Stiefbrüder küsst man nicht - Teil 9

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 29.06.2012


Als Jennifer vor dem Haus in die Einfahrt einbog, war es schon 15:00 Uhr und soviel Zeit zum Vorbereiten blieb nicht mehr. Sie stieg aus und nahm die Einkäufe aus dem Kofferraum. Vorerst ließ sie die Knabbereien auf dem Küchentisch liegen und lief in ihr Zimmer, um etwas aufzuräumen, bis Sarah kam. Doch bevor sie nur das erste Kleid auf den Kleiderbügel hängen konnte, klingelte es schon an der Tür.
Als Jennifer aus ihrem Zimmer stolperte und zur Treppe eilte, ließ sie Joshs Stimme in der Eingangshalle innehalten.
“Wie geht es dir?” - hörte sie Sarahs Stimme. Sie hörte sich wirklich verlegen an.
“Gut.” - antwortete Joshs lässig und die Tür wurde ins Schloss geworfen. “Und selbst?” - entgegnete er.
“Auch gut.” - stotterte Sarah und Jennifer musste lächeln. Ihre Freundin war wirklich sehr schüchtern, wenn es um Jungs ging. Deshalb hatte Sarah, mit ihren 17 Jahren, auch noch keinen Freund gehabt. “Kommst du auch zur Party?” - meinte Sarah dann.
“Habe ich eine Wahl?” - meinte Josh und sie hörte ihn lächeln. “Ich wohne hier.” - fügte er hinzu und Jennifer konnte Sarah vor sich sehen, wie sie rot wie eine Tomate anlief. Jetzt musste Jennifer ihre Freundin aber retten, bevor sie noch mehr Unsinn redete.
Sie sauste die Treppe runter und begrüßte Sarah mit einem Lächeln.
“Komm` wir gehen in mein Zimmer.” - sagte sie und zog ihre Freundin am Arm die Treppe hoch.
“Bis dann.” - meinte Sarah noch zu Josh. “Danke.” - sagte sie, als Jennifer die Tür zu ihrem Zimmer zuschlug.
“Gerne.” - erwiderte Jennifer und sah Sarah an. “Bevor du dich noch mehr zum Trottel gemacht hättest.” - meinte sie und musste lachen. “Kommst du auch zur Party?” - äffte sie ihre Freundin nach.
“Hör auf.” - verlangte Sarah und musste lachen. “Wie blöd.” - musste sie selbst eingestehen und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. “Er nimmt mich sicherlich jetzt nicht mehr für voll.” - sagte sie dann und ließ sich auf Jennifers Bett fallen.
“Ach, wird schon.” - sagte Jennifer leichthin. “Party, etwas Alkohol und schon ist alles wieder gut.” - meinte Jennifer nur dazu.
“Ich hoffe, dass du recht hast.” - sagte Sarah und sah Jennifer lächelnd an.
“Und jetzt, machen wir uns noch hübscher, als wir es bereits jetzt schon sind.” - sagte Jennifer und ging in ihren Schrank.

Nach 3 Stunden, die den beiden Freundinnen wie ein paar Minuten vorkamen, waren sie fertig gestylt und richtig guter Laune. Sie liefen in die Küche, um die Knabbereien in große Schüssel zu schütten.
“Ich freue mich schon an Cortneys blödes Gesicht.” - meinte Jennifer und schob sich einen Chip in den Mund. “Sie dachte doch tatsächlich, dass ich noch auf den letzten Drücker absagen würde.” - lachte sie und Sarah stimmte mit ein.
Nachdem sie im Wohnzimmer alle Sitzmöglichkeiten an die Wände geschoben und so eine große Tanzfläche geschaffen hatten, drehte Jennifer die Stereoanlage auf und sprang ausgelassen durch das Wohnzimmer. Sie griff Sarah, die noch etwas schüchtern beiseite Stand an den Händen und wirbelte mit ihr herum. Sie tanzten und lachten ausgelassen.
“Lass uns Punsch machen.” - schlug Jennifer vor und holte aus der Minibar drei Sektflaschen, die sie Sarah in die Hände drückte und zwei Weißweinflaschen.
“Ist es nicht etwas zu hart?” - zweifelte Sarah, doch Jennifer lief bereits in die Küche.
Nachdem die 5 Flaschen in eine große Bowleschüssel geschüttet, mit Zitronenscheiben und Eiswürfeln noch vervollständigt wurden, nahm Jennifer die Kelle und schenkte sich einen Plastikbecher voll. Sie nippte dran und rümpfte angewidert die Nase.
“Könnte etwas Zucker vertragen.” - urteilte sie und schüttete noch eine halbe Packung Zucker in die Schüssel. Sie rührte rum und probierte noch mal. “Viel besser.” - meinte sie dann und leerte ihren Becher auf ex.
“Die Leute kommen erst in einer Stunde, drück mal auf die Bremse.” - meinte Sarah und nahm ihrer Freundin den bereits wieder aufgefüllten Becher aus der Hand. Doch schon der erste Becher verfiel seine Wirkung nicht und Jennifer war glücklich und irgendwie von allem gelöst.
“Oh.” - machte Jennifer nur enttäuscht. “Hey Josh.” - begrüßte sie ihre Stiefbruder, der mit nassem Haar und einer Sporttasche um die Schulter durch die Küchentür kam.
“Hey.” - begrüßte er etwas verwirrt zurück.
“Willst du einen Becher Punsch?” - fragte sie ihn und schenkte einen Becher voll, um diesen dann Josh zu reichen.
“Lass mal.” - lehnte er ab. “Und du sollst vielleicht auch nicht so viel trinken.” - schlug er vor, als Jennifer, den für Josh gedachten Becher mit einem Schluck austrank.
“Ach was.” - tat sie ab, doch sie merkte auch selbst schon, wie es sich in ihrem Kopf schon alles drehte, doch ihr war es egal. Sie wollte feiern. Sie schenkte sich noch einen Becher ein und lief daran nippend ins Wohnzimmer.
Die Bowleschüssel war schon halb leer, als die ersten Gäste eintrafen. Sofort wurden sie von Jennifer überfallen mit der Frage, ob sie ein Becher Punsch haben möchten.
Die Stimmung stieg und die improvisierte Tanzfläche füllte sich schon bald mit hüpfenden Teenagern. Jennifer tanzte zusammen mit Sarah in der Mitte der Tanzfläche. Plötzlich wurde sie an der Hüfte gepackt, ungedreht und bekam einen feuchten Kuss auf die Lippen. Vor Überrumpelung verschlug es ihr den Atem und sie drückte den “Kussangreifer” von sich.
“Hey Baby.” - formte Gabe mit den Lippen.
“Hast du mich erschrocken.” - beschwerte sich Jennifer laut und schlug ihm auf die Schulter. Gabe dagegen lächelte breit, zog sie wieder an sich und küsste sie. Jennifer sah aus dem Augenwinkel, wie Sarah sich aus dem Staub machte und war richtig enttäuscht. Eigentlich hatte sie heute gar keine Lust mit Gabe alleine zu sein.
`Er ist dein Freund.` - ertönte es in ihrem Kopf.
`Ja, ja.` - antwortete Jennifer ihrer inneren Stimme genervt und erwiderte Gabes Kuss.
Gegen 22:00 Uhr kam Ralph aus der Footballmannschaft zur Party und zog hinter sich ein Fass Bier inklusive Zapfanlage auf einem Bollerwagen in das Wohnzimmer. Mit begeisterten Rufen und Pfiffen wurde er empfangen und sofort bildete sich eine Schlange vor dem aufgebrochenen Fass.
Das Bier floss in Strömen und auf der Tanzfläche war kein Zentimeter mehr frei.
Gabe hatte seine Hände auf Jennifers Hüfte gelegt und sie wiegten zum Takt der Musik. Als das Lied endete, riss Jennifer ihre Arme in die Höhe und schrie auf, doch im Grölen und Mitgesang anderer Anwesenden ging ihre Stimme unter.
Der Alkohol ließ sie alle Hemmungen ablegen und sie fühlte sich einfach glücklich und nichts konnte ihre Laune trüben.
“Ich bringe uns noch Bier.” - schrie Gabe ihr ins Ohr und sie nickte nur. Er verschwand in der Menge und Jennifer blieb alleine zurück und tanzte einfach weiter. Sie drehte sich und verschwommene Gesichter rasten an ihr vorbei. Als sie wieder stehen blieb, drehte sich ihre Umgebung einfach weiter. Jennifer legte sich eine Hand an die Stirn und torkelte von der Tanzfläche. An der Treppe sah sie Josh stehen mit einem Pappbecher vermutlich Bier in der Hand. Sie lächelte und wollte sich schon auf dem Weg zu Josh machen, doch dann sah sie noch Cortney neben Josh stehen. Sie unterhielten sich und Jennifer wurde schlecht, als sie zusehen musste, wie ihre Erzrivalin sich zu Josh beugte und ihm etwas in das Ohr flüsterte. Josh lächelte und entgegnete etwas komisches, denn Cortney warf ihren Kopf in den Nacken und lachte, dann streichelte sie mit der Hand sanft über Joshs Oberarm. Jennifers Atem wurde unregelmäßiger und ihr Herz raste. Ein ihr unbekanntes Gefühl breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und sie mochte dieses Gefühl nicht. Es war ein Gemisch aus Wut, Schmerz und Machtlosigkeit. Tränen stiegen Jennifer in die Augen, als sie sah, wie Cortney sich zu Josh runterbeugte und ihm auf die Wange küsste, er lächelte sie nur nett an.
Am liebsten wäre Jennifer jetzt zu ihnen gegangen, Cortney an ihren perfekt gestylten Haaren gepackt und sie aus dem Haus geworfen.
Diese blöde Kuh.
Diese dumme Ziege.
Jennifer kochte innerlich und um ihren Gedanken nicht in die Tat umzusetzen, ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
Was war das für ein grausames Gefühl? Jennifer unterdrückte ihre Tränen und biss die Zähne fest zusammen.
`Blöder Alkohol.” - dachte sie verärgert. Josh und Cortney unterhielten sich weiter und Jennifer kam nur der Gedanke, dass sie hier weg musste. Weg von Josh und Cortney und vor allem weg von diesem Gefühl, was ihr nicht geheuer war. Sie bahnte sich den Weg durch die tanzende Menge und lief hoch zu ihrer Zufluchtsstätte, zu ihrem Versteck, zu ihrem Zimmer.
Oben auf der Treppe blieb sie noch für einige Sekunden stehen und schaute über das Geländer zu Josh runter. Sie erschrak, als er zurücksah und sich ihr Blick traf. Erneut drohten Tränen aus Jennifer auszubrechen. Joshs Blick war fragend und Jennifer schüttelte zur Antwort nur mit dem Kopf und verschwand in ihrem Zimmer. Mit all ihrer Kraft warf sie die Tür zu und schrie wie ein verwundetes Tier auf. Es tat weh, irgendwo tief in ihrer Brust.
Warum?
Sie lief in ihrem Zimmer auf und ab und konnte einfach keine Ruhe finden. Cortney und Josh unterhielten sich und schon einen Augenblick später legte Josh seine Arme, in denen sich Jennifer so wohl und sicher gefühlt hatte um Corney und küsste sie. Ein Streich Jennifers grausamer Fantasie.
Jetzt gab es keinen Halt mehr und Tränen liefen in Strömen über ihre Wangen. Wutentbrannt warf Jennifer ihr Schminktisch um und sah nur wenige Sekunden später das von ihr angerichtet Chaos schwer atmend an. Überall lagen ihre schuldlosen Schminkutensilien verstreut.
Jennifers Wut verflog langsam, aber was blieb war noch schlimmer. Ein betäubender Schmerz und das Gefühl nichts machen zu können. Sie ging zu ihrem Bett und ließ sich auf die Tagesdecke nieder.
Warum machte es ihr so viel aus, dass Josh sich mit Cortney unterhielt?
Jennifer sah zum Fenster und die Sterne vom nächtlichen Himmel zwinkerten ihr zu.
Dieses Gefühl war Eifersucht, stellte Jennifer erschrocken fest. Sie war eifersüchtig auf Cortney, die mit Josh geflirtet hat.
Warum war sie es denn nicht, als Josh ihr erzählt hatte, dass ihm ein Mädchen aus ihrer Schule gefiel?
Vielleicht, weil dieses Mädchen nicht real war. Nicht in dem Moment, als sie sich darüber unterhalten hatten. Außerdem hatte es einen Freund.
Warum war Jennifer nicht über die Tatsache, dass Josh Sarah gefiel nicht eifersüchtig?
Vielleicht, weil ihr bewusst war, dass Josh Sarahs Gefühle nicht erwiderte und weil Sarah für sie keine Konkurrenz darstellte.
Aber Cortney war eine Konkurrentin. Auch wenn Josh jetzt noch kein Interesse zeigte, konnte er sich morgen schon wieder ändern. Jennifer wusste ganz genau, dass es für Cortney eine leichte Aufgabe war, einen Jungen um ihren mit künftigem Nagel verzierte Finger zu wickeln.
Diese Erkenntnis machte es für Jennifer nicht leichter
Heute morgen hatte sie noch darüber gegrübelt, was sie für Josh empfand und ihre Gefühle waren meilenweit von einem “Egalsein” entfernt.
Kraftlos ließ sie sich zurückfallen und wischte sich über das nasse Gesicht mit dem Handrücken.
Sie musste zurück zur Party, immerhin war sie die Gastgeberin. Doch bevor sie ihren Gedanken zu ende führen konnte, ging ihre Zimmertür leise auf.

Fortsetzung folgt ...






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