Gefährliche Liebe - Teil 2

Autor: Floh
veröffentlicht am: 19.05.2012


„Komm schon Ryan!“, schrie ich, als er auf dem besten Weg war, den alles entscheidenden <Touchdown> zu machen. Die Menge tobte. Es war das letzte Spiel der Saison und die <Thunderwolves>, also unsere Highschool- Football-Mannschaft, waren nur noch ein Sieg von der Meisterschaft entfernt. Ich sprang vor Aufregung von meinem Platz auf und feuerte Ryan heftig an. Ich warf einen Blick auf die Uhr, nur noch zehn Sekunden, dann war das Spiel vorbei. Ryan hatte freie Bahn und rannte über das Spielfeld. Er setzte zum Sprung an und… <Touchdown!>. Die Menge jubelte, alle sprangen auf. Einzelne, vorallem stolze Eltern, fingen an zu weinen. Es war ein herrliches Schauspiel. Ryan winkte mir zu, ich lächelte ihn an und gab ihm mit meinem Daumen ein Zeichen, dass er alles richtig gemacht hatte. Er schenkte mir ein breites Grinsen, wandte sich zu seinen Mitspielern um und liess sich feiern. Ich ergriff die Gunst der Stunde und bahnte mir einen Weg durch die Menschenmenge Richtung Freiheit. Ich mochte grosse Menschenmengen noch nie, doch für Ryan würde ich beinahe alles tun.

„Da bist du ja, ich wusste dass ich dich hier finden würde“, hörte ich Ryan sagen. Ich drehte mich zu ihm um und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Er setzte sich so neben mich, dass sich unsere Schultern berührten und blickte auf den kleinen See hinaus. Vor einigen Jahren hatten wir ihn während einer Fahrradtour entdeckt und kamen nun immer hierher. Dieser Ort war unser geheimes Versteck. Immer wenn es uns schlecht ging oder wir in Ruhe über etwas nachdenken wollten, kamen wir hierher. Ryan drehte den Kopf zu mir und betrachtete mich nachdenklich. Ich bemerkte seine Blicke und schenkte ihm einen fragenden Blick. Ryan schüttelte den Kopf und lachte. „Danke, dass du gekommen bist“, meinte er. Ich lächelte ihn an und er drehte den Kopf wieder in Richtung See. Ryan war seit der ersten Klasse mein bester Freund. Mehr war nie zwischen uns. Ich musste jedoch sagen, dass ich weder abgeneigt war, noch dass er unattraktiv war, im Gegenteil – er war gross, muskulös, hatte braune Haare und meerblaue Augen, ein echter Traumtyp halt. Die Sache mit uns hatte sich einfach nie ergeben, er hatte immer Irgendeine an seiner Seite und ich traute mich nie, mir meine Gefühle einzugestehen. Ja, ich liebte Ryan, doch das würde ich mich nie trauen aus zu sprechen. Momentan war er sowieso mit dieser Larissa zusammen. Sie war der Captain der Cheerleadermannschaft und war ein echtes Miststück. So eifersüchtig, als würde sie Ryan besitzen. Ganz ehrlich, ich mochte sie nicht. Es war allerdings nicht meine Art, schlecht über die Freundinnen von meinem besten Freund zu sprechen. Wenn er glücklich war, war ich es auch. Ryan riss mich aus meinen Gedanken, als er sich aufrichtete und sich bis auf die Unterhose auszog. Ich kannte ihn so, ich hatte ihn auch schon nackt gesehen, allerdings waren wir damals in der 3. Klasse, aber es machte mich von Mal zu Mal nervöser ihn so zu sehen. Sein Körper war durchtrainiert und seine Bauchmuskeln zeichneten sich deutlich ab. Meine Wangen wurden heiss, zum Glück konnte man die Röte nicht sehen, da es bereits am Dämmern war. „Kommst du auch?“, fragte er mich grinsend. Ich lachte auf und nickte. Ryan rannte ins kalte Nass. Ich zog mich aus und tat es ihm gleich. Ich quiekte auf, als die Kälte auf die unangenehmsten Stellen traf und Ryan lachte auf. Ich sprang auf ihn und tauchte seinen Kopf unter Wasser. Er packte mich und tauchte mit mir unter. Er hielt mich fest im Arm und ich spürte seine Wärme. Zögernd kuschelte ich mich an ihn und schloss die Augen. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte ich das Gefühl, dass er mich fester an sich drückte. Dann tauchte er auf. Ich blickte tief in seine Augen. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in meinem Bauch bemerkbar. Ryan strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Ich wusste dass es falsch war, so eng umschlungen mit ihm hier im Wasser zu sein. Aber für mein Herz fühlte es sich richtig an. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass wir zusammengehörten. Doch dieses Gefühl war so schnell wieder verschwunden wie es gekommen war. Das Lächeln in Ryans Gesicht erlosch und er liess mich los. Noch ehe ich kapierte, was gerade geschehen war, war Ryan schon am Seeufer, packte seine Kleidung ein und ging einfach. Er liess mich allein, in der Dunkelheit, mitten im See, in der Pampa. Ohne ein Wort zu sagen, war er verschwunden, und ich? Ich kapierte die Welt nicht mehr.

Mein Kopf tat schrecklich weh. Es fühlte sich an als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer auf meinen Schädel eingeschlagen. In meinen Ohren rauschte es und ich hörte eine Stimme. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich lag in einem hellen Zimmer auf einem weichen Bett. Allerdings war es nicht mein Bett und schon nach wenigen Sekunden merkte ich, dass ich an das Bettgestell gefesselt war. Auf einen Schlag kamen alle Erinnerungen wieder zurück, der Keller, der Wald, das Telefonat… Sofort kroch die Panik wieder in meine Knochen, mir wurde Angst und Bange und ein mieses Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus. Ich drehte meinen Kopf und schaute direkt in zwei azurblaue Augen. Ich blinzelte einige Male um mich zu vergewissern, dass ich nicht halluzinierte. Ich blickte in die Augen einer Frau Mitte dreissig.
„Guten Morgen Sonnenscheinchen“, sagte sie zu mir und strich mir über die Stirn. Ich kannte diese Person nicht, aber sie kam mir nicht bedrohlich vor, geschweige denn konnte ich mir vorstellen, dass sie mich so übel zugerichtet hatte. Sie tupfte meine Stirn mit einem kalten Tuch ab und säuberte meine Wunde am Kopf. Dabei murmelte sie unentwegt etwas, das ich nicht verstand und schüttelte den Kopf. Sie guckte mir besorgt in die Augen und säuberte weiter meine Wunden.
„Mein Name ist Alice, ich bin Ärztin und habe dich operiert. Du hattest eine schlimme Stichwunde und innere Verletzungen, aber du wirst wieder gesund.“ Sie lächelte. Dann nahm sie die Schüssel mit dem Lappen und dem vermutlich dreckigem Wasser und verliess den Raum. Ich liess meinen Blick schweifen. Die Tatsache die mich beunruhigte war definitiv, dass ich nicht in einem Krankenzimmer lag, sondern in einem Gästezimmer. Der Raum war Stilvoll eingerichtet, dunkle Holzmöbel, ein heller Sessel und aquamarine Vorhänge, die das Zimmer in ein beruhigendes Licht tauchten. An den Wänden hingen Zeichnungen, Gemälde und persönliche Fotos, aber ich war noch zu müde, um zu erkennen, was sich auf den Bildern befand. Ich zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete und Alice das Zimmer betrat. Auf den Händen balancierte sie ein Tablett mit einer Suppe, etwas Brot und Tee.
„Du musst etwas zu dir nehmen, damit du wieder auf die Beine kommst, meine Kleine.“ Sie half mir mich auf zu richten, damit ich etwas essen konnte. Während ich ass, sass Alice die ganze Zeit neben mir. Sie half mir so gut es ging – dafür war ich ihr sehr dankbar. Eine plötzliche Müdigkeit übermannte mich, was ich der Frau auch gleich mitteilte. Sie sagte mir, dass es die Schmerzmittel waren, die mich so müde machten und half mir, mich wieder richtig ins Bett zu legen. Sie strich mir über die Haare, nahm das Tablett und ging aus dem Zimmer. „Schlaf gut, Süsse“, flüsterte sie und zog leise die Tür hinter sich zu.






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