Stiefbrüder küsst man nicht - Teil 15

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 09.07.2012


Jennifer schluckte schwer und wich von Josh zurück. Mit dem Rücken stieß sie gegen die Tür einer der drei Toilettenkabinen.
“Was? … Wie?” - stotterte sie erschrocken und verwirrt zugleich. Ihre Gehirnmasse schien sich verflüssigt zu haben, den Jennifer konnte nicht vernünftig denken und an einen kompletten logischen Satz war überhaupt nicht zu denken.
“Ich muss mit dir reden.” - wiederholte er und sah sie eindringlich an. “Zuhause meidest du mich die ganze Zeit.” - erläuterte er ihr. Seine Gegenwart schwächte Jennifers Knie und eine warme Welle überrollte ihren Körper. Sie atmete tief durch.
“Was machst du hier?” - fing sie sich wieder. “Woher wusstest du, dass ich hier bin?” - fragte sie und sah Josh wütend an.
“Ich habe das Gespräch zwischen dir und Gabe mitgehört.” - gab er zu und Jennifer warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
“Gut, ich habe gelauscht.” - sagte er dann versöhnlich. “Als die Eltern dann wegfahren, bin ich hier hingefahren und habe auf passende Gelegenheit gewartet, um mit dir zu sprechen.” - meinte er weiter.
“Und das ist deine passende Gelegenheit?” - wollte Jennifer gehässig wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. Zum einen um ihre Trotzhaltung zu demonstrieren und zum zweiten um das Zittern ihres ganzen Körpers zu verdecken. “Auf dem Damenklo?” - meinte sie und ihre Augenbrauen schossen in die Höhe.
“Ansonsten bekomme ich ja keine Chance.” - erklärte Josh ihr und sah sie schuldbewusst an.
“Ja, weil es nicht zu bereden gibt.” - meinte Jennifer und wollte neben ihm nach der Klinke greifen, doch Josh stellte sich davor. “Willst du mich jetzt hier gefangen halten oder was?” - wollte sie von ihm wissen und sah ihn giftig an.
“Nur bis du mir zugehört hast.” - sagte Josh. “Was ist denn los?” - wollte er wissen und Jennifer sah ihn nur fragend an. “Ich meine, als wir uns geküsst haben, hatte ich das Gefühl, dass es da etwas zwischen uns gab.” - fuhr er fort und sah sie so eindringlich an, dass Jennifer das Gefühl bekam, er könne ihre Gedanken lesen.
“Du hast dich getäuscht.” - sagte sie nur knapp und wollte erneut an die Klinke.
“Das glaube ich nicht.” - meinte Josh, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Diesmal war es kein zarter Kuss, wie in der Küche von einigen Tagen. Es war ein leidenschaftlicher, fordernder Kuss. Josh drehte sie um und drückte sie mit ganzem Körper an die geschlossene Tür. Sein Körper fühlte sich gut an, doch es ging Jennifer zu schnell und der Gedanke daran, dass er Cortney womöglich genauso geküsst hatte, widerte sie einfach nur an, also stieß sie ihn von sich weg und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
“Hör auf.” - befahl sie ihm und streckte ihren Arm aus, um ihn auf Abstand zu halten. “Schlabber doch deine Cortney ab.” - schlug sie ihm gehässig vor.
“Was?” - Josh schien irritiert. “Ich habe dir doch gesagt, dass es zwischen Cortney und mir nichts lief.” - sagte er.
“Da habe ich was ganz anderes gehört.” - meinte Jennifer.
“Ich weiß nicht, wer dir so was erzählt hat, aber es stimmt nicht.” - sagte Josh dazu. “Ich hatte nichts mit ihr.” - wiederholte er.
“Ich habe doch selbst gesehen, wie du mit ihr geflirtet hast.” - sagte Jennifer weiter und atmete schwer.
“Ja, aber nur um dich eifersüchtig zu machen.” - gab er und ein leichtes Lächeln verzog seine Lippen. “Weiß du, ich habe es bei dir mit allen Mitteln versucht. Mit Gemeinheiten, mit Nett-sein, mit Eifersucht, mit dem Kuss.” - zählte er auf und fuhr sich nervös mit der Hand durch das blonde Haar. “Irgendwie hat nichts angeschlagen.” - sagte er etwas traurig. “Ich bin schon seit einer geschlagenen Ewigkeit in dich verliebt. Seit der ersten Klasse, glaube ich.” - gab er zu und lächelte jetzt über das ganze Gesicht. “Aber irgendwie habe ich es mit dir in der ersten Minute versaut, aber zu dem Mädchen, in das man verliebt ist, ist man besonders gemein.” - fuhr er mit sanfter Stimme fort.
Jennifers Kopf dröhnte, jetzt verstand sie nichts mehr. Josh war in sie verliebt? Das konnte sie einfach nicht glauben. Sie legte sich ihre rechte Hand auf die Stirn. Irgendwie wollte sie ihm glauben, aber konnte es auch irgendwie nicht. Sarah hat ihr doch erzählt, dass er gemeinsam mit Cortney aus dem Badezimmer kam.
“Aber du warst mit Cortney im Badezimmer?” - sprach sie ihn darauf an. Konfus sah er sie an.
“Nein, dass stimmt nicht.” - bestritt er. Aber Sarah hatte sie doch gesehen, piepste eine kleine Stimme in Jennifers Kopf.
“Aber man hat euch doch gesehen.” - sagte sie und er schüttelte mit dem Kopf.
“Dann lügt dieser jemand.” - stellte Josh fest.
Seit mehreren Jahren waren Jennifer und Sarah befreundet, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihre beste Freundin sie anlügen könnte.
“Vielleicht lügst du ja.” - fuhr Jennifer ihn an. Für sie stand fest, dass Josh log und nicht ihre langjährige Freundin. Was hatte Sarah auch davon, sie -Jennifer- anzulügen?
“Wenn es so wäre, würde ich dir hinterherlaufen um mit dir zu sprechen?” - fragte er und Jennifer musste zugeben, dass das eine berechtigte Frage an.
“Vielleicht hast du mit jemandem, vielleicht sogar mit Cortney, eine Wette laufen.” - sprach Jennifer ihren Gedanken aus. “Dass du mich rumkriegst.” - warf sie ihm vor und bereute ihre Worte im nächsten Augenblick. Irgendwas in Joshs Augen sagte ihr, dass sie ihn mehr als verletzt hatte.
“Ich wusste nicht, dass du so einer Meinung von mir bist.” - sagte er und lächelte traurig. “Ich spiele nicht mit Gefühlen anderer.” - fügte er hinzu. “Aber anscheinend bedeutet dir das, was andere sagen viel mehr, als das, was ich sage.” - sagte er und es war nicht mehr als ein Flüstern. “Es tut mir leid, dass ich dich belästigt habe.” - sagte er und schob Jennifer von der Tür weg. Josh schloss die Tür auf und lief raus.
Erneut ließ er Jennifer alleine zurück und wieder brannten Tränen ihr in den Augen.
Doch bevor sie ihre Gedanken sammeln konnte, ging die Tür erneut auf und Cortney kam rein. Sie sah Jennifer höhnisch von oben bis unten an.
“Na, eine schnelle Nummer auf der Toilette.” - sagte sie und grinste. Sie stellte ihre Tasche auf den Waschtisch und holte ein Lippenstift raus. Jennifer beobachtete sie dabei, wie sie ihre Lippen nachzog und dann zusammenpresste. “Wie ist es denn mit dem eigenen Stiefbruder zu vögeln?” - wollte sie dann wissen und sah Jennifer im Spiegel an.
“Sag du es mir.” - entgegnete Jennifer bissig. Cortneys Blick sah sie jetzt fragend an. “Du hast doch bereits eine Begegnung mit Josh in dem Badezimmer gemacht.” - fügte sie und sah Cortney herausfordernd an.
“Was?” - meinte Cortney und lachte laut auf. Sie drehte sich zu Jennifer um, zog eine Packung Zigaretten aus der Handtasche und zündete eine an. “Wie kommst du drauf?” - fragte sie und pustete den Rauch in Jennifers Richtung.
“Ihr wurdet dabei gesehen, wie ihr am Montag bei der Party aus dem Badezimmer gekommen seid.” - meinte Jennifer und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Du hast aber beschissene Informanten.” - meinte Cortney. “Im Badezimmer waren wir nicht.” - erklärte sie und sah Jennifer mit zusammengekniffenen Augen an. “Ich habe Josh lediglich einen Gefallen getan.” - stellte Cortney klar.
“Was?” - entfloh es Jennifer.
“Da bist du baff.” - Cortney lächelte und nahm einen weiteren Zug von der Zigarette. “Josh hat mich gebeten, mit ihm zu flirten und zu tanzen, weil er ein Mädchen eifersüchtig machen wollte.” - ließ sie Jennifer wissen. “Er hat zwar nicht gesagt, um wem es sich dabei handelt, aber ich kann eins und eins zusammenzählen.” - fuhr sie fort. “Wie er dich angesehen hatte, da war mir alles klar.” - sagte Cortney und sah Jennifer an, die fassungslos dastand und kein Wort rausbekam.
“Aber du hast doch Sarah erzählt, dass es zwischen euch was lief und sie hat gesehen, wie ihr zusammen aus dem Bad kamt.” - sagte Jennifer und langsam zweifelte sie, ob das der Wahrheit entsprach. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen und die Luft blieb ihr weg.
“Ich habe mit Sarah seit einpaar Tagen nicht mehr gesprochen. Ich kann sie nicht ab.” - sagte Cortney dazu und ließ die Zigarette auf den Boden fallen. “Das kleine Miststück ist ja richtig hinterhältig.” - meinte Cortney nur und drückte die Zigarette mit der Spitze ihrer hohen Schuhe aus. “Außerdem mache ich mich an keine Jungs ran, die in ein anderes Mädchen verliebt sind.” - stellte sie noch klar und verließ dann die Toilettenräume.
Jennifer blieb alleine und lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Fliesenwand. Was war hier los, fragte sie sich und jetzt sah sie überhaupt nicht mehr durch. Wer sagte hier die Wahrheit und wer log? Sie wollte nicht glauben, dass Sarah sie angelogen hatte. Was hätte sie auch für einen Grund? Aber die Geschichten von Cortney und Josh waren identisch und Jennifer glaubte nicht, dass sie sich abgesprochen hatten.
Sarah hatte gelogen, wurde Jennifer schlagartig bewusst und sie hatte das Gefühl einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. Die Luft wich aus ihren Lungen und sie schnappte gierig dachen.
Schmerzhaft wurde ihr auch bewusst, dass sie Josh Unrecht getan und dass sie ihn verletzt hatte.
Wie dumm sie doch war, ihm kein Glauben zu schenken. In der Küche bei dem Kuss hatte sie doch auch das gewisse Etwas gespürt. Es hatte sich so warm angefühlt und sie hatte auch gespürt, dass es Josh auch so ergangen war. Josh liebte sie und sie hatte vor einigen Minuten sein Herz gebrochen. Und dabei liebte sie ihn vom ganzen Herzen.
Jennifer wollte jetzt zu ihm, sich bei ihm entschuldigen und alles in Ordnung bringen.
“Jennifer.” - Gabes Stimme kam aus dem Flur. “Ist alles in Ordnung?” - wollte er wissen. Jennifer machte die Tür auf und stieß beinahe mit ihm zusammen.
“Ich muss los.” - sagte sie schnelle und lief zu der Rolltreppe. Mit Gabe reden und mit ihm Schluss machen konnte sie auch morgen, jetzt musste sie mit Josh sprechen.
Sie setzte sich in ihren Wagen und fuhr los. Ohne auf die anderen Verkehrsteilnehmer oder auf die Ampeln zu achten, flitzte sie nach Hause. Denn sie war sich ziemlich sicher, dass Josh hierhin geflohen war. Sie ließ ihren Wagen in der Einfahrt stehen und lief ins Haus.
“Josh.” - rief sie nach ihm, doch nur eine Stille antwortete ihr. Sie rannte in sein Zimmer, doch dieses wahr leer und auch ihre weitere Suche durch das ganze Haus war erfolglos. Also war er doch nicht nach Hause gefahren, stellte Jennifer traurig fest. Deprimiert legte sie sich auf ihr Bett und beschloss auf ihn zu warten. Aber die Aufregung der vorherigen Stunden hatte sie so müde gemacht, dass sie unfreiwillig in einen tiefen Schlaf fiel.
Um 02:00 Uhr mitten in der Nacht wurde sie wach. Sie rieb sich die Augen und sprang von ihrem Bett. Jetzt müsste Josh aber schon zuhause sein. Leise schlich sie sich zu seinem Zimmer. Sie klopfte an und ohne auf eine Antwort von ihm zu hören, stieß sie die Tür auf.
“Josh.” - flüsterte sie und machte das Licht an. Als sie auf Joshs Bett schaute, wichen ihr alle Farben aus dem Gesicht und sie legte sich ihre Hand über den Mund, um nicht laut aufzuschreien.
Überall im Zimmer waren Kleider verstreut, auch ein BH und ein Tanga waren zwischen Joshs T-Shirt und Jeans. In seinem Bett war er nicht alleine.

Auf seiner Brust lag ein Kopf mit pechschwarzem Haar. Es war Sarah.


Fortsetzung folgt ...





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz