Stiefbrüder küsst man nicht - Teil 18

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 11.07.2012


“Gabe. Lass mich!!!” - wiederholte Jennifer immer wieder und hämmerte mit ihren Fäusten auf seine Brust ein. Ihr Haar peitschte sich ins Gesicht, als sie versucht hat, sich aus seinen Armen zu befreien.
“Zier` dich doch nicht so.” - sagte Gabe nur dazu und küsste sie weiter. “Bis zu meinem Geburtstag ist es noch so lange hin.” - flüsterte er ihr ins Ohr und das Fetzen, was noch von Jennifers Kleid übrig blieb, glitt zu Boden. Unter ihren lauten Protesten nahm er sich hoch und trug sie zum Bett. Sie fühlte sich so machtlos gegen ihn, er war viel stärker als sie und außerdem war er betrunken.
“Gabe, tue das nicht.” - bat sie ihn, als er auf ihr lag und versuchte sie auf die Lippen zu küssen.
Es half nichts, Gabe machte einfach weiter. Kraftlos ließ Jennifer ihre Arme neben sich auf das Bett fallen und ließ ihn einfach machen. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, damit sie ihn nicht ansehen musste und ihre Tränen tropften auf Paris` Tagesdecke.
Plötzlich hörte Jennifer, wie die Tür zum Zimmer aufging und ein Lichtpegel fiel auf das Bett. Jennifer ergriff diese Chance. Schnell drehte sie ihren Kopf in Richtung Tür und schrie um Hilfe.
“Runter von ihr.” - hörte sie Cortneys Stimme sagen. Dann wurde der betrunkene Gabe von ihr runtergezogen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden, nahm den Nachtschrank mit. “Du miese Sau.” - schimpfte Cortney mit zusammengebissenen Zähnen.
Jennifer bedeckte nur ihr Gesicht mit den Händen und weinte vor Erleichterung.
“Jennifer.” - sie hörte jetzt Cortneys Stimme ganz nah bei sich. “Jennifer.” - rief sie noch mal und zog ihr die Hände weg. “Ist alles in Ordnung?” - fragte Cortney mit einem besorgten Gesichtsausdruck, doch Jennifer schüttelte bloß mit dem Kopf. “Komm gehen wir.” - sagte Cortney und zog sie rasch auf die Beine. “Wo ist dein Kleid?” - wollte sie wissen und sah sich um, weil Jennifer ihr keine Antwort gab. Wie gebahnt sah sie auf Gabe runter. Mit großen Augen sah er sie an. Es schien als ob erst gerade zu sich gekommen war.
“Jennifer.” - sagte er fassungslos und setzte sich auf.
“Halt `s Maul.” - befahl Cortney bissig und half Jennifer in das zerrissene Kleid. “Du Bastard.” - beschimpfte sie ihn und trat nach ihm. Er heulte auf, als sie seine Kniescheibe erwischte. “Du dreckiger Bastard.” - Cortney war außer sich. Jennifer stand nur an ihrer Seite und konnte sich nicht rühren. “Wir gehen.” - schlug Cortney vor und legte ihr ihren Arm um die Hüfte, dann schob sie aus dem Zimmer. Jennifer drückte ihr Kleid an sich, den von alleine hielt es nicht mehr.
Jennifer kam erst zu sich, als sie auf dem Beifahrersitz in Cortneys Auto saß.
“Ich fahre dich dann nach Hause.” - schlug Cortney vor, als sie rückwärts aus der Ausfahrt fuhr.
“Nein, ich will nicht nach Hause.” -protestierte Jennifer und sah Cortney erschrocken an. Ihr Vater, Elinore und vor allem Josh sollten sie so nicht sehen. Sie war total verweint und ihr Kleid war zerrissen. Einen Moment lang schaute Cortney sie ratlos an und sah dann wieder auf die Straße.
“Okay.” - gab sie nach. “Wo soll ich dich hinbringen?” - fragte sie dann und Jennifer zuckte bloß mit den Schultern. Schmerzhaft wurde ihr klar, dass sie niemanden hatte, bei dem sie jetzt sein wollte. Sie hatte keine liebenden Eltern, keine beste Freundin, und auch Josh hatte sie nicht. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie bemühte sich nicht, diese wegzuwischen.
“Ich weiß nicht.” - meinte Jennifer nur und sah aus dem Fenster. Häuser, Bäume und Laternen rasten an ihr vorbei. Sie versuchte nicht an das zu denken, was passiert wäre, wenn Cortney nicht zufällig an Paris` Zimmer vorbeigegangen wäre und sie gehört hätte. Doch ihre Fantasie kam ihre schon zuvor und spielte in ihrem Kopf ein Kino, von Schmerz, Demütigung und Gabe, ab. Jennifer schloss die Augen und schluchzte laut. Cortney sagte kein Wort, sie sah nur starr auf die Straße.
“Bring mich in die Stadtwohnung meines Vaters.” - kam Jennifer auf einmal die Idee. Dort hätte sie die Einsamkeit und auch die Ruhe, über alles nachzudenken und wieder zu sich zu kommen.
“Okay.” - sagte Cortney nur. Jennifer nannte ihr die Adresse, die sie dann in ihr Navigationssystem eingab.

Nach etwas 30 Minuten erreichten sie die richtige Straße und blieben vor einem 14stöckigen Gebäude aus grauem Backstein.
“Sind wir hier richtig?” - fragte Cortney und schaute durch die Frontscheibe nach oben.
“Ja.” - sagte Jennifer nur und wusch sich die Tränen weg. “Wie sehe ich aus.”- stellte sie erschrocken fest und nahm das Taschentuch, das Cortney ihr entgegenstreckte. Sie wusch sich die schwarzen Wimperntuschespuren von den Wangen und strich in zersaustes Haar nach hinten.
Zusammen stiegen sie aus dem Auto und ging zum Eingang.
“Hier.” - meinte Cortney und legte Jennifer ihre Jacke um die Schultern.
Die Eingangshalle glich der einer in einem Hotel. Rechts befand sich eine Rezeption. Jennifer wusste genau, dass ihr Vater dort immer den Ersatzschlüssel hinterließ. Hinter der Theke saß eine junger Mann, der nicht älter als 20 Jahre alt war. Jetzt kamen Jennifer die Zweifel an ihrem Plan. Keiner würde ihr einfach so den Schlüssel für eine Wohnung geben. Sie hatte ihre Tasche bei Paris vergessen und konnte sich daher gar nicht ausweisen.
“Guten Abend.” - begrüßte Jennifer den jungen Mann in einer Pageuniform.
“Guten Abend.” - grüßte er zurück und sah sie etwas skeptisch an.
“Ich hätte gerne den Schlüssel zu der Wohnung von Mr Robert Donovan.” - sagte sie dann und lächelte ihn unsicher an.
“Dürfte ich erfahren, in welchem Familienverhältnis sie zu Mr Donovan stehen?” - fragte er dann.
“Ich bin seine Tochter.” - antwortete Jennifer.
“Dürfte ich dann auch ihren Ausweis sehen.” - bat er dann und Jennifer lächelt unsicher.
“Ich habe meine Tasche nicht dabei.” -sagte sie dann und sah ihn flehend an. “Aber ich bin wirklich die Tochter von Robert Donovan.” - bezeugte sie und Cortney nickte hinter ihrem Rücken.
“Miss, leider geht das nicht.” - sagte er nur und legte bedauernd den Kopf schief. “Ich kann doch keine beliebige Person in eine Wohnung lassen, die sich nicht mal ausweisen kann.” - teilte er ihr mit. “Es tut mir leid.” - meinte er mit Bedauern in der Stimme.
“Sie ist die Tochter von Mr Donovan.” - mischte sich Cortney ein.
“Es tut mir leid.” - wiederholte der Page. “Gute Nacht die Damen.” - verabschiedete er sich dann.
“Shit.” - schimpfte Cortney vor sich hin als sie zur Ausgangstür gingen. Da kam Jennifer die Idee. Sie macht auf den Absätzen kehr und kam zurück zu der Theke. Der Page sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
“Darf ich Ihr Telefon benutzen, um meinen Vater anzurufen.” - bat sie ihn. Er zögerte einen Augenblick, doch Jennifers flehender Blick verfehlte seine Wirkung nicht und mit einem Seufzer stellte er das Telefon auf die Theke. Jennifer wählte ihre Hausnummer und wartete.
“Ja bei Donovans.” - hörte sie dann die Stimme ihres Vaters. Er klang müde. War ja auch kein Wunder, es musste ja schon nach 22:00 Uhr sein.
“Dad.” - sagte Jennifer in die Sprechmuschel.
“Jennifer.” - er klang hellhörig. “Wo bist du?” -fragte er sie.
“Ich bin bei deiner Stadtwohnung. Ich wollte mit Cortney hier übernachten.” - teilte sie ihrem Vater mit.
“Hallo Mr Donovan.” - rief Cortney aus dem Hintergrund.
“Warum kommst du nicht nach Hause?” - fragte er sie.
“Na weil …” - Jennifer fiel keine Lüge ein, warum sie heute nicht nach Hause kommen könnte.
“Wir wollten nicht den ganzen Weg nach Hause fahren, weil wir Paris versprochen haben, ihr morgen beim Aufräumen zu helfen.” - sagte Cortney neben Jennifer in den Hörer.
“Ja, genau.” - bestätigte Jennifer die Worte ihrer Freundin. “Ich habe meine Tasche bei Paris vergessen und man lässt mich jetzt nicht in die Wohnung.” - schilderte sie ihrem Vater das Problem.
Einen Augenblick blieb er still und Jennifer konnte vor ihrem inneren Auge sehen, wie er auf der Couch im Wohnzimmer saß und ihre Erklärung über sich ergehen ließ.
“Gib mir mal den Pagen.” - sagte er dann schließlich und Jennifer atmete erleichtert aus. Also hat Cortneys Argument ihren Vater überzeugt.
“Mein Vater möchte mit ihnen sprechen.” - meinte Jennifer und übergab den Hörer an den verdutzt dreinblickenden Pagen.
“Ja.” - sagte er dann in den Hörer und Cortney und Jennifer schauen ihn nur gespannt an. “Mhm.” - machte er und sah Jennifer skeptisch an. “Okay, ja Sir.” - sagte er dann und legte auf. Er stellte das Telefon wieder auf den Tisch zurück.
“Und?” - wollte Cortney neugierig wissen. “Bekommen wir jetzt den Schlüssel?” - fragte sie.
“Nun ja, Mr Donovan hat bestätigt, dass sie seine Tochter sind.” - gab er zu und sah Jennifer an. Er griff nach Hinten in ein Schränkchen, in dem viele Schlüssel hingen und streckte Jennifer den Schlüssel aus der erste Reihe entgegen. “Bitte.” - meinte er noch etwas unfreiwillig und ließ den Schlüssel in Jennifers ausgestreckte Handfläche fallen. “Die Wohnung befindet sich in der fünften Etage.” - erklärte er, doch die beiden Freundinnen waren bereits auf dem Weg zum Aufzug.
Als die Türe des Aufzugs zugingen, lehnte Jennifer an die gespiegelte Wand und Tränen strömten über ihre Wangen. Sie fühlte sie kraftlos, machtlos und einfach nur schlecht.
“Jennifer.” - meinte Cortney und legte ihre Arme um die weinende Jennifer.
“Wie kann das sein?” - fragte Jennifer als mehr sich als Cortney. “Was hat ich gemacht, dass er über mich so hergefallen ist?” - meinte sie weiter.
“Es ist nicht deine Schuld.” - trichterte Cortney Jennifer ins Ohr. “Er ist einfach ein dummer, dreckiger Arschloch.” - schimpfte sie über Gabe. “Es ist alles seine Schuld.” - versuchte Cortney Jennifer klar zu machen, doch diese suchte nach einem Fehler bei sich. Hat sie vielleicht seine Geduld zu lange strapaziert oder hat sie mit ihrem Verhalten ihn erregt? “Du hast nichts getan, was ihn das Recht gibt, dich so zu bedrängen.” - fuhr Cortney fort und führte ihre Freundin aus dem Aufzug.

Nach dem Cortney Jennifer aus dem Kleid geholfen hatte, legte sie sie ins Bett und deckte sie zu.
“Ich bin so dumm.” - plapperte Jennifer vor sich hin.
“Nein, das bist du nicht.” -verneinte Cortney und verschwand kurz im Badezimmer. Als sie zurückkam, zwang sie Jennifer dazu eine Schlaftablette einzunehmen und mit Wasser nachzutrinken.
“Ich habe ihn zu lange warten lassen.” - sagte Jennifer und weinte wieder.
“Du kannst nichts dafür.” - wiederholte Cortney zum x-ten Mal.
“Ich möchte alleine sein.” - sagte sie nur und drehte Cortney den Rücken zu. Langsam setzte die Wirkung der Tablette an, Jennifers Lieder gingen zu und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

Irgendwo aus der Ferne hörte sie Stimme. Sie konnte nicht sagen, ob es ein Traum war oder in Wahr geschah. Mit geschlossenen Augen horchte sie.
“Wie geht es ihr?” - fragte eine ihr schmerzlich bekannte männliche Stimme.
“Ich weiß nicht.” - antwortete die weibliche Stimme, die eindeutig Cortney gehörte. “Ich habe ihr eine Schlaftablette gegeben und sie schläft jetzt. Aber ich muss jetzt auch los, Paris hat mich schon mehrmals auf dem Handy angerufen. Gut, dass du gekommen bist.” - sagte Cortney.
“Danke, dass du mich angerufen hast.” - sagte der Junge. Jennifers Herz setzte einen Schlag aus und fing dann mit neuer Kraft noch schneller an zu schlagen. Es war Josh eindeutig.
War das doch die Realität? - fragte Jennifer sich selbst, doch sie fühlte sich so benebelt.
Die Tür ins Schlafzimmer ging auf und Schritte kamen dem Bett immer näher.

Fortsetzung folgt ...





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz