Die vier Farben des Districts - Teil 12

Autor: Riefie
veröffentlicht am: 04.07.2012


Danke für die lieben Kommis *-* ich werde wohl in naher Zukunft einen neuen Teil von einer anderen Geschichte reinstellen. Bin gespannt, wie euch diese gefällt. Mit der hier gehts natürlich weiter auch wenn ich gestehen muss, das ich Moment rein nach Gefühl schreibe und noch kein Ende in Sicht ist. Hoffe ihr habt nichts gegen eine längere Geschichte ;) Viel Spaß mit dem Teil hier...

„Nein Schätzchen. Sieh mal, wenn er mit ihr im Bett gelandet wäre, dann wäre es egal gewesen, weil dazu gehören immer Zwei. Aber wenn sie ihn einfach geküsst hat, ohne Vorwarnung, dann wäre das definitiv was anderes.“
Mit diesen Worten beugte er sich vor und küsste mich. Völlig perplex tat ich garnichts. Ich war wie geschockt und es dauerte nur wenige Sekunden, als er sich wieder grinsend hinsetzte.
„Siehst du Darling. Du hast ihn nicht erwidert, aber für jeden anderen würde es so aussehen.“
Ich verstand, was er sagen wollte und irgendwie löste es den Knoten in meinem Inneren. Klar, ich war überrumpelt und hatte garnichts getan. Mein Verstand hatte nicht so schnell arbeiten können und die wenigen Sekunden, die Daniel mich geküsst hat, könnten auch bei Nik und Melanie gewesen sein. Sie könnte ihn total überrumpelt haben und wenn er nur ansatzweise so langsam reagiert hat, wie ich, dann könnte sie es wirklich genau so eingefädelt haben.
„Wie ich sehe, arbeitet dein süßes Köpfchen.“
„Naja, irgendwie hast du ja Recht.“
„Darling, sieh mich mal an. Es gibt nur eine Frage, die dich zu interessieren braucht.“
„Und die wäre?“
„Liebst du ihn und liebt er dich?“
„Ich liebe ihn mehr als alles andere und… ja, ich denke… nein ich weiß das er mich auch liebt.“
„Dann vergib ihm und genieße diese Liebe, Süße. Das Leben ist viel zu kurz und außerdem,“ er grinste mich an, „lass diese Schlampe nicht gewinnen.“
„Danke Daniel, du bist toll.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und fing an, meine natürliche Schönheit noch mehr hervorzuheben. Zumindest behauptete er das. Ich hingegen fand, dass er aus Aschenputtel eine Cinderella machte. Obwohl ich Aschenputtel immer schöner und besser fand. Naja, ich sah danach auf jeden Fall dermaßen geil aus, dass ich mich andauernd grinsend im Spiegel ansah. Meine braunen Haare waren zu sanften Locken gedreht worden, zwei Strähnen wurden locker nach hinten gebunden und mit Klammern befestigt. Meine Augen wurden mit schwarzem Kajal umrandet, welche mit blauen Fassetten gezeichnet waren. Meine Lippen hatten einen durchsichtigen Lipgloss und es war einfach umwerfend. Als ich zurück in den anderen Raum kam, traf mich der Schlag. Vor mir standen drei wunderschöne Frauen, deren zugehörige Männer heute Abend regelrecht umgehauen werden würden.

Ich stieg die langen Treppenstufen hinunter und gelangte mit den anderen 3 Mädels in einen großen Saal. Als ich ein Pfeifen hörte, drehte ich mich gespannt um… nur um enttäuscht zu werden. Dave, Finn und Jason nahmen ihre drei Herzensdamen in die Arme und sagten ihnen wahrscheinlich gerade wie atemberaubend schön sie waren. Finn kam auf mich zu, drückte mir einen Zettel in die Hand und lächelte, als er wieder zurück zu Leo ging, die ihn sehnsüchtig in die Arme schloss.
Langsam öffnete ich den Zettel und fand eine Nachricht von Nik darin.

Wenn ich in den Sprachen der Welt oder mit Engelszungen reden könnte, aber keine Liebe hätte, wäre mein Reden nur sinnloser Lärm wie ein dröhnender Gong oder eine klingende Schelle. Wenn ich die Gabe der Prophetie hätte und wüsste alle Geheimnisse und hätte jede Erkenntnis und wenn ich einen Glauben hätte, der Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts. Wenn ich alles, was ich besitze, den Armen geben und sogar meinen Körper opfern würde, damit ich geehrt würde, aber keine Liebe hätte, wäre alles wertlos.
Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe wird niemals aufhören.
Jetzt sehen wir die Dinge noch unvollkommen, wie in einem trüben Spiegel, dann aber werden wir alles in völliger Klarheit erkennen. Alles, was ich jetzt weiß, ist unvollständig; dann aber werde ich alles erkennen, so wie Gott mich jetzt schon kennt.
Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei bleiben. Aber am größten ist die Liebe.
Die Liebe zu dir, ist das Beste, das mir je passiert ist und glaube mir, sie ist größer als alles, was ich je gefühlt habe. Bitte verzeih mir.
Ich liebe dich, Nik.
Ps. Ich warte draußen auf dem Balkon auf dich und hoffe, dass du mich nicht allzu lang warten lässt.

Bevor ich die letzte Zeile fertig gelesen hatte, spürte ich schon, wie meine Füße losliefen. Abrupt blieb ich stehen, sah zurück zu Finn, der in eine Richtung deutete und schon lief ich weiter. Ein großer weißer Vorhang wehte durch den Wind hin und her und es sah aus, als wäre ich in einem Hollywoodfilm. Schnell schob ich ihn zur Seite und da sah ich ihn. Nik, in einem schlichten, eleganten schwarzen Anzug und einer blauen Krawatte. Als er mich sah, riss er seine Augen auf und ließ seinen Blick von oben bis unten über mich gleiten.
„Du bist… wunderschön. Nein, warte. Du bist unbeschreiblich…“
„D…d…danke.“
Ich sah ihn an und konnte nicht mehr an mir halten. Ich rannte, sofern das die Schuhe zu ließen, auf ihn zu. Nik breitete seine Arme aus und ich warf mich hinein. Es war einfach diese Sehnsucht, die schon die ganze Zeit in mir lauerte und nun brach sie hervor. Ich vergaß Melanie, vergaß was passiert war und wo wir waren. Sachte hob ich den Kopf und blickte in seine strahlend blauen Augen.
„Gott, Emma, ich liebe dich. Es tut mir alles so leid.“
„Mir tut es leid, dass ich dir nicht zugehört habe. Ich liebe dich auch.“
Dann überwand er den kurzen Abstand zwischen uns und küsste mich. Es war wieder dieser Moment, der mir den Boden unter den Füßen wegzog und mich fallen ließ. Mich in seinen Armen wie Wasser zerfließen ließ und mein Herz schneller lagen ließ. Ich liebte ihn, das wusste ich und egal, was Melanie getan hatte, ich würde ihn nicht aufgeben. Für nichts auf der Welt würde ich ihn einfach gehen lassen, das war mir nun klar. Die Zeit spielte wieder mal verrückt – gefühlte Ewigkeit und doch nicht genug war es, als sich Nik von mir löste und mich strahlend ansah. Die Sterne waren im Vergleich zu seinen Augen.
„Ich bin so froh, dass ich dich wieder habe.“
„Und ich erst.“ Er sah mich glücklich an, küsste mich noch einmal, ehe uns die Stimme von Sophie auseinander riss.
„Nik, Emma… ihr werdet erwartet.“
Widerwillig lösten wir uns voneinander und gingen zurück in den großen Saal, der erhellt wurde von dutzend großen Kronleuchtern. Er versprühte ein warmes, gelbes Licht und die vielen Edelsteine die daran befestigt waren, ließen glitzernde Schatten auf die Wände und Boden fallen. Ich hielt Niks Hand in meiner, aus Angst, sie würde mir wieder entgleiten. Doch ich wusste, dass so schnell nichts mehr zwischen uns kommen würde. Zumindest… betete ich dafür.
Sophie war in ein beiges Kleid mit einer langen Schleppe gekleidet und führte uns zwischen den ganzen Tischen hindurch. Lauter neugierige, in Samt und Spitze gekleidete Frauen und Männer sahen uns hinterher und ich hatte das ungute Gefühl, dass man von uns wirklich die Welt erwartete. Die Welt, gerettet und wieder in Frieden.
Mir wurde unschlagbar bewusst, dass eine noch größere Last auf uns lag, als wir es Anfangs dachten. Als ich mich umschaute, entdeckte ich Jason und Pia, die bei einem Mann standen, der in seinen besten Jahren steckte. Er musste Mitte dreißig sein, hatte dunkle Haare und ein markantes, aber sehr nettes Gesicht. Sophie schien uns genau dorthin lotsen zu wollen, denn als wir näher kamen hob besagter Mann den Kopf und lächelte.
„Oh, die gelbe Flamme Emma. Wie schön.“
Er hielt mir die Hand hin, sie war warm und weich. Ganz anders, wie man es von Männern gewöhnt war. Ich lächelte und versuchte meine Nervosität irgendwie zu überspielen.
„Mein Name ist Leonard van Campen. Der Sohn des Präsidenten.“
Präsident? Von District? Hui, wichtige Leute kennenlernen war untertrieben. Ich stand hier vor dem Typen, der der Sohn des Präsidenten war. Das tat gerade nichts gegen meine Nervosität, im Gegenteil die schien sich gerade dem Höhepunkt zu nähern.
„Emma, Emma Watson. Aber das wissen sie sicherlich schon.“
Sein Lächeln war warmherzig und nicht eines, dieser überheblichen ich-bin-besser-als-du Lächeln.
„Ja, allerdings. Ich habe schon viel über deine Fähigkeiten gehört und ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt. Wir setzen große Stücke auf dich.“
Ja, toll, mach den Druck noch größer. Ich hatte das Gefühl, zwei Schiffe von der Größe der Allure of the Seas auf meinen Schultern sitzen zu haben. Wenn ich scheitere, scheitert die Welt. Die vergaßen, dass ich gerade mal 17 Jahre alt war, eigentlich noch brav zur Schule gehen sollte, wie alle anderen auch und eben das tun sollte, was andere in meinem Alter taten. Party, Party… und nebenbei ein bisschen Schule. Nein, Madame Emma Watson musste natürlich ihr langweiliges Leben damit auffrischen, die Welt zu retten. Innerlich schlug ich mir selbst auf die Schulter. Gut gemacht, Emma. Schönes Schlamassel, ne Nummer kleiner hätte es auch getan.
„Danke.“ Mehr brachte ich nicht zustande. Ich spürte die warme Hand Niks, die mich sachte drückte und als ich aufblickte und seine strahlenden Augen sah, vergaß ich die Schiffe, den Präsidentensohn und auch die blöde Stimme in mir. Er war die Rettungsinsel im tosenden Meer, das schützende Zelt während des Sandsturms und das Seil, das mich davor bewahrte, zu fallen.
„Ah und sie sind Niklas.“
„Ja, Sir. Sie können mich ruhig Nik nennen, das tun die anderen auch.“
„Gerne, Nik. Ihr seid ein starkes Duo. Aber auch das mit dem größten Risiko. Ich habe von deinem Bruder gehört.“
Augenblicklich versteifte sich Nik. Ich versuchte ihn zu beruhigen, indem ich meinen Daumen über seinen Handrücken gleiten lies.
„Ich mache dir keine Vorwürfe, Nik. Im Gegenteil. Ich habe Respekt vor deiner Entscheidung, dich gegen ihn zu stellen.“
„Man kann sich seine Verwandten eben nicht aussuchen.“
Niks Stimme war nicht kalt, aber dennoch hart und ich spürte, wie er versuchte Haltung zu bewahren.
„Natürlich nicht. Du hast eine reizende Frau an deiner Seite. Halte sie gut fest. Man muss nicht Blutsverwandt sein, um eine Familie zu sein.“
Leonard war zwar erst Mitte dreißig, doch er sprach wie ein alter, weiser Mann. Es war komisch, diese Kombination zu sehen und dennoch fand ich es toll, wie er versuchte Nik entgegen zu kommen.
„Danke, das werde ich.“ Mit diesen Worten sah mich Nik an und ein warmes, liebevolles Lächeln umspielte seine Lippen. Ich war der glücklichste Mensch auf der Welt und wenn die nicht langsam aufhörten, hier rumzuquatschen, würde ich durchdrehen. Ich wollte endlich mit ihm alleine sein und das nachholen, was wir die letzten knapp 2 Tage versäumt hatten.
„Nun, ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Wir werden uns sicherlich morgen bei der Besprechung sehen und beim öffentlichen Training.“
Öffentliches Training? Ich sah wie Sophie nickte und wusste, dass sie es uns gleich erzählen würde. Als wir die anderen wiederfanden nahm sie uns beiseite.
„Also, ihr werdet morgen dem Rat vorgeführt. Nichts schlimmes, sie wollen mit euch nur besprechen, wie das mit den Silvers und Jonathan aussehen wird. Immerhin könnt ihr da nicht einfach reinspazieren und Jonathan umbringen. So leicht wird er es euch nicht machen.“
„Ja, das verstehen wir, also denk ich zumindest.“ Dave schaute sich fragend um. Ich glaube eher, er weiß selbst nicht ob er es versteht. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Finn sah Sophie an.
„Was hat es mit dem öffentlichen Training auf sich?“
„Der Rat oder Senat, wie er von vielen genannt wird, will natürlich sehen, wie stark eure Kräfte sind.“
„Gott, ich krieg bestimmt garnichts hin.“ Martha schaute irritiert zu Boden und auch ich musste schlucken, bei dem Gedanken morgen alles zu geben und meine Stärken zu zeigen. Doch ich wusste, dass wir es irgendwie schaffen würden.
„Ihr schafft das. Mike und ich sind ja auch noch da. Wir werden die nächsten Tage auch weiter trainieren und nun, macht was euch beliebt. Ihr könnt weiter hier bleiben, aber wenn ich mir Martha so anschaue, schläft die gleich im Stehen ein.“ Wir mussten lachen, als wir Martha sahen, die angelehnt an Dave da stand und die Augen geschlossen hatte. Nik schnappte meine Hand und legte seine Lippen an mein Ohr.
„Also, ich würde gerne zurück.“
Ich sah sein schelmisches Grinsen und auch ich konnte es kaum erwarten, in die Wohnung zu kommen. Wir verabschiedeten uns von den anderen. Dave hatte Martha schon in die Wohnung getragen, während Pia und Leo noch ein wenig tanzen wollten, wovon die Jungs überhaupt nicht begeistert waren. Ich lief hinter Nik her, dessen Anzug einfach unwiderstehlich aussah. Ab und zu blieb er stehen, küsste mich nur um dann wieder zur Eile zu drängen und mich hinter sich herzuziehen. Wir waren gerade auf dem Platz angekommen, als er abrupt stehen blieb, sich umdrehte und mich angrinste.
„Du bist mir zu langsam.“
„Du bleibst doch ständig stehen!“ Empört darüber, wieder die Schuldige zu sein, verschränkte ich die Arme vor der Brust.
„Ja, aber nur weils mir nicht schnell genug geht.“
„Nik! Trag du erst Mal solche Absätze, dann können wir weiter reden.“
„Wenn das so ist…“
„Nik, was hast du…aaaah!“ Er hatte mich hochgehoben und lief mit mir schnellen Schrittes weiter. Ich musste lachen, denn irgendwie war es süß das er es so eilig hatte. Um ehrlich zu sein, war ich selbst auch total ungehalten und wollte endlich, dass wir beide zusammen in unserer neuen Wohnung alleine sein würden. Doch auch wenn die Vorfreude, ihn endlich wieder zu küssen und festzuhalten, überwiegte, würde ich noch einiges erklärt bekommen müssen ehe ich die Akte Melanie beiseite tun könnte. Niks Hände waren warm und ich kuschelte mich an seinen Hals. Es war wundervoll endlich wieder seinen Duft einzuatmen.






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