Wer bist du wirklich? - Teil 16

Autor: Nancy
veröffentlicht am: 30.05.2012


„Hope, was ist denn plötzlich in dich gefahren?!“, fragte Carly, doch ich hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Nun meine Liebe, ich habe lang genug mitgespielt, alles mit mir machen lassen und war schwach, ich habe mich verändert, ich war in mich gekehrt aber jetzt, ja jetzt bin ich wieder die Alte und wem das nicht passt, der hat Pech, so einfach ist das Schätzchen.“ Ich wusste nicht, wieso ich plötzlich wieder die Alte war, wieso ich jetzt plötzlich anders war als gestern, ich wusste nur, dass es richtig war. „Ihr könnt das ja gerne alles später klären, aber wir haben nur noch eine halbe Stunde, also zack zack setzt euch und wir wollen beginnen und da Hope anscheinend schon informiert ist wird sie uns gleich einmal einige Dinge aufzählen.“, meinte der Lehrer und nickte mir zu. Ich holte tief Luft und ratterte nur so dahin. „Am Anfang ist der Körper noch verwundbar, es dauert ein Jahr, bis man nicht mehr zu menschlich ist um durch Messerstiche, Gift oder was weiß ich zu sterben, die ersten ein einhalb Jahre ist Blut völlig unnötig, da der Körper es noch nicht aufnehmen würde.“Gelangweilt schlug ich die Beine übereinander und starrte ins Leere. „Nun, eh ja. Das stimmt.“, nuschelte der Blonde und kratzte sich am Kinn. Ein zaghaftes Klopfen ertönte, Sekunden später öffnete sich die Türe einen winzigen Spalt und plötzlich stand Lisa meine Cousine, ihr bester Freund Steven und meine Oma in der Tür. „Omi!“, rief ich und stürzte mich in die Arme der alten Frau, sie war Mitte siebzig, doch die Falten waren verschwunden, es war, als stünde eine dreißigjährige Frau vor meiner Nase, kastanienbraunes Haar wellte sich sanft über die Schultern. So sah Omi vor etwa vierzig Jahren aus. „Bist du etwa..und ihr? Was?“, verwirrt schüttelte ich meinen Kopf, eine rote Strähne fiel mir in die Augen, ärgerlich pustete ich sie weg und warf allen einen wütenden Blick zu. „Wann habt ihr vor gehabt mir zu sagen, dass meine GANZE Familie abnormal ist?! Ah! Ich fasse es nicht und ich dachte ihr liebt mich?!“, schrie ich durch den Raum. „Verdammt Mädchen, wir lieben dich nicht, du bist nur Mittel zum Zweck!“, wütend schlug mein Bruder mit der Faust auf den Tisch. Mein Kopf schnellte in seine Richtung, Tränen stiegen mir in die Augen. `Wir lieben dich nicht, du bist nur Mittel zum Zweck.´ Immer und immer wieder hallten seine Wörter in meinem Kopf. „Mittel zum Zweck ja? Ich bin Mittel zum Zweck für euch?! Wisst ihr was? Ihr könnt mich mal, alle!“, rief ich und stürmte aus dem Raum, wieso sollte ich die letzten Stunden hinter mich bringen, wenn sie sich doch sowieso nur um sich selbst kümmerten? Wen interessierte es da schon, wie es mir erging, Hauptsache ihr Hintern war gerettet. 'Tja, wer weiß womit sie dich noch allem angelogen haben. Vielleicht nicht nur sie, vielleicht auch Grady.' Nein, Grady würde mich nie anlügen, er war bei mir gewesen, immer und zu jeder Zeit, er würde mich niemals belügen, oder? Wem konnte ich noch vertrauen, wer hatte mich nicht belogen? Bestand mein ganzes Leben wirklich nur aus Lügen? In meinem Zimmer schloss ich die Türe hinter mir und glitt auf den Boden, heiße Tränen bahnten sich den Weg über meine leicht geröteten Wangen. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich auf, torkelte ins Bad und betrachtete mein Spiegelbild, die Augen waren gerötet und geschwollen, die Schminke verwischt und meine Haare eine einzige Katastrophe. Seufzend machte ich mich frisch, nahm etwas Geld aus meiner Tasche und beschloss mich über alle Verbote hinwegzusetzen. Ich malte mir ein großes Einkaufszentrum, viele Menschen strömten in Massen durch die Straßen auf der Suche nach passender Kleidung, noch bevor irgendjemand einen Ton sagen konnte folgte ich meiner Nase. Dieses mal führte mich meine Fähigkeit nicht durch die große Tür, nein, sie litt mich durch eine kleine Eisentür, nervös öffnete ich sie ein Stück und erstarrte. Vor mir stand kein anderer als ER. Was hatte ich getan, damit das Leben mich so bestrafte?! „Was willst du?!“, knurrte ich und versuchte mich an ihm vorbei zu drängen. „Langsam Kleine. Deine Mam hat gesagt, ich soll dich mal hier weg bringen, damit du mal abschalten kannst und shoppen oder so. Mädchenkram halt.“ Ich stöhnte, na super! „Meinetwegen Arschgesicht.“, ich stampfte zu dem Wagen und lehnte mich gegen den mitternachtsblauen Lamborghini Gallardo Cabrio, oder einfach nur protziges Machoauto. Dan hatte schon auf dem Fahrersitz Platz genommen und grinste mich frech an. „Na komm schon Prinzesschen steig ein.“ Ich ward ihm einen bösen Blick zu, öffnete die Wagentür und ließ mich auf den schwarzen Ledersitz gleiten. Er drückte einen Knopf und das Lied „Live my Life“ von Justin Bieber und Far East Movement drang aus den Boxen. Er drehte die Lautstärke nach oben und bretterte mit zu hoher Geschwindigkeit die Straße entlang. „Weißt du, dass du eine gespaltene Persönlichkeit hast? Mal so mal so, vielleicht können Männer ja doch Blutungen bekommen oder du bist einfach nur ein Arsch.“, überlegte ich laut. „Tja Baby, vielleicht tu ich das auch nur, damit mich die Bräute scharf finden.“, grinste er und setzte sich eine schwarze Sonnenbrille auf. Wütend schnaubte ich durch die Nase, verschränkte meine Arme vor der Brust und warf ihm einen giftigen Blick zu. „Also doch Arschloch!“ Was ging nur in seinem hübschen Kopf vor? Mal war er der alte Dan, der Dan, in den ich mich verliebt habe und dann ist er plötzlich das größte Arschloch überhaupt. Nervös zupfte ich an meinem Oberteil herum, der Wind blies meine Haare nach hinten und trieb mir Tränen in die Augen. Er grinste und lenkte das Auto durch den Verkehr, hier und da zogen wir die Blicke der Menschen auf uns. Nach weiteren zwanzig Minuten parkte Dan seinen Wagen auf einem Parkplatz, ein riesiges gelb gestrichenes Gebäude erstreckte sich im Norden und mit schwarzer Farbe war in edler Schrift `Kaiboijn´ geschrieben. Ich stieg aus und verschwand durch die Tür, ich betrachtete die Kleiderständer und Regal. Hosen und Röcke, T-Shirts und Pullover, Abend-und Partykleider, Bikinis und Unterwäsche sogar Schuhe und Taschen gab es in diesem Laden zu kaufen, ich machte mich auf dem Weg zum ersten Regal und betrachtete die verschiedenen Kleidungsstücke, ein Blick in den Spiegel zeigte mir, das Dan schweigend neben der Eingangstür gelehnt stand und mich beobachtete. Ich wandte den Blick ab, suchte einen schwarzen Bikini, eine weiße Röhrenjeans außerdem ein smaragdgrünes enges T-Shirt und ein kirschrotes Top mit weitem Ausschnitt, rechts und links waren freie Risse und zeigten dadurch freie Haut. Nachdem ich alles probiert hatte drückte ich Dan meinen `Schatz´ in die Hände und suchte weiter nach einem Outfit. Plötzlich erfassten meine Hände einen weichen Stoff, ich zog ein tiefschwarzes Kleid aus dem Ständer, es war kurz, schulterfrei und eng. Ich verliebte mich sofort auf Anhieb in das Kleidungsstück, es war das letzte Kleid und ich bettete, dass es meine Größe war. Ein Blick verriet mir, dass es genau meine Größe war, aber leider war es teuer, viel zu teuer. Ein Gedankenblitz durchfuhr mich, ich drehte mich schwungvoll um und stieß gegen Dan's muskulöse Brust. Seine Augen weiteten sich, als er meine Entdeckung bemerkte, schnell tauschten wir die Waren und ich brachte alles an seinen Platz zurück, alles außer dieses Wahnsinnskleid. Nachdem ich auch noch die passenden High Heels gekauft hatte verstauten wir meine Einkäufe im Kofferraum, den ganzen Nachmittag hatten Dan und ich kein einziges Wort geredet, müde ließ ich mich auf den Sitz nieder und schloss die Augen während Dan den Wagen nach Hause lenkte.
„Wir sind da!“, rief mich seine sexy Stimme aus meinem Halbschlaf. Ich blinzelte und tatsächlich standen wir wieder beim Schloss. Ich nickte, nahm meine Taschen und lief hinein, ich verstaute alles in Schrank und verschwand im Bad. Schnell stieg ich unter die Dusche, schrubbte meinen Körper und trocknete mich schließlich ab, föhnte die rötlichen Haare und glättete sie. Nachdem ich meine Augen schwarz umrundet hatte tapste ich in schwarzer Unterwäsche aus dem Bad und zog mir mein neues Kleid und schwarze High Heels an, ich besprühte mein Dekolleté und die Handgelenke mit Parfüm und zu guter Letzt nahm ich eine kleine Ledertasche, welche ich mir umhing. Nachdem alles gecheckt war stöckelte ich durchs Haus, auf der Suche nach irgendeinem Autoschlüssel. Endlich, nach einer fünfminütigen Suche sah ich den Schlüssel meines Bruders, ich warf einen Blick über die Schulter und nahm sie an mich. Im Freien blickte ich mich um und sah den BMW 1 Cabrio, der hellgraue Lack schimmerte, voller Vorfreude öffnete ich die Wagentür und brauste los. Ich hatte zwar keinen Führerschein, aber in Irland wird das nicht so streng gewertet, vor allem nicht in dieser Wildnis, wo wir hier `leben´. Ich drehte die Musik auf und fuhr singend eine Landstraße entlang, irgendwann kam ich in einem Club namens `Nightdream´an. Ich stieg aus, fuhr das Dach auf und schloss ab und schließlich zeigte ich dem Türsteher meinen Ausweis und betrat die Disco.






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