E-Mail für dich... - Teil 6

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 14.11.2012


Tut mir leid Leute, dass es so lange gedauert hat.... hier geht\'s ein bisschen weiter! ICh freue mich über eure Kommentare =)

3. What a night

Meine Eltern konnten manchmal solche Tyrannen sein! Hatte ich da eben manchmal gesagt?! Nein, sie waren schon mein ganzes Leben lang Tyrannen gewesen und hatten alles über meinen Kopf weg entschieden. Und jetzt waren sie nah dran, mir auch noch den Rest meines Lebens zu versauen. Nein danke, das würde ich nicht mit mir machen lassen!
Kurzerhand setzte ich mich noch einmal vor meinen PC und öffnete meinen E-Mail Account. Ich schrieb eine Mail an meine Cousine Sarah, in der ich sie darüber informierte, dass ich nach meinem Abitur wieder zurück in die USA kommen würde und deswegen die Wohnung in LA, die auf meinen Namen eingetragen war, wahrscheinlich ab den Sommerferien beziehen würde. Diese Wohnung hatten mir meine Eltern schon vor langer Zeit überschrieben und bisher hatte ich sie immer bewohnt, wenn ich die Ferien bei dem Rest meiner Familie in LA verbrachte, doch nun würde sie endlich meine dauerhafte bleibe werden.
Warum verstanden meine Eltern mich denn nicht? Ich wollte das Luxusleben hier in München und ihr ganzes verdammtes Geld gar nicht, ich wollte nur zurück in meine Heimat und zu meiner Familie, denn ich hatte mich in Deutschland schon immer so fremd gefühlt, wie sich ein Amerikaner eben in Deutschland fühlt. Aber scheinbar schienen das meine Eltern nicht zu verstehen, denn sonst hätten sie mir wahrscheinlich nicht verboten, meinen eigenen Weg zu gehen. Für die Wohnung in LA, die meine Eltern mir vermacht hatten, war ich ihnen jedoch dankbar, denn sie stellte den Grundstein für mein neues Leben dar. Diese Geste sah ich sozusagen als Abiturgeschenk meiner Eltern an.
Nachdem mein Entschluss nun wirklich fest stand, hatte ich auch endlich den Mut und konnte die ganzen Bewerbungen, die ich für die amerikanischen Universitäten schon alle fertig vorbereitet hatte, abschicken.
Mit den dicken Umschlägen in der Hand schlich ich leise die Treppe hinunter in der Hoffnung, meine Eltern würden mich nicht bemerken und verließ unbemerkt das Haus. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und die Briefumschläge unter den Arm geklemmt, machte ich mich auf den Weg zur Post und stopfte dort die großen Kouverts in den Briefkasten.
Yeah, ich hatte es getan! Die Bewerbungen an die Universitäten waren auf den Weg über den Pazifik und wenn alles glatt liefe, dann hatte ich vielleicht bald einen Studienplatz zu Hause an der Westküste der USA. Doch mit einem Schlag verpuffte das Hochgefühl und ich drehte mich unschlüssig um. Wie brachte ich jetzt den restlichen Abend? Da ich keinerlei Lust verspürte, mich auf den Heimweg zu machen, schlenderte ich ziellos durch München-Grünwald und kam schließlich an meiner Schule vorbei. Mittlerweile begann es zu dämmern, und ich sah an dem Sportplatz der Schule das Flutlicht langsam heller werden, sodass es die gesamte Arena überstrahlte. Mit fiel ein, dass heute Abend das Fussballtraining unserer Schulmannschaft stattfand, was wohl gleichzeitig die Erklärung für den erleuchteten Sportplatz war. Da ich eh nichts besseres zu tun hatte, beschloss ich, die Fussballer-Jungs mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das große Tor zum Sportplatz quietschte ein wenig, als ich es einen Spalt weit aufschob und hindurch schlüpfte. Die Jungs jedoch waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie von meiner Anwesenheit nichts mitbekamen. Also setzte ich mich ins Halbdunkle auf die große verlassene Tribüne und folgte aufmerksam dem Ballwechsel. Insgesamt bestand das gesamte Team aus Schülern der Oberstufe, die meisten waren Abiturienten aus meiner Stufe, darunter auch Mark, Carlo, Chris und wer durfte natürlich nicht fehlen: Ben. Mir entwich bei dem bloßen Gedanken an ihn ein genervter Seufzer, was die Jungen auf dem Spielfeld zum Glück nicht mitbekamen. Dieser Kerl war einfach dazu geboren, andere Menschen zu nerven und aus undurchschaulichen Gründen hatte er mich zu seinen Haupt-Nerv-Opfer auserkoren. Sehr schmeichelhaft!
Wie automatisch wurde mein Blick von Chris angezogen, der in geschmeidigen Bewegungen über das Spielfeld lief und gerade einen wunderschön gespielten Pass von Mark annahm.
Hach, warum musster er eigentlich ausschauen wie ein griechischer Adonis? Leider hatte er nicht nur das Aussehen eines griechischen Gottes, sondern seine gesamte Art sich zu bewegen hatte etwas anmutiges und stolzes an sich, was ihn ungemein anziehend wirken ließ. Mit einem gezielten Schuss versenkte er nun den eben von Mark angenommenen Ball im gegnerischen Tor, was ihm johlende Pfiffe seiner Mannschaftskollegen einbrachte. Daraufhin grinste er nur spitzbübisch und fuhr sich mir einer Hand durch sein verschwitztes, halblanges blondes Haar, was dadurch vollkommen verstrubelt auf seinem Kopf lag. Allerdings sah das nun keinesfalls unordentlich aus, sondern eher, als hätte er dafür Stunden vor dem Spiegel aufgewendet und zusammen mit dem verschmitzten Blitzen seiner strahlend blauen Augen, wirkte er dadurch sehr jungenhaft und frech.
„Go Chris, go Chris“, jubelte Mark und die anderen Jungen stimmten in das Gegröle mit ein.
„Mit dem Tor machen wir Schluss, oder Jungs?“, wandte sich Chris an den Rest der Mannschaft und erntete Zustimmung von allen. Ben fischte den Ball aus dem Tor und klemmte ihn sich unter den Arm, während sich die gesamte Mannschaft langsam auf den Weg in Richtung Umkleiden machte. Aufgrund der lauen Sommernacht schienen sie allesamt wohl ziemlich durch geschwitzt zu sein, denn Chris war der erste, der sich seines T-Shirts entledigte und sich mit diesem den Schweiß von Gesicht und Nacken tupfte. Mein Blick klebte förmlich an ihm und ich beobachtete fasziniert das Spiel seiner Bauch- und Armmuskeln bei jeder Bewegung. Er hatte einfach einen himmlischen Körper! Kurz nach Chris riss sich auch Mark das Oberteil vom Körper und ihm folgten noch ein paar andere. So überstrahlten sie sich gegenseitig mit ihren gestrählen Sportler-Körpern und ich grinste insgeheim in mich hinein, denn wie es der Zufall wollte, hatte ich diesen Abend unfreiwillig fast die gesamte männliche Oberstufe oben ohne auf dem Servierteller präsentiert bekommen. Dieser Anblick entschädigte wirklich einiges und so war ich doch um Welten besser gelaunt, als ich mich schließlich von der Bühne erhob und den Jungen noch einmal nachblickte, als sie in den Umkleiden verschwanden. Ich verließ den Sportplatz wieder durch das große Tor und machte mich langsam und in Gedanken versunken auf den Heimweg, da es mittlerweile doch schon fast halb elf und stock dunkel war. So bemerkte ich den Fahrradfahrer nicht, der plötzlich langsamer wurde, als er mich passierte und im Schritttempo direkt neben mir herradelte.






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