Zwischen Glamour und Gosse - Teil 3

Autor: zeitvorhang
veröffentlicht am: 31.05.2012


Und weil ich gerade so in Schreiblaune bin, kommt hier auch schon der 3. Teil!
Viel Spaß beim Lesen. :)

Greez

-
3: Lichtblicke?

Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete Janna ihre Haustüre.
Ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Vor ihrem Haus saßen zwei Frauen. Die beiden hatten es sich schon bequem gemacht, anscheinend warteten sie schon länger.
"Na, sie mal einer an, mit wem wir die Ehre haben, Celine! Mit Frau Mayer höchstpersönlich!", grinste Kathy und stand auf, nur um ihr im nächsten Moment um den Hals zu fallen. Ein Gefühl des Glücks machte sich in Janna breit. Es war ungewohnt, doch es tat so verdammt gut, von jemanden in den Arm genommen zu werden.
Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen? Ein Jahr. Ein verdammtes, schreckliches, ewiglanges Jahr. Und Gott, in diesem Jahr war so viel passiert!
"Kommt doch rein", meinte Janna und nahm eine der Taschen, die am Boden standen und ging voraus ins Wohnzimmer.
"Wie kommt's, dass ihr mich besuchen kommt?", wollte Janna wissen und ließ sich auf ihr Sofa fallen, Celine und Kathy setzten sich zu ihr. "Wir sind gerade geschäftlich in Los Angeles unterwegs und da dachten wir - hey! Lass mal die gute alte Jannie besuchen gehen", grinste Celine. "Wollt ihr was trinken?", fragte Janna und stand auf. "Hast du Cola da? Oder Limo oder irgendwas andres eklig Süßes?", fragte Kathy.
Janna ließ ihre beiden Freundinnen im Wohnzimmer sitzen, sie konnte ihr mädchenhaftes Gekicher bis in die Küche hören. Wie sie es doch vermisst hatte, zu lachen. Richtig zu lachen, nicht gekünstelt vor der Kamera.
Aus dem Küchenschrank holte sie drei Gläser, schenkte in zwei davon Limo ein - sie wunderte sich selbst, dass sie so etwas besaß - und in ihres Wasser. Sie konnte jetzt nicht schwach werden, nur weil ihre Freundinnen von früher da waren.
Wieder am Sofa angekommen, reichte sie Celine und Kathy jeweils ihr Getränk und setzte sich wieder zu ihnen.
"Abgenommen hast du, Liebes", meinte Celine und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel, sie konnte ihn fast mit einer Hand umfassen. "Ach Quatsch, das sieht nur so aus. Wieso seid ihr eigentlich geschäftlich in L.A.?"
Janna wollte unbedingt das Thema wechseln, sonst würde das nicht gut enden. Zwar etwas widerwillig, jedoch gingen die beiden Frauen darauf ein. "Nun ja, als Models hatten wir ja nicht so einen großen Erfolg wie du, also sind wir ausgestiegen. Da wir allerdings nicht komplett aus der Modewelt verschwinden wollten, designen wir. Deswegen sind wir hier, weil wir hier eine Show planen - in New York tragen schon viele unsere Klamotten! Und oh Gott, Jannie, es macht so Spaß! Wir können kreativ sein, sind unser eigener Chef,...", Celine war total ins Schwärmen geraten, sie war voller Euphorie.

Die drei jungen Frauen redeten, schwärmten und lachten bis spät in die Nacht hinein, immerhin gab es viel zu berichten - in einem Jahr war immerhin viel passiert und sie hatten sich nicht gesehen geschweige denn einen Pieps voneinander gehört.
Es tat gut, sich alles von der Seele zu reden, Janna konnte sein, wer sie wirklich war, brauchte sich nicht zu verstellen, nicht gezwungen höflich sein.
Jannie redete sich die Seele aus dem Leib, wie toll es anfangs in der neuen Agentur war, wie gefragt sie plötzlich war, die Welt war verrückt nach ihr und sie war verrückt nach mehr. Sie reiste um die halbe Welt für Shootings, Modenshows oder nur um den ein oder anderen Promi zu treffen.
"Ach Süße, es kann doch mal passieren, dass man mal down ist, so ist das nun mal im Leben", tröstend legte Kathy ihr eine Hand auf die Schulter.
"Es ist nicht nur das eine mal, das geht schon die ganze Zeit so! Ich habe alles, was sich eine junge Frau nur wünschen kann - ich bin in meinem Traum und wünschte, ich könnte endlich aufwachen. Ich hab eine traumhafte Villa, ich kenne sämtliche Labelchefs persönlich, bekomme fast täglich neue Aufträge... und trotzdem bin ich nicht glücklich.
Ich kann nicht wie früher im Jogginganzug zum Bäcker laufen, kann keinen Spaß mehr haben, kann mich nicht mehr amüsieren. Klar, modeln macht mir Spaß, aber ich darf kein Fastfood mehr essen, muss täglich top aussehen und habe kaum Freizeit. Was ist daran traumhaft?" Mitleidig wurde sie von Kathy und Celine angeschaut, die beiden verstanden sie, aber hatten selber ein sorgenfreies Leben.
"Genug geheult, wie läuft's bei euch? Liebe?", fragte Janna und setzte ein Lächeln auf.
"Oh Gott, du weißt es ja noch gar nicht, Jannischatz!", quietschte Kathy und hielt ihr einen funkelnden Ring mit einem roséfarbenen Stein unter die Nase. "Ich werde heiraten!!"
Und schon waren die drei Freundinnen in das nächste Thema vertieft.

So schnell wie Kathy und Celine aufgetaucht waren, waren sie auch schon wieder verschwunden, der Job rief. Somit hieß es Abschied nehmen.
"Ciao, Kathy, tschüss, Celine. Schön, dass ihr da wart, es tat richtig gut, mal wieder abzuschalten. Danke." Janna gab ihren Freundinnen jeweils einen Kuss auf die Wange und drückte sie nochmal fest an sich. Wer weiß, wann sie die beiden wiedersehen würde? "Sagt mir bescheid, wenn ihr wieder in L.A. seid, okay?" - "Klar, machen wir. Schönen Tag noch, Jannie".

Als die Tür ins Schloss fiel, blieb Jannas Blick an einem Bild hängen.
Es war das Bild von ihrem ersten Shooting. Ja, sie konnte sich noch gut daran erinnern.
Den Tag würde sie wohl nie vergessen. Mit einem Lächeln nahm sie den Bilderrahmen in die Hand und strich mit dem Finger darüber.

--
"Was ist denn das, Vic?", fragte Janna, als sie das kleine Geschenk auspackte.
"Das soll dich daran erinnern, was deine Träume und Ziele sind, Kleines." Sie strahlte, als sie erkannte, dass es das Bild war - ihr erster großer Auftrag. Kurz darauf fiel sie Victor die Arme um ihn stürmisch zu küssen.
Die Sehnsucht in ihren Augen sollte sie auf ewig daran erinnern, dass sie auch nur ein Mensch mit Träumen war.
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"Exakt, meine Träume. Und für die lohnt es sich zu kämpfen!", sagte sie entschlossen und ging in den Keller, um sich dort auf ihren Heimtrainer zu setzen.
Sie hörte erst auf zu treten, als ihr Handy klingelte - diesmal war sie so schlau gewesen und hatte es mit nach unten genommen.
"Janna Mayer, hallo.", meldete sie sich und versuchte zu unterdrücken, dass sie völlig außer Atem war.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frauenstimme: "Guten Tag, Frau Mayer. Ich bin die Sekretärin von Brian Thomson, er lässt fragen, ob sie in zwei Tagen zu einem Interview bereit wären." - "Was für ein Interview wäre das denn?" - "Oh, entschuldigen Sie, Herr Thomson ist der Chefredakteur von der Serie "life & now."
"life & now" war eine der beliebtesten Serien in ganz Amerika, in der vorwiegend junge Stars interviewt wurden. Die Sendung war bekannt dafür, sehr spontane Fragen zu stellen - riskant. Dennoch stimme Janna zu. "Vielen Dank, wir freuen uns auf Sie."
Und damit war das Gespräch beendet.

"Janna, schön, dass du hier bist. Heute haben wir ein paar Fragen von deinen Fans an dich. Bist du bereit?", fragte Brian grinsend. Das Grinsen gefiel Janna nicht, es war das übliche, übertriebene Fernseh-Lächeln - zwar benutzte sie dieses selbst, aber erst jetzt fiel ihr auf, wie unnatürlich und bescheuert das eigentlich aussah. Dennoch lächelte sie freundlich zurück und nickte. "Nun gut, die erste Frage: Wie fühlt es sich an, solch ein erfolgreiches Model zu sein?" Okay, die Frage war ja noch relativ easy. "Es ist ein wunderbares Gefühl, ich lerne viele Prominente kennen, habe Connections zu verschiedenen Designern und anderen bekannten Models. Früher habe ich immer davon geträumt, auf die Partys zu gehen, auf die auch Karl Lagerfeld und Calvin Klein gehen - und nun bin ich wirklich dort! Kaum zu glauben." Eine kurze Kunstpause entstand, der Moderator lächelte sein breites Grinsen in die Kamera und stellte danach seine nächste Frage: "Hier will ein Fan wissen, was an den Gerüchten dran ist, dass du mit Celine McCoy - also lesbisch - zusammen bist?" Was war das denn bitte für eine bescheuerte Frage? Sicherlich hatte sich da jemand nur einen Scherz erlaubt. "An den Gerüchten ist rein gar nichts dran, Celine ist lediglich eine gute Freundin von mir - ich bin nicht lesbisch."
"Und was ist sonst so mit Familienplanung?"
"Um Gottes Willen, nein! Ich bin doch erst zwanzig, ich muss mich voll und ganz auf meine Karriere konzentrieren."
Die Fragen wurden immer nerviger, so viel zum Thema 'spontan' - nie wieder würde sie sich auf so ein billiges Interview einlassen! Lieber war etwas langweilig und durchgeplant als so etwas!
"Nun gut, hier kommt die nächste Frage: "Hattest du jemals ein Verhältnis mit Victor Neubach?" Das war ja wohl die Höhe! "Wie bitte?!" - "Es gibt Gerüchte, dass du mit dem Juniorchef deiner ehemaligen Agentur eine heiße Affäre hattest." Der dauergrinsende Moderator zwinkerte ihr zu und grinste verschwörerisch. "Ach komm schon, mir kannst du es doch sagen." Jetzt kam er auch noch mit der Wir-sind-doch-beste-Freunde-Nummer, doch die ließ das Fass nur noch mehr überlaufen. "Also ich weiß nicht, wer so einen Mist behauptet, aber es stimmt nicht! Ich habe niemals mit Victor geschlafen, wir waren lediglich gute Freunde - wenn man das überhaupt so nennen kann!", schrie Janna aufgelöst und stand wütend auf. "Das Interview ist hiermit beendet!"
Ihrem Ruf würde dieses Interview zwar ein paar mächtige Kratzer verleihen, aber was konnte sie dafür, wenn irgend ein Idiot so etwas an die Öffentlichkeit brachte!
Wer auch immer die Klappe nicht halten konnte, Janna verfluchte diese Person gerade sehr!

Wütend von der Tatsache, dass ihr Geheimnis sich einen Weg in die Öffentlichkeit gebahnt hatte, ging Janna nach Hause, ließ ihre Tür krachend ins Schloss fallen und begab sich wie so oft in den Keller auf ihren geliebten Heimtrainer.

"Wieso könnt ihr mich nicht einfach alle mal in Ruhhe lassen, verdammt??!!", schrie sie hysterisch und begann schneller in die Pedale zu treten.










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