Wer bist du wirklich? - Teil 11

Autor: Nancy
veröffentlicht am: 14.05.2012


Hier ein weiterer Teil! (: Danke an alle treuen Leser und vielen Dank für die süßen Kommis (: Sobald die Ferien beginnen hab ich wieder mehr Zeit zum Schreiben! :) LG Nancy :*

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Ich folgte einem breiten Gang, Fackeln erleuchteten meinen Weg und mit der Zeit kreuzten immer weniger Türen meinen Weg. Am Ende des Ganges war eine massive Holztüre, welche sich nur mühsam und mit einem lauten Knarren öffnen ließ. Ich trat einen Schritt nach vorne, einen Schritt in die Freiheit. Das grüne Gras kitzelte mich an meinen nackten Füßen, verschiedene Blumen ragten zwischen dem Grün empor und leuchteten unter der Sonne in den verschiedensten knalligen Farben. Tief sog ich den frischen Duft der freien Natur ein, ein sanfter Wind wehte und der strahlend blaue Himmel war wolkenlos. Wenige Meter nördlich begann ein finsterer Wald, mein Instinkt riet mir, nicht hinein zu gehen, doch irgendetwas zog mich magisch an. Schnell schüttelte ich diesen Gedanken ab und betrachtete stattdessen das Gebäude, es war riesig, mindestens acht Stockwerke, von außen sah es aus wie ein prachtvolles Schloss, Efeu schlängelte sich an den grauen Backsteinen empor und ein Bach floss im Süden durch die Landschaft.
Nachdem ich genug Sonne getankt hatte schlich ich mich zurück in den Gang und eilte möglichst leise zurück in mein Zimmer.

Schwer atmend stütze ich mich auf meinen Knien ab. Thony und Dan waren für einen Zwischenbesuch her gekommen und nun testeten sie mich zusammen mit meinen Lehrern. Ich gönnte mir eine kurze Verschnaufpause, als mich völlig unerwartet ein riesiger Lichtball auf mich zugeschossen kam, zu spät hörte ich die Rufe der anderen. 'Denk an das, was du gelernt hast!', hörte ich mein anderes Ich flüstern. Natürlich! Ich stellte meine Beine auseinander, damit ich einen besseren Stand hatte, schloss die Augen und dachte an einen großen Metallklumpen in meiner Hand, Energie floss in meine Hände, wo sich ein quadratischer Metallkasten formte, kurz bevor der Lichtstrahl mich erfasste ließ ich das gewaltige Element los, riesige Metallvögel entwichen aus dem Kasten und stürzten sich auf das Licht, Sekunden später schickte ich einen riesigen Feuerball hinterher. Gespannt beobachtete ich das Schauspiel, Metall und Feuer bekämpften zusammen das Licht. Das Kreischen der Vögel verstummte, die drei Elemente waren verschwunden und am Boden war nur ein schwarzer Brandfleck. „Hope, ist alles in Ordnung?“, mein Bruder, Dan und die Lehrer stürmten auf mich zu. Benommen nickte ich schwach, meine Beine fühlten sich an wie Pudding, die Gesichter verschwammen vor meinen Augen und dann wurde es schwarz.

Das nervige Piepen riss mich aus der Dunkelheit. Dankbar schlug ich die Augen auf und blickte geradewegs auf eine cremefarbene Wand, durch ein langes Fenster drang Sonnenschein und der dunkelbraune Vorhang reichte bis zum Boden. Neben mir stand ein EKG und zeichnete Linien auf den Bildschirm. Mein Schädel pochte, ich wollte mich aufsetzen, doch irgendwas drückte mich zurück in das weiche Bett. Eine Hand ruhte auf meiner Schulter, mein Blick glitt den muskulösen Arm entlang, über die männlichen Schultern und schließlich in sein Gesicht. Auf Dan's Lippen lag ein Grinsen, doch es war nicht das bösartige Grinsen, welches ich seit ich hier aufwachte zu sehen bekam, nein, es war sein altes freches Grinsen. Das Grinsen, welche mir den Atem nahm und mein Herz höher schlagen ließ. Dan grinste, als er meinen erhöhten Herzschlag durch das EKG wahrnahm. Langsam strich er mir über die Schulter, den Hals entlang, über meine Wange und schließlich fuhr er mit seinem Daumen die Kontur meiner Lippen nach. Während dieser Geste blickten wir uns tief in die Augen, ich verspürte das Verlangen, sein schwarzes Haar zu wühlen und über seinen muskulösen Körper zu streichen. Wie in Zeitlupe näherten sich seine Lippen den meinen, ich wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen, kurz bevor sich unsere Lippen berührten sprang er wie von der Tarantel gestochen auf und verließ den Raum. Verdattert blieb ich reglos auf dem Bett sitzen und starrte noch immer auf die geschlossene Tür. Das vorher willkommene Piepsen verwandelte sich in ein nerviges Geräusch. Entschlossen befreite ich mich aus der warmen Decke und den Schläuchen und verließ das Zimmer, zurück blieb ein leeres Bett und der lang gezogene Laut des EKG's. Ich schloss die Augen, betete, dass mich niemand sehen würde und suchte mit Tränen in den Augen den Ausgang.

Die Sonne schien und wärmte die Erde, selbst an einem so sonnigen Tag wirkte der Wald düster und geheimnisvoll. Gegen den Vorsatz, niemals auch nur einen Fuß in diesen dichten Wald zu setzten rannte ich darauf zu. Die Anziehungskraft, welche der Mischwald auf mich ausübte nahm mit jedem meiner Schritte zu. Das feine Kleidchen, dass an Krankenhauskleider erinnerte, war mir zu groß und in einem sterilen weiß. Immer schneller bahnten sich meine Füße ihren Weg durch das Gestrüpp, Äste schlugen mir ins Gesicht und hinterließen Rötungen und dünne Striemen auf meiner Haut. Es roch nach Wald, Natur und Pilzen, ein unbeschreiblich guter Duft. Hier und da begegnete ich Rehen oder Hasen, aber keinem anderen Lebewesen. Der Wald schien wie ausgestorben und nur Reh und Hase waren die Bewohner zwischen all diesen Bäumen und zwischen all diesen Eicheln, Birken, Tannen, Fichten und anderen Baumarten irrte ich umher, in der Hoffnung auf dieses Etwas zu stoßen, was mich fast magisch anzuziehen schien. Immer tiefer drang ich in den Wald, meine Schritte brachten mich schnell vorwärts und obwohl ich nicht wusste, was oder wen ich suchte, so war ich mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg war. Nach einigen hundert Metern entdeckte ich den Grund für mein Kommen. Hier auf einer riesigen wunderschönen Lichtung spiegelte sich das Paradiesbild wieder. Jedoch nur die Natur, weder Metallvögel oder Tornados unterbrachen die angenehme Stille, nur selten war das Klopfen der Spechte zu hören. Der Boden war eben und die Grashalme waren vielleicht zehn Zentimeter hoch und wiegten sich sanft hin und her. Vor mir warf der Wasserfall das Nass herunter und fing es in einem See auf. Schnell überwand ich den Abstand und betrachtete das Wasser im See. Ein sechzehn Jahre altes Mädchen mit rötlichen Haaren blickte mir entgegen, die braunen Augen waren stumpf und drückten Trauer, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit aus, welch ein Wink des Schicksals! Hahaha, ein Mädchen namens Hope ist hoffnungslos. Wütend schlug ich mit der Hand ins Wasser, kurz wurde mein Spiegelbild uneben, doch bald fügte es sich wieder als Einheit zusammen. Ich klatschte mir eine Handvoll Nass ins Gesicht und setzte mich ans Ufer, ich zog meine Beine an und legte mein Kinn auf die Knie. Ich beobachtete das Wasser, den Himmel, einfach alles und dachte an die Szene in dem Zimmer. Wieso wollte er mich küssen? Wieso? Wollte er nur wissen, ob ich mit mir spielen lasse? Er hat es geschafft, er hat mich nicht zum weinen gebracht, nein, es fühlte sich an, als würde ich innerlich verbrennen, kaputt gehen. Tränen liefen über meine Wangen und tropften von meinem Kinn. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich so dasaß und an mein beschissenes Leben dachte, als ich plötzlich etwas im Gebüsch rascheln hörte. Panisch sprang ich auf und machte mich zum Kampf bereit, doch es war kein Feind, der mich töten wollte, es war Grady, sein sonst so sauberes Fell war verschmutzt. „Hope, bist du von allen guten Geistern verlassen?! Wie kommst du aus dem Haus und hierher?! Du hättest in der Krankenstation bleiben müssen!“, herrschte er mich an und ich zog beschämt den Kopf ein. „Es..Es tut mir Leid nur..ich brauchte mal Abstand. Ich hab das alles nicht mehr ausgehalten!“, schluchzte ich, hielt mir die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. „Scheiße Grady, ich hab mich in Dan verliebt!“, platzte es aus mir heraus, schmerzvoll zerbrach mein Herz bei seinem Namen. Der graue Wolf wollte antworten, doch ein erneutes Rascheln ließ uns beide aufhorchen. Dieses Mal konnte es nicht Grady sein und wie woher sollten wir wissen, dass wir dem Tod nahe sind?





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