Wider der Vernunft - Teil 4

Autor: Caramille
veröffentlicht am: 14.06.2012


Ich öffnete langsam die Tür und rechnete mit dem Schlimmsten. In meinem Zimmer stand David vor meinem Bücherregal, mit einem Buch in der Hand.
"Was willst du denn hier?"
Erschrocken sah er auf "Sorry! ... Ich brauchte mal n Moment allein. ... Da is son ne Verrückte, die mich nicht in Ruhe lässt."
"Aha ... Und kann ich dir helfen?" Nicht gerade begeistert, dass er sich in meinem Zimmer aufhielt, andererseits schon leicht amüsiert, dass ihn jemand verfolgte, sah ich ihn an. 'OMG hoffentlich meint er nicht mich!'
"Du könntest ja das Mädchen davon abhalten mich zu nerven. ... Groß, lange schwarze Haare, pinkes Kleidchen und kann ihr Klappe nicht halten ... Uhhh!"
'Puh ...gerade nochmal davon gekommen. Sarah is wirklich aufdringlich, sie sollte mal n Gang runterschalten.'
"Wie lang bist du schon hier?"
Verwirrt fragte er "10 Minuten ungefähr ... Warum?"
"Dann hat sie jetzt oder spätestens in 7-8 Minuten n anderen Kerl gefunden."
"Okay ... Du kennst sie?"
Ich nickte nur und versuchte ihn erst nicht anzustarren und dann ihn nicht voll zulabern.
"Kann ich mich solange noch hier verstecken?"
"Ähh, klar."
'Solange du nicht in meinen Sachen rumwühlst!'
Ich quetschte mich auf mein Bett zwischen Klamotten, Bücher und der üblichen Unordnung und sah David zu, wie er mit den Augen an meinem Bücherregal hängen blieb.Wie immer lockerte der Alkohol meine Zunge und so sprach ich einfach drauf los.
"Liest du viel?"
"Ach ...nur ein wenig."
Und dann fiel mir nichts mehr ein, weil er sich umgedreht hatte und mir in die Augen sah. Nach einer Weile riss ich mich von ihm los, schaute verlegen weg und fragte das erstbeste, was mir einfiehl.
"Und wie gefällt es dir hier so? Schon eingelebt?"
Ich spürte, dass sein Blick weiter auf mir weilte. "Na ja ... es geht. ... Aber deine Party ist ganz okay."
"Was heißt den ganz okay? Die is doch spitze."
Er lachte leise. Ich war beleidigt und wollte gehen. Als ich aufstand blickte er mich immer noch an.
"Sind das eigentlich alles deine CDs?" fragte er mit einem hinweisenden Nicken auf meine CDs.
"Ja klar!"
Wir sahen uns schweigend in die Augen und ich hätte beim besten Willen kein Wort heraus bekommen.
"Weißt du je mehr ich über dich erfahre, desto weniger kann ich dich einschätzen." Er sagte es mehr zu sich selber, aber doch so laut, dass ich es hören konnte.
Ich sah ihn komisch an, ich war verwirrt. Was wusste er denn schon über mich. Ich war in Gedanken und merkte nicht, wie er langsam auf mich zukam. Ich war irgendwie verärgert. Erst die Anmerkung mit der Party, das er einfach in meinem Zimmer stand und dieser Satz gerade. War das ein Kompliment oder eine abschätzige Bemerkung? Ich erschrack, als ich merkte, wie er nur noch einen Schritt von mir entfernt war und sich weiter auf mich zubewegte. Auf einmal spielte sich alles in Zeitlupe ab. Ich weiß nicht, ob die Zeit einfach langsamer wurde oder meine Aufmerksamkeit für alles stieg. David ergriff meine Hand sanft und bewegte seinen Kopf auf mich zu. Ich dachte daran, was Isa gesagt hatte am ersten Tag. Ich hatte mich noch nicht entschieden, doch wusste ich, dass ich etwas für ihn empfand. Nicht wie Isa meinte lieben oder hassen, sondern eher etwas schlechtes oder etwas gutes. Dann riss jemand die Tür auf.
Ich entfernte mich ein paar Schritte von David und stieß mich am Schrank.
Diese 5 Sekunden waren wohl die längsten und peinlichsten in meinem ganzen Leben, bis jetzt (wie meine Eltern immer sagen).
Jan stand im Türrahmen und sah uns beide an. Ich war mir nicht sicher, ob die beiden die Stille und die Situation genauso unangenehm fanden wie ich. "Ich bin auf der Suche nach Isa."
"Ähm ... das is grad schlecht. Ihr gehts nicht so gut."
"Okay dann frag ich sie Montag."
Jan sah nicht gerade begeistert aus, ich bezog das darauf, dass es Isa nicht gut ging. Ich hoffte, dass es nicht wegen mir war.
Danach drehte er sich um, schloss die Tür und jetzt stand ich da, an meinen Schrank gelehnt und wusste nicht, was ich tun soll. Ich musste raus, ich bekam keine Luft mehr. David stand einfach da, als ich raus stürmte. Ich war wie benebelt und spürte immer noch seine Hand auf meiner Haut, als ich die Treppe runterrannte. Ein kleines Lächeln ging mir über die Lippen. Als ich gegen jemanden stieß wachte ich aus meinem abwesenden Zustand auf. 'Luft!' Ich wollte nur noch in den Garten. Dort angekommen nahm ich mir ein Bier vom Tisch, setzte mich auf den Rasen und atmete tief ein und aus. Irgendwann bekam ich wieder ordentlich Luft und lehnte mich gegen den Baum der hinter mir stand. Eine Weile saß ich einfach nur da und nippte an meinem Bier. Dann sah ich Chris und seine Kleine. Ich erhob mich und ging auf die beiden zu, die sich anscheinend einen ruhigen Ort zum Rummachen suchten.
"Hey!"
"Oh ...hey Emma!"
"Es wär nett wenn ihr jetzt gehen würdet."
"Wieso denn das?"
"Das weißt du genau."
"Was kann ich denn dafür, dass Isa auf mich steht und alles falsch verstanden hat."
"Das ist mir egal ... Deswegen geht jetzt!" Ich sagte es wohl mit einer solchen Autorität, dass Chris sich die kleine schnappte und von dannen zog. Ich verfolgte sie, bis sie aus der Tür waren. Jetzt wollte ich nur noch eine rauchen. 'Ach Mist! ... Wo hab ich denn nur meine Kippen? ... Ach scheiße, die liegen noch in meinem Zimmer.' Und da wollte ich auf keinen Fall hin. Also machte ich mich auf die Suche nach jemandem mit Zigaretten und dann rauchten wir erstmal eine. Das Gerede über dies und das, die neusten Gerüchte lenkte mich ganz gut ab. So gegen 2 Uhr verabschiedeten sich die ersten und ich tanzte noch mit Maike, Nike und Isa, der man die Tränen nicht mehr ansehen konnte und die fast schon zu glücklich war in anbetracht des vermasselten Abends. Ich weiß nicht mehr wann wir endlich ins Bett fielen.
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem gereizten Magen neben Maike und Isa auf. Ich zog mir meine Schlabbersachen an und flätzte mich mit einem Cappuccino auf das Sofa zwischen die Überreste der Party und sah fern. Nach einer Weile kamen auch Maike, Isa und mein Bruder dazu. Der noch gestern Abend zusammen gestellte Aufräumtrupp sollte um 15 Uhr kommen. Ich sah mir das Chaos gar nicht genauer an, bemerkte nur dass nichts großes zu Bruch gegangen war und dann kam die Erinnerung an David wieder. Maike scherzte herum. "Stell dir mal vor, deine Eltern würden jetzt schon wieder kommen."
"Na dann würde ich es Jon in die Schuhe schieben."
"Wieso denn gerade mir? Ich hatte doch damit nichts zutun." wehrte sich mein Bruder.
"Du wusstest aber eher von der Party als ich ...und ich kann ja schlecht meine Freunde dafür verantwortlich machen."
Ich fing an zu lachen und die anderen stimmten ein.
Der Aufräumtrupp kam pünktlich, bis auf ein paar, die wie immer zu spät kamen. Ich organisierte das ganze und überwachte die Aufgaben. Da so viele da waren ging es recht schnell und ich konnte mich wieder vor den Fernseher werfen. Maike zog mit dem DJ los, der seine Ausrüstung abholte, Nike und ihr Freund mussten schon früher los, da Nikes Oma Geburtstag hatte und Isa blieb noch länger und unterhielt sich mit meinem Bruder. Ich wollte nur noch meine Ruhe und schlief wieder ein.





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