beginne zu sprinten.
Dann erfasst mich plötzlich eine Hand. Ich zucke zusammen, versuche mich loszureißen und weiterzurennen.
„Ich bin es! Renn weiter, wir kommen irgendwie hier raus.“, beruhigt mich Nik. Sein Atem geht, genauso wie meiner, stoßweise, da wir nach wie vor durch diesen schier endlosen Gang sprinten.
Ich frage mich, wo Nik überhaupt herkommen konnte. Ich wusste zwar, dass er wahrscheinlich auftauchen wird, da er auch in meinem Traum vorkam, aber es erscheint mir unlogisch, dass er hier bei mir ist.
Dann scheint das Licht uns endlich näher zu kommen.
„Nik. Hier kommt gleich ein Auto. Wir müssen uns irgendwo verstecken. Sonst sterben wir!“, ich schreie ihn beinahe an. Denn in meinem Traum kam genau zu diesem Zeitpunkt das Auto in mein Blickfeld. Ich versuche mich panisch zu erinnern, ob irgendwo in der Nähe eine Tür ist.
Eine kurzzeitige Erleichterung durchfährt mich, als ich feststelle im Traum eine Tür gesehen zu haben.
„Halt die Augen nach einer Tür offen. Wir müssen uns verstecken können, kurz bevor das Auto uns überfahren kann.“, befehle ich Nik.
„Warum soll denn hier ein Auto sein? Das ist doch ziemlich unwahrscheinlich.“ Ich kann ihm die Verwirrung ansehen. Obwohl ich ihn verstehen kann. Ein Auto in einem Flur, wirklich. Es ist einfach nur unglaubwürdig.

Wir rennen weiter und dann sehe ich das Licht des Autos. Es rast auf uns zu und kommt näher. Es kommt immer näher, bis es nur noch 20 Meter von uns entfernt ist.
Aber ich sehe weit und breit keine Tür. Nirgendwo.
„Nik. Hier ist keine Tür! Was machen wir jetzt?“ Er zuckt nur mit den Schultern, denn scheinbar hat er mir eben dieselbe Frage stellen wollen.
Die Situation erscheint mir völlig aussichtslos. Das Auto ist nun nur noch circa 15 Meter von uns entfernt.
Dann dreht sich Nik plötzlich um und rennt mit mir zusammen in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Er hätte mich mit seiner Aktion beinahe umgeworfen, doch ich kann mich gerade noch fassen und dann rennen wir, immer noch Hand in Hand, weiter zurück.
„Alex, da ist eine Tür, wir müssen da hinein.“ „Aber der Mann hinter uns!“
„Ich habe ihn schon eine Weile nicht mehr schnaufen gehört.“, beruhigt er mich, während wir auf die Tür zu rennen. „Wir waren viel schneller, als der Mann.“, fügt er noch hinzu.
Wir stürzen auf die Tür zu und versuchen sie zu öffnen. Ich rüttele an der Tür, bekomme sie jedoch nicht auf.
„Versuch du es Nik!“, schreie ich voller Panik.
Er versucht die Tür zu öffnen und wie durch ein Wunder öffnet sie sich. Wahrscheinlich habe ich nicht mehr genug Kraft vom vielen Rennen. Mein Körper zittert vor Erschöpfung, Kraftlosigkeit und Angst. Wir treten schnell in den Raum ein und schließen leise die Tür, nachdem wir uns versichert haben, dass niemand im Raum ist. Dann legen wir jeder ein Ohr an die Tür um hören zu können, ob jemand kommt oder, ob das Auto schon an uns vorbeigefahren ist.
Dann hören wir, wie der schnaufende Mann an der Tür vorbei trampelt. Er war scheinbar wirklich langsamer als wir.
„Psst.“, mache ich. Ich möchte nicht, dass Nik etwas sagt. Obwohl er das wahrscheinlich eh nicht machen würde.

Plötzlich hören wir, wie das Auto eine Vollbremsung macht. Mit großer Sicherheit hat es gebremst um den Mann nicht umzufahren. Man hört noch einen Schmerzensschrei und dann wird alles still.
Als dann die Autotür zugeworfen wird, möchte Nik die Tür einen Spalt öffnen, doch ich greife nach seiner Hand und sehe ihm in die Augen.
Warum mir dann aber in solche einer Situation die Beine weich werden, als mich seine wunderschönen, blau- grünen Augen ansehen ist mir ein Rätsel. Ich schaue schnell weg und flüstere ihm zu, dass wir bemerkt werden können, wenn wir jetzt die Tür öffnen.
„Außerdem knarren die Türen hier.“
Als man eilige Schritte an der Tür hört, die sich dann aber wieder entfernen, wird es ruhig.
Die Schritte sind nicht in die Richtung gegangen in der das Auto steht, sondern in die andere.
„Lass uns jetzt kurz gucken, ob die Luft rein ist. Wenn wir Glück haben ist der Weg, durch den ich hinein gekommen bin frei.“
Dann öffnet Nik die Tür, schaut ob alles sicher ist und ergreift meine Hand. Als er meine Hand wieder in seiner Hand hat, spüre ich ein Kribbeln, aber ich habe nicht genug Zeit dieses zu genießen, denn schon zieht er mich aus dem Raum und wir rennen wieder einmal auf das Licht am Ende des Ganges zu.
Die Zeit schleicht so, wie die ganze Zeit schon, in der ich mich in diesem Gebäude befinde.
Und dann stehen Nik und ich endlich vor der Lichtquelle. Neben einem großen Torbogen sind an jeder Seite zwei Fackeln, die das Licht verursacht haben müssen, hier in dieser einen umgebenden Dunkelheit.
Nachdem ich das Tor gesehen habe, wundert es mich gar nicht mehr, wie das Auto in den Flur kam. Denn Das Tor ist so groß, dass ein Auto locker durch passt.
Nik versucht diese riesige Tür zu öffnen, doch scheinbar ist sie zu schwer um sie alleine zu öffnen.
Gerade als er mich um meine Hilfe bitten möchte, sein Mund ist schon geöffnet, drücke ich mit ihm zusammen gegen die Tür und sie öffnet sich.
Vor uns befinden sich ein Vorhof und ein hoher Zaun, mit einem ebenso hohen Tor. Auf dem Hof steht ein weiteres Auto, das auch ohne Probleme in den Flur fahren könnte, da alles ebenerdig ist.
Wir treten hinaus, schließen vorsichtig die große Tür hinter uns um keinen Lärm zu machen und dann laufen wir auf das Gartentor zu.
Das erste Mal lässt sich hier, an diesem Tag etwas problemlos bewältigen. Das Tor öffnet sich, und wir sind wieder frei.
Ich lasse mich auf den Boden sinken und schließe vor Erschöpfung die Augen. Doch dann reiße ich sie wieder auf, denn noch sind wir nicht in Sicherheit. Wir müssen weiterhin aufmerksam sein.
„Lass uns zurück. Wo sind wir hier?“, frage ich Nik.
„Folge mir. Ich habe hierher gefunden, da werde ich auch den Weg zurück finden.“
Wir laufen durch die Straßen und dann stehen wir endlich vor seinem Haus.






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