Wer bist du wirklich? - Teil 14

Autor: Nancy
veröffentlicht am: 21.05.2012


Sorry für die lange Wartezeit :/

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Im Laufe des Tages kam immer wieder eine pummelige Krankenschwester, um meinen Gesundheitszustand zu überprüfen. Auch sie verlor kein Wort und so verbrachte ich den Tag mit schweigen, auch Grady hatte sich still in die Ecke verzogen und hielt dort ein Nickerchen. Die Infusion floss immer weiter durch den Schlauch in meinen Körper, normalerweise wirkten Schmerzmittel doch wirkten sie auch gegen ein gebrochenes Herz und eine kaputte Seele? Nein, in diesem Fall nicht, ich verdiente den Schmerz und hieß in willkommen. Wieso hier im Krankenbett mit Schläuchen verkabelt und Verbänden zugeklebt sein, wenn sich sowieso niemand dafür interessiert – mit Recht. Schließlich hatten sie mich ja nur gerettet, um die Welt zu retten und wenn ich dies tun sollte, tja, dann werde ich das auch tun! Entschlossen schlug ich die Decke zurück, befreite mich aus den Kabeln und Schläuchen und verließ auf Zehenspitzen den Raum, langsam hatte ich genug, immer in der Krankenstation aufzuwachen oder ständig ohnmächtig zu werden. Junge, wenn ich mir so vorstelle, während dem Kampf ins Nichts zu tauchen gibt’s Tote. Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte das grausame Bild von meinen toten Freunden, den menschlichen, sowohl auch unsterblichen Freunde zu verdrängen, die blutigen Leichen meiner Familie lagen auf einen Haufen zusammen und ich? Ja ich lag mitten drin und war weit weg in der schwarzen Welt. Ich humpelte durch die Gänge zu meinem Zimmer, zog mir das weiße Kleidchen aus und betrachtete meinen entstellten Körper. Das Blut war abgewaschen und mein Bein sowohl mein Arm verbunden, seufzend wickelte ich den Verband ab und betrachteten dir großen Löcher in meiner Haut. „Na Süße?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir, Erinnerungen an die Vergewaltigung schossen hoch, mein Körper wurde mit einer Gänsehaut überzogen und ich zitterte vor Kälte, ich drehte mich um doch die Tür war verschlossen und ich befand mich ganz allein in meinem Zimmer. Spielte mir meine Fantasie einen Streich?! Mit zitternden Händen griff ich nach meiner schwarzen Trainingshose und einem weißen engen Top. Die roten Haare band ich zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und mit meinem iPod bewaffnet machte ich mich auf den Weg in die Halle, wo ich normalerweise immer trainierte. Ich setzte die schwarzen Kopfhörer auf und lief einige Runden, um mich aufzuwärmen, jeder Schritt tat höllisch weh, doch ich biss die Zähne zusammen und lief weiter, anschließend boxte ich eine Weile in den Boxsack, welcher in einer Ecke hing und zu guter Letzt übte ich die Fähigkeiten sowohl auch die Elemente. Ich stellte mich breitbeinig auf, schloss die Augen und dachte an ein Reh, ein braunes Reh, das kleine weiße Schwänzchen und die intelligenten schwarzen Augen, ich spürte ein Kribbeln in meinen Körper, ein Körper, der sich ausdehnte und verformte, wenigen Sekunden später war ich kein Mensch mehr, ich stand auf vier Hufen und das kastanienbraune Fell spannte straf um meine Muskeln, vorsichtig verwandelte ich mich zurück in die menschliche Hope. Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn angesammelt, mit meinem Handrücken entfernte ich sie und atmete tief durch, mein Körper war ein einziger Schmerz, verbissen versuchte ich, den aufkeimenden Schwindelanfall zu unterdrücken, müde erhob ich mich und verließ die Halle, sie wirkte vielleicht wie eine ganz normale Turnhalle in der Schule, doch die Wände waren aus einem besonderen Material, damit die Elemente nicht ihre Spuren hinterließen, ebenso wie der moosgrüne Fußboden. Schritt für Schritt nährte ich mich meinem Zimmer, wo ich mir frische Kleidung aus dem Schrank nahm und mich unter die kalte Dusche stellte. Einige der Narben waren erneut aufgeplatzt, dass Blut floss zusammen mit dem Wasser in den Abfluss und das Duschgel brannte in den offenen Wunden, trotzdem hörte ich nicht auf, den Staub und den Schmutz von meinem Körper zu waschen. Beschmutzt durch diese ekligen Typen, heiße Tränen vermischten sich mit dem Süßwasser, ich machte mir keine Mühe, sie wegzuwischen, wieso auch? Schließlich kamen immer wieder neue und das Wasser nahm sie mit in das Rohr. Verzweifelt versuchte ich den Gedanken an diese Wiederlinge zu verdrängen, doch es wollte einfach nicht funktionieren. Kopfschüttelnd stieg ich aus der Dusche, trocknete mich vorsichtig ab und zog mir eine kurze graue Hose und ein weißes Top mit einem grauen Frauenkopf an. Was ich aber bisher immer noch nicht verstanden habe war, wieso sie mich überhaupt verletzten konnte? Aus den Gesprächsfetzen mit meiner Familie und dem Arzt konnte ich hören, dass es sehr knapp gewesen war, aber wieso? Schließlich war ich doch fast unsterblich, oder? Mein Magen unterbrach meine Überlegungen mit einem lauten Knurren. Dieses eine Geräusch entlockte mir ein Schmunzeln, langsam begab ich mich auf den Weg in die Küche, wo ich meinen Bruder und `seine´ Freunde traf. „Hope, solltest du nicht im Bett liegen? Und wo zum Teufel hast du die Verbände gelassen?! Willst du sterben?! Aber eins sag ich dir du kleine Kröte, wenn du stirbst, dann ist es aus mit der Welt!“, schnauzte Barbie mich an, gelangweilt schnappte ich mir einen Apfel aus der Obstschale und biss hinein, ich kaute und warf Barbie einen hasserfüllten Blick zu, ehe ich antwortete. „Jetzt pass mal auf, ich weiß zwar nicht, was mit euch allen los ist, aber ich wollte niemals so werden, wie ich jetzt bin, ich wollte niemals ein Vampir sein und auch nicht halb erstochen und vergewaltigt werden. Ich wollte einfach ein normales Mädchen, ein ganz normales Leben führen, aber nein, dass darf ich ja nicht, stattdessen bin ich in diesem verdammten Schloss gefangen und darf nicht raus, weil ich damit rechnen muss, jeden Moment von Tatjana verschleppt, durchlöchert und von ihren zwei Wachen vergewaltigt zu werden. Und jetzt, wo ich akzeptiert habe, diesen Scheiß mitzumachen und trotz meiner Schmerzen trainiert habe und sich deswegen immer weniger Blut in meinem Körper befindet ist wieder nichts in Ordnung. Also entweder akzeptiert ihr das oder ihr könnt euch selbst in den Hintern beißen, ich jedenfalls hab nicht vor am Ende der Welt schuld zu sein und sobald das hier endlich vorbei ist bin ich hier weg!“, ich hatte mich richtig heiser geredet, ihre Augen nahmen teilweise einen geschockten, anderseits einen traurigen oder wütenden Ausdruck an, klar, die Sache mit der Vergewaltigung war für sie neu, ein Schauer kroch mir über den Rücken, als ich an die qualvollen Minuten dachte. Der Apfel fiel mir aus der Hand und kullerte über den Boden, weinend lief ich aus dem Raum und verflüchtigte mich in die Bibliothek. Ich liebte den Duft der Holzregale und der alten Bücher, seufzend ließ ich meinen Zeigefinger über die Buchrücken gleiten. Plötzlich stach mir ein dünnes Buch ins Auge, es war mit einem weinrotem Samt umhüllt und mit einer goldner, schnörkliger Schrift stand `An Fhirinne´(Die Wahrheit). Neugierig zog ich das Buch aus dem Regal, setzte mich in einen der gelben Ledersessel nieder und schlug das Buch auf.
'Viele die von einem Leani zu einem Vampir werden stellen sich oft die Frage, was genau passiert, was möglich ist und was nicht. Der Leani ist eine Art Vorstufe, erst wenn man akzeptiert wer man ist, was man ist, wird die Verwandlung mit dem Paradiesbild abschließen. Normalerweise tötet man einen Vampir, indem man ihn einen Holzpflock ins Herz stoßt oder elektrische Impulse aussendet, doch im ersten Jahr ist der Körper noch zu sehr an das Menschsein gewöhnt, weswegen er auch wie ein Mensch getötet werden kann, in den ersten ein einhalb Jahren nehmen die jungen Vampire kein Blut zu sich, der Körper reagiert nicht darauf und nach dieser Zeitspanne ist es unnötig, jeden Tag Blut zu sich zu nehmen, doch in regelmäßigen Abständen ist es überlebenswichtig, denn ansonsten sind gefährliche Nachwirkungen die Folge: Mutation zu einem außer Kontrolle geratenen Wesen, welcher herzlos alles um sich herum tötet und nur durch die wahre Liebe kann dieser Bann brechen, Finger und Zehen verfaulen, der Körper verbrennt und wächst zu einem Baum, die schlimmste Folge jedoch ist die Verwandlung von einem Vampir zu einem Saol Dara, ein Leben unter Menschen ist nicht möglich, man kann den Ort der Verwandlung nicht wechseln, der Fluch ist nicht auflösbar und die Lebenszeit beträgt fünf bis zehn Jahre.'
Genervt schloss ich das Buch, klar, was hatte ich den erwartet? Irgendein riesiges Geheimnis, welches nur wartet, von mir gelüftet zu werden und uns allen das Leben rettete? Wohl kaum, ich stellte das Buch zurück in das Regal und plötzlich flatterte ein gelblicher Zettel zu Boden. Ich vergewisserte mich, dass mich niemand sah und hob den Zettel auf.

`Is é grá an chumhacht ach is féidir gur scrios an olc, toisc nach féidir olc grá´ (Liebe ist die einzige Macht, die das Böse vernichten kann, denn das Böse kann nicht lieben)





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