Verboten! <3 - Teil 23

Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 06.08.2012


Die Fahrt über den schlecht befestigten Boden kam mir vor wie eine Achterbahn und ich kämpfte gegen den Würgereiz an. Nicht ganz unschuldig war die Erdbeer-Bowle... Neidisch starrte ich auf Angel, die selig schlafend nichts davon mitbekam. Mein Blick schweifte hinüber zum Fenster, doch draußen war es so finster, dass man nicht einen Meter weit sehen konnte. Joshua grinste immer noch dämlich, stellte aber keine Fragen, worüber ich wirklich dankbar war. Das sonore Brummen des Motors, die wohlige Wärme und die weichen Ledersitze ließen mich eindösen. Irgendwie beruhigte der vertraute Geruch des Autos mich. Es war die typische, aber natürliche Duftwolke, die jede Familie umgab. Man kann es nicht definieren, aber trotzdem weiß man sofort: das ist Angels Pulli! Ich schlief auf der Fahrt also ein und bemerkte nicht, wie wir stoppten.
Ich wachte auf. Das erste, was mir auffiel, war, dass ich nicht in meinem Bett lag. Etwas verwirrt riss ich die Augen auf und starrte an die dunkle Decke, als suche ich dort die Antwort auf die umgestellte Frage: Wo war ich? Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Schwärze, und ich konnte ein aufgesprühtes Deckentatoo erahnen. Es war ein schwarzer Drache, im Stil von den Straßensprayern. Als ich mich aufsetzte und einmal tief Luftholte, stieg mir Angels Geruch in die Nase. Jetzt stand außer Frage, dass ich mich in Joshuas Zimmer, beziehungsweise Bett, befand. Hastig sah ich unter die Bettdecke. Man weiß ja nie! Doch ich war angezogen, bis auf die Schuhe natürlich, und hatte offenbar nichts getan, was ich nun bereuen könnte. Das Zimmer lag im Dunklen, trotzdem erblickte ich schemenhaft die Umrisse eines Schreibtisches, auf dem allerlei unnütze Dinge standen, Wäsche auf dem Boden, einen Schrank und eine kleine Couch, auf der etwas großes lag. Oder jemand großes. Jetzt, wo ich genauer hinsah, ging mir auf, dass es Joshua war. Wenn er nicht geschlafen hätte, wäre ich nun vor Scham im Boden versunken, denn sein nackter Oberkörper zog mich etwas zu lang in seinen Bann. Ich schob das auf den Alkohol und hatte damit womöglich recht, denn die Bewegungen mit dem Kopf waren einfach zum Kotzen. Und das wortwörtlich! Ich ließ mich nach hinten fallen und stöhnte laut auf, als der Reißverschluss des Kleides in meinen Rücken stach. Einige Minuten lag ich noch so da, dann warf ich einen Blick auf Josh und stand auf. Er schlief offenbar und sehr langsam zog ich mir die Feinstrumpfhose von den Beinen. Ich sah noch einmal zu Josh, seine Augen waren jedoch geschlossen. Dachte ich. Mit schnelleren Bewegungen zog ich den Reißverschluss auf und streifte mir das Kleid von den Schultern. Als ich aufsah, schaute ich in ein grinsendes Gesicht, mit amüsiert blitzenden Augen. Joshua setzte sich auf, betrachtete ruhig meinen halbnackten Körper, ich hatte nur Unterwäsche an, und sein Grinsen wurde einen Tick anzüglicher. Ich hüpfte mit einem Quieken und rotem Kopf zurück in sein Bett, zog die Decke bis zum Kinn. "Oh, schade. Ich dachte, du würdest jetzt ein heißes Stripteese hinlegen." Wieder dieses Grinsen. Mein Kopf war höchstwahrscheinlich hochrot und ich dankte Gott für die Dunkelheit. Meine Stimme versagte bei seinen Worten, was ihn jedoch nicht zu überraschen schien. "Aber du fängst doch bestimmt was mit mir an!?" fragte er wie nebenbei und sah mir unverwandt in die Augen. "Nein." presste ich mühsam hervor. Mir war das ganze so peinlich, dass mein einziger Gedanke war: Shit! "Stimmt, war da nicht dieser Typ, Peter oder so, von dem Angel öfters erzählt?" "Paul?" fragte ich nach. "Ja, genau der. Er scheint's ihr ja angetan zu haben..." Was? Das hörte ich zum ersten Mal! Außerdem hatte Angel das Aus zwischen ihr und Fabian doch so zugesetzt!? Ich schob Joshuas Vermutung auf sein mangelndes Verständnis und brummte ein "Keine Ahnung." Nach einer kurzen Pause, in der ich mich in die kuschelige Bettdecke einwickelte, hörte ich seine kehlige Stimme: "Gute Nacht, Kleines." Ich brachte nur noch ein "Hmm." zustande, dann übermannte mich der Schlaf erneut. Mir war es vor lauter Müdigkeit entgangen, dass ich in seinem Bett schlief.
Am nächsten Morgen rüttelte mich jemand unsanft wach. "Skyyyyyy!" vernahm ich eine durchaus bekannte Stimme. "Sky, wach auf." Als ich mit altbekannten Mühen die Augen aufbekam, blickte ich in Angels Gesicht, die etwas merkwürdig dreinschaute. "Was ist hier gestern Abend noch so passiert?" Ihre Frage stand eine Weile im Raum, bevor sich realisierte, wie sie angesäuert auf meine Kleidung auf dem Boden schielte. "Nichts, Angel,..." wollte ich sie beruhigen, würde aber etwas stürmisch von ihr unterbrochen: "Und warum rennt Joshua mit so einem dämlichen Grinsen herum?!" Ich seufzte, sah meine beste Freundin an und fing an zu erklären. "Ich bin in seinem Zimmer aufgewacht und in dieser Klamotte zu schlafen war ungemütlich. Also hab ich sie ausgezogen und dein herzallerliebster Bruder hat mich begaffen können. So einfach." Während meiner Ausführungen beruhigte sie sich zusehends, es war schon fast auffällig, wie sehr sie das mitnahm. Ich sprach sie sofort darauf an: "Warum wäre dir das so unangenehm?" Entgeistert starrte Angel mich an und fragte lediglich: "Würdest du deine beste Freundin ins Messer laufen lassen?!" Der Satz sagte genug. Für Angel war Josh der Idiot, der die Mädchen ins Bett brachte und sie dann fallen ließ. Und ich konnte ihr es nicht verübeln, solche Gedanken zu denken. Besonders in Zusammenhang mit Josh, der ihr schon einmal eine Freundin erst weggeschnappt und dann vertrieben hat. Ich schwieg und setzte mich aus. Meine Haare schienen der Schwerkraft zu trotzen, wie jeden Morgen, und ich sammelte die Kleidung ein. "Hier." Angel hielt mir meine Tasche vor die Nase und ich nahm sie dankend entgegen. Wortlos, ich war nie ein Morgenmensch, ging ich an ihr vorbei ins Bad und zog mich aus. Mit leichten Kopfschmerzen sprang ich unter die Dusche und ließ das Wasser über mein Gesicht laufen. Das kühle Wasser wusch meine Gedanken rein und ich beseitigte die Reste der Party. Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich nicht in den Spiegel gesehen oder Angel etwas kommentiert hatte. Als ich nun wieder aus der Badewanne klettern wollte, rutschte ich unglücklich aus und knallte mit dem Knie gegen den Rand. Ich schrie auf und hüpfte ungelenk, jetzt endlich auf sicherem Boden, auf und ab. "Alles klar mit dir?" hörte ich Joshuas dumpfe Stimme durch die Tür. Hektisch, ein Handtuch aus dem alten Holzschrank hervorziehend, bejahte ich, doch der Schmerz pochte unangenehm im Knie. Leise fluchend trocknete ich mich ab, holte frische Kleinung aus meiner Tasche und kämmte die kurzen Haare, die wirr in meine Augen fielen. Ich trottete aus dem Bad, schmiss meine Sachen in Angels Zimmer und ging in die Küche. Dort erwarteten mich schon ein gedeckter Tisch, zwei dampfende Tassen Kaffee und ein verlockendes Schokoladenhörnchen. Angel saß mir gegenüber und wir quatschten ein bisschen, doch auch sie blieb eher stumm. Als Josh hereinkam und sich die Espresso-Maschine anschmiss, dröhnte ebenfalls nur das Surren durch die Küche. Mein und sein Blick trafen sich und wieder erschien sein breites Grinsen. Ha ha ha, dachte ich ironisch, sehr lustig.





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