Before the first teardrop falls - Teil 5

Autor: Riefie
veröffentlicht am: 10.05.2012


Phil sah erstaunt zur Tür, als er Charletts Kopf durch die Tür stecken sah, musste er liebevoll lächeln.
„Darf ich reinkommen?“ Er legte sein Buch auf den Nachttisch und blickte sie an. Er breitete seine Arme aus. Als sie reinkam und sich umdrehte um die Tür zu schließen, sanken seine Arme. Seine Augen blieben an ihr hängen. Sie hatte nicht mehr das T-Shirt von ihm an, nein. Ihr wunderschöner Körper steckte in einem glänzenden Nachthemd. Er konnte nicht anders. Er stand auf, ging auf sie zu, noch ehe sie sich umgedreht hatte, legte er seine Hände von hinten um ihren Bauch.
„Was machst du nur mit mir?“ Sein Flüstern war schon fast ein Flehen. Sie drehte sich in seinen Armen um und bumm! Das konnte doch nicht wahr sein. Wie konnte sie ihn in einem solchen Outfit mit solchen unschuldigen Augen anschauen? „Was meinst du?“ Er legte seine Lippen auf ihre und küsste sie so energisch, ja fast fordernd und schaute sie dann wissend an. „D a s machst du mit mir.“ Sie lächelte ihn an und küsste ihn so sanft, das es ihn fast um den Verstand brachte. Sie blickte ihn fordernd an. Ihre Augen waren so voller Verlangen, dass er sich nur mit Mühe zusammenreißen konnte. „Bist du dir sicher?“ Sie nickte sanft und als er sie wieder fordernd küsste, entglitt ihr ein leiser Seufzer. Er spürte, wie ihre Hände sich an seinem Nacken festhielten und hielt sie fester an sich gedrückt. Sein Verlangen nach ihr wurde von Berührung zu Berührung größer. Schließlich hob er sie sanft hoch und trug sie zum Bett. Sachte legte er sie hin und beugte sich über sie. Ihre Augen leuchteten ihn an und er losch das kleine Licht auf dem Nachttisch. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte er, dass sie ihr glänzendes Nachthemd ausgezogen hatte. Vor ihm stand die bezauberndste und schönste Frau, die er je gesehen hat. Ihre braunen Haare fielen ihr sanft über die Schulter und sie starrte ihn schüchtern an. Er ging auf sie zu, legte beide Hände an ihr Gesicht und wisperte. „Du bist so wunderschön.“ Sie lächelte und er wusste, dass sie genau das hören musste. Sanft küsste er sie, doch seine Küsse wurden immer fordernder. Er setzte sich auf die Bettkante und zog Charlett auf seinen Schoß. Sie fackelte nicht lange und zog ihm sein T-Shirt über den Kopf. Ihre Finger strichen über seine Bauchmuskeln und je weiter sie runterging, desto unruhiger wurde er. Schnell schnappte er sich ihre Hand und legte sie um seinen Nacken. Er küsste sie, erst auf die Lippen und wanderte dann zu ihrem Hals. Als er sie in der Kuhle am Schlüsselbein küsste, seufzte sie wieder auf. Seine Hände wanderten von ihrem Rücken zu ihrem Bauch und sachte zu ihrem BH. Fragend sah er sie an und sie küsste ihn nur noch fordernder. Er machte schnell den Verschluss auf und liebkoste sie. Ein Seufzer nach dem anderen kam über ihre Lippen. Sanft stand er auf und legte sie mit dem Rücken auf das Bett. Bevor er sich auf sie legen konnte, setzte sie sich aufrecht hin und öffnete seine Hose. Als diese auch am Boden lag zog sie ihn zu sich. „Gott, du machst mich verrückt Charlett. Weißt du das?“ „Nein, du machst mich verrückt“, wisperte sie gegen seine Lippen. Seine Lippen fanden die ihre und er küsste sie mit aller Liebe, die er besaß. Langsam wanderten seine Küsse über ihren Hals, zu ihrem Busen und an den Bauchnabel.

Charlett stöhnte verzückt auf, als er ihren Bauchnabel küsste. Sie zog ihn zu sich hoch und küsste ihn mit so viel Leidenschaft, ja sie wollte ihn. Mehr als alles andere. Phil löste sich sanft von ihr, stand auf und ging in ihr Zimmer. Dort holte er ihren iPod und gab ihn ihr. Mit großen Augen schaute sie ihn an. „Es soll alles perfekt sein.“ Sie verstand, nahm ihren iPod, stellte ihn in seine Dock-in Station und ließ das Lied von Mandy Capristo laufen. Die sanften Töne der Akustikversion von That’s the way I like it erfüllten das Zimmer. Phil zog sie zu sich und küsste sie. Sie war im siebten Himmel.

I feel the adrenaline rushing
Through me under my skin
I can´t calm down
I´m on a high
Your past becomes my beat tonight
Push a little harder
A little harder
Ain´t no rules tonight
Turn it up, get it up (-up)
Just the way I like it

Ihre Hände krallten sich in seinen Rücken, als er ihre Brüste mit seinen Händen umschloss und sie dort küsste. Sie zog ihn schnell zu sich und küsste sanft seine Lippen. „Ich liebe dich.“ Zack, da war es raus. Er schaute sie mit großen Augen. Sein Blick wechselte von Verblüffung zu dem liebevollen Ausdruck, den sie so sehr liebte. „Ich liebe dich auch, Charlett, so sehr.“ Sie zog ihn zu sich runter und küsste ihn erneut. Jetzt konnte sie niemand mehr aufhalten. Sanft streifte er ihren Slip runter und sie stöhnte verzückt auf, als sie seine Hand zwischen ihren Beinen spürte. Als sie es nicht mehr aushielt, zog sie seine Hand weg und drehte ihn auf den Rücken. Ihre Hand wanderte über die Bauchmuskeln in seine Boxershorts. Ein Stöhnen seinerseits ließ sie mutiger werden und sie massierte ihn. Nach einiger Zeit nahm er ihre Hand weg und sah sie entschuldigend an. „Wenn du so weiter machst, ist es vorbei, bevor es angefangen hat. Sie zog ihm die Boxershorts aus und er legte sie sanft auf den Rücken. „Und du bist dir wirklich sicher?“ Sie nickte zaghaft und spürte schon kurz danach, wie er langsam und vorsichtig in sie eindrang.

Es war unmöglich, lange durchzuhalten. Er war jetzt schon kurz davor. Was machte sie mit ihm? Allein eine Berührung von ihr, ließ ihn fast verrückt werden. Er versuchte vorsichtig zu sein, er wollte ihr nicht wehtun. Zaghaft bewegte er sich in ihr. Ihre Beine umklammerten ihn und drückten ihn näher an sich. „Nicht, sonst ist es gleich vorbei.“ „Wenn du jetzt nicht weiter machst, sterbe ich.“ Er lächelte sie an und küsste sie noch einmal innig, bevor er etwas fester zustieß. Nun war es um ihn geschehen. Er stieß noch ein paar Mal zu, als er das laute Stöhnen von ihr hörte und ergoss sich in ihr. Sie waren gleichzeitig gekommen, so wie er es sonst nur von Filmen kannte. Er legte sich neben sie und zog Charlett an sich. Diese schmiegte ihren Kopf an seine Brust und wisperte: „Danke.“ Er küsste ihren Scheitel, zog die Decke über sie und kurz darauf, hörte er ihren gleichmäßigen Atem und schlief zufrieden ein.

Langsam und zaghaft öffnete Charlett ihre Augen. Ihr Blick wanderte im Zimmer umher und blieb schlussendlich auf einen Punkt neben sich fixiert. Der Platz neben ihr war leer. Schnell schloss sie wieder ihre Augen, alles nur Einbildung. Die letzte Nacht war garnicht geschehen, nur in ihren Träumen. Sie war in ihrem Zimmer, neben ihr war ihr iPhone in der Dock-In Station und das Buch lag auf dem Nachttisch. Sie schnappte sich die Decke und zog sie sich über den Kopf. Das konnte doch nicht allen Ernstes wahr sein. Das kann man doch nicht träumen. Aber warum sonst, sollte sie bei sich im Zimmer liegen? Sie war doch rüber zu Phil gegangen. Sie hörte wie sich langsam die Tür öffnete und wieder leise schloss. Wahrscheinlich Ivy, die ihr von dem super geilen Abend erzählen wollte. Was hatte Charlett eigentlich noch alles geträumt? War das Meer etwa auch nur Einbildung? Aber die Berührungen, das Meer… Durch die dünne Decke schien auf einmal das Tageslicht und eine warme Brise wehte herein. Dann wurde ihr sachte die Decke weggezogen und sie sah in blaue Augen. Viel zu blaue Augen und sie leuchteten. Phil saß vor ihr, mit einem Tablett voller Leckereien in der Hand. Er lächelte sie an.
„Guten Morgen Sonnenschein.“ Damit beugte er sich zu ihr herunter und wollte sie küssen, als er Charletts verwirrtes Gesicht bemerkte.
„Was ist los? Hast du schlecht geträumt?“
„Was nein… also… ist das hier. Also ich mein ist das hier wirklich passiert? Ich bin doch in meinem Zimmer, da ist mein iPhone und da mein Buch und… oh!“ Erst jetzt erkannte sie das dort nicht ihr Buch lag, sondern ein ihr völlig fremdes. Phil hatte das Tablett auf den Boden gestellt und legte sich neben sie.
„Frag mich, was du geträumt hast und ich sag dir, ob es wahr ist oder nicht.“
Sie nickte stumm, unsicher wie man sowas sagen sollte. Nachher war es garnicht passiert und sie blamierte sich bis auf die Knochen. Andererseits, das war nicht ihr Buch, also nicht ihr Zimmer und warum sonst sollte Phil ihr Frühstück ans Bett bringen? Sie beschloss es doch zu versuchen und fing leise an. Die verräterische Röte kroch wieder ihren Hals hoch und verbarrikadierte sich in ihren Wangen.
„Also…wir sind doch gestern Abend mit den anderen ausgegangen oder?“
Er nickte, wollte gerade etwas erwidern, als Charlett weiterredete. „
„Aber wir sind garnicht dazu gekommen, weil im Club nichts los war, also sind wir beide…also du und ich…alleine…“
„…nachhause gefahren. Richtig.“
Gut, also hatte sie bis dahin wenigstens schon mal keine Einbildung gehabt. Jetzt kam schon ein etwas pikanterer Teil.
„Das mit dem Meer… der Kuss und das wir zusammen auf der Liege lagen und ich eingeschlafen bin, stimmt das auch?“
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Ja, man mag es garnicht glauben. Aber wir haben es doch mal hingekriegt.“ Sanft strich er ihr über die Wange. Er schien ein wenig erleichtert zu sein, dass sie das noch wusste.
„Okay, dann hast du mich ins Zimmer getragen, wo Ivy mich dann anscheinend umgezogen hat…“
„Nein, das stimmt nicht so ganz. Ich hab dich hochgetragen und umgezogen.“
„Was???“ Peng, da hat wohl jemand einen Farbeimer über Charlett ausgeschüttet. „Aber wie… Du hast mich doch nicht na…nackt gesehen?“ Er grinste verschwörerisch und blickte ihr dabei tief in die Augen. Wut und Scham machten sich in ihrem inneren breit. Was bildete der sich eigentlich ein.
„Sag mal, was sollte das denn? Egal ob meine Sachen nass waren. Du kannst mich doch nicht einfach umziehen und…nackt…wa…das ist doch…“ Sanft legte er einen Finger auf ihre Lippen, diesmal ließ sie es über sich ergehen.
„Süße, ich hab nichts gesehen. Ich hab dir mein T-Shirt übergezogen, bevor ich dein Bikinioberteil aufgemacht habe, und ein Handtuch über deine Hüften gelegt, bevor ich dir auch die nasse Hose auszog. Ich habe nichts gesehen. Ich schwöre.“
Wie ein kleiner Junge hob er zwei Finger in die Luft und sah sie eindringlich an. Sie nickte zaghaft.
„Okay…“ Sie glaubte ihm, aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm. Doch nun kam der wohl peinlichste und intimste Teil. Was wenn diese großartige Nacht nie geschehen war? Sie würde durchdrehen.
„An was erinnerst du dich noch?“ Phil hatte sich wieder neben sie gelegt und sah sie mit großen Augen an. Gott, verdammt. Musste der sie jetzt so angucken? Sie war doch schon rot genug und es fiel ihr schon so oder so schwer, ihm das zu sagen. Augen zu und durch. Sie sah ihn von der Seite an, wie er sie neugierig musterte. Sie kniff die Augen zusammen und prasselte einfach drauf los.
„Also, ich hab dich doch dann verführt und…da warst du hier und ich auch. Alles war so perfekt, die Musik und du… und haben wir… ich mein… wir haben doch miteinander geschlafen oder?“ Das Gelächter von Phil ließ sie langsam ihre Augen öffnen und mit einem Puff verschwand die schöne Erinnerung. War ja klar, dass sie das nur geträumt hatte. Sie ihn verführt, was für ein Schwachsinn. Miteinander geschlafen…Pfft… das ging ja mal garnicht. Aber es war doch so schön gewesen. Traurig blickte sie gerade aus und fixierte den goldenen Knauf der Tür, welche auf den Flur ging. Weglaufen? Heulen? Mitlachen? Phils Gelächter erstarb und er legte seine Finger unter ihr Kinn. Sie wehrte sich dagegen und zog ihren Kopf wieder rum.
„Hey Kleines, sieh mich an.“
„Nein…“
„Wieso? Sieh mich an, komm schon.“
„Nein…“
„Charlett, sieh mich gefälligst an.“ Als sie wieder vehement mit dem Kopf schüttelte, packte er ihre Hände und zog sie zu sich ran. Ihr Kopf lag auf seiner warmen Brust, welche sich langsam hob und senkte. Seine Hände streichelten ihren Rücken und sie bekam eine Gänsehaut.
„Kleines, bitte sieh mich an.“ Langsam hob sie den Kopf und blickte zu ihm hoch.
„Es ist alles wahr.“ Sie zog ihre Stirn in Falten und sah ihn herausfordernd an.
„Aber du hast mich ausgelacht? Das… du kannst es ruhig sagen, wenn es nicht passiert ist. Ich werde es überstehen.“
„Ich aber nicht.“ Er sah sie eindringlich an, in seinen Augen schien wieder dieses Feuer aufzulodern und sie versank in ihnen.
„Ich könnte nicht damit leben, wenn diese Nacht nicht passiert wäre. Ich habe doch nur so gelacht, weil du da mit zugekniffenen Augen so schnell geredet hattest, dass ich dich kaum verstanden habe. Du bist so wahnsinnig süß, wenn du dich für etwas schämst. Ich liebe deine roten Backen.“ Mit diesen Worten beugte er sich zu ihr runter und küsste sie auf die noch glühende Wange.
„Also ist das… wirklich passiert und wir sind… also sind wir jetzt zusammen?“
Die Unsicherheit musste ihr ins Gesicht geschrieben sein. Er rutschte ein wenig runter um auf gleicher Höhe wie sie zu sein und sah ihr in die großen, grünen Augen.
„Muss ich deine Erinnerung wirklich auffrischen?“ Sie wurde rot und nickte zaghaft, als auch schon seine Lippen mit ihren verschmolzen.

Er musste eingeschlafen sein, denn als er wieder aufwachte, lag Charlett in einem seiner T-Shirts neben ihm. Sie roch frisch geduscht und ihre Haare fielen ihr in leichten, nassen Wellen über die Schulter.
„Gott, weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe?“ Sie lächelte ihn an und als er ihre Hand auf seiner Brust spürte, zog er sie zu sich und legte sich auf sie. Sie lachte laut auf und sah ihn kurz darauf wieder mit diesen atemberaubenden Augen an.
„Ich liebe dich auch.“ Es war nur ein Wispern ihrerseits, aber es genügte um einen leidenschaftlichen Kuss darauf folgen zu lassen. Sachte löste sich Charlett von ihm und sah ihn an.
„Ich habe so einen mega Hunger.“ Er grinste, setzte sich auf, zog sich seine Boxershorts und ein T-Shirt an und stellte das Tablett zwischen sie auf das Bett.
Er sah, wie Charlett große Augen machte und alles inspizierte, was auf dem Tablett zu finden war. Ja, er hatte sich totale Mühe gegeben und war dankbar, dass sie gestern einen Großeinkauf gemacht hatten. Obstsalat, Kaffee, Blutorangensaft und lauter kleine Toastbrote, mit den verschiedensten Sachen drauf. Sie griff zum Glas mit dem Saft und nahm einen riesen Schluck darauf.
„Mhmm…“ Ihre auch glänzten und sie legte ihren Kopf schief. „Woher wusstest du, dass ich den so liebe?“
„Du trinkst ihn jeden Morgen so genüsslich.“ Sie lachte. In ihm breitete sich eine wohlige Wärme aus. Wie konnte er eigentlich bisher immer auf irgendwelche arroganten Mädels reinfallen? Wie konnte er nicht merken, mit was für einer atemberaubenden Frau er die letzten Monate geschrieben hatte.
„Wieso hast du mir eigentlich nie ein Bild von dir geschickt?“ Er wusste nicht, warum er sie das fragte, doch es interessierte ihn wirklich. Immerhin hatte sie ja eins von ihm.
„Naja, ich weiß auch nicht genau. Als ich dein Bild bekam… du warst so atemberaubend. Ich konnte nicht abschätzen, ob das Bild echt oder gefälscht war. Außerdem fand ich mich im Vergleich zu dir, ein Nichts. Ich wollte nicht, das unsere schönen Gespräche so abrupt aufhörten.“ Sie blickte ihm nicht in die Augen, doch er wusste, dass sie die Wahrheit sprach. Er streckte seine Hand aus und berührte sachte ihre Wange. Ihr Blick fand den seinen und er sagte mit ruhiger, aber energischer Stimme:
„Hör auf, zu denken du seist nicht hübsch oder hässlicher als andere. Du weißt garnicht, was du für eine Wirkung auf die Männer hier hattest. Mindestens jeder zweite hat dir hinterher geschaut und glaub mir, du weißt garnicht wie eifersüchtig ich war.“
Ihr Lächeln genügte ihm als Antwort und er machte eine Handbewegung über das Tablett.
„So, meine Dame, was möchten sie gerne essen?“ Gespielt überlegend dachte sie nach. Er hatte ihre Blicke bemerkt und wusste, dass sie gleich den Obstsalat nehmen würde. Schnell nahm er die Schüssel und hielt ihr einen Löffel mit Banane und Apfel hin. Sie machte große Augen.
„Woher wusstest du das nun schon wieder?“ Er grinste sie an.
„In der Hinsicht bist du ein offenes Buch. Du solltest mal sehen, wie du lächelst und große Augen bekommst, wenn du irgendwas haben willst.“ Er reichte ihr den Löffel und sie ließ ein lautes „Aaah!“ hören, bevor sie genüsslich die süßen Früchte aß. Als er ihr die Schüssel reichen wollte, sah er, dass ihr Blick auf einen bestimmten Punkt gerichtet war. Er folgte ihrem Blick und sah, dass sie die Muschel bemerkt hatte, die er ihr vor ein paar Tagen geschenkt hatte. Sie nahm sie sanft in die Hand und strich darüber.
„Es tut mir leid, dass ich sie nicht angenommen habe.“
Ihre Augen schienen traurig und er sagte versuchte so sanft wie möglich, ihr klar zu machen, dass er sie verstand, auch wenn er Angst hatte, die Erinnerung an ihre Streitereien würde sie zu sehr von ihm Entfernen.
„Charlett, ich habe dich verletzt und das tut mir ehrlich leid. Ich kann verstehen, dass du sie nicht angenommen hast. Immerhin ist sie nur eine Muschel und nichts im Vergleich zu dem, was ich dir angetan habe. Ich möchte nur dass du weißt, dass ich einfach völlig irritiert war. Von meinen Gefühlen für dich, den Umständen wie das hier alles lief. Ich wollte alles, nur nicht dich verletzen und im dem Drang es nicht zu tun, habe ich es doch getan und das kann und werde ich mir auch niemals verzeihen.“ Diesmal war er es, der den Blick senken musste. Es tat ihm wirklich alles so leid. Er hatte nie gedacht, dass sie eine Schlampe wäre. Aber… was sollte er denn tun? Sie war so hübsch, aber er wollte sich nicht eingestehen, dass er sie mochte, gar liebte. Er musste sie irgendwie von sich wegstoßen. Im Nachhinein könnte er sich dafür in den Hintern beißen. Er wäre niemals stark genug gewesen, dieses Gefühl, dass sie in ihm auslöste, zu verdrängen und zu vergessen. Ihre Hände legten sich von hinten um seinen Hals und sie legte den Kopf an den seinen. Er hatte garnicht gemerkt, dass sie aufgestanden war.
„Phil, ich habe sie nur nicht angenommen, weil ich mir selbst nicht eingestehen wollte, dass ich dich trotz der Aussagen gut fand. Ich hätte nie gedacht, wieder so glücklich zu sein und als ich es doch war, machte es mir Angst. Die Muschel ist wunderschön und ich danke dir dafür.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sachte lehnte er sich nach hinten und legte seine Hände auf ihre Arme. Er legte den Kopf in den Nacken und sah sie an. Auch ihr Blick ruhte auf ihm und sie schien irgendwie mit sich zu ringen. Sie schloss den Mund, öffnete ihn wieder nur um ihn schnell wieder zu schließen. Er wusste, welche Frage sie quälte, doch für ihn stand es schon längst fest.
„Ich lass dich niemals wieder gehen, hörst du? Du gehörst jetzt zu mir und solange ich bei dir bin, wird nie wieder eine Träne von dir fallen.“

Wenig später, das Tablett war bis auf die letzten Reste geleert worden, gingen beide angezogen runter. Es war ein wunderschönes, warmes Wetter, doch der Wetterdienst hatte für den Nachmittag ein riesen Gewitter angekündigt. Nicht ungewöhnlich, dadurch das es hier so schwül war. Sie beschlossen die letzten Stunden davor, noch ein wenig die Sonne und das Meer zu genießen. Charlett beschloss, nochmal bei Ivy im Zimmer vorbeizuschauen, als sie sie dort nicht antraf ging sie mit Phil runter. Er umschloss ihre Hand mit seiner und sah sie fragend an.
„Machst du dir Sorgen um die beiden?“ Die Antwort erübrigte sich, als die beiden den großen Wohnraum betraten. Ivy und Johnny saßen vor dem Fernseher und spielten irgendein Videospiel. Als Ivy die beiden bemerkte, starrte sie sie nur mit offenem Mund an. Ihr Blick wanderte von den umschlungenen Händen, zu den beiden grinsenden Gesichtern der Besitzer. Charlett legte ihren Kopf schief und sah sie an. Sie versuchte mit ihrem Blick zu sagen, dass sie ihr alles weitere später erzählen würde.
„Ha! Gewonnen. G e w o n n e n.“ Johnny riss die Arme hoch und bemerkte erst jetzt die beiden. Er stand auf, klopfte Phil auf die Schulter und ging in die offene Küche. Ivy hingegen saß schmollend auf der Couch.
„Nein! Das war unfair. Ich war abgelenkt. Och Mano!“
„Pech im Spiel, Glück in der Liebe.“
„Jaja, nichts im Hirn und nichts in der Hose. Aber Hauptsache wir können schummeln.“
Die Diskussion ging noch eine geschlagene halbe Stunde, in der sich Phil und Charlett nur allwissend angeschaut hatten. Die beiden konnten ja erzählen, was sie wollten. Da lief was zwischen den beiden, egal ob bewusst oder unbewusst.

Die nächsten beiden Wochen verliefen perfekt. Sie genoss jeden Augenblick mit Phil, aber auch Ivy und Johnny machten es zum schönsten Urlaub, den sie jemals hatte. Es war fast unheimlich, wie glücklich sie doch war. Phil trug sie auf Händen. Mal schliefen sie bei ihr, mal bei ihm. Doch je näher sie dem Ende entgegen kamen, desto trauriger wurde Charlett. Natürlich freute sie sich auf zu Hause, auf ihre Mutter und auf ihre geliebte Stadt Hamburg. Aber dennoch hatte sie Angst, dass die Beziehung mit Phil das Ganze nicht aushalten würde. Klar von Cuxhaven nach Hamburg waren es nur knapp 130km, doch es würde nicht dasselbe sein. Auch Johnny und Ivy würde sie so schnell nicht wieder sehen. Ivy ging in ihre Heimatstadt Kiel zurück um weiter Meeresbiologie zu studieren und Johnny würde zwar nach Hannover gehen, aber für seine Ausbildung bei der United States Coast Guard bald in die USA ziehen.

Es war der letzte Abend vor der Abfahrt. Sie hatten sich alle früh schlafen gelegt, nur Phil und Charlett lagen bei ihm im Zimmer auf dem Bett. Die Stille schien schon fast erdrückend, als Phil sich aufsetzte und anfing, seine restlichen Sachen einzupacken.
„Meinst du, wir schaffen das?“ Phil drehte sich um sah wie Charlett sich im Schneidersitz ihm zugewandt hatte. Ihre Augen blickten ängstlich in die seinen und er ging zurück zu ihr.
„Natürlich schaffen wir das. 130km ist doch garnichts. Es hätte uns schlimmer treffen können. Stell dir mal vor du würdest in Ulm leben. Wir können beide ein Auto fahren und haben das Geld für Bahntickets. Wir werden uns so oft es geht besuchen.“
„Aber es wird nicht dasselbe sein.“
„Natürlich wird es nicht dasselbe sein. Aber wir werden es schaffen. Glaub mir.“ Er nahm sie sanft in den Arm und deutete ihr schon mal, rüber in ihr Zimmer zu gehen. Langsam erhob sie sich und schlurfte in ihr Zimmer. Als sie die Tür hinter sich schloss, rasten die Gedanken durch seinen Kopf und er ließ sie endlich zu. Er hatte ihr in den letzten Tagen mehrmals versucht zu sagen, dass er Rettungsschwimmer war. Das er nonstop auf Einsätzen im Ausland sein würde, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht. Sie war so glücklich und als es gegen Ende hinging, wollte er sie nicht auch noch damit belasten. Er spürte, dass sie Angst hatte, wieder in ihre normale, alte Welt zurückzukehren. Auch für ihn schien es schier unmöglich, seinem normalen Alltag nachzugehen. Irgendwann würde sie fragen, warum sie sich so selten sahen und er müsste ihr Rede und Antwort stehen. Er wusste, dass er schon lange den Zeitpunkt verpasst hatte, es ihr zu sagen. Doch gab es sowas, wie richtig oder falsch? Das was er ihr erzählen müsste, dass er ihren Vater gekannt hatte, dass eigentlich er auf den Einsatz mitfliegen sollte, bei dem ihr Vater verschollen wurde, nicht Thomas. Wie sollte man sowas einem geliebten Menschen beibringen, dass man praktisch den Vater auf dem Gewissen hatte?
Er fuhr sich mit den Händen hektisch durch die Haare. Er war es ihr schuldig, ihr dies zu sagen. Er beschloss, ihr einen Brief zu schreiben, welchen er ihr in ihre Handtasche legen würde.

Eine halbe Stunde später kam Phil endlich zu ihr. Er sah beunruhigt aus und strahlte auch nicht diese Ruhe aus, wie er es sonst tat. Er setzte sich neben sie, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
„Hast du alles gepackt?“ Er nickte, schien aber nicht wirklich bei ihr zu sein. Ihn schien etwas zu beschäftigen und sie beschloss, ihn danach zu fragen.
„Phil?“ Er drehte ihr seinen Kopf zu und versuchte zu lächeln, was aber eher ziemlich krampfhaft aussah.
„Was ist los mit dir? Irgendwas beschäftigt dich doch.“ Er drehte den Kopf wieder weg und starrte einen imaginären Punkt an. Als er ihr auch Sekunden später keine Antwort gab, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes. Sie wollte diesen Abend eigentlich in vollen Zügen genießen, aber so wie Phil drauf war, würde das wohl eine schweigsame Nacht im negativen Sinne werden. Sie hatte sich schon damit abgefunden, dass sie keine Antwort erhalten würde, als Phil zu sprechen begann.
„Was willst du eigentlich nach dem Urlaub machen?“
Wie? Das beschäftigte ihn nun so sehr, dass es ihm die Laune vermiesen zu schien?
„Ich weiß es nicht genau. Ich bin mit meinem Abitur fertig und würde eigentlich gerne Rettungsschwimmer werden, aber meine Mutter…“
„Wie? Du willst Rettungsschwimmer werden? Wie dein Vater?“ Phil schien sichtlich aufgebracht, was sie noch mehr verwirrte.
„Ja…ich…gerade weil ich gesehen habe, wie mein Vater für diesen Beruf gelebt und gestorben ist, will ich ihn machen. Ich liebe das Meer und ich will endlich was aus meinem Leben machen.“
„Ach das Meer. Das Meer kann zu grausam sein, als das man es lieben könnte. Es ist unberechenbar und kann dir einen geliebten Menschen nach dem anderen nehmen.“ Charlett schien langsam zu verstehen. Sie sah den betroffenen und gleichzeitig kalten Blick Phils, welcher immer noch den Punkt anvisierte, den nur er sehen konnte. Die Andeutung damals am Strand, jetzt das.
„Du bist Rettungsschwimmer, oder?“
Seine Augen wurden groß und starrten geradewegs in ihre. In seinen Augen schien der Kampf aufzulodern, der in ihm tobte. Sein Kopf machte Bewegungen, welche sich erst Sekunden später in ihrem Kopf als Nicken abzeichneten.
„Warum hast du nichts gesagt?“ Sie flüsterte schon fast.
In ihr drin tobte ein Gefühlschaos. Sie war verwirrt, weil er es ihr nicht vorher gesagt hatte. Betrübt, weil sie nicht wusste, warum er es nicht getan hatte. Entsetzt, weil ihr klar wurde, dass sie ihn genauso verlieren könnte wie ihren Vater. Aber da waren noch zwei andere Gefühle, die sie versuchte zu entwirren. Sie fühlte fast so etwas wie Erleichterung, darüber, dass er jetzt jemand wäre, der ihren Wunsch verstehen würde, selbst Rettungsschwimmer zu werden. Nicht wie ihre Mutter, die es ihr verbat. Das stärkste Gefühl jedoch war Liebe. Liebe für diesen Mann, der sich aufopfern würde, um Menschen zu retten, der sein Leben riskierte, um die Leute vor der tückischen See zu retten.
„Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest. Dein Vater… er war ein großer Mann.“ Ihre Augen weiteten sich noch mehr und sie wusste nicht, was als nächstes passieren würde. Ihr Lippen bewegten sich wie von selbst und ihr Hirn schien die Wörter automatisch auszuspucken.
„Du…kanntest meinen Vater??“ Sie wusste nicht, ob sie es laut oder leise gesagt hatte. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Sie wusste erst Recht nicht, ob sie sich hintergangen fühlen sollte oder beeindruckt darüber, dass er ihn wirklich gekannt hatte.
Sie sah wieder seinen Kopf, der ein Nicken von sich gab und sie traurig anblickte.
„Das ist noch nicht alles.“ Oh Gott, was sollte denn jetzt noch kommen? Charlett schien von einer Ohnmacht in die nächste zu fallen und wusste garnicht mehr, wo vorne und hinten war. Irgendwie hatte sie den Faden verloren. Irgendwo zwischen diesen wenigen Sätzen und dem jetzt, war der rote Faden ihres Lebens irgendwo liegengeblieben.
„Erinnerst du dich, an den Einsatz wo dein Vater verschwand?“ Er wartete garnicht auf ihre Antwort, sondern redete weiter.
„Es war kein normaler Abend. Ich war im Team deines Vaters, wir waren beide bei der International Life Saving Federation angestellt und ziemlich kurze Zeit hintereinander nach Afrika versetzt worden. Dein Vater war unser Teamleiter, wir waren insgesamt 9 Leute plus die 2 Hubschrauberpiloten, die uns zugeteilt wurden.“ Er machte eine kurze Pause, ließ sie aber nicht aus den Augen.
„Wir hatten an dem Tag keine Trainingseinsätze geflogen, weil schon vorhergesagt wurde, dass ein kräftiger Orkan die See aufwühlen würde. Es waren viele Fischerboote draußen und auch mehrere Segelboote. Wir mussten jederzeit Einsatzbereit sein. Wir saßen zusammen im Aufenthaltsraum und besprachen, wie wir am besten vorgehen sollten. Es war klar, dass wir an dem Abend viele Einsätze reinkriegen würden und wir mussten unser Team teilen. Da wir 9 Leute waren, aber nur 4 jeweils im Hubschrauber Platz gehabt hätten, mussten wir die Gruppen aufteilen.“
Charlett hatte sich aufrecht hingesetzt und sah ihn an. Sie konnte es noch garnicht fassen, hörte aber weiterhin ruhig zu. Sie sah wie seine Hände unruhig zuckten. Aus einem Gefühl raus, streckte sie ihre Hände aus und nahm seine in ihre. Er schien neuen Mut zu fassen.
„Wir beschlossen, dass dein Vater auf Station bleiben sollte. Er war der Erfahrenste von uns allen und konnte uns über die Funkgeräte viele Tipps geben. Es war kurz nach halb 9 abends, als wir den ersten Einsatz reinbekamen. Wie wir schon geahnt hatten, war eines der Fischerboote in Seenot geraten. Die erste Gruppe von uns ging sofort los. Wir hatten die Hoffnung, dass sie wieder da wären, bevor auch wir, die zweite Gruppe, losgehen mussten. Doch es kam alles anders. Josh und seine Gruppe waren noch im Einsatz, als uns die zweite, wesentlich heiklere Nachricht von einem Segelboot mit Familie erreichte. Wir handelten alle Blitzschnell, wir waren es gewohnt sofort die Lage zu analysieren und machten uns fertig. Als ich auf dem Weg zum Hubschrauber war, hielt mich dein Vater auf.“
Phils Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein. Sie blickten durch sie hindurch und ihr wurde immer unwohler. Doch sie wollte es hören. Sie wollte das hören, was er ihr zu sagen hatte. Sie hatte niemals die letzten Momente ihres Vaters erzählt bekommen.
„Er hielt mich am Arm fest und berichtete mir, dass Josh und sein Team abgestürzt waren. Es musste eine Meterhohe Welle gewesen sein, der Hubschrauber flog zu tief und wurde von der Welle erfasst. Josh hatte das ganze überlebt, wie du ja schon gehört hattest.“
In ihrem Kopf klickte es und sie erinnerte sich, an den letzten Fehlalarm, bei dem ein Mann ohne Gedächtnis gefunden wurde. Er hatte bei einer Familie gelebt, ziemlich weit im Outback von Afrika. Durch einen Zufall hatten Leute des Dorfes das Bild von ihm in den Nachrichten gesehen und daraufhin sich erst gemeldet. 2 ½ Jahre nach dem Unglück. Sie nickte ihm zu.
„Dein Vater wollte nicht, dass die anderen beunruhigt waren und sagte es deshalb nur mir. Als ich schon losgehen wollte, hielt er mich zurück. Er hatte seine komplette Montur an und sah mich eindringlich an. Er sagte nur, er würde mitfliegen. Er hatte diesen entschlossenen Blick drauf, welcher keinen Widerspruch duldete. Ich hatte keine Chance. Er sagte, ich solle hier bleiben und die Stellung halten. Ihn sofort informieren, wenn etwas von Josh und den anderen reinkommen würde. Er sah mich eindringlich an, so wie er es immer tat, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte.“ Er zögerte einen Moment und sah sie dann eindringlich an.
„Seine letzten Worte, waren über dich.“ Ihre Sicht wurde verschwommen, als sie die nächsten Worte aus Phils Mund vernahm.






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