The Life Shot - Teil 12

Autor: Yaksi
veröffentlicht am: 06.06.2012


Ooh, es tut mir leid, dass es diesmal mit dem Schreiben etwas länger gedauert hat :/ Aber in letzter Zeit hatte ich einfach viel zu viel Stress, das Übliche eben...
Mit dem Kapitel bin ich auch nicht ganz zufrieden, aber besser als gar nichts ;)
Ihr könnt mir ja sagen, wie ihr's fandet :))
Lg, eure Yaksi
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|Elf|
- Gescheitert

„Worum geht es bei dem Treffen?“, frage ich.
Kyle lenkt sein Auto auf die Hauptstraße und lässt einen tiefen Seufzer von seinen Lippen entweichen.
Er überlegt lange. Mit angespannter Miene starrt er auf die Straße.
„Um ein paar Angelegenheiten und…Dinge, die wir noch besprechen müssen“, antwortet er schließlich und beleckt seine Lippen.
Ich hebe eine Augenbraue, bohre jedoch nicht weiter nach. Es wird sich schon früh genug zeigen, aus welchem Anlass Amy uns alle zusammengetrommelt hat.
Kyle scheint erleichtert zu sein, dass ich das Thema fallen lasse, denn aus seinen Schulten fällt die Anspannung. Doch keine zwei Sekunden später wird seine Miene wieder ernst. Scheinbar ist ein anderer Gedanke in seinem Kopf aufgetaucht.
Er wirft mir einen kurzen, skeptischen Seitenblick zu und zieht nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
„Was ist?“, frage ich geradehinaus.
Kyle presst die Lippen zusammen. „Noah hat mir von dir und Nik erzählt“
Augenblicklich steigt meine Herzfrequenz. Mit großen Augen starre ich den Braunschopf an, der mit zusammengebissenem Kiefer auf die Straße achtet.
Ich runzele die Stirn. „Er…was?“
Zugegeben, nicht sehr eloquent. Diese Frage klingt ziemlich dumm, doch Kyle scheint sie dennoch zu verstehen.
Unruhig rutscht er im Sitz hin und her.
„Ihr habt euch geküsst“, sagt er und wird ein wenig rot. „Mich geht das natürlich nichts an und am liebsten würde ich mich auch daraus halten, aber…Noah ist mein bester Freund“
Ich beiße mir auf die Unterlippe und spüre die aufsteigende Hitze in meinem Gesicht. Super, bald weiß jeder, dass Nik und ich uns geküsst haben und dann wird es in der Gerüchteküche brodeln! Das kann ich nun wirklich nicht gebrauchen.
„Er mag dich, Sidney“, fährt Kyle fort. „Ich würde sogar behaupten, dass er dich…ähm, dass er etwas für dich empfindet. Und das kann bei ihm schnell zu einem großen Chaos führen“
Der Braunschopf macht eine kurze Pause und mustert mich kurz mit seinen ozeanblauen Augen, bevor er weiterspricht.
„Noah und Nik sind nicht gerade die besten Freunde zum Kekse backen. Sie hassen sich sogar. Es ist ein ständiger Rivalenkampf zwischen ihnen, wobei ich zugeben muss, dass Noah mit seinen Ansichten zu Nik Recht hat, auch wenn er hin und wieder übertreibt“
Ich runzele die Stirn und drehe fragend meinen Kopf zu Kyle. „Was hat Noah denn für Ansichten?“
Er scheint mit sich zu ringen. „Nun, Nik ist jemand, der andere gerne provoziert, sie herausfordert und seine Schwächen nutzt. Er fühlt sich dominant und überlegen, ist arrogant, hinterlistig…“
Ich unterbreche seine Aufzählung. „Was hat Nik denn getan, dass ihr ihn alle so hasst?“
„Seine Art und Weise wie er mit Menschen umgeht oder sie belächelt, ist einfach…unsympathisch. Wenn man mit ihm spricht, weiß man nicht, ob er es sarkastisch oder ernst meint. Er ist einfach ein Psychopath“
Ich stoße ein kaltes Lachen aus und schaue Kyle ungläubig an. So denken sie also über Nik! Unfassbar!
Kopfschüttelnd schaue ich aus dem Fenster. „Vielleicht ist er manchmal ein ziemlicher Dreckskerl, aber alles hat seine Gründe. Er kann auch nett sein“
„Natürlich kann er das. Aber–“
„Hast du dich schon einmal gefragt, warum er so ist? So gemein, so fies?“, frage ich wütend. „Was glaubst du, wie er sich gefühlt hat, als ihm offenbart wurde, dass sein Zwillingsbruder besondere Fähigkeiten besitzt? Als er feststellen musste, dass er nicht mehr genug für Noah war? Als er einsehen musste, dass ihr nun die neuen Freunde seines Bruders seid und nicht er? Als er von allen nur noch als der eifersüchtige Nik bezeichnet wurde? Wie würdest du dich denn fühlen, hm?!“
Kyle schließt seinen Mund und macht ein bedrücktes Gesicht.
Mit zusammengepressten Lippen lenkt er das Auto in den Waldweg hinein und bleibt stumm.
Eine Mischung aus Stolz und Unbehagen überrollt mich.
Als wir schließlich aus dem Auto steigen, unterbricht Kyle die kühle Stille zwischen uns.
„Ich gebe zu, dass an deinen Worten etwas Wahres dran ist“
Ich nicke nur und marschiere mit ihm durch den Wald.
„Das macht Nik trotzdem nicht sympathischer. Ich denke nicht, dass er sich großartig ändern wird“
„Es ist eben schwierig, die Menschen so zu formen, wie man sie gerne hätte“, erwidere ich ein wenig trotzig.
Kyle seufzt. „So meine ich das nicht. Meine Einstellung zu ihm kann ich nicht so leicht ändern“
„Natürlich nicht“
„Aber ich denke auch, dass du ein bisschen zu viel in die Sache hinein interpretierst. Nik wurde zurückgewiesen - verstanden. Er hat sich verloren und einsam gefühlt - okay. Aber das ist schon so lange her, allmählich sollte er seine Gekränktheit überwunden haben. Und zudem hast du noch nicht einmal etwas damit zu tun. Nur aus Mitleid ihn gleich zu mögen und ihm das Patschhändchen zu reichen? Nun, das kann ich nicht so wirklich nachvollziehen…“
Erstaunt hebe ich den Blick.
Darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht. Verteidige ich Nik nur, weil ich Mitleid mit ihm habe? Weil er von seinem Bruder enttäuscht wurde? Weil er mir seine Frustration erläutert hat? Weil ihn all diese Dinge menschlich machen?
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Verdammt, das ist ungerecht. Er hatte keine schöne Zeit gehabt - ja -, aber deshalb gleich den Seelenfreund und Verteidiger für ihn zu spielen…?
Wer weiß, wie es Noah ergangen ist? Vielleicht hat er seine Gabe auch bei weitem nicht so genossen, wie Nik behauptet.
Ich stoße einen frustrierten Seufzer aus.
„Okay, du hast gewonnen“, sage ich und reibe mir den Nacken. „Vielleicht übertreibe ich es“
Kyle lächelt schwach. „Es ist schwierig, sich ein Bild zu machen - Ich kenne das. Die einen Stimme sagen, du sollst Abstand zu ihm halten und die anderen wiederum… - Es ist nicht einfach“
Nickend stimme ich ihm zu.
„Also gut, Themawechsel“, sagt er und grinst. „Um auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen: Noah hat dich ziemlich gern. Aber er wird sehr schnell wütend und…ähm, eifersüchtig. Die Sache zwischen dir und Nik gefällt ihm nicht, dass darfst du ihm nicht übel nehmen. Er ist ein Alpha-Mann, der alles haben will, was ihm zusagt. Und wenn er etwas nicht bekommt, dann wird er schnell launisch“
„Willst du mir damit sagen, ich soll ihn anlügen und mich auf ihn einlassen?“, frage ich ein wenig bestürzt, kann mir jedoch ein Lächeln nicht verkneifen.
Sofort wehrt Kyle ab. „Nein, nein! Ich wollte dir nur sein Verhalten erklären. Es war nicht mit Absicht, dass er deine Gardine angebrannt hat. Er hat einfach an dich gedacht, war wütend, hat dein Zimmerfenster angestarrt…“
„Er soll mir das selbst erklären“, meine ich und verspüre so etwas wie Erleichterung, als wir endlich die Hausruine erreichen.
Kyle zuckt mit den Schultern und folgt mir. Obwohl mich ein schlechtes Gewissen plagt, ignoriere ich dieses reumütige Gefühl und gehe vorsichtig die Treppe nach unten in den Keller.
Diesmal stolpere ich nicht über irgendwelche offenen Schnürsenkel.
„Ah, unsere liebe Miss Lawson ist wieder unter uns!“, höre ich die spöttische Stimme von Leona.
Ich verdrehe die Augen und gehe die letzte Stufe hinunter.
Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. „Hast du mich schon vermisst, Leo?“
„Und wie! Du glaubst ja gar nicht, wie sehr du mir gefehlt hast!“
„Oh, ich kann es mir sehr gut vorstellen“, erwidere ich und lasse meinen Blick durch den Keller schweifen.
Amy hat sich auf einen der sechs Stühle niedergelassen und begrüßt ihren Freund mit einem flüchtigen Kuss, ehe sie mir ein kurzes Lächeln schenkt.
Auf dem Stuhl ganz außen sitzt Noah.
Sofort schlägt mein Herz um einiges schneller und nervös presse ich die Lippen zusammen, als ich seinem düsteren Blick begegne. Anscheinend hat er sich dazu entschlossen, mir weiterhin böse zu sein.
Ich lasse die Schultern fallen und setze mich auf den Stuhl, der am weitesten entfernt von Noah steht. Dieser verschränkt nun die Arme vor der Brust und straft mich mit Nichtachtung.
Herrje, sind wir etwa im Kindergarten?
Als alle Blicke gespannt auf Amy ruhen, streicht diese sich unsicher eine blonde Strähne hinter ihr Ohr und beleckt ihre Lippen. Mit ihren schlanken Fingern streicht sie über das Cover eines alten Lederbuches, welches in ihrem Schoß liegt. Automatisch heftet sich mein Blick darauf und eine kurze Erinnerung von dem Gespräch mit Nik taucht in meinem Kopf auf. Seine Worte hallen in meinem Oberstübchen nach…
»Es gibt Bücher, Tagebucheinträge, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Jedes Element besitzt einen Haufen dieser Bücher, um seine Fähigkeiten zu perfektionieren«
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
„Nun“, beginnt Amy schließlich und wirft einen Blick in die Runde. „Der Elementkreis ist mit Sidney jetzt vollkommen. Aber… wir müssen den Zirkel noch schließen“
Fragend hebe ich die Augenbrauen.
„Jede Familie hat ihre eigenen Bücher“ - Dabei wirft die Blondine mir einen eindringlichen Blick zu - „und zum Schließen des Kreises brauchen wir sie“
„Wieso?“, hake ich sofort dümmlich nach.
Leona neben mir verdreht die Augen. „In den Büchern stehen die Sentenzen für das Ritual“
Schon allein deswegen, dass sie das Wort »Sentenz« benutzt, lässt darauf hindeuten, dass Leona sich in diesem Gebiet und allgemein mit der Sprache sehr gut auskennt. Na gut, sie hat ja auch das Glück (oder Pech?) gehabt, damit aufzuwachsen und den ganzen Kram eigenhändig zu studieren.
Dennoch verstehe ich immer noch Bahnhof.
Kyle kommt mir zur Hilfe und beugt sich in seinem Stuhl nach vorne.
„Die Bücher sind das Erbe jeder Generation. Du müsstest irgendwo Schriften besitzen, die dir die Macht und die Lehre des Element des Geistes erklären“ - Besitze ich aber nicht - „Und zudem gibt es einen Versspruch, der zur Zeremonie zum Verbinden des Zirkels dazugehört“
„Was ist denn das für eine Zeremonie?“, frage ich weiter nach.
Amy richtet sich auf. Scheinbar habe ich eine Frage gestellt, die sie nur allzu gerne beantwortet.
Mit einem Lächeln schaut sie mich an.
„Bei dem Ritual muss jedes Element seine Sentenz aufsagen, die Worte binden die Elemente zusammen und lassen den Kreis schließen. Zudem wird uns während der Zeremonie eine Prophezeiung mitgeteilt, die unser Handeln voraussagt und Rätsel aufgibt“
Ich runzele die Stirn. „Eine Prophezeiung? Ist das nicht irgendwie ein wenig…kitschig?“
Leona verdreht wieder die Augen. „Das Leben eines Element-Trägers ist nicht so leicht auf die Schulter zu nehmen, Siddy“
Ich ignoriere ihre schnippische Bemerkung und wende mich wieder Amy und Kyle zu, die wie ein Königspaar in der Mitte des Stuhlkreises sitzen. Ich komme mir vor wie im Kindergarten.
„Was bewirkt das Schließen des Elementkreises?“, frage ich.
Die Blondine presst die Lippen zusammen. „Wir werden stärker sein“
„Und das bedeutet?“
„Das Kontrollieren unserer Kräfte wird einfacher sein, wir können besser und zielgerechter damit umgehen. Außerdem besitzen wir zu zweit oder gar alle zusammen eine höhere, wirkungsvollere und stärkere Kraft, wenn wir sie gemeinsam nutzen“
Ich kann aus ihrer Stimme heraushören, dass da auch ein »aber« hinter steckt und ziehe die Augenbrauen zusammen. „Und was sind die Nachteile?“
„Wir sind aufeinander angewiesen“, antwortet Kyle. „Wir sind nicht mehr unabhängig, können unsere Kräfte nicht alleine zu voller Stärke nutzen. Nur mit mehreren von uns ist dies möglich“
„Ist es das Wert?“
„Auf jeden Fall!“, versichert mir Amy sofort etwas zu heftig.
Augenblicklich räuspert sie sich und senkt ihre Stimme.
„Jede Generation hat den Zirkel bisher geschlossen, sobald alle fünf Elemente ausfindig gemacht wurden. Die Prophezeiung während des Rituals ist ungemein wichtig und erforderlich und auch das leichtere Kontrollieren seiner Fähigkeiten ist von großem Vorteil“
Kyle neben ihr nickt zustimmend. „Alles, was wir dafür brauchen, ist der Spruch aus den Büchern“
Leona neben mir gähnt gelangweilt. „Das sollte keine Schwierigkeit werden. Ich kann meine Sentenz schon im Schlaf auswendig runter rattern“
Ich schlucke hart.
Mein Blick schweift kurz zu Noah, der das Gespräch mit mürrischer Miene schweigend beobachtet hat. Ich frage mich, was er wohl von dem Schließen des Elementkreises hält.
„Sidney?“
Amys Stimme holt mich wieder zurück.
„Wie sieht’s bei dir aus? Weißt du, wo sich deine Bücher befinden?“
„Ähm…“
Schamröte schießt mir ins Gesicht. Es ist mir irgendwie peinlich, dass dumme Mädchen zu spielen, welche dem ganzen Plan einen ordentlichen Dämpfer versetzt.
Leona stöhnt genervt. „Sag jetzt nicht, du weißt nicht, wo deine Bücher sind?“
„Zufällig ist meine Mutter kurz nach meiner Geburt mit all ihrem Hab und Gut abgehauen“, erwidere ich trotzig.
„Hat sie denn nichts hinterlassen?“, will Kyle wissen.
Ich schüttele den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste“
Wieder ein Stöhnen von Leona.
Mit verschränkten Armen starrt sie mich an, in ihrem Kopf scheint es zu rattern.
Seufzend schlage ich die Augen nieder.
„Ich weiß, dass das alles den Plan ruiniert“, beginne ich und nestel am Saum meines Ärmels. „Aber ihr könnt die Schuld nicht auf mich schieben. Das ist nicht fair“
„Das tun wir doch auch gar nicht“, entgegnet Amy sofort tröstend.
Ich komme mir vor wie ein deprimiertes Kleinkind - kein schönes Gefühl. Ebenso unschön ist die Tatsache, dass ich alles wieder in den Ruin ziehen muss. Aber was kann ich dafür, wenn mich niemand hierauf vorbereitet hat? Wenn meine Mutter Dad und mich im Stich gelassen und ihr Geheimnis mit sich geschleppt hat? - Richtig: Nämlich nichts.
Ein verächtliches Schnauben lässt mich wieder den Blick heben. Sofort schaue ich in zwei braune Augen, die mich finster anstarren.
„Irgendeinen Sündenbock gibt es immer“, meint Noah mit einem kalten Lächeln.
Ich presse die Lippen aufeinander und spüre ungewollte Wut in mir auflodern. Mit knirschenden Zähnen balle ich meine Hände zu Fäusten und kneife die Augen zusammen.
Doch noch ehe ich einen bissigen Kommentar ausstoßen kann, mischt sich Kyle wieder ein, der meinen aufkeimenden Zorn bemerkt zu haben scheint.
Sachte hebt er die Hände hoch und schaut uns mit einem bedeutungsvollen Blick an.
„Geht mal wieder vom Gas herunter, ihr beiden“, meint er und hebt die Augenbrauen. „Eure Differenzen sind im Moment unwichtig“
Noah schnaubt verächtlich.
Seine Unterlippe wird hartnäckig von seinen Zähnen malträtiert, als er mich düster anstarrt. – Und auf einmal scheint der Korken bei ihm rausgesprungen zu sein.
Mit einer abrupten Bewegung steht Noah auf und deutet mit seinem Zeigefinger anklagend auf mich, während er sein Gesicht zu Kyle dreht.
„Sie hat meinen Bruder geküsst!“, faucht er und sein Blick schnellt wieder zu mir.
Tausend kleine Dolche treffen mich, doch ich halte diesem Schmerz stand und erhebe mich ebenfalls.
Wutentbrannt blähe ich meine Wangen auf. „Und du hast meine Gardine anbrennen lassen! Was glaubst du, was alles hätte passieren können?!“
„Hey, jetzt kommt mal wieder runter!“, meint Kyle und wedelt mit seinen Händen.
„Meine Familie ist für dich Tabu!“, zischt Noah aufgebracht und wirft mir mit seinen Augen viele kleine Blitze entgegen.
Ich recke mein Kinn. „Dann halte du dich gefälligst auch von mir fern!“
„Mit Vergnügen!“
„Das werden wir ja sehen!“
„Du bist armselig, Sidney“, meint Noah und schüttelt den Kopf. „Ich habe dich für jemand anderes gehalten“
„Und genau das ist dein Problem, Noah“, erwidere ich giftig. „Du glaubst, deine Mitmenschen zu kennen. Aber das ist falsch. Du zwängst sie in Schubladen, in bestimmte Kategorien, in ein Schema, welches dir vielleicht passt. Du erwartest von ihnen, dass sie sich genauso verhalten, wie du es dir erdenkst. Alles muss nach deiner Nase tanzen!“
Verächtlich stoße ich die Luft aus und starre in seine düsteren Augen, welche sich noch ein wenig verschmälert haben. Sein Atem geht flach.
„Du wirst niemals lieben können“, füge ich schließlich etwas leiser, aber dennoch bedrohlich hinzu.
Ich sehe, wie sein Adamsapfel zuckt und die Knöchel seiner geballten Fäuste weiß hervortreten.
Amy zieht scharf die Luft ein und Leona starrt uns mit großen Augen an.
Ich presse die Lippen zusammen und senke den Blick. Tränen schießen mir plötzlich in die Augen, doch ich versuche, sie zurückzuhalten.
Mit zitternden Händen fahre ich mir durch die braunen Haare und starre den grauen Boden an. Es ist auf einmal unglaublich still. Und kalt.
Eine einzige Träne löst sich aus meinem Augenwinkel, rollte meine Wange hinab und verharrt am Kinn.
„Der Groschen ist gefallen“, höre ich Leona murmeln.
Ein leises Schluchzen entweicht meinen Lippen, die Träne fällt auf den Boden.
Still und leise.






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