Eine Katatrophe kommt nie allein - Teil 8

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 14.05.2012


So, hier ist mein nächster Teil:) Ich hoffe er gefällt euch. Über Verbesserungsvorschläge, Kommentare würde ich mich freuen:)

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Was?“, knurrte er und es klang verdammt sexy. Doch ich riss mich zusammen.
„Du kannst nicht einfach über mich bestimmen! Ich bin bisher auch sehr gut ohne dich zurecht gekommen! Ich…“, weiter kam ich nicht, denn seine Lippen entfachten einen Feuersturm auf meinen. Wir küssten und eine kleine Ewigkeit, bis er mich hochhob und in sein Zimmer trug. Er klatschte die Tür zu (keine Ahnung wie er das hinbekam), und legte mich auf sein Bett.
„Wer hat dir eigentlich erlaubt ein so unverschämt kurzes Handtuch zu tragen?“, hörte ich seine Stimme rau neben meinem Ohr. Im Nu hatte er den Knoten gelöst und ließ seine Küsse über meinen Körper wandern. Ich bog mich ihm entgegen und zerrte an seinem T-Shirt. Bereitwillig zog er es aus und ließen uns wieder von den Wellen unserer Leidenschaft tragen.

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Es war stockdunkel. Und ich musste aufs Klo. Ich wollte aufstehen doch schnell schlang sich ein Arm um meine Taille.
„Hey. Hiergeblieben!“, knurrte er scherzhaft. Doch ich sagte nur nüchtern: „Ich muss mal aufs Klo.“ Er lachte und ließ mich gehen. Ich betrachtete mich im Spiegel und erkannte mich selbst kaum wieder. Meine Lippen noch leicht geschwollen, die Augen ungewöhnlich glänzend, die Haare extrem zerzaust.
Er sah an die Decke. Sie war nicht einmal fünf Minuten weg und er sehnte sich schon wieder nach ihr. Er wusste nicht wie sie das mit ihm machte. Früher, da hatte er sie zu tiefst beleidigt, sie beschimpft, hatte es aber damals schon als Schutz verwendet. Er hatte schon immer dieses Leuchten bemerkt. Schon immer. Schon immer hatte er sie anziehend gefunden. Selbst als sie nicht so atemberaubend ausgesehen hatte wie jetzt. Er fuhr sich nervös durch die Haare. Ohne Zweifel er hatte sich als über Kopf verliebt. Und als sie vorhin alleine mit diesem Clemens gewesen war, wäre er am liebsten ins Zimmer gestürmt und hätte ihn vor die Tür gesetzt. Sie gehörte ihm. Er wollte sie immer spüren, sie küssen, mit ihr schlafen.
Er liebte sie.

Ich kroch wieder unter die Decke und wurde sofort von zwei starken Männerarmen umfangen. Ich rückt noch ein Stück zu ihm und kuschelte mich fest an ihn. Wie konnte das nur passieren? Ich hatte ihn wirklich gehasst. Und jetzt lag ich hier, mit ihm, in diesem Bett, dass, wenn es hätte reden können, nur schmutzige Details erzählt hätte. Konnte das sein? Jemanden so lange verabscheuen und ich dann in ihn verlieben? Aber ich wusste, dass es für ihn etwas anderes war. Er liebte mich nicht und würde es wahrscheinlich auch nie. Von diesem Gedanken gehalten, schlief ich ein.

Wir hatten Sport. Neben uns spielten die Jungs Fußball. Plötzlich traf mich der Ball am Bein. Ich schreckte auf und hörte Felix rufen: „Hättest du die Schlampe mal am Kopf getroffen!“

Ich schreckte hoch. Das war in der zehnten Klasse gewesen. Neben mir schlief er jetzt tief und fest. Ich sah auf die Uhr. 5:30. Genau in diesem Moment wusste ich, dass das mit uns nichts werden würde. Er liebte mich nicht. Und ich wollte mir keinem Mann das Bett teilen, der mich nicht liebte. Also stand ich auf, kochte Kaffee und zog meine Jogginghose und ein großes T-Shirt an. Meine Tasse war randvoll und ich setzte mich auf einen der beiden Liegestühle auf unserem Balkon. Ich trank und ließ meine Gedanken schweifen. Sie blieben bei diesem fremden Typen hängen. Konnte es wirklich sein das er mein Zwillingsbruder war? Ich wusste, dass uns mein Vater verlassen hatte, aber, dass er meinen Bruder mitgenommen hatte? Es war erschreckend gewesen wie mich seine Augen angeblickt hatten. MEINE Augen. Eine Ähnlichkeit war nicht zu leugnen. Ich musste unbedingt meine Mutter anrufen. Erneut blickte ich auf die Uhr, 8:00. Wie lange hatte ich hier draußen gesessen? Ich nahm meine Handy und reif sie an. Nach dem dritten Tuten nahm sie ab.
„Anna! Ist etwas passiert? Warum rufst du denn um diese Uhrzeit an?“, rief sie entsetzt.
„Mama. Beruhig dich. Alles in Ordnung. Ich wollte dich etwas fragen.“
„Dann erzähl mal.“
„Mama, habe ich einen Zwillingsbruder?“, ich kam direkt auf den Punkt. Etwas anderes hätte mich nicht weiter gebracht. Stille.
„Mama?! Das ist jetzt nicht wahr, oder?“, mir standen Tränen in den Augen. Sie hatte mir über zwanzig Jahre vorgehalten, dass ich einen Bruder hatte!
„Es tut mir leid. Ich habe ihn nie vergessen, euer Vater hat mir immer Bilder geschickt, und ich ihm auch welche von dir, aber wir konnten, dass nicht.“
„Was konntet ihr nicht?“, fragte ich scharf.
„Alles. Es tut mir so leid. Lass dich nicht von Vorurteilen beeinflussen. Lerne deinen Bruder kennen. Es tut mir so leid, Anna.“, tut, tut, tut, tut. Sie hatte aufgelegt. Ich war total perplex. Dieser Typ hatte nicht gelogen. Ich zog die Knie an und schlang die Arme darum und verbarg mein Gesicht. Ich konnte es nicht fassen. Ich war total fertig. Ich zuckte zusammen als es klingelte.
„Ja?“
„Hey, Anna. Ich hab meinen Schlüssel vergessen.“, hörte ich Christoph sagen. Wenig später stand er neben mir.
„Hey. Hat es sich gelohnt?“, fragte ich mit einem Augenzwinkern.
„Sicher.“, grinste er und ging in sein Zimmer.
„Ach ja, bevor ich es vergesse… Kauf mir neue Bettwäsche!“, rief ich ihm nach und hörte nur wie er anfing zu lachen. Ich stellte mich unter die Dusche und zog mich an und schon wieder klingelte es.
„Hallo?“, fragte ich.
„Hey.“, ich erkannte die Stimme meines Bruders.
„Komm hoch.“, sagte ich leise und ließ ihn hinein. Ich wartete in der Tür und zupfte nervös an meinem Top. Dann sah ich ihn die letzte Treppe herauf kommen.
„Komm rein.“, sagte ich schließlich und bedeutete ihm einzutreten. Er streifte seine Schuhe von den Füßen und sah mich erwartungsvoll an. Ich starrte ebenso zurück. Dann lächelte er.
„Ich bin Laric. Tut mir leid, dass ich mich nicht vorgestellt habe.“, sagte er entschuldigend.
„Anna. Aber das weißt du ja.“, ich lächelte. Er war mir fremder wie kein anderer und doch war alles irgendwie vertraut. Irgendwie schloss sich auf seltsame Weise eine Lücke in mir. Es herrschte Stille. Aber nicht diese unangenehme, erdrückende Stille. Eine angenehme, einträchtige Stille. Wir gingen in mein Zimmer. Er sich auf mein Bett, ich mich im Schneidersitz in den Sessel gegenüber. Ich konnte ihn nur ansehen. Sein blondes Haar trug er kurz, sodass man die Locken nicht sehen konnte. Meine grünen Augen blickten mich an. Er hatte einen durchtrainierten Körper. Er sah aus, wie einer der viel Fahrrad fuhr.
„Erzähl mir was von dir.“, begann er schließlich. Und ich erzählte ihm etwas von mir. Von meiner Kindheit nur mit meiner Mutter. Von meiner Schulzeit. Von meinen Freunden. Ich erzählte ihm wann ich am glücklichsten war, wann am traurigsten. Ja, ich erzählte ihm von Clemens, von Felix. Von meiner Anfangszeit hier in München. Meinem Auslandsjahr in Australien. Wie ich jetzt hier lebte, wie mein Studium lief.
„Was ist mit dir? Ich würde gerne mehr erfahren.“, sagte ich jetzt schüchtern.
„Seit ich denken kann wohne ich jetzt schon mit unserem Vater hier in München. Es war nicht immer einfach. So wie bei dir auch. Aber wir haben uns durchgeschlagen. Er hat eine Bar. In der arbeite ich auch. Ich… naja…“, er stockte. Ich blickte ihn erwartungsvoll an. Er lächelte verlegen.
„Ich hab da noch mit niemanden darüber geredet, außer unserem Vater…“
„Nimm dir sie Zeit die du brauchst“, sagte ich sanft. Er zog Luft ein, atmete sie laut wieder aus und begann zu erzählen: „Ich hatte die falschen Freunde. Mit dreizehn, oder vierzehn, hat das alles angefangen. Ich stürzte ab. Wir feierten jeden Tag. Wir dachten es wäre ‚cool‘… Ich kann nicht glauben wie ich damals drauf war… Dann wurde ich straffällig, landete im Jugendknast, als ich wieder draußen war, wusste ich, dass es so nicht weitergehen kann. Als erstes war ich ein Jahr in Kanada. Habe viel gearbeitet. Habe mich abgelenkt von allem was hier in Deutschland war. Ich bin zurück gekommen, hab mich von den Leuten mit denen ich damals etwas zu tun hatte entfernt und von vorne angefangen. Keiner meiner jetzigen Freunde kennt diese Geschichte. Ich glaube, dass ist auch besser so…“, er stoppte und musste meine geschockten Augen gesehen haben. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht verschrecken.“, er wurde nervös, weil er meine Reaktion nicht abschätzen konnte. „Ich glaub ich geh besser…“, er stand auf, doch ich sprang ihm hinterher und hielt ihm am Arm fest.
„Nein, bitte nicht. Es ist ein Teil deiner Vergangenheit, es ist ein Teil von dir. Das gehört zu dir.“, versuchte ich ihn zum Bleiben zu überreden.
„Sicher?“, fragte er zweifelnd.
„Sicher.“, sagte ich und bekam sein umwerfendstes Lächeln zu sehen. Ich lächelte zaghaft zurück. Und dann konnte ich sie nicht mehr halten. Meine Tränen liefen. Erst sah mich mein Bruder geschockt an, doch auch ich sah, dass seine Augen glasig waren. Und wir fielen uns in die Arme. Nach über zwanzig Jahren hatten mein Bruder und ich uns endlich gefunden.






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